als erstes, es ist schön hier zu sein, ich fühle mich bei euch wohl und freue mich, dass ich hier endlich mal alles raus lassen kann, was ich jahrelang nie konnte.
So, wollte euch mal kurz berichten. Ich hatte heute Mittag mal Zeit und habe beschlossen, einfach mal bei der Anschrift meiner L-Mutter vorbei zu fahren. (hatte ja schon mal erwähnt, dies mal zu tun) Mir sind wieder tausend Dinge durch den Kopf gegangen. Die Strecke kannte ich gut, bin über ein Jahr diese gefahren, da ich in dem Ort ein Projekt betreute.60 km hin und 60 km zurück. (Ich war also schon so nah und habe noch nichts gewusst )
Als ich die Adresse ca. vor einem halben Jahr erhalten habe, war ich ja eigentlich baff. Ich kannte die Anschrift. Ich bin in einem Bauträgerbüro beschäftigt. Dort ist eine Abteilung die für unsere Wohnungsunternehmen in der der Stadt und die aus dem Umland den Stadtumbau plant und durchführt und den Abriss sowie den Rückbau durchführt. Und wir waren in diesem Viertel tätig. Daher hatte es mich auch gereizt, dort mal vorbei zu fahren, ob das Haus meiner L-Mutter überhaupt noch steht. Über Google hatte ich mir die Adresse mit Luftbild anzeigen lassen, aber das ganze Viertel hat den Straßennamen und 100 Hausnummern, ich wusste also nicht, welches Haus ist es. Google zeigte mir ein Eckhaus.
Ihr könnt euch sicher erinnern, dass ich in meinem ersten Beitrag berichtete, dass mir alle möglichen Gründe der Abgabe durch den Kopf gingen. Nun die Erklärung, warum mir auch asozial durch den Kopf ging.
Stadtumbau bedeutet hier soviel wie Wohnviertel die sozialer Brennpunkt sind wieder aufzuwerten und wieder attraktiv zu machen. Und diese Anschrift ist halt so eine. Mir ist selbstverständlich klar, dass es nichts zu heißen hat. Es gibt halt Leute, denen es nicht möglich ist, solche Viertel zu verlassen.
Also bin ich gegen Mittag los gefahren. Ich war völlig ruhig. Hab mich selber gewundert. Ich dachte, um so näher ich dem ganzen jetzt komme umso aufgeregter werde ich und mein Herz würde rasen. Aber ich blieb völlig ruhig. Als ich in die Straße einbog bekam ich erstmal einen Schreck. Das Haus stand nicht mehr. Es war alles weg. Ich fuhr in das Viertel und schaute erst mal nach den Hausnummern, da ich merkte, dass Google mir das völlig falsch angezeigt hatte. Ich war völlig ruhig. Es wunderte mich selber. Ich muss sagen, als ich mich hier angemeldet habe und ich euch meine Geschichte geschrieben habe(war ja das erstemal, dass ich mich überhaupt mal jemanden mitgeteilt hatte), war ich aufgeregter als heute.
So, jedenfalls fand ich doch noch den Block der die richtige Hausnummer hatte. Ich konnte den Weg wirklich nur langsam lang fahren. Halten konnte man da nicht. Hätte man einen anliegenen Parkplatz nutzen müssen. Jedenfalls war es ein großer Block, der noch so aussah wie er gebaut wurde. Z.T. leergezogen, und nicht besonders schön. Ich schaute so die Balkone entlang und mir fiel einer auf. Er war einer der wenigen schön gemachten Balkone. Er war voll Blumenkästen, Pflanzen und buntem Sonnenschirm. Vom Balkon schaute eine Frau und rauchte genüsslich. Wir hatten ganz kurz Blickkontakt und ich erschrak und machte dass ich weiter kam. Ich fuhr aus dem Viertel und von der Hauptstraße konnte ich den Balkon noch einmal sehen.
