Ich dachte, es wäre leichter: Adoption - eine unendliche Herausforderung von Gerdi G. Wolatz
Taschenbuch: 140 Seiten Verlag: Books on Demand Gmbh; Auflage: 1 (Oktober 2004) Sprache: Deutsch ISBN-10: 3833416971 ISBN-13: 978-3833416972 Größe und/oder Gewicht: 21,2 x 13,4 x 1 cm --------------------------------------------------------
Dieses Buch ist meiner Meinung nach ein Lebensbericht einer verbitterten Adoptivmutter über eine misslungene Adoption. Die Adoptivmutter beschreibt ziemlich unreflektiert den Werdegang ihrer zwei Adoptivkinder. Und ich kann nur hoffen, dass Namen und Orte nicht den Tatsachen entsprechen, denn es ist fast eine Auflistung, die sich liest, als hätte sie die schlimmsten Kinder der Welt adoptiert. Die Kinder sind auf sämtliche schiefe Bahnen geraten, auf die man geraten kann. Erschütternd! Mich persönlich hat das Buch wütend und traurig gemacht.
Hat es einer von gelesen? Wer Interesse hat - ich verleihe es gerne!
ich kenne das Buch nicht. Aber das schlimme ist auch, dass es keine Einzelfälle sind! Es ist unbegreiflich, dass die Regierung und die Gesetzgeber, das Adoptionsproblem nicht endlich, wirklich ansehen und ändern.
Zitat von BibiBlockstein Dieses Buch ist meiner Meinung nach ein Lebensbericht einer verbitterten Adoptivmutter über eine misslungene Adoption.
Dem würde ich beipflichten. Besser wäre es sicher gewesen das Geschwisterpaar zu trennen und den Ole in eine Familie für Vollzeitpflege zu vermitteln. - Nunja, nachher ist man immer schlauer. In unserem JA wären das Geschwisterpaar (zumindest wenn man der Beschreibung der Kinder glauben da) nicht zusammen vermittelt worden. Dass Buch liest sich aber schnell durch (ca. drei Stunden). Vielleicht ist es auch mal ein Vorteil zu zeigen, was bei einer Adoptionsgeschichte alles schief laufen kann und dass sicherlich nicht jede Entwicklung positiv und "rosarot" verläuft. Allerdings in der Fülle Natürlich weiß man auch nicht, ob es sich hier wirklich um eine Tatsachenbericht handelt - es kann ja auch vieles Fiktion sein.
Zusammenfassend: Zum Kauf würde ich es nicht empfehlen, es ist meiner Meinung nach nicht das Geld wert. Aber wer es geliehen bekommt und auch tragische tragische Geschichten lesen mag kann natürlich den Blick riskieren. LG Bernd
Zitat von BibiBlockstein Bily, warum denkst Du hätte man die Geschwister trennen sollen?
nun, habe ich das Buch im Moment nicht vor mir, aber ich meine in Erinnerung zu haben, dass die Geschwister (noch) keine enge Bindung untereinander aufgebaut hatten. Und mit der Trennung hätte man die Adoptionseltern nicht überfordert - und der Schilderung nach waren sie das, bzw. wäre durch eine Aufteilung der beiden Kinder in zwei Familien, vielleicht den Kindern gerechter geworden. Den Kontakt der Geschwister hätte man bei einer Trennung aber aufrecht erhalten sollen, zB. durch gegenseitige Besuche. Der Punkt mit der Geschwistertrennung ist aber, so wie ich gerade gelesen habe, wohl umstritten - ich lerne ja auch dazu
bilyboy, es geht nicht darum, für a-bewerber die passenden kinder auszusuchen, sondern immer darum, die passenden belastbaren eltern für kinder zu finden. weißt du wie schrecklich das z.b. für heimkinder war, auseinandergerissen und auf verschiedene heime aufgeteilt zu werden, und damit den letzten rest familie zu verlieren? nein, wirst du nicht wissen! unter den vielen a-bewerbern müßten sich passende finden lassen, wenn vermittlungsstellen qualifizierte arbeit leisten....
melde mich auch mal wieder zu Wort und hoffe nicht gleich gesteinigt zu werden.
Ich glaube Bilyboy wollte mit seiner These der Trennung der Geschwister zum Ausdruck bringen, dass die Meinungen und Erfahrungen der JA’s in diesen Fällen dahin gehen, wenn Geschwister ab einem bestimmten Alter in eine neue Familie vermittelt werden, eine Gruppendynamik gegen die A-Eltern entwickelt werden kann. Das macht ein zusammen leben sehr schwer. Ich kenne das Buch und den Fall nicht, kann also auch keine Aussage dazu treffen wer welche Fehler gemacht hat. Ich kann nur sagen, dass unser Pflegekind auch einen Bruder hat der nicht bei uns lebt und sicherlich vermissen die Geschwister sich, aber ein Besuchskontakt, Telefonkontakt, Briefkontakt findet regelmäßig statt. Wenn die beiden zusammen sind tanzt echt der Bär und tobt der Mopp. Es kracht oft, gibt oft heftigen Streit, das sind glaube ich solche Situationen die den Kindern wenige Möglichkeiten bieten sich zu entwickeln.
