Welt im Spiegel Adoptivkind wurde von Schleppern entführt
Zwischen den Niederlanden und Indien spielt sich derzeit ein tragischer Streit um ein indisches Adoptivkind ab, das schon sechs Jahre bei seinen Adoptiveltern in Holland wohnt.
Wie erst jetzt durch eine Reportage des TV-Senders „Netwerk“ bekannt wurde, wurde das Kind vor acht Jahren in Indien von einer Schlepperbande entführt und dort dann an ein Waisenhaus verkauft. Das Kind war zu diesem Zeitpunkt etwa ein Jahr alt. Über eine Adoptivorganisation namens „Meiling“ wurde das Kind dann an seine heutigen Adoptiveltern in Holland vermittelt, wo es inzwischen seit sechs Jahren lebt. Die leiblichen Eltern des Kindes in Indien, die zunächst dachten, ihr Sohn sei tot, haben jedoch inzwischen herausgefunden, dass ihr Sohn mithilfe von gefälschten Papieren samt falschem Familiennamen von einem Waisenhaus in Indien zur Adoption freigegeben wurde. Sie verlangen nun die unverzügliche Rückkehr ihres Sohnes und einen DNA-Test, mit dem zweifelsfrei nachgewiesen werden kann, dass sie die biologischen Eltern sind.
Der Fall schlägt inzwischen so hohe Wellen, dass ihn der Haager Justizminister Ernst Hirsch Ballin zur Chefsache erklärt hat. „Das ist eine sehr ernste Angelegenheit. Auch die Folgen für alle davon Betroffenen sind schrecklich“, sagte der Minister. Er kündigte an, den Fall gründlich untersuchen zu lassen. Die biologischen Eltern des Jungen haben in Indien inzwischen per Gerichtsbeschluss die Rückgabe ihres Kindes erwirkt. Die Adoptiveltern in den Niederlanden ließen über einen Anwalt mitteilen, dass sie momentan nicht wissen, wie sie sich entscheiden sollen.
„Das ist ein schreckliches Problem, vor dem sie stehen. Sie haben im guten Glauben gehandelt und meinten, ein Waisenkind adoptiert zu haben. Man kann den Adoptiveltern daher keinen Vorwurf machen, wohl aber der Organisation, die das Kind vermittelt hat. Sie scheint unsorgfältig gewesen zu sein“, stellt Rene Hoksbergen, langjähriger Professor für Adoptivrecht an der Universität Utrecht, fest. „Der Fall ist tragisch.“
Vermutlich aber ist es kein Einzelfall. Zwar gibt es noch keine handfesten Beweise dafür, dass zahlreiche indische Kinder auf illegale Weise von Schlepperbanden geraubt und dann an Waisenhäuser verkauft werden, von wo aus sie dann weltweit zur Adoption angeboten werden. In Holland fürchtet man, dass dieser nun bekannt gewordene Fall eines verschleppten indischen Jungen nur die Spitze eines Eisbergs darstellt.
Zitat... dass dieser nun bekannt gewordene Fall eines verschleppten indischen Jungen nur die Spitze eines Eisbergs darstellt.
sollte sich das bestätigen, schrecklich!
Zitat... Organisation, die das Kind vermittelt hat .... scheint unsorgfältig gewesen zu sein“, stellt Rene Hoksbergen, langjähriger Professor für Adoptivrecht an der Universität Utrecht fest ....
unsorgfältig hört sich in dem zusammenhang etwas sehr salopp und verharmlosend an, gut, daß es öffentlich wurde!
Zitat.... zahlreiche indische Kinder auf illegale Weise von Schlepperbanden geraubt und dann an Waisenhäuser verkauft werden, von wo aus sie dann weltweit zur Adoption angeboten werden.
beim wort anbieten ist bei mir sowieso aus, deutlicher kann der wert kleiner hilfl- u. wehrloser geschöpfe kaum umschrieben werden. daß ausgerechnet waisenhäuser kinder kaufen, ist wirklich die höhe. ob die von staatlichen einrichtungen nicht überprüft werden?
Hallo Bonnie, ich weiß ja nicht, wie staatliche Einrichtungen in Drittweltländer funktionieren. Ich finde es so erschreckend, daß immer mal wieder solche Fälle von Kinderklau in den Zeitungen auftauchen. Da möchte ich gar nicht die Dunkelziffer dieser Fälle kennen.
Wie schrecklich das alles für alle Beteidigten sein muß! Die H.Eltern, die lange Jahre ihr Kind suchen, in Angst, daß es tod ist! Die A.Eltern, die ihr lieb gewonnenenes Kind wieder abgeben müssen! Und erst mal das Kind selbst. Hin- und Hergereicht zwischen den Familien!
Zitat von BibiBlocksteinKorruption gibt es doch auch hier noch an jeder Straßenecke! Da wundert es gar nicht, daß es in armen Ländern erst Recht so ist!!!
Bin Bibis Meinung! Das gibts an jeder Strassenecke.Leider :(
Es sollte ein Urlaub in einer besseren Welt werden. Stattdessen wurde ein äthiopisches Mädchen aus seiner Familie gerissen und mit gefälschten Papieren als Waisenkind nach Österreich vermittelt. Als der Skandal aufflog, wurde die Adoption annulliert. Seither kämpft Chara* darum, nach Hause zu dürfen.