Was soll ich sagen, ich finde diese Frau hätte es sein können. Vom Alter her könnte es auch passen. Von den paar Sekunden Blickkontakt war sie mir optisch sehr sympathisch und sie macht einen sehr netten Eindruck auf mich. Irgendwie habe ich jetzt dieses Bild von der Frau im Kopf und dass sie es sein könnte.
Ich war ja bis heute etwas zögerlich, ob bzw. wann ich den Brief an meine L-Mutter absende. Diese fremde Frau (falls sie es ja doch nicht ist) hat mir irgend wie jetzt den Kick gegebn uns ich werde gleich morgen den Brief absenden. Oh man, wenn sie es doch war? (angeblich entscheiden die ersten drei Sekunden über sympathie und antisymathie). Bei mir war es ersteres. Sie war optisch genau mein Typ und auch der Typ Menschm mit denen ich mich im Alltag auch am besten verstehe.
Nun ja, jetzt ist es wieder so lang geworden , aber ich musste das jetzt los werden
Hallo Bald, mensch, auch wenn Du selbst ganz ruhig dabei warst, ich finde das voll aufregend. Wäre ja wirklich klasse, wenn sie wirklich die Frau vom Balkon ist! Da bin ich ja mal sehr gespannt! So von der Entfernung konntest Du sicher keine Ähnlichkeiten feststellen, oder?
Meine Daumen sind auch gedrückt! Also, ab die Post!
ich wäre auch an diesem Haus vorbeigefahren - die Neugier hätte eindeutig gesiegt!
Nun bin ich mal gespannt, ob die Frau, die Du gesehen hast, wirklich Deine Mutter ist, das wäre ja zu schön, zumal sie Dir ja auch sympathisch war. Vielleicht fand sie Dich ja auch sympathisch, wer weiß?
Jetzt schick' Deinen Brief ab und warte, was passiert.
(ich glaube, ich würde nochmal vorbeifahren - und mir sehnlichst wünschen, daß Du mit dieser Dame ins Gespräch kommst.)
Ja, ja, nur wer die Sehnsucht kennt, weiß wie ich leide.
nun habe ich noch einmal eine Nacht drüber geschlafen. Eigendlich wollte ich heute meinen Brief abschicken. Hatte gestern schon alles vorbereitet.
Ich habe es noch nicht getan. Mir sind wieder einige Gedanken durch den Kopf gegangen.
Das Haus sah aus, als wenn es zum Teil Leerstand hat. (keine Gardinen an den Fenstern, muss aber nicht sein, da es eben keine gute Adresse ist und einige Leute wahrscheinlich keinen Wert auf wohnlichkeit legen)
Es war ein 4 Geschosser, also 8 Mietparteien, davon vielleicht 2-4 Leerstand, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Dame meine Mutter war im Verhältnis recht hoch.
Nun habe ich mir meinen Brief immer wieder durchgelesen und finde, wenn es wirklich diese Frau ist, dass ich ihr den Brief so nicht schicken möchte. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich dieser Frau es so nicht schreiben kann. Weiß auch nicht warum??? Für Sie finde ich den Brief einfach (ich habe jetzt nicht die richtigen Worte) zu distanciert , also nicht herzlich meine ich. Ich finde die Frau hat es liebevoller verdient.
Aber was ist wenn sie es nicht ist? und meine eigendliche L-Mutter genau das gegenteil ist.
Was meint ihr, sollte ich meinen Brief einfach so (neutral) absenden, oder soll ich ihn herzlicher machen???
Ach menno, ich bin aber auch eine Schisshose. Habe ja eigendlich nichts zu verlieren, nur zu gewinnen. Aber ich kann nicht aus meiner Haut.
Ich muss euch L-Müttern hier aber auch sagen, dass ihr mir hier wirklich super unterstützt habt. Ohne eure Zusprüche wäre ich noch lange nicht so weit. Ihr habt mir einfach einen positives und liebevolles Bild einer L-Mutter gegeben und ich wünsche mir, dass meine L-Mutter auch so ist.
