ZitatIn den Adoptionsseminaren wird viel geschult für das Leben mit einem Adoptionskind, aber die vorhandenen Ängste und unbearbeiteten Emotionen werden psychisch überhaupt nicht bearbeitet. Deshalb sind die Ängste da, das Kind (Ersatzpartner, Tröster etc.) könnte ja wieder weggenommen werden. Aber das ist ein anderes Thema, zudem es soviel zu sagen gäbe...!
Mich interessiert welche Erfahrungen ihr bei den Seminaren gemacht habt!
ZitatIn den Adoptionsseminaren wird viel geschult für das Leben mit einem Adoptionskind, aber die vorhandenen Ängste und unbearbeiteten Emotionen werden psychisch überhaupt nicht bearbeitet. Deshalb sind die Ängste da, das Kind (Ersatzpartner, Tröster etc.) könnte ja wieder weggenommen werden. Aber das ist ein anderes Thema, zudem es soviel zu sagen gäbe...!
Mich interessiert welche Erfahrungen ihr bei den Seminaren gemacht habt!
Liebe Grüße, Bianka
Hallo,
das stimmt, in diesen Seminaren geht's nicht um die Ängste der Bewerber, sondern um das Leben mit dem Kind und wie man mit seiner Herkunft und der Wurzelsuche umgeht - und mit der Pubertät (dem Lieblingsthema der SA's).
Bevor man eine A. startet, sollte man sich ja mit seiner Kinderlosigkeit abgefunden haben. Und ich glaube, diese Ängste passen absolut nicht ins Bild.
Und ehrlich gesagt, würde ich meine diesbezüglichen ängste nicht mit einem SA besprechen sondern vielleicht eher mit einem Fachmann, denn der/die SA würde dann noch denken, die ist nicht belastbar, sie kommt mit unvorhergesehenen Situationen nicht zurecht, die kriegt kein Kind vermittelt. Obwohl doch jeder Angst hat/haben darf, und mir wären Leute lieber, die ihre Ängste/Bedenken artikulieren anstatt in sich reinzufressen oder aufgrund dessen gravierende Fehler machen.
Diese Seminare dienen m.E. als Grundlage, Hintergrundwissen oder eben als Wissen, um mit der neuen Situation (das Kind sieht anders aus als man selber) besser klarzukommen. Für mich persönlich war dieses Seminar eine (gute)Vorbereitung auf das Leben "danach" und eine Grundlage, mich weiterhin damit zu beschäftigen.
Ich denke schon, daß bei der 1. Adoption so ein Seminar eine gute Sache ist - allerdings sind die o.g. Ängste gar nicht thematisiert worden - ich glaube aber, die werden erst Thema, wenn es um die ERstellung der Nachsorgeberichte geht und die SA regelmäßig zu Hausbesuchen anrückt und guckt, ob es dem Kind gut geht und alles da ist, was es braucht. Diese Anst hatten wir auch zeitweise bei der 1. A. im Land selber, als die SA öfter anrückte, auch unangemeldet.
Wenn die o.g. Ängste tatsächlich in einem solchen Seminar behandelt werden sollen, müßte man m.E. einen erfahrenen Psychologen engagieren und diesen Teil unter Ausschluß der Organisatoren (Verm.stelle) anbieten.
Liebe Pingsdorf, hattet ihr die Seminare übers Jugendamt oder über eine andere Vermittlungsstelle? Soweit ich weiß unterscheiden sich die Seminare auch zwischen Auslandsado und Inlandsado, oder?
Ich denke, man sollte sich mit der Kinderlosigkeit abgefunden haben, damit man sich bewußt ist, dass das Kind welches man bekommt, eben kein leibliches ist. Ich finde das schon wichtig. Aber in so einem Seminar, wo ja auch noch andere Menschen sitzen, sollte das auch nicht thematisiert werden. Ich denke dazu wären Einzellgespräche sinnvoller.
Wieviele Einzelgespräche gibt es denn? Kann man da nicht alle Ängste und Sorgen ansprechen?
Wurdet ihr bei den Seminaren denn nicht genaustens über Eure rechtliche Stellung aufgeklärt worden? Denn dann müssten A.Eltern doch gar keine Sorgen haben, dass ihnen das Kind wieder weggenommen werden könnte.
[quote="BibiBlockstein"]Liebe Pingsdorf, hattet ihr die Seminare übers Jugendamt oder über eine andere Vermittlungsstelle? Soweit ich weiß unterscheiden sich die Seminare auch zwischen Auslandsado und Inlandsado, oder?
Gibt's da wirklich unterschiede? Ich habe eins für Auslandsadoption mitgemacht. Es ging über ein WE, und ich fand, es war eine gute Grundlage. Es war eine kirchliche Verm.stelle.