Das heißt ja nicht, dass die Kinder auseinandergerissen sind für immer, nur derzeit ist es besser weil der Alltag früher sehr von Gewalt geprägt war. Ich glaube aber Adoption im Säuglingsalter und Pflege sind wirklich anders zu bewährten.
Die von Kimba angeführten Gründe "erleuchten" mich endlich, denn verstanden habe ich es noch nie, warum man Geschwister trennen muss.
Das Argument, es könne seitens Adoptierter "Front" gegen die Ado-Eltern gemacht werden, ist für mich ein Armutszeugnis für die Arbeit der JÄ und das ganze Auswahlverfahren an sich. Jemand, der (angeblich oder tatsächlich) mit zwei Kindern nicht zurechtkommt, kann m. M. n. das eine zugeteilte Kind auch nicht richtig erziehen. Je mehr man sich mit diesem System befasst, je mehr Unzulänglichkeiten werden offensichtlich.
Das ist doch wieder mal ein Beweis dafür, dass diese ganzen Auswahlverfahren ein Witz sind, wenn die JA-Mitarbeiter selbst, noch nicht einmal ihrer eigenen Arbeit trauen können. Ich wette, es gibt viele Ado-Eltern, die sehr wohl dazu in der Lage wären, mit Ado-Geschwistern zurecht zu kommen. Soweit ich gehört habe, wird Bewerbern, die den Wunsch nach einem Geschwisterpaar äußern, sogar noch gesagt, dass Geschwister fast nicht „verfügbar“ sind - oder so ähnlich. Das hat mich schon immer irritiert, denn gerade aus kaputten bio-Familien werden sehr oft nicht nur Einzelkinder herausgenommen, sondern alle. Alleine in diesem Forum hier gibt es einige Adoptierte, die Geschister haben, die ebenfalls wegadoptiert wurden.
Kinder aus "praktischen" Erwägungsgründen heraus zu trennen, dürfte heutzutage nicht mehr erlaubt sein. Das ist für mich Körperverletzung. Jeder Mensch, der aus einer kaputten Familie stammt - und das sind weiß Gott nicht nur Adoptierte! - weiß, wie schlimm es ist, wenn man seine Geschwister jahrzehntelang vermisst. Nach der bio-Mutter und dem leiblichen Vater, stehen sich leibliche Geschwister am nächsten.
Es gibt genug Ado-Eltern die sich darüber beklagen, dass sie nur ein KInd adoptieren durften, obwohl sie explizit nach Geschwistern gefragt hätten. Es mag sein, dass nicht in jedem JA-Bezirk solche Paare zur Verfügung stehen, aber das darf doch heute kein Grund sein. Da muss man halt mal den Telefonhörer zur Hand nehmen und sich mit anderen Kollegen absprechen. Wenn es darum geht, irgendwo in Deutschland "günstige" Gebrauchsgüter an Land zu ziehen, sind wir modernen Menschen doch auch nicht auf den Kopf gefallen.
warum sich die damalige heim-praxis auf adoptionen verlagern konnte, wäre viell. damit erklärbar, daß damit gleich mehrere anträge (auf ein kind, geschwister-trennung pädagogisch begründet, einzelkind entwickelt sich besser...) einen abschluß finden, vielleicht.
in extremfällen wie mißbrauch, gewalt u. dergleichen ist nachvollziehbar, daß kinder da raus müssen, hauptsächlich abstand und ruhe andernorts brauchen, wahrscheinlich auch schwieriger sein werden. ob krasse familienverhältnisse durchweg zu trennungen führten, bezweifel ich allerdings. ist doch schrecklich, wenn sich geschwister dann auch noch aus den augen verlieren. kinder sind betroffene, nicht täter.
