der eine oder andere wird meinen Vorstellungsbeitrag "Die Neue" gelesen habe und nun wende ich mich wieder ratsuchend an euch. Es ist ja bereits einige Wochen her, dass ich den ersten Beitrag in dieses Forum setzte und in dieser Zeit ist einiges passiert. Anscheinend wurden meine Gebete erhört, denn was bislang geschah ist durchweg positiv So positiv, dass in absehbarer Zeit wohl ein Treffen zwischen mir und meiner leiblich Mutter zu Stande kommen wird! Meine Frage richtet sich nun an euch, die ihr diese Situation aus Sicht der Adoptierten oder aus Sicht der leiblichen Mütter bereits durchlebt habt: Wie sinnvoll ist es, die erste Begegnung mit professioneller Hilfe zu bestreiten? Ich möchte, wie immer, alles richtig machen und die Situation ist für alle Beteiligten emotional eine wahnsinnige Herausforderung, mit der man nicht ohne weiteres fertig wird! Ich habe Angst, wenn man dieses erste Treffen allein durchführt, die Reaktionen des anderen in dieser traumatischgeprägten Situation nicht richtige deuten können und dass es deswegen zu keinen weiteren Kontakt, zu keiner weiteren Beziehung kommt. Auf der anderen Seite bin ich mir sehr wohl bewusst, dass ein Gespräch unter vier Augen viel mehr wahre Emotionen zulässt. Was ist also euer Rat, was sind eure Erfahrungen?
ich bin auch Adoptierte und ich habe meine L-Mutter ausfindig gemacht, aber der Kontakt stellt sich etwas schwierig dar.
Ich habe mich deswegen an das JA gewannt. Ich habe vor, das JA zu bitten, dass es einen Kontakt herstellt und das Treffen auch in deren Räume statt findet. Entweder kann ein der geschulte Mitarbeiter dabei sein wenn gewünscht, oder er verlässt den Raum.
Eine weitere Option ist für mich, da der Mitarbeiter des JA gerade meine Schwester ausfindig macht und zu ihr als erstes den Kontakt herstellt, da wir denken, dass es in diese Richtung ein Kontakt eher gewollt ist und Erfolgt hat. Danach werden wir sehen, wie sich es entwickelt und ob meine Schwester mit dabei sein wird.
Aber das sind im Moment so unsere angedachte Vorgehensweise. Meistens kommt es ja anderst.
Ob du wen dabei haben möchtest, muß dir dein Gefühl sagen. Sicher kann es sinnvoll sein, eine Person des Vertrauens dabei zu haben, die euch ja auch dann im richtigen Moment verlassen kann.
Hallo Lilie, das hört sich ja toll an! Da hat sich ja richtig was getan bei Dir. Wie Bald schon schrieb ist es das beste wenn Du auf Dein eigenes Bauchgefühl hörst. Du mußt für Dich rausfinden ob Du jemanden dabei haben möchtest, oder nicht.
Ich persönlich als leibliche Mutter, die gesucht hat, hätte es nicht gerne gewollt. Muß aber dazu sagen, dass mir vom JA ein Treffen vorgeschlagen wurde an dem mein Sohn, seine Eltern und die SA (die, die mir damals mein Baby abgeschwatzt hat) und ich teilgenommen hätten. Ich hätte dem zwar zugestimmt, wenn dies meine einzige Chance gewesen wäre, aber ich wäre mit einem schlechten Gefühl und bestimmt auch einer Maske dort hingegangen. Ich hatte Glück, dass mein Sohn auch kein Treffen im JA wollte, und da haben wir uns spontan alleine in einem Cafe getroffen.
Ich find es aber gut, wenn der Sa anbietet in greifbarer Nähe (Nebenraum?) zu sein. Allerdings weiß ich nicht in wie weit man einen SA der Adoptionsvermittlung als professionelle Hilfe sehen kann. Hat dieser Mensch Erfahrungen im Wiederfinden?
Ich hatte mich ein mal mit den A.Eltern meines Sohnes im JA getroffen. Und ich bin davon überzeugt, dass es ein angenehmeres Gespräch gewesen wäre, wenn die SA nicht dabei gewesen wäre. Bei mir kommt zusätzlich dazu, dass die SA nicht in der Lage war mich nach dem Gespräch mit den A.Eltern in irgendeiner Weise aufzufangen. (Ich hatte Gott sei Dank einen lieben Menschen im Wartebereich sitzen.) Mir scheint ihre Hauptaufgabe bestand darin mich lange genug in dem Raum aufzuhalten, damit die A.Eltern flüchten konnten. Aber meine SA hat mich nie wirklich betreut. Ich würde eher sagen sie hat mich getreten. Leider sind meine Erfahrungen mit dieser SA durchweg negativ!
Aber vielleicht hast Du mehr Glück! Ob so oder so, ich wünsche Dir ein schönes Treffen!!!
Als Adoptierte hätte ich mir die Gegenwart von JA-Mitarbeitern nicht vorstellen können, weil MICH nie jemals irgendwer vom JA in irgendeiner Form begleitet hat (vielmehr musste ich, Kräfte zehrend, minimale Unterstützung fordern). Mag sein, dass es bei anderen anders gelaufen ist, aber ich gehe davon aus, dass JA-Mitarbeiter i.d.R. überfordert sind, sich mit dem Einzelfall erwachsener Adoptierter im Speziellen psychologisch geschult so auseinander zu setzen , dass sie bei einem ersten Treffen zwischen H-Mutter und Adoptierten tatsächlich wirklich hilfreich sind. Stattdessen würde ich eventuell professionelle Unterstützung bei einem Therapeuten suchen, der bereits vorher und aktuell, dich in den einzelnen Phasen des Kennenlernens unterstützen kann. Außerdem würde ich dir raten, dass du immer nur das zulässt, was du dir wirlich zutraust und wo du dich, der Situation angemessen, noch wohlfühlen kannst. Beim Herausfinden dessen, was das ist, kann auch gerade im Vorsgespräch ein therapeutisches Gespräch unglaublich hilfreich sein.