Liebe Kinder, diese Weihnachten werdet Ihr ohne mich verbringen müssen. Ich weiß noch nicht genau wohin, aber ich möchte dieses Christfest einmal auf andere Weise feiern. Vater konnte ich nicht überzeugen, mich zu begleiten. Ihr könnt also ruhig nach Hause kommen. Da die Feiertage schon seit so vielen Jahren nach festen Ritualen ablaufen, werdet Ihr es auch ohne mich schaffen. Zwar habe ich sonst ein paar kleine Vorbereitungen getroffen, aber unter Euch sind ja drei perfekte Hausfrauen, die mir so oft gut gemeinte Ratschläge geben konnten. Die Gästebetten könnt Ihr bei Schmidts nebenan und bei Hansens, ein Stück die Straße runter, ausleihen. Ich wollte Euch das Festmahl nicht vorschreiben, deshalb habe ich nicht eingekauft. Die Menge für zwölf Personen errechnet Ihr einfach, indem Ihr den Viertagesbedarf Eurer drei Familien zusammen rechnet. Mit meinem kleinen Wagen musste ich ein paar Mal fahren, aber Ihr habt alle so schöne, große Limousinen. Wenn Ihr zusammen fahrt, ist es auch mit den schweren Getränkekisten bequemer. Vielleicht solltet Ihr auch auswärts essen, das Spülen der Geschirrberge hält immer so auf. Ansonsten benutzt ruhig mein gutes Geschirr. Ich habe jetzt eines mit Nachkaufgarantie. Es macht also nichts, wenn die Kinder etwas zerschlagen. Die Preisliste liegt in der Schrankschublade. Legt einfach das Geld dazu. Ich vervollständige dann später das Service. Eines macht mir allerdings Sorgen: Wer wird dann Schlichter bei Euren Diskussionen sein, wenn ich nicht da bin? Ihr wisst ja, dass Vater sich lieber raus hält, weil seine Nerven zu empfindlich sind. Am besten, Ihr bleibt alle ein bisschen gelassener, auch bei Erziehungsfragen. Jeder macht schließlich bei der Aufzucht des Nachwuchses Fehler, ich habe mir da auch einiges vorzuwerfen. Aber glaubt mir, es ist nie zu spät, mit dem Umerziehen anzufangen! Übrigens finanziere ich mit dem Geld, das ich sonst für Eure Geschenke verwandt habe, dieses Jahr meine Reise. Löst doch die Gutscheine, die Ihr für mich gekauft habt, ein und kauft Euch selbst eine Kleinigkeit.
Die vier Kerzen Vier Kerzen brannten am Adventskranz. Es war still. So still, dass man hören konnte, wie die Kerzen zu reden begannen. Die erste Kerze seufzte: „Ich heiße Frieden. Mein Licht leuchtet, aber die Menschen halten keinen Frieden. Sie wollen mich nicht.“ Ihr Licht wurde immer kleiner und erlosch schließlich. Die zweite Kerze flackerte und sagte: „Ich heiße Glauben. Aber ich bin überflüssig. Die Menschen wollen von Gott nichts wissen. Es hat keinen Sinn mehr, dass ich brenne.“ Ein Luftzug wehte durch den Raum - und die zweite Kerze war aus. Leise und traurig meldete sich die dritte Kerze zu Wort: „Ich heiße Liebe. Ich habe keine Kraft mehr zu brennen. Die Menschen stellen mich zur Seite. Sie sehen nur sich selbst und nicht die anderen, die sie lieb haben sollen.“ Und mit einem letzten Aufflackern war auch dieses Licht ausgelöscht. Da kam ein Kind in das Zimmer. Es schaute die Kerzen an und sagte: „Aber ... aber ihr sollt doch brennen und nicht aus sein.“ Fast fing es an zu weinen. Da meldete sich die vierte Kerze zu Wort. Sie sagte: „Hab‘ keine Angst! Solange ich brenne, können wir auch die anderen Kerzen wieder anzünden. Ich heiße Hoffnung.“ Mit einem Streichholz nahm das Kind Licht von dieser Kerze und zündete die anderen Kerzen an.
Ihr Kinderlein, kommet...“ Ein Weihnachtslied, das in Gütersloh zuerst gesungen wurde. Im harten Winter 1829/30 saß der Lehrer Friedrich Eickhoff in einer kleinen Stube des Kaufmanns Barth in der Kirchstraße in Gütersloh neben dem Ofen und las in einem Buch das Gedicht von Christoph Schmid: „Ihr Kinderlein kommet...“, das dieser 1811 dichtete. Da kam ihm der Gedanke, dass er dieses Gedicht mit seinen Schulkindern singen könnte. Vor nicht all zu langer Zeit hatte er ein Frühlingslied auf seiner Geige gespielt, dessen Melodie ihm gefallen hatte. Schon fiel ihm diese Melodie wieder ein: „Wie reizend, wie wonnig ist alles umher...“. Nach der Weise dieses Liedes sang er nun: „Ihr Kinderlein kommet…“. Mit den Mädchen seiner Klasse in der alten Schule an der Kökerstraße übte er nun Text und Melodie ein, das hier nun jahrein, jahraus zur Weihnachtszeit erklang. Und wie nahm das Lied nun seinen Lauf in die Welt? 1832 erschien das Lied zum ersten Male mit Noten in dem „Liederheft mit 60 Liedern“. Aus diesem wurde es zuerst in die „Kleine Missionsharfe“ und später in die „Große Missionsharfe“, die weit verbreitet waren, übernommen. So nahm das Weihnachtslied „Ihr Kinderlein kommet...“ von der Kirch- und Kökerstraße in Gütersloh seinen Lauf in die weite Welt.
Zu Bethlehem geboren Zu Bethlehem geboren, ist uns ein Kindelein, das hab' ich auserkoren, sein eigen will ich sein. Eia, eia, sein eigen will ich sein.
In seine Lieb’ versenken will ich mich ganz hinab; mein Herz will ich ihm schenken und alles, was ich hab’, eia, eia, und alles, was ich hab’.
O Kindelein, von Herzen will ich dich lieben sehr, in Freuden und in Schmerzen je länger und je mehr, eia, eia, je länger und je mehr.
Die Gnade mir doch gebe, bitt’ ich aus Herzensgrund, daß ich allein dir lebe jetzt und zu aller Stund’, eia, eia, jetzt und zu aller Stund’.
Dich, wahren Gott, ich finde in unser’m Fleisch und Blut; darum ich mich dann binde an dich, mein höchstes Gut, eia, eia, an dich, mein höchstes Gut.
Laß mich von dir nicht scheiden, knüpf’ zu, knüpf’ zu das Band der Liebe zwischen beiden; nimm hin mein Herz zum Pfand, eia, eia, nimm hin mein Herz zum Pfand!
Da wurde mitten in der Nacht ein Kind geboren. Da war mit einem Mal der Himmel nicht mehr fern. Da sang ein Engelschor "die Welt ist nicht verloren" und über allem leuchtet hell der Weihnachtsstern.
Da wurde dir und mir ein neues Licht gegeben, das unsre Herzen immer neu erwärmen kann. Und wenn es dunkel wird für uns in diesem Leben, fängt es mit seiner ganzen Kraft zu leuchten an.