Ich habe da mal eine Frage: Hat jemand von Euch schon Erfahrung mit einer Familienaufstellung gemacht?
Ich sammel gerade Informationen über Bert Hellinger, nach dessen Konzept Familien gestellt werden. Zum einen stoße ich dabei auf positive Reaktionen - d.h. Menschen, die berichten, dass sie innerlich danach zur Ruhe kamen. Andererseits ist Hellinger und das Familienstellen ansich auch umstritten...
Es soll sogar Jugendämter geben, die vor einer Adoption eine Familienstellung durchführen (?) Ich kann mir das alles nicht so richtig vorstellen/erklären.
ich habe schon ein paar Aufstellungen zum Thema Adoption gemacht. Ich selbst mit Adoptivkind und habe es als sehr hilfreich empfunden.
Ich weiß sehr wohl, dass Hellinger umstritten ist, denke aber, zu vieles von dem was er sagt, ist aus dem Zusammenhang gerissen und wenn man sich nicht ausführlich mit ihm beschäftigt, kann man ihn nur falsch verstehen. Allerdings ist er wirklich sehr krass, in dem was er sagt und tut. Die meisten Therapeuten, die nach seinen Thesen arbeiten, sind nicht so.
Ich beantworte dir gerne deine Fragen und kann dir die Bücher »Ohne Wurzeln keine Flügel« und »Was die Seele krank macht und was sie heilt« empfehlen.
In meiner Ausbildung zur systemischen Familientherapeutin wurde ich auch mit Hellingers Ideen und Methoden konfrontiert, sowohl durch seine Texte als auch Videos von Familienaufstellungen. Ich ärgere mich nach wie vor über Hellinger. Er ist ein Guru dessen Arbeit mit systemischer Familientherapie herzlich wenig zu tun hat. Wenn ich auch einige seiner Ideen nachvollziehen kann, so ist mir die Art und Weise wie er sie als Heilsbotschaft und letzte Wahrheit verkündet, suspekt. Vor allem wird nicht deutlich, woher Hellinger seine Wahrheiten bezieht. Eines der Videos die ich gesehen habe beschäftigte sich mit dem Thema Adoption. Hellinger verkündete dort: Adoption ist Kindesraub und wird mit dem Verlust eines Kindes gesühnt. Woher er dies weiss wird nicht deutlich, sondern der betroffenen Familie (die ein Kind adoptiert hatte) einfach um die Ohren gehauen mit einem selbstzufriedenen, wissenden Lächeln. Hellingeranhänger schätzen an ihm gerade dies provokative Auftreten, ich finde es nicht immer hilfreich (milde ausgedrückt). Es empfiehlt sich jedenfalls seine Bücher mit kritischer Distanz zu lesen. Wer wirklich Hilfe braucht sollte sich von der Deutschen Gesellschaft für systemische Therapie jemanden empfehlen lassen. In der Therapie werden zwar auch Familienaufstellungen gemacht, aber sie dienen dazu Beziehungen untereinander und Prozesse in der Familie zu verdeutlichen und nicht als Heilmittel.
verschiedene Freunde von mir haben Familienaufstellungen gemacht und fanden es sehr hilfreich. Allerdings war niemand von ihnen von Adoption betroffen. Mir persönlich hat es in vieler Hinsicht geholfen, mich mit Hellingers Methode auseinanderzusetzen. Ich habe ihn gelesen. Besonders hilfreich fand ich das Buch "Ohne Wurzeln keine Flügel", das nicht von Hellinger ist. Wenn man eine Familienaufstellung machen möchte, sollte man sich den Therapeuten sehr gut ansehen. Mit seiner Fähigkeit, alles aufzufangen, was bei der Aufstellung hoch kommt, steht und fällt die ganze Sache. LG Pino
ich kenne das, was Hellinger macht, auch nur so aus mindestens dritter Hand. Ich muss dazu sagen, dass ich (Naturwissenschaftler halt) solchen Dingen relativ skeptisch gegenüber stehe, schon mal per se, weil ich es überhaupt nicht mit Esoterik habe, sondern an das glaube, was ich sehen, begreifen, und vor allem messen kann...