@Cornelia und Bonnie, ich glaube, bei der Praxis, die Geschwisterkinder in verschiedenen Pflegefamilien leben zu lassen, geht es nicht darum, die Eltern vor der geballten "Kinderfront" zu schützen, sondern darum, die Kinder selbst zu schützen. Meistens sind es ja auch keine Ado-Kinder, sondern Pflegekinder, die schon als etwas größere Kinder aus der H-Familie genommen worden sind, in der Gewalt vorgeherrscht hat. Es geht dann darum, dass, wenn in der H-Familie Gewalt z.B. zwischen den H-Eltern geherrscht hat oder auch von den H-Eltern gegenüber den Kindern, dass die Kinder das dann oft spiegeln und auch gegeneinander Gewalt anwenden. Um diese Dynamik möglichst zu unterbrechen und damit sich die Kinder in eine andere - gewaltfreie - Richtung entwickeln können, werden die Kinder oft in unterschiedliche Pflegefamilien vermittelt. Habe ich früher auch nicht verstanden und fand es einfach nur gemein, aber mittlerweile leuchtet es mir in bestimmten Fällen dann doch ein. Es bedeutet ja nicht, dass kein Besuchskontakt zwischen den Kindern stattfindet und sie sich gänzliche aus den Augen verlieren. Es gibt sicherlich auch immer solche Fälle, die ganz doof laufen und vom JA nicht richtig behandelt werden, aber die Regel ist das wohl eher nicht. Lena
Hallo zusammen, damit einige von euch wissen worum es in dem Buch geht bzw. was sie Voraussetzungen sind:
Jörg (A-Vater) fährt sofort in das angegebene Heim. Ein kleines gemütlich aussehendes Einfamilienhaus erwartet ihn. Ganz familiär, ganz persönlich, keine nüchterne Heimatmosphäre wie wir sie auch schon erlebt haben. ... Zwei ältere Rot-Kreuz Säuglingsschwestern- beide schon lange im Ruhestand- haben hier noch einmal eine Herausforderung gefunden. ... Beide Kinder haben Defizite. Beide sind "Windel-Kinder", besonders erstaunlich bei dem großen. Beide können sich nur schwer verständlich mitteilen, wir versuchen trotzdem zu verstehen, es gelingt uns von Besuchstag zu Besuchstag besser. Besonders bei Ole (ältestes Kind) sind die sprachlichen Defizite deutlich, er ist ja auch schon fast 4 Jahre alt. ... Wir erfahren die Vorgeschichte der Kinder, sind bestürzt, betroffen, traurig über das, was wir hören müssen. Das Jugendamt ist von einem Nachbarn alarmiert worden. Ein ungeheurer Vorgang- es muss viel passiert sein, bevor Nachbarn diesen Schritt wagen. Wir lesen in den Akten nach welches Bild sich dem einschreitenden Jugendamt zeigt. Beide Kinder waren verwahrlost, unterernährt, ungenügend gekleidet, im eigenen Unrat allein gelassen. Das Geisburger Heim wurde angerufen, war bereit, sofort die Kinder aufzunehmen. Zu diesem Zeitpunkt ist unser kleines Mädchen etwa 1 Jahr alt, der kleine Junge knapp 3 Jahre alt. Das Bild der leiblichen Eltern zeigt sich in düsternden Farben. Niemand hat sich der Verantwortung gestellt, alle haben es offensichtlich einfach treiben lassen. Haben zugesehen, gewähren lassen, erst spät eingegriffen. ... Wir unternehmen Spaziergänge in Geisberg, bleiben zum Abendbrot im Heim- in diesem Haus eine spannende Angelegenheit. Etwa 5 Säuglinge, als Paket gebündelt werden versorgt, unsere 2 und ein ebenfalls etwa 4 jähriger dunkelhäutiger Junge runden das Bild der "Großfamilie" ab. Man ist füreinander da. Die 2 alten Schwestern leben mit den ihnen anvertrauten, problembelasteten, abgeschobenen Kindern.
Wer jetzt noch mehr wissen möchte sollte sich das Buch ausleihen oder kaufen. LG Bilyboy
@ bonnie nein das Geschwisterkind lebt nicht bei der Herkunftsfamilie, ist also auch in einer Pflegefamilie.´
@ Lena0610 genau wie Du es schreibst ist es von mir gemeint! Gewalt hat eine große Rolle gespielt in der H-Familie und das merkt man deutlich wenn die Geschwister sich sehen! Zumindest bis jetzt. Wir hätten auch 2 Geschwisterkinder bei uns aufgenommen, das ist nicht das Thema.
Es ist eben doch noch einmal etwas anderes ob es um Pflege oder Adoptivkinder geht. Bei uns lebt ein Pflegekind das seine Herkunft hat und kennt!
Zitat von KimbaEs ist eben doch noch einmal etwas anderes ob es um Pflege oder Adoptivkinder geht.
Das sehe ich auch so, denn Pflege hat ja erst einmal ein anderes Ziel und da kann es durchaus sinnvoll sein, Geschwister auch erst einmal nicht so eng beisammen zu lassen. Wichtig ist, dass sie nicht von Amts wegen dauerhaft getrennt werden, wie das bei einer, bzw. zwei Adoption(en) der Fall wäre.