Ich bin ja nicht auf der Suche nach einer Mutter. Ich habe eine Mutter. Aber ich möchte die Frau, die mich geboren hat einfach kennen lernen und ich könnte mir vorstellen, in ihr eine gute Freundin gefunden zu haben.
Hallo Bald, ich nehme an es ist ein schwacher Trost, wenn ich Dir sage, dass es vielen Suchenden so geht wie Dir jetzt. Man weiß ja eben nie, was einen erwartet. Aber um das raus zu finden ist der Brief ja gedacht. Wenn er Dir zu neutral vorkommt, dann schreib doch ein liebes PS drunter.
Ich wünsche Dir sehr, dass es die Frau vom Balkon ist. Aber auch wenn sie es nicht ist, so weißt ja noch nicht welch liebe Menschen da vielleicht noch im Haus wohnen.
liebe Bald! Es ist immer Herz erwärmend wenn adoptierte ihre Mütter suchen! Wenn es Deine Mutter war, vielleicht lächelte sie Dich an, weil Du sie an ihre Tochter erinnerst hast! Vielleicht hat sie es schon gespürt! Ich wünsche Dir auf alle fälle!!! Viel Glück!!!! liebe Grüsse Witha!!!
Ich habe Deinen Beitrag gelesen, weil wir uns gerade in recht ähnlicher Situation befinden... Mein Brief an meine H.Mutter ging letzte Woche raus und auch ich warte auf eine Reaktion.
Aber Dein Beitrag hat mich auch ärgerlich gemacht, wütend... keine Ahnung. Deine Beschreibung klingt ganz nach der guten alten ostdeutschen Platte in einem Wohngebiet von vielen - früher heiß begeht wird heute abgerissen und saniert, was halt in vielen Jahren ohne Pflege oftmals sehr verkommen ist. Mich regt Deine Oberflächlichkeit auf. Schlechte Wohngegend heißt doch nicht automatisch, dass jemand - mal hart ausgedrückt - 'sozial verkommen' ist! Vielleicht mag jmd einfach seine Wohnung, in der er seit Jahren oder Jahrzehnten wohnt und er will einfach dort wohnen bleiben. Oder vielleicht würde derjenige gern umziehen - aber es ist aus vielerlei Gründen nicht möglich?!
ZitatDas Haus sah aus, als wenn es zum Teil Leerstand hat. (keine Gardinen an den Fenstern, muss aber nicht sein, da es eben keine gute Adresse ist und einige Leute wahrscheinlich keinen Wert auf wohnlichkeit legen)
Öhm... ich hab auch keine Gardinen an den Fenstern, die liegen im Schrank... lege aber trotzdem Wert auf Wohnlichkeit und wohne in einem sehr gepflegten Zwei-Familien-Haus in einer sehr konservativen Gegend. Aber ich bin ja auch nur Hartz4-Empfänger in Umschulung.
Ich habe Deinen Beitrag gelesen, weil wir uns gerade in recht ähnlicher Situation befinden... Mein Brief an meine H.Mutter ging letzte Woche raus und auch ich warte auf eine Reaktion.
Aber Dein Beitrag hat mich auch ärgerlich gemacht, wütend... keine Ahnung. Deine Beschreibung klingt ganz nach der guten alten ostdeutschen Platte in einem Wohngebiet von vielen - früher heiß begeht wird heute abgerissen und saniert, was halt in vielen Jahren ohne Pflege oftmals sehr verkommen ist. Mich regt Deine Oberflächlichkeit auf. Schlechte Wohngegend heißt doch nicht automatisch, dass jemand - mal hart ausgedrückt - 'sozial verkommen' ist! Vielleicht mag jmd einfach seine Wohnung, in der er seit Jahren oder Jahrzehnten wohnt und er will einfach dort wohnen bleiben. Oder vielleicht würde derjenige gern umziehen - aber es ist aus vielerlei Gründen nicht möglich?!
