hatte mich Mitte April schon angemeldet, war aber bisher wenig aktiv. Also jetzt mal für all diejenigen, die mich noch nicht kennen:
habe 1984 meinen ersten Sohn zur Adoption freigegeben. Vor zwei Jahren habe ich ihn gesucht und gefunden. Er war mittlerweile 21 Jahre alt und konnte selbst entscheiden, ob er mich sehen will oder nicht.
Nach unserem ersten Kennenlernen hatten wir ein Jahr lang intensivsten Kontakt. Wir verlangten einander sehr viel ab, als wollten wir all die verlorenen Jahre auf einmal nachholen. Vielleicht war das alles zu viel auf einmal. Jedenfalls feierten wir nach dem ersten dreiviertel Jahr auf seinen Wunsch hin seinen 22. Geburtstag zusammen mit seiner Lebensgefährtin, seinen A-Eltern und deren leiblichen Sohn (4 Jahre jünger) und meinem jüngeren Sohn.
Ich war dann noch ein paar Tage bei ihm, habe seinen Alltag miterlebt und es kam am Ende zum Streit. Dieser Streit hat dazu geführt, dass wir seit März 2006 keinen Kontakt mehr haben.
Meine Auseinandersetzung mit dem Gesamtthema ist intensiv und wird es auch bleiben. Am liebsten würde ich ein Buch über Herkunftsmütter schreiben - mit euch zusammen?
Liebe Grüße von Doro, freu mich auf den Austausch mit euch allen
Hm. Ich bin immer wieder erstaunt, dass nach ca. 1 Jahr meistens der Bruch kommt (vorausgesetzt, dass alle Beteiligten sich auf den Anfang einlassen).
Bei mir war es auch so. Jedoch hatte es keine Gründe im Streit, sondern ich war einfach überfordert. Habe mir zuviel zugemutet und stand plötzlich als seelische Ruine da.
Nichts destotrotz habe ich mich wieder gefangen und von mir aus den Kontakt gesucht.
Ich wünsche mir für dich, dass auch du mit deinem Sohn erneut zusammenfindest.
danke für Deine schnelle Antwort. Ich freu mich auch Dich hier wiederzusehen, bin ja schon seit langer Zeit mit Brigitte verbunden, auch adoptions-forum.com. Also ich war im letzten jahr sehr wenig aktiv im Bereich unseres Themas, weil ich sehr stark mit mir beschäftigt bin und war.
Aktuell bin ich seit einem halben Jahr rauchfrei und hatte in dieser Zeit ein rauchfrei Forum ganz nötig gebraucht, um es endlich zu packen von dieser sch...Sucht loszukommen.
Gerade die Tatsache, dass ich meinen ersten Sohn hatte kennen lernen können und dürfen gab mir endlich den inneren Freiraum, mich um mich selbst zu kümmern. Hört sich jetzt komisch an, aber mir war das Wichtigste ihn kennen zu lernen. Die Pause jetzt macht mir nich so viel aus...
Die emotionale Belastung bzw. die Riesenwellen die bei egal welchen Begegnungen schlagen sind nur schwer auszuhalten, denn der Prozess des Adoptierens oder de adoptiert werdens ist in beiden Fällen eben nicht der natürliche Verlauf.
Gut, bei Dir war der Tod Deiner Mutter der Auslöser, also keine Willensentscheidung.
In der nächsten Zeit will ich mich mal hier einlesen, ich blick ja noch gar nich so durch...
Hach, das ist jetzt aber ein schwieriges Thema! Ich schreibe aus der Sicht eines Adoptierten.
Ich habe meine L-Mutter etwa Mitte 20 kennen gelernt. Das erste Treffen war sehr bewegend. Ich stand das erste Mal im Leben einem Menschen gegenüber, der "mein eigen Fleisch und Blut" hatte. Wir entdeckten viele Gemeinsamkeiten, an die Nicht-Adoptierte gar nicht denken können: gemeinsame Lieblingsschokoladen und Eissorten, ähnlicher Farbgeschmack, einfache Lebensgewohnheiten, Hand- und Kopfhaltungen usw.
Auch bei meiner L-Mutter war emotional viel los. Die ganze relativ unverarbeitete Geschichte dieser Adoption kam ihr hoch. Es war anfangs wohl eine Art Erlösung für sie, dass ich aufgetaucht war. Sie bekam natürlich Stress mit ihrer Tochter, denn sie hatte mich verschwiegen. Und ihre Tochter hatte sich immer einen Bruder gewünscht...
Bei den nächsten Treffen wurde es dann eng, und schließlich unterbrach sie den Kontakt, schrieb mir einen Brief, dass sie das alles zu sehr überfordere im Moment, da ich sie zu sehr an meinen Vater erinnern würde. Und den hasste sie offensichtlich immer noch.
Oh Mann, das war wie die zweite Aussetzung für mich! Ich hab aber den Kontakt zu ihrer Tochter weiter gehalten, und sie hat irgendwie dafür gesorgt, dass wir uns nicht wieder aus den Augen verlieren. Im Augenblick ist der Kontakt zwischen mir und meiner L-Mutter eher pragmatisch-oberflächlich: man sieht sich ab und zu und umschifft die wunden Stellen. Ich trau mich nicht mehr, sie auf dieses Thema anzusprechen, und ehrlich gesagt: Je mehr ich merke, welche Wunden das bei mir gerissen hat, desto schwieriger wird es für mich, ihre Entscheidung damals gut zu finden. Hat das wirklich alles so in dieser krassen Form sein müssen? Hätte es nicht andere Wege gegeben?