Chara lebte gemeinsam mit ihrer Familie in einer kleinen Hütte am Rande von Addis Abeba, der Hauptstadt Äthiopiens. Die Achtjährige ging in die Schule und hatte viele Freunde. Der Besuch eines gut situierten Fremden sollte ihr Leben schlagartig verändern: Er versprach ihr einen Urlaub in Amerika, aus dem sie mit vielen Geschenken zurückkommen sollte. Charas Mutter sagte ja, das Mädchen wurde weggebracht. Kaum im Auto, befahl der Mann: "Du heißt jetzt Anna", und schnitt ihr ein Kettchen mit dem Bildnis eines Heiligen vom Hals. "Deine neue Mama will das nicht." Über ihre Vergangenheit sollte sie künftig schweigen. In Österreich
Seit Jahren wünschten sich Michaela und Franz Bauer* aus Niederösterreich eine Familie, doch der Wunsch nach eigenen Kindern blieb unerfüllt. Also wandte sich das Paar an den Verein "family for you" – ein freier Jugendwohlfahrtsträger, der Adoptionen aus dem Ausland vermittelt. In ihrem Antrag wünschten sie sich ein Geschwisterpaar. Die Kinder sollten nicht älter als vier Jahre alt sein "damit sie sich besser integrieren können", berichtet Michaela Bauer.
Zwei Jahre später, im Frühling 2004, kam endlich der positive Bescheid: Der Vertreter des Vereins in Äthiopien, Deribe Nesibu, hatte ein passendes Geschwisterpaar gefunden. Kurz darauf machte sich Michaela Bauer auf den Weg nach Addis Abeba und holte ihre Wunschkinder ab.
Nach einer aufregenden Reise fand sich Anna in einem großen Haus wieder, gemeinsam mit einem kleinen äthiopischen Jungen namens Tino* und dem Ehepaar Bauer. Doch die Faszination war bald vorbei: Statt ihrem Alter entsprechend in die Schule, wurde sie als vermeintlich Vierjährige in den Kindergarten geschickt. Tino wurde als ihr Halbbruder bezeichnet. Die Wahrheit
Als ihre Deutschkenntnisse gut genug waren, brach die in Wirklichkeit neunjährige Anna Ende 2005 ihr Schweigen. Ihr wahrer Name sei Chara, sie wolle zurück zu ihrer Familie und Tino sei nicht ihr Bruder.
Niemand glaubte ihr. In ihrer Verzweiflung begann Chara ihre Umgebung zu tyrannisieren. Als sie sogar den kleinen Tino bedrohte, holten die Adoptiveltern Hilfe.
Ein DNA-Test bestätigte Charas Geschichte: Tino ist nicht mit ihr verwandt. Ein Handwurzelröntgen ergab, dass das Mädchen nicht, wie angegeben vier, sondern neun Jahre alt war. Psychologen empfahlen dem Wunsch von Chara zu folgen: Zurück in die Heimat.
Das Paar entschloss sich, das verzweifelte Mädchen an das Jugendamt zu übergeben. Als die Vorwürfe gegen den äthiopischen Vertreter Deribe Nesibu immer konkreter wurden, trennte sich "family for you" im Februar 2007 von ihm. Kurz darauf wurde Nesibu nach Ermittlungen der äthiopischen Behörden verhaftet. Bei den Verhören bestätigte der Anwalt Charas Angaben und führte die Polizei zu ihrer leiblichen Familie. Ahnungslos
Laut äthiopischer Botschaft wusste Charas Mutter nichts von der Adoption und will ihre Tochter zurück. Inzwischen wurde die Adoption aufgehoben. Deribe Nesibu und seine Komplizen werden angeklagt. "Wir fühlen uns betrogen. So was hätte nie passieren dürfen", sagt Petra Fembek, die Leiterin von "family for you". Die äthiopische Regierung hat Österreich dazu aufgefordert, das Mädchen in seine Heimat zurückzubringen. Doch Chara sitzt noch immer – inzwischen seit einem Jahr – in einem österreichischen Kinderheim. Sie weiß nicht, dass ihre Familie gefunden wurde.
"Wir arbeiten intensiv an einer Lösung", heißt es von der zuständigen Behörde.
Dass Auslandsadoptionen auch gut gehen können, beweist die Familie von Werner Mück. Auch er hat zwei Kinder aus Äthiopien adoptiert – keine Geschwister. "Alles hat bestens funktioniert, die Abwicklung der Rechtsangelegenheiten war korrekt", erklärt der Ex-Informationschef des ORF und jetzige TW1-Chef. Mück hat seine Kinder über den Verein "Brücke nach Äthiopien" adoptiert. Die Kosten für beide Adoptionen: 1100 Euro. Der Verein arbeitet mit einem kirchlich geführten Waisenhaus zusammen. "Bei der Abholung wünschten sich die Heimleiter einen Koffer voller Decken", erzählt Mück.
Mehr Probleme hatte Madonna bei der Adoption des kleinen David aus Malawi. Bei dem umstrittenen Adoptionsverfahren wurde dem Popstar vorgeworfen, den Vater des Kindes manipuliert und die Gesetze in Malawi umgangen zu haben. Derzeit hält sie das Sorgerecht an dem Buben.
Adoptionen wie die von Madonna oder von Angelina Jolie werden von den Adoptionsvereinen scharf kritisiert. "Das fördert den Adoptionsboom und treibt Kinderhandel an", befürchten die Vereine unisono.