Hat zufällig jemand von Euch die Sendung Johannes B. Kerner am 24.04. gesehen? Unter anderem war ein Thema Adoption und ich fand die Sendung nicht besonders gut gemacht. Würde mich interessieren, ob es jemand von Euch gesehen hat und wie Ihr es fandet.
Ich habe danach an die Redaktion geschrieben:
Zitat Liebe JBK-Redaktion,
ich habe Ihre Sendung vom 24.04.07, in der es u.a. um Adoption ging, gesehen und freue mich, dass Sie sich diesem Thema annehmen. Es ist schön, dass in der Sendung herausgearbeitet wurde, dass die in Deutschland als Regelfall vorgesehene Inkognito-Adoption eine schlechte Regelung ist. Allerdings war das meines Erachtens nur für Zuschauer herauszuhören, die sich bereits ein wenig mit der Materie auskennen. Gut gefallen hat mir in diesem Zusammenhang, dass die Adoptions-Trainerin zu Wort gekommen ist und mit einigen Mythen rund um die Adoption aufgeräumt hat.
Als Adoptierte muss ich jedoch sagen, dass mir die Art und Weise der Behandlung im Ganzen viel zu einseitig war. Zur journalistischen Sorgfalt hätte es meiner Ansicht nach gehört, auch eine/n Betroffene/n zu Wort kommen zu lassen. Das hätte die Thematik wesentlich mehrdimensionaler erscheinen lassen als durch Ihre Auswahl der Gäste geschehen! Wenn das Credo Ihres Gastes Sandra Jolig lautet, Adoption sei eine lebenslange Ausfgabe, so hätte ein erwachsener Adoptierter unbedingt eingeladen werden müssen, um die Problematik dieser "lebenslangen Aufgabe" aus der Sicht eines lebenslang Betroffenen darzustellen. Reinhard May hingegen hätte zu diesem Thema überhaupt nicht befragt werden müssen, da er nichts substantielles beitragen konnte.
Im Internet gibt es eine Reihe von Adoptierten-Foren und weiterhin ist eine große Anzahl von sehr guten Buchpublikationen zum Thema Adoption erschienen, aus denen deutlich wird, dass die Adoption kein so "rosiges" Thema ist, wie es durch die Auswahl ihrer Gäste und die Moderation Ihrer Sendung vermittelt wurde. Viele Adoptierte leiden ihr Leben lang unter Identitätskonflikten, da Ihre einstige Identität (mitsamt dem Namen) vollkommen ausgelöscht und jede Verbindung zur Herkunftsfamilie unwiderruflich gekappt wird. In diesem Zusammenhang wird die Auslandsadoption in Fachkreisen oft sehr kontrovers diskutiert. Da in vielen Ländern der Dritten Welt in der Regel keinerlei Akten über die Herkunftsfamilie geführt werden, ist den aus dem Auland Adoptierten ein späteres Auffinden der eigenen Identität oft nicht möglich.
Ich möchte Ihnen zur Adoptions-Thematik exemplarisch zwei Bücher und ein Internet-Forum empfehlen:
1) Christine Swientek, Adoptierte auf der Suche...nach ihren Eltern und ihrer Identität, Herder, Freiburg 2001 (ISBN: 3-451-05199-0).
2) Regula Bott, Adoptierte suchen ihre Herkunft, Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1995 (ISBN: 3-525-01714-6).
Anhand dieser Materialien wird deutlich, um wieviel mehr es beim Thema Adoption geht. Ich finde es daher sehr schade, dass Ihre Sendung den Eindruck vermittelt hat, es gäbe viele elternlose Kinder und viele kinderlose Paare, also sei Adoption doch für alle das Beste und per se ein guter Weg (so z.B. Rainer Hunold)!