Nach dem was ich weiß, stellt sich bei mir das Gefühl ein, dass die Taktik, Beziehungsgeflechte und Verbindungen zu 'visualisieren', sinnvoll sein kann, besonders dann, wenn die betreffende Person selbst aus welchen Gründen auch immer, Schwierigkeiten hat, zu abstrahieren oder sich selbst zu analysieren. Das passt zu dem Artikel, der weiter oben steht, der die Familienaufstellung als ursprünglich diagnostisches Mittel sieht - das verstehe ich. Ich bin auch durchaus bereit, eine gewisse therapeutische Wirkung anzuerkennen, solange die dort visualisierten Dinge sich zumindest mittelbar auf die zu therapierende Person auswirken. (Ganz dummes Beispiel - es mag durchaus helfen, der Mutter, sei sie nun körperlich präsent oder durch einen 'Stellvertreter' anwesend, mal das an den Kopf zu schmeißen, was einen jahrelang gequält hat... oder ähnliches).
Alles andere, wie zum Beispiel auch das oben angeführte Beispiel, halte ich für Humbug... von dem Familienbild, das Hellinger weiterzugeben versucht, will ich erst gar nicht anfangen, sonst werd ich hier noch unsachlich :-)
Hab ich das richtig verstanden, dass eine systemische Aufstellung NICHT zwingend etwas mit den Ansichten Hellingers zu tun hat??? Das nämlich würde mir den Schritt erleichtern mich darauf einzulassen. Dass ich Zusammenhänge innerhalb der Herkunftsfamilie erkennen kann/könnte, würd mir sicher helfen und manch offene Frage beantworten. Das soll auch Sinn und Zweck dieser Aktion sein. Ich habe aber in verschiedenen Gesprächen gehört, dass auch bestehende Konflikte durch eine Aufstellung GELÖST werden können. Und genau in diesem Punkt komme ich nicht mehr mit. Stimmt das????
@ matti: du hast eine Ausbildung auf diesem Gebiet? Weißt du, ob eine Aufstellung "nur" dem Verständnis dient, oder wirklich zu einer Lösung beitragen kann???
@grinsekatze: Dein Zitat: "Ganz dummes Beispiel - es mag durchaus helfen, der Mutter, sei sie nun körperlich präsent oder durch einen 'Stellvertreter' anwesend, mal das an den Kopf zu schmeißen, was einen jahrelang gequält hat... oder ähnliches." -> , Jau- das könnte wirklich mal helfen !!!
Ob eine systhemische Therapie zwingend etwas mit den Ansichten Hellingers zu tun hat, weiss ich nicht, aber wie eine Aufstellung nach Hellinger funktioniert kann ich Dir sagen. ich habe gehört, dass es nicht einfach nur dem Verständnis dient, sondern auch zu Lösungen führen kann. In der Regel funktioniert es in einer Gruppe von Menschen. Einer von den Anwesenden möchte seine Familie aufstellen. Die anderen stehn stellvertretend für alle Personen die aufgestellt werden sollen. Wenn Du das machst, würdest Du entscheiden, wer von den Anwesenden z.B. für Deine Mutter stehen soll und diejenige an einen Platz im Raum stellen wie auf einer Bühne. Wenn Du alle aufgestellt hast, werden sie gefragt, welche Gefühle in ihnen hochkommen, dort wo sie stehen. Es soll so funktionieren, dass die Person, die z.B. für Deine Mutter steht, auch die Gefühle Deiner Mutter in sich spürt und mitteilen kann. Bevor du selber eine Aufstellung machst, solltest du einmal dabei sein, wenn jemand anderes seine Familie aufstellt und das Buch lesen, von dem ich erzählt habe, "Ohne Wurzeln keine Flügel". Ist ein Taschenbuch, das es bestimmt auch bei Amazon gebraucht gibt. Ohne Vorinformation würde ich nicht in eine Austellung rein gehn, weil du ja wissen nicht wissen kannst,ob diese Methode die richtige für dich ist. LG Pino
Zitat von kleiner kaempferDanke für Eure Antworten.
Hab ich das richtig verstanden, dass eine systemische Aufstellung NICHT zwingend etwas mit den Ansichten Hellingers zu tun hat??? Das nämlich würde mir den Schritt erleichtern mich darauf einzulassen. Dass ich Zusammenhänge innerhalb der Herkunftsfamilie erkennen kann/könnte, würd mir sicher helfen und manch offene Frage beantworten. Das soll auch Sinn und Zweck dieser Aktion sein. Ich habe aber in verschiedenen Gesprächen gehört, dass auch bestehende Konflikte durch eine Aufstellung GELÖST werden können. Und genau in diesem Punkt komme ich nicht mehr mit. Stimmt das????
@ matti: du hast eine Ausbildung auf diesem Gebiet? Weißt du, ob eine Aufstellung "nur" dem Verständnis dient, oder wirklich zu einer Lösung beitragen kann???
