Zitat von AdoLife Daher sehnen sich Kinder ja auch nach ihren Eltern selbst wenn sie mishandelt wurden Und ich schätze durch diese frühen Erfahrungen mit ihr, ist da auch irgendwas wo es in mir nach ihr ruft, doch gleichzeitig sagt mein Kopf was willst du von ihr so wie sie dich behandelt hat und so wie sie sich jetzt aufführt? Ich schwanke leider immer hin und her zwischen dem ganzen Gefühlschaos.
Als körperlich und vor allem seelisch geschundenes Scheidungskind, beschäftige ich mich mit diesem Thema schon seit Jahrzehnten, denn ich komme von meiner Mutter irgendwie auch nicht los (bei der Scheidung war ich 7, der Vater starb, als ich 14 war).
Im Gegensatz zu als Baby adoptierten Menschen,haben leibliche Kinder allerdings eine oft jahrzehntelange Bindung erlebt und so ist diese "magnetische Anziehungskraft" schon alleine deshalb plausibel. Ich habe mir diese "Hörigkeit" meiner Mutter gegenüber bisher immer damit erklärt, dass ich irgendwie "dankbar" bin und wider besseres Wissen nur wegen meines "schlechten Gewissens" bis heute zu ihr halte.
Bei Adoptierten fehlt diese Erfahrung des Zusammenlebens oft völlig, von der Zeit im Mutterleib jetzt einmal abgesehen, die für jeden Menschen gleich ist, und trotzdem zieht es manche sehr zu ihrer Herkunft, auch wenn sie von dort nicht viel Gutes bekommen oder bekommen haben.
Wie weit sollte/kann man gehen, wo muss es eine Schmerzgrenze geben? Welche Techniken gäbe es, sich selbst vor den H-Eltern zu schützen, die einem nicht gut?
Ich denke es ist einfach völlig normal, dass man als kleines schutzbedürftiges Wesen immer wieder den Kontakt zu seinen Eltern sucht, egal was auch schlimmes vorgefallen ist, denn man ist ja abhängig von ihnen. Ohne sie überlebt man nicht, also ist man biologisch irgendwie prädisponiert immer wieder die Nähe zu suchen. So weh es auch tut sowas mit anzusehen/hören ich denke das liegt einfach in der Natur der Dinge. Die Frage ist wie kann man dann als Erwachsender mit diesen wiedersprüchlichen Gefühlen umgehen. Das ist für mich leider noch ein Rätsel...
Zitatvon der Zeit im Mutterleib jetzt einmal abgesehen, die für jeden Menschen gleich ist
Der Aussage, dass sie für alle gleich ist würde ich widersprechen, denn jede Mutter ist anders und verhält sich anders, so macht jedes Kind auch andere Erfahrungen, die ihn oder sie bereits im Mutterleib prägen! In der aktuellen Psychologie Heute Compact Ausgabe (Heft 25) steht dazu auch noch ne Menge drin falls es euch interessiert
Sorry, das mit dem "Mutterleib" war etwas mißverständlich.
Ich meinte es rein "technisch" - da waren wir eben alle drin und hatten zumindest rein biologisch die gleichen Bedingungen. Dass das seelische Erleben dann auch noch einen Unterschied macht, ist schon lange bewiesen (Danke für den Tipp; ich werde mal danach googeln!), aber hier sind die Auswirkungen für alle Kinder gleich. Nicht jede ungeplante und ausgetragene Schwangerschaft endet in Adoption! Das Gros der so entstandenen Kinder bleibt bei den Eltern und das hat höchstwahrscheinlich einen negativen Einfluß auf das spätere Leben. Ich wurde z. B. im Juli geboren und meine Eltern haben Ende Mai im gleichen Jahr geheiratet - und das im Jahr 1951 und in einer großbürgerlichen Familie. Ich glaube, dass hierin einer der Gründe zu finden ist, dass sie mir gegenüber nie wirklich so etwas wie echte Liebe empfunden hat. Womöglich ist das auch einer der Gründe, der sie dazu gebracht hat, ihrer Tochter als Gymnasiastin das uneheliche Kind wegzuadoptieren.
