„Meine Schuld wird nie vergehen“ von Michele Launders
Die Taschenbuchausgabe von Bastei Lübbe hat 299 Seiten. Es gibt etliche Fassungen von dem Buch, die teilweise vergriffen sind.
Das Buch wurde 1990 von einer jungen Frau geschrieben, die als 19-jährige ihr Kind zur Adoption abgegeben hat. Sie war ungewollt schwanger geworden, ihr damaliger Freund hatte nur seine Karriere im Sinn und sie war sich sicher, dass sie dem Kind keine gute Zukunft geben kann.
Über eine Schulfreundin erhält sie die Adresse eines Gynäkologen, der ihr dabei helfen sollte, das Kind nach einer heimlichen Geburt zur Adoption zu geben. So verbrachte sie die letzten Monate der Schwangerschaft in seiner Obhut und brachte ein kleines Mädchen zur Welt, das man ihr sofort nach der Geburt wegnahm. Außer ihrer Mutter wusste niemand von dem Kind. Die junge Frau lebte ihr Leben weiter, machte Karriere, aber die Adoption ließ sie zur Einzelgängerin werden.
Sechs Jahre später wurde New York von einem grauenvollen Verbrechen an einem kleinen Mädchen erschüttert, das von seinem Adoptivvater zu Tode geprügelt wurde. Als die junge Frau realisiert hat, dass es sich um ihre eigene Tochter handelt, beginnt für sie ein Leidensweg, den sie offenbar bis heute nicht verlassen konnte. Als erstes erfährt sie, dass es nie eine Adoption gegeben hatte, denn sie war einer Bande von Adoptionskriminellen aufgesessen. Das Kind wurde nie offiziell adoptiert, sondern landete bei dem Rechtsanwalt, den sie mit der Adoptionsvermittlung beauftragt hatte.
Unterstützt von ihrer Familie, sorgte sie dafür, dass ihr Kind von ihrer Familie beerdigt werden durfte und sein Geburtsname auf dem Grab steht.
Dem Mörder ihres Kindes wurde der Prozess gemacht und er erhielt 25 Jahre Zuchthaus. Seine Lebenspartnerin, die ebenfalls von ihm misshandelt wurde, wurde dagegen wegen psychischer Krankheit freigesprochen, was die trauernde Mutter nie verwinden konnte.
Die Geschichte wird von der Autorin sehr ausführlich und mit vielen (überflüssigen) Wiederholungen erzählt, was das Lesen etwas schwierig macht, obwohl sie sehr spannend und der Schreibstil eher einfach ist. Trotzdem ist es ein lesenswertes Buch, denn es ist absolut authentisch. Interessant sind die Reaktionen auf das Buch, denn Menschen, die nicht viel über Adoption wissen, glauben alle, dass so eine Geschichte nicht wahr sein kann.
Dieses Buch kann ich jeder Frau, jedem Vater empfehlen, die sich mit dem Gedanken tragen, ein Kind zur Adoption freizugeben, denn dieser Fall ist der traurige Beweis dafür, dass Adoption das Leben von Herkunftseltern manchmal sehr grausam beeinflussen kann - von dem Leid der Adoptierten einmal ganz abgesehen ...
MIchele Launders hat von dem Verbrechen an ihrer Tochter nur erfahren, weil es keine Adoption gegeben hat. So wurde im Rahmen der Ermittlungen und des Prozesses ihre Identität bekannt. Nur wegen des Wunsches von Michele Launders die Schwangerschaft und Adoption absolut geheinzuhalten: "Aus mir brach es heraus: "Ich will nicht, daß es jemand weiß. Keine Menschenseele außer Ihnen und mir weiß es." (S. 58) werden die ganzen kriminellen Umstände dieser Kindesabgabe und der angeblichen Adoption möglich. So wäre es nach dem deutschen Adoptionsrecht nicht möglich gewesen. Die Frage für mich ist jedoch; würde in Deutschland eine Mutter, ein Vater jemals davon erfahren, wenn ihr Kind in einer Adoptivfamilie einem Verbrechen zum Opfer fiele? Durch die Unterschrift unter die Adoptionseinwilligung werden alle rechtliche Beziehungen zwischen abgebenden Eltern und Kind "fallbeilartig" (Harald Paulitz) getrennt. Einen Anspruch darauf über Krankheit, Unfall oder Tod informiert zu werden haben wir nicht. So gesehen hatte Michele Launders noch Glück. Sie hat von Leiden und Tod ihrer Tochter erfahren; konnte trauern; die Tochter beerdigen und gegen die Verbrecher klagen.