ZitatDas Haus sah aus, als wenn es zum Teil Leerstand hat. (keine Gardinen an den Fenstern, muss aber nicht sein, da es eben keine gute Adresse ist und einige Leute wahrscheinlich keinen Wert auf wohnlichkeit legen)
Öhm... ich hab auch keine Gardinen an den Fenstern, die liegen im Schrank... lege aber trotzdem Wert auf Wohnlichkeit und wohne in einem sehr gepflegten Zwei-Familien-Haus in einer sehr konservativen Gegend. Aber ich bin ja auch nur Hartz4-Empfänger in Umschulung.
Anja
Hallo Anja,
warum macht es dich wütend? Dann mußt du alles um die Adoption in Frage stellen und wütend werden. Es ist doch nun mal nicht von der Hand zu weisen, dass offeriert wird, dass die Kinder aus der unteren Schicht zur Adoption abgegeben werden. In meinen anderen Beiträgen hatte ich meine Gefühle beschrieben und dass ich im Moment an die Sache ohne Vorurteile gehe. Ich habe halt nur alle Möglichkeiten in meinem Kopf abgespielt und man darf uns Adoptierten es nicht übel nehmen, wenn wir auch darüber nachdenken, dass wir eben aus solchen Verhältnissen abgegeben wurden. Es wurde uns doch überwiegend so weiß gemacht. Das geht eben nicht aus unseren Köpfen. Ich habe aber auch in anderen Beiträgen erwähnt, dass ich weiß, dass man nicht alle über einen Kamm scheren darf und ich nicht vorurteile, ansonsten hätte ich ja mit Bekanntgabe der Adresse meine Suche eingestellt.
Aber wie würdest du erst mal denken, wenn man dir so eine Adresse gibt, wo du weißt, dass dort eben eine etwas andere Sozialschicht dominiert? Es ist all zu menschlich, immer erstmal vom schlimmsten aus zu gehen.
Ich habe euch aber auch berichtet, dass ich durch meinen Beruf involviert bin und ich eben meine Erfahrungen habe. Alleine schon, da wir auch die Leerzüge der Häuser durchführen. Und ich kann dir über einige Exemplare berichten.
Ich habe auch keine Gardinen an den Scheiben. Aber meine Fenster sehen sauber und hübsch gestaltet aus. Ich denke schon, dass man solche Fenster unterscheiden kann. Ich gehe mal davon aus, dass du weisst was ich meine. Man kann schon asozial von arm unterscheiden. Für mich sind dass unterschiedliche paar Schuhe. (zum anderen bin ich halt auch gebrandmarkt durch die Arbeit meiner Mutter. Hatte ich berichtet. Da hatte ich einfach zu viele Einblicke in Elend. Ohne Meine Mutter wäre ich nie auf die Idee gekommen was und wie viel es davon gibt. Ich war häufig geschockt, weil es meine Vorstellungskraft auch oft gesprengt hat.)
Ich finde es aber schade, dass du es/mich so einschätz, so wollte ich zu keiner Zeit rüberkommen. Bitte beachte mein obiges posting.
ZitatStadtumbau bedeutet hier soviel wie Wohnviertel die sozialer Brennpunkt sind wieder aufzuwerten und wieder attraktiv zu machen. Und diese Anschrift ist halt so eine. Mir ist selbstverständlich klar, dass es nichts zu heißen hat. Es gibt halt Leute, denen es nicht möglich ist, solche Viertel zu verlassen.
Sorry wenn ich falsch verstanden wurde, das war nicht meine Absicht. Ich bin wirklich nicht voreingenommen oder will jemanden abstempeln, aber man muß wirklich alles im Zusammenhang sehen und auch unsere Umwelt, die ja uns dieses Bild vermittelt und uns prägt. Ich habe mich vielleicht auch nicht gelungen ausgedrückt, aber im Moment herrscht bei mir auch Gefühlscaos. Zum einen bin ich endlich froh mich mal austauschen zu können, was ich bisher nicht konnte und zum einem bin ich frisch gebackene Mami und einfach noch von meinen Muttergefühlen überwältigt.