Bei Adoptierten kommt bei einer ungeplanten Schwangerschaft dann noch die Tatsache dazu, dass sie auf Grund ihres Status auch sozial den Beweis haben, dass sie nicht "erwünscht" waren.
nein, haß habe ich nie verspürt. es war vielmehr eine unbeschreibliche sehnsucht, schon als kind. nach dem was fehlte ... in der a-familie.
@ hobbes, wie wahr, im menschenkleid, als menschliche hülle ... ausgestopft mit lügen und falschem leben. sorry, die tipps von frau bonus erinnern mich an horoskopsprüche.
eine sehnsucht, die ins leere ging, nur ins leere gehen konnte. weil da nichts war, es da nichts gab, nichts, aber auch gar nichts hinterlassen wurde. es gab keine personen, keine gesichter, keine erinnerungen, nichts vertrautes, an dem mein herz hätte hängen bleiben ... können.
sie wollten es so.
ja, irgendwann gab es ein paar namen. namen, die über jahrzehnte so farblos und unpersönlich blieben wie die in telefonbüchern. und eine wahnsinnige angst, mich nochmals einem so radikalen vernichtungsakt auszuliefern, und dann wesentlich bewußter ...
als ich sie etwas näher kennen- und begreifen lernte: ich paßte, egal aus welchen gründen, nicht in ihr leben, ihre lebensplanung. auch heute nicht ... und, es sollte so bleiben. also weg mit der vergangenheit ...
Eltern - vor allem die Mutter - schenken das Leben. Dafür verdienen sie Achtung und auch eine Form von Dankbarkeit. Aber dann muss eine Grenze gezogen werden. Und genau darin liegt das Problem. Wo ist die Grenze? Was ist Dankbarkeit und wie sollte sie ausgedrückt werden?
Ich für mich selbst habe beschlossen, meine leibliche Mutter wie in eine Blase zu packen. Da ist sie, in ihrem eigenen kleinen Universum. In ihrer Welt und ich in meiner. Es geht nicht anders, weil sie keinen Kontakt möchte. Das muss ich respektieren. Neulich sagte mal jemand zu mir: Manchmal, in seltenen Fällen, ist es schlicht und einfach die Aufgabe einer Frau, das Leben zu schenken. Und damit ist der "Job" auf dieser Erde beendet. Darüber hab ich lange nachgedacht. In meinem Fall könnte das sogar stimmen. Schwer zu verstehen, aber ein Weg um mein Leben anzunehmen, um nach vorne zu schauen. Und ganz wichtig: Wenn ich meine leibliche Mutter in ihrer "Blase" lasse, kann ich LIEBEVOLL hinsehen. Liebevoll an sie denken. Das kann doch nicht schaden oder???
Bei einem realen Kontakt käme es unweigerlich zu erneuten seelischen Verletzungen auf beiden Seiten. Damit ist keinem geholfen. Dann könnte es eine "Hassliebe" werden. Man meint, es sei Liebe, aber es ist keine. Auf der Distanz geht das.
Das hat für mich auch viel mit Verzeihen zu tun. Verzeihen befreit ungemein. Es löst die Schuld/Täter/Opfer-Debatte. Ich sehe mich als Opfer, weil ich als Baby keinen Einfluss nehmen konnten. Meine L-Mutter sieht sich als Opfer, weil sie aus ihrer Sicht keine freie Wahl hatte. Gleichzeitig ist sie aber auch Täter, weil sie die Freigabeerklärung unterschrieben hat. Das führt wieder zu Schuldgefühlen usw.... Der Knoten dieser Verstrickungen zieht sich immer enger. Das einzige, was ihn sprengt ist Verzeihen. Aus ganzem Herzen Verzeihen hilft nicht nur der Mutter, es hilft auch dem Kind, also mir.
Tja Mausi, schwer zu verstehen??? Ich hoffe, du steigst dadurch, was ich dir schreiben wollte.
ZitatDas hat für mich auch viel mit Verzeihen zu tun. Verzeihen befreit ungemein. Es löst die Schuld/Täter/Opfer-Debatte.