Ich denke, man sollte sich mit der Kinderlosigkeit abgefunden haben, damit man sich bewußt ist, dass das Kind welches man bekommt, eben kein leibliches ist. Ich finde das schon wichtig. Aber in so einem Seminar, wo ja auch noch andere Menschen sitzen, sollte das auch nicht thematisiert werden. Ich denke dazu wären Einzellgespräche sinnvoller.
Im Laufe des Verfahrens ( 2 Jahre vorbereitungszeit) hatte man genügend Zeit, sich darüber klar zu werden bzw. sich damit "anzufreunden". Vor den anderen seine Gedanken auszupacken, ging meinem Mann gegen den Strich, er dachte immer, je besser (konformer) die Antworten, desto größer die Chancen ein Kind vermittelt zu bekommen. Ich selber fand es interessant, wie die anderen dazu standen, für mich waren es in diesem Fall keine Konkurrenten. Als wir die Adoption starteten, war für uns die Sache mit dem leibl. Kind bereits abgehakt, entweder es klappt auf natürlichem Weg, oder das war es. Nachdem es dabei geblieben ist, war für uns klar, daß uns die moderne Reproduktionsmedizin kreuzweisen kann, und wir begannen vor meinem 30. Geb.tag (eigentlich wollten wir erst da anfangen).
Wieviele Einzelgespräche gibt es denn? Kann man da nicht alle Ängste und Sorgen ansprechen?
Es gab viele. Entweder bei der SA hier vor Ort, oder eben in Düsseldorf. Die Angst, das Kind abgenommen zu bekommen, hatten wir erst bei den Nachsorgeberichten, die bei unserem Sohn 6 Jahre lang erstellt werden mußten. Also, wir fühlten uns sichtlich wohler, als die Nachadoption (die nicht nötig war, aber das wußten die Behörden hier auch nicht so genau, ob oder ob nicht) durch war.
Wurdet ihr bei den Seminaren denn nicht genaustens über Eure rechtliche Stellung aufgeklärt worden? Denn dann müssten A.Eltern doch gar keine Sorgen haben, dass ihnen das Kind wieder weggenommen werden könnte.
Doch ,das wurden wir schon. Aber wenn das Kind dann da ist und die Papiere eben noch nicht vollständig sind, dann malt man gerne den Teufel an die Wand bzw. hat Horrorvorstellungen. Wenn man das 1x durchexerziert hat, weiß man ja, wie der Hase läuft und läßt sich dann durch nichts mehr aus der Ruhe bringen.
Als er dann da war - und ich erinnere mich noch genau an den Tag, ich putzte gerade das Wohnzimmerfenster, und eine Nachbarin wurde vom Totenauto abgeholt, es war herbst - ging mir so durch den Kopf, daß unser Kind ja mit uns so gar nichts zu tun hat, wir können nicht sagen, er hat die Augen vom Opa, die Nase von mir etc., unser Kind sieht so ganz anders aus als wir, das war schon sonderbar, aber das war nun mal unser Weg, und mit der Zeit geht er sich ja immer besser - jetzt guckt uns keiner mehr komisch an oder bezweifelt unsere Elternschaft (nein, noch immer wird für uns in Gedanken der Rote Teppich ausgerollt).
Hallo Pingsdorf, darf ich fragen, warum die nachsorge 6 Jahre dauerte? Man, das ist aber eine ganz schön lange Zeit. An wen gingen denn die Berichte, die ihr in den 6 Jahren erstellt habt?
Ich weiß nicht genau wie die Unterschiede zwischen den Seminaren (Inland-Ausland) sind. Aber grade das interessiert mich!
meine Teilnahme an einem Adoptionsbewerberseminar liegt nur schon fast 30 Jahr zurück. Der Schwerpunkt lag nach meinem Eindruck auf dem Gedanken-, Meinungs- und Gefühlsaustausch der Bewerber (ich glaube, wir waren 6 Paare) untereinander und der genauen Beobachtung von Seiten der Jugendamts-Sozialarbeiter, wie wir uns gaben, was wir äußerten um so unsere Motive zu analysieren. An fast jeder Zusammenkunft nahmen Ado-Mütter teil, die uns über ihre Erfahrungen berichteten (man hatte offensichtlich nur hochbegeisterte Mütter ausgesucht, die sich in ihrer Schwärmerei überschlugen).
Von Jugendamtsseite wurden uns die Herkunftshintergründe dieser Kinder nahegebracht - was bereits für einige Bewerber Anlaß war, die Segel zu streichen - über die rechtliche Seite einer Adoption referiert und das Adoptionsprozedere durchgesprochen. Ein Besuch im Kinderheim stand auf dem Programm, aber (noch?) keine psychologisch fundamentierten Aufklärungen oder Anleitungen wie ich sie heute lese oder hier aus dem Forum erfahre.