Zitat von MargarethaRebeccaich haette/habe ZU KEINEM ZEITPUNKT in meinem leben ein problem damit gehabt, dass meine leiblichen eltern aus den sog. "unteren schichten" stammen. taten sie nicht (auch die leibliche mutter war keine sog. "asoziale" ... welch ekelerregender begriff fuer menschen, die einfach in not geraten und/oder geblieben sind!!!!f), aber wie gesagt, fuer mich kein problem. im gegenteil, eine moegliche zwangslage haette eher mein verstaendnis fuer die entscheidung der leibl. mutter, mich in die adoption zu geben, geweckt, mein solidaritaetsgefuehl etc. ...
Danke Rebecca, auch ich als Herkunftsmutter gehörte keiner unteren Schicht an, auch wenn ich meine Kinder weggeben musste, assozial war ich erst recht nicht. Gut, es gibt solche Schichten, aber gewiss werden sich unsere H-Mütter nicht dazu zählen.
Das ist auch alles eine Definitionsfrage. Wo ist die Grenze zwischen Unterschicht und asozial? Ab wann gehört man zur Mittelschicht, zur Oberschicht? Und für wen spielt das im alltäglichen Leben wirklich eine Rolle?
Zum Zeitpunkt der Adoption war ich grade dabei mich selbst in eine finzanziell bessere Lage zu bringen. Ich wohnte aber in einem hüpschen Zweifamilienhaus, so dass sicher niemand auf die Idee gekommen wäre, dass meine Finanzen nicht ausreichend waren. Ich war wirklich schon sehr arm!!! Was aber mit dem Status asozial überhaupt nichts zu tun hat.
Und ich bin der Meinung, dass auch die H.Mütter, die damals sehr arm waren, heute durchaus sehr viel höheren Schichten angehören! Man entwickelt sich ja schließlich weiter! Und die H.Mütter, die ich kenne, sind keinesfalls mehr einer Unterschicht zu zuordnen!
Liebe Bald, ich habe Deine Beiträge aber verstanden! Als Adoptierte auf der Suche macht man sich nun mal Gedanken, und spielt durch, was wäre wenn! Und grade bei solchen von Dir beschriebenen Adressen ist es logisch, dass man darüber nachdenkt was da wohl noch alles auf einen zurollen kann!
Huhu Bald!!! Willkommen im Forum! Ich kenne dein Gefühlsimperium nur ZU gut. Alles neu und aufregend und man ist total zappelig und neugierig. Gefühle spielen verrückt ,man wird chaotisch und fröhlich auch ein Teil........ Ich wünsche dir sehr viel Erfolg!!!! Es wird schön werden aber richte dich auf Stimmungs und Gefühlschwankungen ein . Es wird kein leichter Weg.. Einst dachte ich ,ich bleib verschont und alles wird 100 prozent "super". Ich finde es wichtig soetwas zu sagen....... Da es auch zu unerwünschten seelischen Nebenwirkungen kommen kann... Aber es wird schöööööööööööööööön!
Zitat von BibiBlocksteinDas ist auch alles eine Definitionsfrage. Wo ist die Grenze zwischen Unterschicht und asozial? Ab wann gehört man zur Mittelschicht, zur Oberschicht? Und für wen spielt das im alltäglichen Leben wirklich eine Rolle?