Zum Verzeihen gehört schon eine sehr große Emotionale Stärke, die - so glaube ich - nicht jeder aufbringen kann. Vielleicht ist es auch ein Talent, ein ausgeprägtes Persönlichkeitsmerkmal, das manchen Menschen mitgegeben wurde oder eine strategische Veranlagung, während sich andere diese Begabungen schwer erkämpfen müssen, wenn sie denn überhaupt irgendwann einmal so weit kommen, diese Großmut an den Tag zu legen. Andererseits, wenn man es ganu besieht, ist es auch eine Überlebensstrategie, die vor ausuferndem Hass oder Selbstzerfleischung schützt, die manche (vielleicht auch unbewußt) als Schutzmechanismus konstruieren. Jedenfalls hast Du mit Deiner Haltung und Einstellung meine große Bewunderung.
ZitatIch sehe mich als Opfer, weil ich als Baby keinen Einfluss nehmen konnten. Meine L-Mutter sieht sich als Opfer, weil sie aus ihrer Sicht keine freie Wahl hatte.
Sicher, vermutlich hatte Deine Mutter früher keine andere Wahl, als Dich zur Adoption freizugeben. Aber jetzt, nach vielen Jahren, als erwachsene Frau hat sie wohl die Wahl, Dich anzunehmen oder es zu lassen. Warum sie sich auch diesmal für die 2. Variante entschied, kann ich - im Gegensatz zu Dir - nicht kommentieren, aber es ist scheinbar fakt. Umso intelligenter ist Dein Schutzmechanismus, der Dir in dieser Situation ein höchstmögliches Maß an inneren Frieden und Harmonie beschert, um diese Erfahrungen aushalt- und tragbar machen und das ist gut so.
Eigentlich schade, um welche großartigen Erlebnisse und um welches Glück sich diese Frau (und alle anderen, die ihre Kinder ablehnen) bringt. Wie viele wünschen sich eine solche Tochter, würden alles dafür geben, sie an ihrer Seite oder zumindest ab und zu in ihrer Nähe haben zu dürfen.
Ich kann nur für Dich hoffen und Dir wünschen, dass Du vieles von dem, was Dir bislang vorenthalten wird, durch Deine Kinder erfahren darfst. Das ist dann zwr nicht alles, was Dir zusteht, doch zumindest ein schöner Ausgleich.
Ui....wollt Ihr, dass ich größenwahnsinnig werde???
Danke, danke, danke! Tut gut, das zu lesen. Aber ich selbst sehe das gar nicht als sooooo eine großartige Leistung an. Es scheint mir eher wie eine logische Konsequenz aus dem Erlebten.
@lydia: Sie hat es mir via E-Mail geschrieben. Das waren keine netten Worte. Habe viel Hilfe gebraucht, um sie zu verarbeiten.
@martina: "Verzeihen" ist kein Talent. Glaube ich zumindest nicht. Es ist auch nicht so, dass dieses Verzeihen nur meiner leiblichen Mutter gut tut. Es hilft auch mir selbst. Wut, Groll, Hass - das sind meiner Meinung nach die Zutaten, die es einem Menschen irgendwann mal schwer machen, von dieser Welt zu gehen. Ich hab mal im Altenheim eine Patenschaft für eine Frau übernommen, die keinen Besuch mehr bekam. Da bin ich so reingerutsch, das war nie geplant ;o) Jedenfalls hab ich mich dort mal mit dem Sterbeprozess von Menschen auseinander gesetzt. Spätestens dort holt einen das Verzeihen ein. Glaubt mir, dafür gibt es keine Worte. Mir hat diese Begleitung geholfen. Es ist eben nicht so, dass derjenige, der so eine Patenschaft übernimmt, nur gibt. Er nimmt eine ganze Menge mit. Ich habe dort auch viel gelernt, wie ich mit meiner Mutter umgehen kann. Diese alte Dame sagte mir irgendwann mal: "Kann ich nicht deine Mutter sein?" Ich lachte und meinte "nein, höchsten meine Oma!" Ja, wir haben viel gelacht. Und von ihr hab ich gelernt, wie man loslässt. Sie musste sich auch von negativen Emotionen befreien (sie bekam ja nicht umsonst keinen Besuch von ihrer Familie). Und sie hat es geschafft. Das ist kein Talent, das ist eine Arbeit an sich selbst, für die man reich belohnt wird.