Daher finde ich es schade, dass es solche Foren vor über 25 Jahre noch nicht gab, man wäre wahrscheinlich nicht so blauäugig in eine Adoption hineingegangen; andererseits vielleicht auch wiederum gut, weil man die Normalität des Familienlebens lebte, ohne große Ängste, ob man dem Status des Kindes auch in jedem gelebten Augenblick gerecht wird und auch nichts außer Acht läßt, was uns dem Kind gegenüber nicht zusteht, wie ich das hier schon etliche Male präsentiert bekommen habe. Unser Kind wurde ganz früh aufgeklärt und ist mit diesem Wissen als Maßstab der Normalität aufgewachsen. Die Beziehung unseres Kindes zu uns ist heute noch sehr eng; das dürfte die grobe Richtigkeit unserer Erziehung beweisen, obwohl wir auch unsere Fehler gemacht haben.
Die Adoption konnten wir erst nach 2 Jahren (massiv) durchsetzen, weil der Gesundheitszustand unseres Kindes von Anfang an als schlecht zu bezeichnen war. Während der Ado-Pflegezeit kam im ersten Jahr ab und zu eine Sozialarbeiterin vorbei (immer eine andere) was im 2. Jahr auch unerblieb. Nachsorge nach Durchführung der Adoption haben wir nie erfahren.
Hallo Martina, danke Dir für dieses Posting. Du kennst doch auch noch andere A.Eltern. Siehst Du einen Unterschied zwischen den Seminaren von damals und heute? Was hat denn das Jugendamt für Herkunftshintergründe genannt? Wurden denn Eure Fragen alle beantwortet? Warst Du Dir denn sicher, dass die Mutter wußte, dass ihr Kind krank war?
ZitatBianka schrieb: Hallo Martina, danke Dir für dieses Posting. 1. Du kennst doch auch noch andere A.Eltern. Siehst Du einen Unterschied zwischen den Seminaren von damals und heute? 2. Was hat denn das Jugendamt für Herkunftshintergründe genannt? 3. Wurden denn Eure Fragen alle beantwortet? 4. Warst Du Dir denn sicher, dass die Mutter wußte, dass ihr Kind krank war?
Liebe Grüße, Bianka
1. Ja, ich stellte fest, dass bei den Ado-Bewerber-Seminaren heute z. T. mehr mit psychologischem background gearbeitet wird. Das fehlte damals völlig.
2. Die Hintergründe der ganzen Bandbreite der zur Vermittlung kommenden Kinder.
3. Wir waren alles Erstadoptierer und sind alle gleich blauäugig an die Sache herangegangen, so dass sich tiefergreifende Fragen von uns aus noch gar nicht stellten. Heute sähe das - bei mir jedenfalls - anders aus.
4. Unser Kind war eine Früh- und Spontangeburt, so dass sie um seinen Zustand wußte. Es stand lange Zeit nicht fest, ob er durchkommt. Soweit ich in Erfahrung bringen konnte, hat sie nie den Versuch gemacht, ihn im Krankenhaus zu besuchen.
Hallo Pingsdorf, darf ich fragen, warum die nachsorge 6 Jahre dauerte? Man, das ist aber eine ganz schön lange Zeit. An wen gingen denn die Berichte, die ihr in den 6 Jahren erstellt habt?
Ich weiß nicht genau wie die Unterschiede zwischen den Seminaren (Inland-Ausland) sind. Aber grade das interessiert mich!
Liebe Grüße, Bianka
Hallo Bianka,
die Zahl der Nachsorgeberichte hängt vom jeweiligen Land ab. I´m Falle unseres Sohnes mußten 6 jahre lang welche verfaßt werden. Im ersten jahr alle Vierteljahre, dann im 2. meine ich, waren es zwei, und dann die restl. 4 jahre eben nur noch einer pro Jahr. Das, was es für uns ein bißchen schwer gemacht hat, war die Adoptionspflege, wo unser Sohn zwar schon bei uns wohnte (in seinem Geburtsland war die A. auch durch, und er hat neue Papiere erhalten, eigentlich hätten wir uns die Nachadoptions sparen können, aber das wußte man hier auf den Behörden nicht), und als Pflegekind hat er eben nicht denselben Status wie als Adoptivkind, die Pflege ist für mich was unbeständiges, wo noch Dritte (die SA in diesem Fall) mitspracherecht haben.
Bei unserer tochter mußten erheblich weniger Berichte geschrieben werden, die mußten wir selber schreiben, und die SA brauchte sie bloß noch abzusegnen; aber ihr Status war anders, hier brauchte die A. bloß noch anerkannt zu werden.