Wunschkind dringend gesucht Adoptionskinderhandel in Deutschland Von Bernd Wacker
Die organisierte Vermittlung ausländischer Kinder an deutsche Bewerber zum Zweck der Adoption gibt es in Deutschland erst seit den späten 1960er Jahren. Beginnend mit Kriegswaisen aus Vietnam wurden bis heute schätzungsweise - genaue statistische Zahlen existieren nicht - etwa 35.000 Kinder in deutsche Familien vermittelt. Ein gewinnträchtiges Geschäft Baby Wertvoll: Babys werden häufig für mehrere zehntausend Dollar verkauft Foto: terre des hommes
Während die Bewerber anfangs überwiegend aus politisch engagierten und nicht selten religiös oder humanistisch motivierten Kreisen kamen und meistens schon leibliche Kinder hatten, begann sich Mitte der 1980er Jahre das Bewerberprofil merklich zu wandeln: Immer mehr unfreiwillig kinderlose Bewerber wurden bei den Jugendämtern vorstellig. Wohl die meisten von ihnen hatten zuvor schon eine oder mehrere erfolglose reproduktionsmedizinische Behandlungen hinter sich und setzten nun alle Hoffnungen darauf, mit Hilfe des Jugendamtes zum ersehnten »eigenen« Baby zu kommen. Doch auch diese Hoffnung erfüllte sich nur in wenigen Fällen. Inzwischen nämlich hatte sich hier zu Lande wie überall in den westlichen Industriestaaten auf Grund neuer Verhütungsmittel, eines liberalisierten Abtreibungsrechts sowie der gewachsenen Akzeptanz allein erziehender Mütter die Zahl zur Adoption freigegebener Kinder drastisch reduziert.
Der Weg in die Dritten Welten Südamerikas, Süd- und Südostasiens und seit 1989 vor allem Osteuropas wurde für immer mehr kinderlose Paare zur letzten Chance, die sie nutzen wollten - wenn nötig um jeden Preis und auf eigene Faust.
Ein weltweiter Kindermarkt entstand. Die hier gezahlten horrenden Preise waren nur möglich, weil die Zahl der adoptionswilligen Paare die der adoptionsbedürftigen, also der überprüfbar verlassenen bzw. freigegebenen Babys und Kleinkinder, bei weitem überstieg. Das Internet trug seit Mitte der 1990er Jahre erheblich dazu bei, die Angebote ausländischer Agenturen als Erfolg versprechenden Weg zum eigenen Kind bekannt zu machen. Wohl nicht wenige Bewerber nahmen die hier lauernde Gefahr kommerzieller Kinderbeschaffung bewusst oder unbewusst in Kauf.
Nach den wenigen uns zur Verfügung stehenden seriösen Schätzungen aus den 1990er Jahren dürften im Durchschnitt mindestens ein Drittel aller damals getätigten Auslandsadoptionen nach Deutschland - wahrscheinlich aber erheblich mehr - auf privatem Wege zustande gekommen sein. In welchem Maße sich diese »Vermittlungen« eindeutig kommerzieller, illegaler oder krimineller Methoden bedient haben, ist unbekannt. Das Haager Adoptionsübereinkommen
Dass die vom kriminellen »baby trafficking« betroffenen Staaten nicht untätig bleiben konnten, versteht sich von selbst. Ihr wichtigstes Instrument im Kampf gegen den internationalen Adoptionskinderhandel wurde das nach mehrjähriger Vorbereitung am 29. Mai 1993 verabschiedete »Haager Übereinkommen über den Schutz von Kindern und die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der internationalen Adoption«. Inzwischen haben etwa 60 Staaten diese Konvention ratifiziert oder sind ihr beigetreten. In Deutschland ist sie samt der entsprechenden Neuregelung der Adoptionsgesetzgebung seit dem Frühjahr 2002 in Kraft. Das Übereinkommen schreibt fest, dass jeder Staat angemessene Maßnahmen zu ergreifen habe, um es einem Kind zu ermöglichen, in seiner Herkunftsfamilie zu bleiben. Ist ein Kind aber definitiv verlassen oder nach eingehender Beratung der leiblichen Eltern/Mutter freigegeben worden, kommt eine Adoption ins Ausland erst und nur dann in Frage, wenn die Suche nach einer Ersatzfamilie im Land seiner Geburt ergebnislos geblieben ist. Grenzüberschreitende Adoptionen werden hier also lediglich als ultima ratio gesehen, als letzte Chance, wenn alle anderen Möglichkeiten der kindgerechten Hilfe versagen.
Die Durchführung einer solchen Adoption erfolgt nach dem Willen der Konvention in jedem einzelnen Fall in Zusammenarbeit des Herkunfts- und des Aufnahmelandes - genauer gesagt zwischen den zur Adoptionsvermittlung berechtigten Stellen des jeweiligen Landes.
