Ich bin beim Recherchieren zum Thema Adoption und Ämter auf dieses Forum gestoßen. In der Tat stellt sich mir momentan ein "Problem", welches für mich als "Laie" schwer zu handhaben ist.
Kurz zum Hintergrund: Ich bin Mitte Zwangzig und dementsprechend natürlich längst aus dem elterl. Haushalt ausgezogen. Meine Eltern begannen vor einem 3/4 Jahr mit dem Adoptionsprozess eines siebenjährigen Mädchens (ab wann eine Adoption rechtlich eine solche ist, weiß ich gar nicht - darum nenne ich es "Prozess"). Das Kind lebt nun auch seit einem halben Jahr bei meinen Eltern. Soweit hat alles sehr reibungslos und gut funktioniert. Allerdings - und da wurzelt "meine" Problemstellung - hat sich das Jugendamt von Beginn an in meinen Augen sehr(!) obskur verhalten - und dies gipfelt nun in eine Dimension, die mir nicht mehr verständlich ist.
Von Beginn an wurde meine Existenz vom Jugendamt und auf dessen Weisung auch von meinen Eltern verschwiegen. Begründung: Adoptivkind und neue Eltern sollen sich erst aufeinander fokussieren. Gut gemeint - aber in meinen Augen weltfremd und bizarr. Das ganze wurde sogar so exzessiv, dass eine Austauschstudentin (die bei meinen Eltern wohnte), das Haus verlassen musste als das Adoptivkind die ersten Besuche tätigte. Letztendlich stand ich irgendwann dann mal in der Tür (da das Jugendamt nicht forderte, mir die Schlüssel abzunehmen) und das Mädel stand im Flur und die "Vergesellschaftung" gelang ohne das irgendein Beteiligter nun psychiatrischer Betreuung bedarf. (Man verzeihe mir die Ironie)
Bis heute ist alles sehr entspannt. Natürlich ist da ein Altersunterschied, die räumliche Distanz und somit kein übliches Bruder-Schwester-Verhältnis - aber alles in einem sehr wohlgefälligen Rahmen.
Nun komme ich zu meinem Anliegen und den Grund warum ich hier Rat suche. Ich wollte in den Ferien mit meiner Lebensgefährtin und deren Sohn an die Ostsee fahren - nur ein verlängertes WE. Da die Kinder sich kennen und sehr gut verstehen, liegt es natürlich nah, das Mädel mit uns zu nehmen. Lebensgefährtin freut sich, ihr Sohnemann freut sich, meine Eltern freuen sich - nur das Jugendamt hat heute durchblicken lassen dies nicht zu gestatten.
Sind die geisteskrank? Unter einer Adoption verstehe ich die Integration in eine Familienstruktur. Das ist doch aber das gelebte Gegenteil. Die Menschen vom Jugendamt haben mich auch noch nie kennengelernt. Ich fühle mich aber nun sehr provoziert. Gerne würde ich gegen diesen Zustand vorgehen - denn die da tätigen Sachbearbeiter vom Jugendamt sind meiner Meinung nach sehr fehl am Platz. Leider würde sich es - wenn ich aufmucke - dann zu den Ungunsten meiner Eltern und dem Mädchen kehren. Die andere Möglichkeit bleibt dann wohl nur die Intention des Amtes, dass mein Adoptov-Geschwisterkind für mich ein Fremdkörper sein soll und ich mich nicht weiter bemühen werde und man sich halt auf Familientreffen mal begegnet.
Ich bin da nun wirklich erbost aber auch etwas ratlos. So ein Gebahren kann doch nicht normal sein, oder?
Hallo Zerrwerk (ob Dir der Frust-Nick nach ein paar Wochen wohl auch noch gefällt? ), zunächst einmal ein herzliches Willkommen in unserer Runde!
Meine Meinung zu Deinem Thema:
1. Die Vorgehensweise des Jugendamtes, erst einmal einen (wesentlichen) Teil der Familie auszublenden, halte ich für mehr als fragwürdig, denn das Mädel könnte auch Gedanken bekommen wie: "Aha, sie wollten erst einmal testen, bevor sie mich ihrem "eigenen" Sohn vorstellen wollen." Eine "Besichtigung" der kompletten Verwandschaft würde ich auch nicht gut finden, aber der engste Familienkreis muss doch teilhaben am ersten gegenseitigen Kontakt. Wenn ich jetzt sehr zynisch bin, würde ich sagen, dass Deine Eltern froh sein können, dass sie ihre Pflanzen nicht auch entfernen mussten, denn es soll ja Menschen geben, die durchaus erfolgreich mit derartigen Mitbewohnern kommunizieren
2. Das mit dem Kurzurlaub kann ich einigermassen verstehen, denn es handelt sich ja (noch) um die Adoptionspflegezeit und die dient in erster Linie dazu, dass sich die neuen Eltern und das Kind annähern können - und die haben die Kleine schließlich adoptiert und nicht Du und Deine Freundin. Hier würde ich jetzt nicht unbedingt intervenieren, denn wenn die Adoption rechtskräftig ist, könnt ihr noch genug zusammen Ferien machen.