Naja, ist jetzt vielleicht ein anderes Thema, aber ich will damit sagen: Der Wunsch einer L-Mutter, Kontakt zu ihrem Kind zu bekommen ist sicherlich verständlich. Aber ist die L-Mutter auch wirklich reif, sich den extremen Untiefen in der Beziehung zu stellen? Kann sie das durchhalten? Oder kommt es zu einer neuen Enttäuschung, einem neuen Beziehungsabbruch?
Das obige gilt natürlich auch im umgekehrten Fall: Vielleicht ist der/die Adoptierte ja auch noch nicht in der Lage, mit der Situation umzugehen und bricht den Kontakt wieder ab.
Ich glaube, dass eine Begegnung zwischen L-Mutter und L-Kind immer eine verflixt komplizierte und ambivalente Sache ist, die man am besten von vornherein durch Profis begleiten lässt. Einerseits besteht auf beiden Seiten der Wunsch nach Kontakt, der sehr schnell überfrachtet wird durch Wiedergutmachungswünsche oder Nachholbedürfnisse. Auf der anderen Seite steht zwischen beiden unwiderruflich die Tatsache, dass die L-Mutter ihr L-Kind zur Adoption frei gegeben hat und ihm damit eine nicht wieder rückgängig zu machende Verletzung zugefügt hat. (Ich rede jetzt nicht von Zwangsadoptionen in Diktaturen. Das ist wahrscheinlich anders gelagert.) Das sind beides Killer für jede normale Beziehung.
Ich denke Neugier ist ein guter Ausgangspunkt. Alles andere muss sich ergeben. Und jeder muss in einer solchen Begegnung bereit sein zu akzeptieren, dass es sowohl ihm oder ihr als auch dem oder der anderen zu viel wird. Und das sollte man sich gefälligst vorher klar machen, was wir beide im Fall der Begegnung zwischen mir und meiner L-Mutter nicht so klar hatten, denke ich.
Das "gefälligst" war an mich selbst gerichtet. Klar: die Seite, die die Initiative ergreift, muss sich das klar machen. Aber auch die andere Seite muss sich das klar machen. Das ist mir jedenfalls jetzt klar. Das sieht man ja deutlich bei sherrys Geschichte mit ihrem Vater. Sie verausgabt sich ja total, nur weil sie einmal zu schnell ja gesagt hat!
Du hast völlig Recht: Adoption ist so ein Nicht-Thema, bei dem alles wohl geordnet erscheint - bis die Kinder nach ihren Eltern fragen bzw. die Eltern nach ihren Kindern.
Es muss etwas geschehen! Es braucht eine vernünftige Öffentlichkeitsarbeit zu diesem Thema. Wir brauchen einen Verein Adoptionserfahrener oder so ähnlich, der z.B. Gesetzesreformen erarbeitet und vorschlägt, der aufklärt über das Thema, der berät, Beratungslei(d)tfäden für die Beratungsstellen erarbeitet usw.
Gibt es das eigentlich schon?
Das ist jetzt etwas ab vom Thema, aber passt irgendwie hierher. Wenn ich wieder etwas sortierter bin, werde ich mich mal stärker damit beschäftigen.
natürlich hat nur die eine Seite (die der Suchenden) Zeit sich entsprechend vorzubereiten. Die "andere" Seite hat aber doch eigentlich auch die Möglichkeit sich vor der ersten Kontaktaufnahme Zeit auszuerbeten. Nur muss es jede Seite der anderen mitteilen. Da sollte man ehrlich zu seinen Gefühlen sein und ich glaube die jeweilige "Gegenseite" (welch blöder Begriff zwischen Kind und Herkunftseltern, sorry!) würde es verstehen. Kann aber auch sein ich unterschätze die jeweiligen "Seiten". Bevor ich noch mehr verwirrte Worte schreibe, höre ich hier auf, ich hoffe ihr versteht trotzdem was ich meine.
Liebe Grüße Vulnona
Ja, aber ich denke auch, dass man selbst als Suchende/r, nicht wirklich auf das vorbereitet ist, was da kommt.
danke für Deine sehr differenzierten Antworten und Beiträge. Ja, ich war so "egoistisch" meinen Sohn selbst zu suchen und ich stehe dazu. Ich hatte ihn über 20 Jahre lang schmerzlich vermisst und nun war er genauso alt wie ich zu dem Zeitpunkt, als ich mich von ihm getrennt hatte. Ja, ich war damals ungewollt schwanger und hatte mich gegen Abtreibung entschieden, weil ich Leben nicht zerstören wollte und konnte. Und ich war nicht alleine ungewollt schwanger: es gab ja auch den Vater dazu, der mich sogar ehelichte, obwohl er das Kind von Anfang an nicht wollte...
Und was soll ich Dir sagen: ich habe die Kraft zum Suchen erst ab dem Zeitpunkt gehabt, als ich meinen Lebenspartner endlich gefunden hatte: vor ca. 3 Jahren. Er gab mir die Kraft zu suchen, ohne ihn hätte ich das nie geschafft!!!!
Das Finden meines Sohnes schließlich führte zu meiner Beruhigung im direkten Umgang mit ihm. Und es führte dazu, mit dem gesamten Thema ab jetzt sachlich umgehen zu wollen.
Ich bin sehr froh darüber, dass unser relativ junges Forum so viel Raum für uns alle lässt und freu mich auf alle weiteren Beiträge
Liebe Doro, ich bin genauso egoistisch, und suche meinen Sohn. heimlich habe ich ihn immer gesucht. Aber erst, als ich mich mit Adoption im Internet intensiver auseinander setzte fand ich den Mut zum JA zu gehen, und nach zu fragen, ob ich ihn kennenlernen darf.
Niemand kann wirklich wissen, was man mit einer Suche auslöst. Ich bin aber sehr froh, daß ich jetzt zumindest weiß, daß er lebt!!!