Die geltende deutsche Adoptionsgesetzgebung trägt diesen Vorgaben Rechnung: Zur Adoptionsvermittlung aus dem Ausland berechtigt sind nur die mit qualifiziertem Personal ausgestatteten Zentralen Adoptionsstellen der Landesjugendämter, die so genannten anerkannten Auslandvermittlungsstellen in freier Trägerschaft sowie die Adoptionsstellen örtlicher Jugendämter, wenn sie eine entsprechende Gestattung eingeholt haben. Seriöse Zahlen und Einschätzungen, ob und inwieweit es mit diesen Maßnahmen tatsächlich gelungen ist, den Adoptionskinderhandel nach Deutschland einzuschränken, liegen noch nicht vor. Die aktuelle Situation
So sehr das Verfahren der Adoptionsvermittlung in den der Haager Konvention verpflichteten Ländern an Qualität gewonnen hat - in Staaten, die der Konvention nicht beigetreten sind (dazu gehören etwa Russland oder Vietnam) ist es für deutsche Staatsbürger immer noch möglich, sich mit Hilfe der dort ansässigen Agenturen oder Mittelsmänner (zum Beispiel Politiker, Richter, Anwälte, Heimleiter) auf eigene Faust nach einem Kind umzusehen und es dort zu adoptieren bzw. in Vormundschaft zu nehmen. Allerdings gehört dazu nicht selten ein Maß an Einfluss, persönlichen Beziehungen und/oder »Spendenbereitschaft«, das die Möglichkeiten durchschnittlicher Adoptionsbewerber weit überfordert.
Zurzeit sind die legalen Adoptionsvermittlungsstellen darum bemüht, Maßnahmen anzustoßen, die darauf abzielen, solchen Privatadoptionen aus Nicht-Konventionsländern nach Deutschland baldmöglichst einen gesetzlichen Riegel vorzuschieben. Doch auch, wenn dies gelingen sollte: Solange adoptierbare Säuglinge nicht in beliebiger Zahl und »Wunschkind-Qualität« zur Verfügung stehen, wird es immer wieder Menschen geben, die diese Situation ausnutzen. Jedes neue Gesetz wird von ihnen nur als Anreiz begriffen, die Methoden und Mittel der kriminellen Kindesbeschaffung zu verfeinern, um die Kundschaft auch weiterhin mit den gewünschten Kindern aus der Fremde versorgen zu können. Daneben werden auch einige altbewährte Vorgehensweisen, wie etwa fälschliche Vaterschaftsanerkennungen, auch in Zukunft Erfolg haben - jedenfalls so lange, wie die zuständigen Behörden sich weigern, entsprechenden Verdachtsmomenten konsequent nachzugehen oder »Kaufeltern« mit den gesetzlich möglichen Sanktionen zu belegen.
Gerade die seit langem bekannte Praxis der Kinderbeschaffung über eigens einreisende oder hier illegal lebende schwangere Frauen anderer Staatsangehörigkeit könnte einen neuen Aufschwung erleben. Babyklappen oder die vielfältigen Angebote der anonymen Geburt bergen die Gefahr, dass Kinder ohne Risiko meistbietend an neue Eltern »vermittelt« werden.
Wie sich in der Vergangenheit gezeigt hat, sind jedoch auch anerkannte Fachstellen gegen die Versuchung des Kinderhandels nicht prinzipiell gefeit. Das neue Adoptionsrecht bietet den zuständigen Zentralen Adoptionsstellen der Landesjugendämter endlich die Möglichkeit, etwaigen Missbrauch frühzeitig zu entdecken und abzustellen. Das allerdings kann nur gelingen, wenn diese Behörden personell und finanziell so ausgestattet werden, dass sie dieser Verantwortung gerecht zu werden vermögen.
na dann können ja die ganzen privaten verm.stellen dichtgemacht werden!!
ich bin sowieso der ansicht, daß nur vermitteln darf, wer 1. das nötige fachwissen und fingerspitzengefühl hat und 2. nicht finanziell davon abhängig ist, also kirchl. betriebene verm.stellen und LJÄ bzw. JÄ.
die stellen, die per se schon mal 4stellige summe abkassieren, bevor sie einen finger krumm gemacht haben, gehören m.E. schleunigst dichtgemacht.
Das allerdings kann nur gelingen, wenn diese Behörden personell und finanziell so ausgestattet werden, dass sie dieser Verantwortung gerecht zu werden vermögen.
Dabei bleibt mir die Spucke im Halse stecken. Für Adoption von Kriegswaisen bin ich ja noch. Dennoch finde ich eine Adoption von Nicht-Waisen in den Staaten unlegitim. Und das Kinder nach D. gebracht werden um verkauft zu werden finde ich menschenverachtend und grausam. Die armen Kinder. Wenn sie doch nur in gute Heime kämen und in ihrem Land adoptiert werden könnten ,so würden nicht ihre Wurzen zerstört,und ihre Identität würde nicht so durcheinder kommen ,und sie müssten nicht fremdes Land betreten,und sich anpassen.Die armen Kinder egal nun ob Adoption oder Kinderhandel.