Zitat von SternchenDanke für deine Antwort. In manchen Berichten kommt es so rüber als hätte man den H-Eltern das Kind einfach so weggenommen.
Liebes Sternchen, was Harald schreibt ist nur bedingt richtig. Bei uns im Forum gibt es sehr wohl Herkunftsmütter, deren Kinder wirklich "weggenommen" wurden und die heute darum kämpfen, endlich Recht zu bekommen. Freiwillig abgebende Mütter sind hier fast nicht vertreten, denn die Adoptionen der Kinder unserer Mütter sind meist über 20 Jahre her und viele H-Mütter stammen aus der ehemaligen DDR und dort war es Gang und Gäbe, dass Kinder ihren Eltern weggenommen wurden
ihr seit jetzt nicht gemeint. Möchte euch nur mal, weil es gerade passt, mein Erlebnis aus dem JA erzählen.
Ich war heute mit meiner Schwester im Jugendamt um unsere Herkunft aufzuarbeiten und unsere anderen Geschwister zu finden. Wir haben lange geredet und es kam auch noch eine Mitarbeiterin dazu, die damals die Adoption meiner Schwester durchgeführt hat. Sie habe uns viel von ihrer Praxis erzählt und wir haben von unserer Erzeugein erzählt. Darauf sagten sie, dass es nicht selten vorkommt, dass sich auch viele H-Mütter ihre eigene Wahrheit zurecht packen. Auserdem wird in ihrem zuständigen Bereich nur noch selten ein Kind abgegeben. Die meisten Kinder (aber insgesamt werden auch nur ganz wenig vermittelt), die im Moment vermittelt werden, stammen wirklich aus katastrophalen Zuständen. Ansonsten sind sie sehr bemüht, den Müttern die sich melden Hilfestellungen zu geben, da sie auch die Adoption nur als letztes Mittel sehen. Ich habe ihnen das auch so abgenommen, wie sie es erzählt haben. Es kam mir alles sehr up to date vor und im Sinne des Kindes.
Bianka , das war auch das was du wissen wolltest , ich hoffe dir reicht die Antwort auch hier, sonst kopiere ich sie dir auch in das andere Tread.
Zitat von Sternchen Das wusste ich nicht. Das ist wirklich sehr schlimm. Aber es kommt so rüber als wären alle A-Eltern die bösen. Ich würde nie jemanden das Kind wegnehmen wollen.
Die Existenz von (Adoptions-) Vermittlungsstellen macht eine nicht geringe Anzahl Adoptivwilliger Glauben, diese würden hauptsächlich ihretwillen bestehen. Dies ist tatsächlich ein absoluter Irrglaube! Den wenigen H-Eltern, die aus welchen Gründen auch immer entschieden haben, ihr Kind wegzugeben, steht eine acht Mal so große Zahl von A-Bewerbern gegenüber, aus denen sich Adoptionsstellen die Paare auswählen müssen / können, die eben am geeignesten erscheinen. Wer von den A-Berwerbern schon gundsätzlich davon ausgeht, er würde mit seinem Ansinnen, nur Gutes am anderen Menschen tun, disqualifiziert sich bereits durch fehelende Selbstreflexion.
Hallo Bald, danke Dir schon mal für Deinen Beitrag. Wenn Du zeit und Lust hast würde ich mich freuen, wenn Du in einem neuem Thread berichten könntest wie denn die heutige Praxis aussieht.
