Hallo, ich bin Fenja, 36 Jahre alt. Vor ca. 2 Jahren haben wir einen Adoptionsantrag am hiesigen JA gestellt. Alles lief gut, bis zum Tag des Hausbesuches. Es ist eigentlich eine lange Geschichte, aber ich will versuchen, sie hier kurz zu beschreiben. Die Frau wollte unsere große Wohnung nicht besichtigen. Sie kam recht schnell zum Punkt. Wir bekommen von ihr kein Kind, nicht mal ein Pflegekind. Begründung war, die interne Auskunft der öffentlichen Polzeibehörde. Also bitte nicht verwchseln mit dem Polizeilichen Führungszeugnis. Das war bei uns beiden in Ordnung. Es ging um die interne Auskunft, um Anzeigen die evtl. von anderen Leute erstattet wurden und darin gesammelt werden oder sonstige Auffälligkeiten wie zu schnelles Fahren auf der Autobahn etc. Dieses Dokument fordern nicht alle JA´s beim Adoptionsantrag von der Polizei an, aber unser JA wollte es sehen. Wir wussten bis dato gar nicht, was das genau ist und waren dementsprechend unwissend. Jedenfalls standen da z.B. drin, dass mein Mann früher mit Mitte 20 auf Demos gegangen ist und dort auch mal von der Polizei registriert wurde. Nicht das es ein Verfahren oder einen Schuldspruch gab, nur die Tatsache der Registrierung eben. Oder es stand drin, dass ein Technikgeschäft meinen Mann angezeigt hat wegen Verdacht auf Diebstahl. Natürlich hat mein Mann nicht geklaut, aber er hatte beim Bezahlen eine Glühlampe in der Hand gehalten ohne es selbst zu registrieren und das Geschäft ist gleich ausgetickt und hat Anzeige erstattet, obwohl mein Mann mehrmals beteuerte, es sei ein Versehen gewesen. Dazu muss man auch sagen, dass nicht der Laden entdeckt hatte, dass mein Mann die Glühlampe nicht bezahlt hatte, sondern mein Mann selbst und es der Info gemeldet hat. Es gab also kein Verfahren, aber die Anzeige wurde bei der Polizei registriert (war nicht mal eine 2 Euro Lampe). Jedenfalls sagte die JA Frau, dass sie das als Grund nimmt, uns die Bewilligung auf Adoption zu verweigern. Eine schriftliche Ablehnung haben wir nie erhalten. Eine Erklärung wollte sie von meinem Mann auch nicht hören. Sie war beleidigt, dass wir diese Dinge nicht in unserem Lebenslauf erwähnt haben und fragte meinen Mann: "Haben sie eigentlich gedacht, sie kommen damit durch?" Es ist eigentlich lächerlich, aber doch toternst. Denn wir erhalten deswegen kein Kind.
Wir versuchen seit 9 Jahren ein Kind zu bekommen. Etliche O.P.´s und Untersuchungen habe ich hinter mir. 8 ICSI Versuche, 3 Fehlgeburten.
Ich frage mich nun, welche Rechte haben wir eigentlich und sind wir dem JA tatsächlich so ausgeliefert? Handelt es sich hier nicht um eine persönliche Entscheidung der JA Frau? Es gibt doch Richtlinien: 1. Verurteilung wegen körperlicher Gewalt 2. " wegen sexuellem Missbrauch 3. " wegen Gewalttaten
Hierzu gehört mein Mann nicht. Und trotzdem gibt es die Entscheidung.
Hallo Fenja, das Problem ist wohl eher das, dass es zu viele Bewerber gibt. Die müssen aussortieren, weil gar nicht genug Kinder für eine Adoption zu haben sind. Und da kam ihr diese interne Auskunft vielleicht gelegen. Hast Du mal an den Amtsleiter geschrieben? Oder bewerbt Euch doch bei einem anderen JA als Pflegeeltern. Wenn ihr Euch eine pflegschaft zutraut. Pflegeeltern werden in einigen Städten dringend gesucht.
ich zitierte wieder einmal meinen Lieblingssatz: "Alles Handeln des Jugendamts im Zusammenhang mit einer Adoption ist Verwaltungshandeln und unterliegt somit dem Grundsatz der Gesetzmäßigkeit der Verwaltung (Art. 20, 28 GG)." Harald Paulitz (Hrsg.), Adoption. Positionen, Impulse, Perspektiven. 2. Auflage, Verlag C.H.Beck; München 2006; Seite 181. Ihr müsst unbedingt auf einem schriftlichen, rechtsmittelfähigen Bescheid des Jugendamtes über eure Ablehnung als Adoptionsbewerber bestehen. Diesen Bescheid könnt ihr dann dem zuständigen Verwaltungsbericht zur Überprüfung vorlegen. Verweigert das Jugendamt solch einen Bescheid, genügt das schon zur Klage vor dem Verwaltungsgericht. Zusätzlich solltet ihr euch mit dem zuständigen Landesdatenschutzbeauftragten in Verbindung setzen um klären zu lassen, ob das Jugendamt berechtigt war die genannten Informationen bei der Polizei anzufordern, und ab die betreffende Dienststelle der Polizei befugt war (ist), derartige Informationen an das Jugendamt weiterzugeben.
Vielen Dank für eure Ratschläge und Antworten. Besonders Burkhard. Das werden wir in Angriff nehmen. Inzwischen bin ich jedoch doppelt so aufgeregt wie bei unserem Erstantrag. Schließlich weiß man jetzt nicht mehr, ob es "noch dicker" kommt. Anscheinend ist alles möglich. Aber wir werden es trotzdem in Angriff nehmen und hier berichten, wenn es etwas Neues gibt.
Vorweg: Es gibt kein Recht auf ein eigens Kind und es gibt schon gar kein Recht auf Adoption eines fremden oder nicht-leiblichen Kindes! Entscheidend dafür, ob Paare als Adoptiveltern in Frage kommen, sind sicherlich ganz verschiedene Aspekte. Hierzu gehört u.a. auch die Verabreitung der ungewollten Kinderlosigkeit bzw. v.a. das Kenntlichmachen-Können der eigenen Reflexion darüber. Ich könnte mir vorstellen, dass so manches JA sogar Familien mit leiblichen Kindern bevorzugt, wenn diese Eltern genügend Qualifikationen aufweisen können.
Darüber hinaus würde ich grundsätzlich nachprüfen, inwiefern die Erfassung sowie die Weitergabe der persönlichen Daten überhaupt rechtlich abgesichert ist.
Zitat von EnisVorweg: Es gibt kein Recht auf ein eigens Kind und es gibt schon gar kein Recht auf Adoption eines fremden oder nicht-leiblichen Kindes! Entscheidend dafür, ob Paare als Adoptiveltern in Frage kommen, sind sicherlich ganz verschiedene Aspekte. Hierzu gehört u.a. auch die Verabreitung der ungewollten Kinderlosigkeit bzw. v.a. das Kenntlichmachen-Können der eigenen Reflexion darüber. Ich könnte mir vorstellen, dass so manches JA sogar Familien mit leiblichen Kindern bevorzugt, wenn diese Eltern genügend Qualifikationen aufweisen können.
Darüber hinaus würde ich grundsätzlich nachprüfen, inwiefern die Erfassung sowie die Weitergabe der persönlichen Daten überhaupt rechtlich abgesichert ist.
Enis
Liebe Enis, danke für Deinen Beitrag, ist vollkommen in Ordnung. Ich weise immer wieder auf den Spruch hin, "Eltern für Kinder - und nicht - Kinder für Eltern".