@bibi: Danke! ....Und ich hätte gerne so eine leibliche Mutter wie dich!!!! Das Leben ist aber kein Wunschkonzert. Du hast einen Sohn, der es nicht auf die Reihe kriegt, Kontakt zu dir zu pflegen, und ich hab so ein Exemplar von Mutter.... C´est la vie. Lass uns das Beste draus machen! Vielleicht geben sie uns auch nur eine Chance, innerlich zu wachsen.
Zitat von AdoLife Daher sehnen sich Kinder ja auch nach ihren Eltern selbst wenn sie mishandelt wurden Und ich schätze durch diese frühen Erfahrungen mit ihr, ist da auch irgendwas wo es in mir nach ihr ruft, doch gleichzeitig sagt mein Kopf was willst du von ihr so wie sie dich behandelt hat und so wie sie sich jetzt aufführt? Ich schwanke leider immer hin und her zwischen dem ganzen Gefühlschaos.
Als körperlich und vor allem seelisch geschundenes Scheidungskind, beschäftige ich mich mit diesem Thema schon seit Jahrzehnten, denn ich komme von meiner Mutter irgendwie auch nicht los (bei der Scheidung war ich 7, der Vater starb, als ich 14 war).
Im Gegensatz zu als Baby adoptierten Menschen,haben leibliche Kinder allerdings eine oft jahrzehntelange Bindung erlebt und so ist diese "magnetische Anziehungskraft" schon alleine deshalb plausibel. Ich habe mir diese "Hörigkeit" meiner Mutter gegenüber bisher immer damit erklärt, dass ich irgendwie "dankbar" bin und wider besseres Wissen nur wegen meines "schlechten Gewissens" bis heute zu ihr halte.
Bei Adoptierten fehlt diese Erfahrung des Zusammenlebens oft völlig, von der Zeit im Mutterleib jetzt einmal abgesehen, die für jeden Menschen gleich ist, und trotzdem zieht es manche sehr zu ihrer Herkunft, auch wenn sie von dort nicht viel Gutes bekommen oder bekommen haben.
Wie weit sollte/kann man gehen, wo muss es eine Schmerzgrenze geben? Welche Techniken gäbe es, sich selbst vor den H-Eltern zu schützen, die einem nicht gut?
LG, Mausi
Naja Mausi,wir haben doch alle etwas gemeinsam.wir sind alle in Mamas Bauch gewachsen,und haben dort die ewige Bindung aufgebaut.Egal ob adoptiert oder nicht. Daher ist es nicht verwunderlich,dass vieles auch auf Adoptionsebene gleich,eines leiblichen statusses verläuft. Es spielt keine Rolle,ob aufgewachsen,oder nüscht.
Natürlich haben wir Ados etwas andere Gefühlslasten,die sind aber nicht immer weit entfernt. Eines ist aber immerzu bei den Ados (ob unbewusst,ode bewusst)Wir leiden lebenslang an einem Trennungstrauma ,das uns nicht mehr loslässt. Das einzig unterscheidet uns von der leiblichen Sphäre.
Öhm Süße,hab ich irgendwie verzweifelt geklungen ?Sollte nicht so rüberkommen,weil ich es derzeit nicht bin.Ehrlich nicht!Aber danke für deine Worte,obwohl ich ja "nur" Mausi geantwortet hatte,weil ich es noch nicht tat ,weil ich nie wusste wie was sagen.
Natürlich macht man das Beste aus seinem Leben,und mein Beitrag sollte wirklich nicht emotional belastet oder hilfesuchend wirken,was er auch nicht tut,wenn ich nur mal drüberschaue,und kontrolliere.
Schön,dass du es geschafft hast Blümchen.. Das ist viel wert!Bleib so!!