Hallo Sternchen, ich selbst bin die leibliche Mutter eines adoptierten Kindes. Die Adoption liegt nun schon über 19 Jahre zurück. Die Schwangerschaft habe ich so gut es ging verdrängt und verschwiegen. Die Gründe dafür erscheinen mit heute völlig blödsinnig. NIEMAND wollte, dass ich schwanger bin. Die Drohunge gingen vom Rauswurf aus dem Elternhaus bis hin zu Morddrohungen des Kindesvaters. Ich hatte grade eine neue Arbeitsstelle, die ich nicht verlieren wollte, weil ich weiß, wie ein Leben ohne Geld aussieht. Ich bin nachts mit Wehen ins Krankenhaus, ohne dass jemand "wußte" dass ich schwanger war. Nachdem ich wärend der Entbindung nur geheult habe, dass ich kein Kind bebommen/haben darf, haben die Schwestern das Baby versorgt. Einen Tag später war die Dame vom JA da und erzählte mir von dem netten Paar, dass sich schon so lange ein Kind wünschte. Dem Kind würde es bei ihnen so gut gehen. Sie haben ein Haus, einen Garten, in einem tollem Vorort... Was konnte ich dem Kind schon bieten? Tja, und dann kam der größte Fehler meines Lebens. Ich unterschrieb die Adoptionsfreigabeerklärung. Das allein ist meine Schuld!!! Tja, die A.Eltern dachten bestimmt "Sie ist einfach aus dem Krankenhaus gegangen und hat ihren Jungen da gelassen". War ja auch so! Sie wußten aber nichts über das Wieso und Warum. Ich habe eh niemanden mehr interessiert. Diese SA hat meiner Meinung nach ganz klar für die A.Eltern und gegen mich gearbeitet! Und so geht es nun mal vielen Herkunftsmüttern. Die einzige Hilfe, die ihnen angeboten wurde war die der Adoption! Und das kanns ja wohl nicht sein. Schön zu hören, dass sich die Praxis teilweise schon verändert hat. Aber leider noch nicht überall. Das beweisen aktuelle Berichte.
Böse sind die A.Eltern meines Sohnes zu ihm nicht. Sie lieben ihn! Vielleicht zu sehr! Ich habe mich mal im JA mit ihnen getroffen. Sind sympathische Menschen. Na gut, ich könnte ihnen übel nehmen, dass sie sich nie nach mir erkundigt haben. Nicht mal an dem Tag, als sie im Krankenhaus waren. Ja, ich könnte ihnen üblel nehmen, dass sie das Thema Adoption all die Jahre tabuisiert haben. Ich könnte ihnen auch übel nehmen, dass sie "unserem" Sohn nicht sofort bescheid gesagt haben, dass ich ihn kennen lernen wollte. Naja, auch beim JA zu sagen, mein Sohn wolle keinen Kontakt war nicht ganz in Ordnung. Aber all das macht sie nicht zu bösen Menschen! Sie können wohl nicht anders!
Pauschal kann man sicher nicht sagen, dass A.Bewerber Schuld an Adoptionen sind weil sie Nachfrage erhöhen. Pauschal kann man auch nicht sagen, dass die Vermittlungsstellen schuld sind, wenn sie ihre Arbeit erledigen. Pauschal kann man aber auch nicht auch nicht sagen, dass die abgebenden Mütter allein Schuld daran sind.
Weiß Du, Sternchen, in diesem Forum sind H.Mütter, die fühlen sich übers Ohr gehauen. Und haben dazu noch später schlechte Erfahungen mit den A.Eltern ihrer Kinder gemacht. Sie tragen seit Jahren, seit Jahrzehnten diese Sehnsucht nach ihrem verlorenen Kind mit sich. Müssen dann sehen wie ihr Kind unter der Adoption gelitten hat. Für die meisten H.Mütter hier ist das ein Lebensthema. Das hört nie mehr auf!
@ Harald: Manche gefallen sich in ihrer Opferrolle???
Ich könnte jetzt noch so viel mehr schreiben. Aber das soll fürs erste reichen. Ich schimpfe auf jeden Fall nicht pauschal über A.Eltern. Nur über die, die sich nicht wenigstens um des Kindes Willens mit dem Thema auseinandersetzen.
Zitat von SternchenIch hab mich hier mal ein bissl durchgelesen und ich frage mich warum hier so oft über A-Eltern geschimpft wird. Oder verstehe ich da was falsch?... Bitte gebt mir Antwort damit ich es besser verstehen kann.
Es liegt in der Natur der Sache, dass die Meinungen bei einem derat sensiblen Thema ab und zu sehr weit auseinander driften. Da braucht es auch niemanden zu wundern, wenn das eine oder andere Wort etwas schärfer ausfällt. Ich empfinde so etwas aber nicht unbedingt als ""schimpfen", sondern eher als argumentativen Diskussionsbeitrag. Wenn es diese unterschiedlichen Meinungen nicht gäbe, könnten wir auch nicht voneinander lernen. LG, Cornelia