@grinsekatze: Dein Zitat: "Ganz dummes Beispiel - es mag durchaus helfen, der Mutter, sei sie nun körperlich präsent oder durch einen 'Stellvertreter' anwesend, mal das an den Kopf zu schmeißen, was einen jahrelang gequält hat... oder ähnliches." -> , Jau- das könnte wirklich mal helfen !!!
Nochmals vielen Dank !!! kleiner kämpfer
Zu deinen Fragen: ja und ja.
Also, ja, sehr viele arbeiten mit Familienaufstellungen, aber nicht alle sind so drauf wie Hellinger, sondern sehr viel sanfter und einfühlsamer. Natürlich sollte man vorher wissen, auf wen man sich einlässt. Ich war z. B. auch schon einmal bei einer Heilpraktikerin, die mit "Puschen" gearbeitet hat. Für das erste Mal macht es die Sache vielleicht einfacher. Ich war als mit der guten Frau allein, habe statt Stellvertreter Puschen aufgestellt, in die sie sich der Reihe nach "reingestellt" hat. Sie hat also alle Rollen übernommen.
Und ja, es gibt Lösungen. Natürlich wird mit einer Aufstellung nicht die ganze Welt in Ordnung gebracht. Es wird immer so viel gemacht, wie es deine Seele zulässt und du es verkraftest. Bei der meiner ersten Aufstellung zum Beispiel hatte ich zur Stärkung meine Adoptiveltern im Rückung und habe meine leiblichen Eltern nur angeschaut, mehr war ersteinmal nicht drin. Bei der nächsten ging es nur darum, das ich meinen Platz in der Reihe meiner vielen leiblichen Geschwister bekomme. Das war dann das Lösungsbild, dass sich auf das Familiensystem, also die Wirklichkeit, überträgt. Bei der nächsten Aufstellung war ich dann schon zu etwas mehr bereit und konnte mich am Ende von meinen leiblichen Eltern halten lassen...
Du hast ja für dich selbst auch immer einen Stellvertreter und nur wenn der Therapeut meint, es wäre jetzt ok für dich, selbst an deinen Platz zu gehen, tust du es. Solange es zu schmerzhaft wäre, lässt du quasi jemand anderen die Arbeit machen.
Natürlich ist es sehr, sehr spannend, selbst für eine Aufstellung der Stellvertreter zu sein, denn da merkt man wirklich, dass es funktioniert und fühlt Dinge, die man einfach nicht wissen kann. Vielleicht solltest du das zuerst probieren. Man kann sich auch zu solch einem Wochenende anmelden, ohne selbst aufzustellen, das kostet dann natürlich auch weniger.
Übrigens würde ich mich vorher nicht allzuviel damit beschäftigen, damit du intuitiv an die Sache gehen kannst. Wenn man zu viel über Lösungsbilder etc. weiß, kann es natürlich schnell passieren, dass man nicht mehr nach seinem Gefühl aufstellt...
Auch wenn ich mich hier seit geraumer Zeit immer "überlesen" fühle, hoffe ich, dir ein wenig helfen zu können.
war ein paar Tage nicht da und kann deshalb erst jetzt antworten. In der systemischen Familientherapie gibt es wie bei allen Therapien verschiedenste Ansätze. Familienaufstellungen sind nur eine Möglichkeit in der therapeutischen Arbeit. Ein guter Therapeut wird in jedem Fall mit dem Klienten seine Vorgehensweisen absprechen und nichts gegen dessen Willen tun. In meiner Arbeit war (ich mache inzwischen etwas anderes) Familienaufstellung immer nur ein Weg sehr komplexe und verworrene Familiensysteme deutlicher zu machen und die eigene Position in diesem System zu finden, um aus diesem Wissen heraus zu Lösungen zu kommen (die dann die Familie findet, nicht der Therapeut). Aber man kann auch auf anderen Wegen zum Ziel kommen. Die schnelle Lösung gibt es aber nur selten.
Hallo an alle, die mir auf diese Frage geantwortet haben:
Ich habe inzwischen an einer Aufstellung teilgenommen und kann nur sagen: Hilfreich und aufschlussreich. Hat mir persönlich gut getan und zum tieferen Verständnis beigetragen. Es war keine "Sensations-Aufstellung" nach Bert Hellinger sondern eine sanftere Art mit einer Therapeutin, die ich als recht seriös und verantwortungsvoll beschreiben würde.
Vielen Dank an alle, die mir ihre Meinung zum Thema im Vorfeld geschrieben haben. kleiner kämpfer.