Soziale Arbeit soll lebensweltbezogen, klienten- oder kundenorientiert sein. Wohin die Ansprüche einen führen, wenn man sie ernst nimmt, zeigt Josef Faltermeiers Arbeit über „Herkunftseltern“. In sorgfältiger qualitativer Sozialforschung, über lange biographische Interviews eröffnet er einen Zugang zu den Lebensgeschichten und subjektzentrierten sozialen Welten einer Gruppe von Eltern, vor allem Müttern, die unter dem bürokratischen Begriff „Herkunftseltern“ bislang auch aus dem fachlichen Diskurs eher ausgeblendet worden sind. Er führt die LeserInnen an belastende Lebensgeschichten heran, an die dramatischen, tragischen Prozesse, die zur Inpflegegabe von Kindern führen; er macht deutlich, welche Erfahrungen die Eltern mit Helfern, so dem Jugendamt und seinen Fachkräften gemacht haben – Erfahrungen, welche den Selbstdeutungen der HelferInnen oft kräftig entgegenstehen. Eindrücklich ist der Nachweis, dass und wie Frauen auch in widrigsten Umständen versuchen, ihren Kindern aus ihrer Sicht gerecht zu werden.
Das Buch gibt so vielfältige, sehr konkrete Einblicke in fremde Wirklichkeiten; es zeigt sozialwissenschaftlich Prozessverläufe und deren Kontexte auf, die empirisch gesättigte theoretische Einsichten erlauben, und: es führt exemplarisch vor, durch welche Anstrengungen methodisch angeleiteten Forschens es Fachkräften möglich wird, die Grenzen des eigenen Vorhabens zu erweitern. (Prof Dr. Werner Schefold, München)