ich arbeite als Fernsehredakteurin bei der Produktionsfirma sagamedia in Köln. Die seriöse Filmproduktionsfirma produziert Reportagen, Dokumentationen und Doku-Soaps für öffentlich-rechtliche und private Sender.
Mit dem Arbeitstitel „Wir bekommen ein Kind““ produzieren wir eine Dokumentarserie über Paare, die ein Kind adoptieren wollen. Wir möchten zukünftige Eltern auf diesem schwierigen Weg begleiten und mit ihnen erleben, was es bedeutet, Eltern zu werden. Vielleicht nutzen Sie die Chance, diesen unvergesslichen Moment für Sie, vor allem aber für Ihr Kind, im Bild festzuhalten. Wenn Sie sich vorstellen können, sich begleiten zu lassen oder mehr über das Projekt erfahren wollen, würden wir uns freuen, wenn Sie sich unverbindlich mit mir in Verbindung setzen: Juliane Kuhr, Tel.: 0221 801079-19, juliane.kuhr@sagamedia.de
gerade vor ein paar Stunden habe ich eine uralte(?) Beschreibung einer Sagamedia-Reportage über Pflegeeltern gelesen. Darin wird der Film als sehr einfühlsam beschrieben ...
Zurück zu Ihrer Anfrage. Ich frage mich so langsam was das soll. Innerhalb der letzten drei Monate ist das nun die dritte Anfrage zu exakt diesem Thema: "Wie komme ich an ein Kind?"
Und immer wieder regt sich darüber der Unmut (nicht nur von Herkunftseltern!), dass wieder einmal weder die abgebende Seite noch die Hauptpersonen im Fokus stehen. Woran liegt das eigentlich? Warum ist es so interessant mitzuerleben, wie jemand sich ein Kind beschafft? Worin liegt der Reiz an diesen Geschichten? Ist es eine Art Helfersyndrom oder etwas ähnliches, das da zum Tragen kommt? Neugier alleine kann es ja wohl nicht sein.
Als Herkunftsmutter bin ich immer wieder erstaunt darüber, dass sich so wenige Menschen dafür interessieren, wo diese Kinder, für die andere so viel Energie aufwenden, herkommen und warum sie nicht dort bleiben können wo sie herkommen. Warum interessiert sich kaum jemand dafür, ob Adoption für Adoptierte wirklich das vermutete Honigschlecken ist, an das manche glauben, wenn sie von "geretteten" Kindern hören, lesen oder sehen. Warum fragt niemand nach den Müttern, die neun Monate schwanger waren und am Ende keine Mütter sein können? Warum kaum einer nach den Vätern? Wussten sie überhaupt, dass sie "Vater" sind? Warum interessiert es unsere Gesellschaft nicht wirklich, warum junge Mädchen/Mütter ihre Neugeborenen nach verheimlichter Schwangerschaft und heimlicher Geburt töten, obwohl es eigentlich überall Hilfe gäbe? Warum werden kinderlose Paare dafür gelobt und geachtet, dass sie "mutterlose" Babies aus der vermeintlichen Gosse retten, die abgebende Seite aber fast durchgängig und pauschal als asozial abgestempelt wird und keinerlei Beachtung findet? Warum hinterfragt kaum jemand die Gründe, die dazu führen, dass Kinder heutzutage in Pflege oder Adoption leben? Warum fragt keiner, wie es so einer Mutter oder einem Vater nach der Freigabe geht?
Ich weiß, das sind viele Fragen an Sie, anstatt Antworten auf Ihre eigene Anfrage. Vielleicht denken Sie ja an die eine oder andere davon, wenn Sie Ihr Sendekonzept festlegen
Warum interessiert sich kaum jemand dafür, ob Adoption für Adoptierte wirklich das vermutete Honigschlecken ist, an das manche glauben, wenn sie von "geretteten" Kindern hören, lesen oder sehen.
Viele Grüße, Mausi
Sehr geehrte Frau Kuhr,
oben genannte Frage ist eine wirklich berechtigte Frage. Ich habe meinen Sohn am 29. Sept. 2 0 0 9 nach 35 JAHREN - 7 MONATEN und 13 TAGEN das erste Mal gesehen.
Ich wurde von meiner Mutter und einer Sozialarbeiterin zu der Kindesabgabe regelrecht genötigt , habe immer mit einem schlechten Gewissen leben müssen, wurde von vielen Leuten für * meine Tat * verachtet. Mein Sohn hat erst vor kurzer Zeit durch seine Abstammungsurkunde, die er zum Heiraten benötigt, von der Adoption erfahren. Ich kannte genau eine Stunde seinen Wohnort, habe mich in den Wagen gesetzt, bin 140 KM geflogen und habe dann Erlebnisse aus seiner Juend gehört, die dazu beitragen, dass ich mich nun noch viel schlechter fühle.
Eine Adoption ist nicht immer ein Freifahrtschein in eine gute Zukunft.