Danke Bianka, so habe ich es auch gemeint. Für mich hat die sog. "Unterschicht" nichts abstoßendes oder negativen Beigeschmack, wie es eventuell jemand auffassen könnte. Ich hätte nur mit asoizial so meine Probleme. Aber auch dafür gibt es sicher Hintergründe und Geschichten, die man kennen müsste. (es läßt sich aber in meiner persönlichen Ansicht nicht verstehen, dass wenn man schon nicht viel hat, dass es doch häufiger vorkommt und dann einige dreckig und unordentlich sind. Man kann doch das bischen was man hat ehren und pflegen.) Aber in diese Richtung hat man sich einfach nicht befasst und darum denke ich, dass wir (wenn nicht davon betroffen, oder näher damit zu tun hat) nicht die richtigen Gesprächpartner sind und voreilig und oberflächlich urteilen. Ich zähle mich ganz klar dazu, was aber keine böse Absicht ist. Ich denke es würde jedem/der Mehrheit so gehen, die Medienwelt und auch die Gesellschaft hämmert es uns ja so in unsere Köpfe.
Aber ich denke, es würde hier das Forum sprengen und geht am eigendlichen Thema vorbei. Da müssten wir unsere gesamte Politik anprangern, denn in diesem Staat läuft schon lange nicht mehr alles in normalen Bahnen.
Ich persönlich ordne mich auch fast schon eher in die Unterschicht. Im großen und ganzen kann ich mich nicht beklagen (besser könnte es immer sein). Aber es kommen manchmal auch Monate, in denen wir auch nur knapp über die Runden kommen. Und jetzt eigentlich erst recht, da ich im Elternjahr bin. Deswegen habe ich aber alles ordentlich und sauber und bin auf jedes bischen stolz, was ich mir geschaffen habe.
Aber in meinem Erstposting hatte ich ja gleich zu Beginn mitgeteilt, dass ich dem Thema Adoption offen eingestellt bin und habe (denke ich) klar gemacht, dass ich keiner L-Mutter Vorwürfe mache, im Gegenteil, ich habe volles Verständnis.
Bestimmt hat jeder von uns schon mal übereilt eine Entscheidung getroffen und später bereut, da man in bestimmte Situationen in so einem Gefühlscaos sitz, durch die Umwelt vielleicht noch gedrängt wird, dass man einfach nur da sitzt und sich sagt: Augen zu und durch, dann ist alles schnell vorbei. So stelle ich es mir vor, nur dass ebend die Entscheidung Adoption eine Stufe höher und schwerwiegender ist.
Meine Tochter hätte es um ein Haar auch nicht gegeben. Wir wollten immer zwei Kinder. Doch letztes Jahr hatten sich unsere Lebens- und Wohnumstände so verändert, dass wir im Moment kein zweites Kind "gebrauchen" können. Mein Mann war sehr schnell dabei und wollte dass ich es wegmachen lasse. Wir könnten ja später noch mal....... Ich habe es nicht getan, da ich immer zwei Kinder wollte und wir hätten ja auch aufpassen können. Was kann das Würmchen dafür??? Für mich wäre es Mord gewesen. Er hat es mich bis zur Geburt spüren lassen, dass er es nicht will. Es wäre mir sogar egal gewesen, wenn er gagangen wäre. Ich habe hier alles auf den Kopfgestellt und gekramt, so dass wir räumlich erstmal so klar kommen. Nun ist die Kleine 4 Monate und seine kleine Prinzessin. Heute haut er sich auch vor den Kopf und fragt sich, wie er nur so denken konnte.
Daran sieht man, dass jeder seine Zukunft, durch bestimmte Ereignisse sich vor Augen hält und leider kann niemand einem sagen wie es kommt. Erst wenn man sich da durchgeboxt hat und die Dinge mit Abstand betrachtet, kommt man zu einem endgültigem Urteil.
Die Entscheigung meines Mannes war also auch schnell und leichtfertig gewesen. Jetzt sieht er, dass es geht und ich bin heile froh, dass ich nicht gehört habe.
ES gibt weder Ober noch Unterschicht! Wir sind alles Menschen und niemand ist mehr oder weniger wert wie der andere. dieses schichtendenken ist nicht schön. klamotten und geld machen keinen menschen besser und armut keinen menschen schlechter. mensch bleibt mensch egal wie beschaffen.