Immer wieder ist hier zu lesen, dass eine Seite den Kontakt wünscht, die andere aber offensichtlich diesen Kontakt nicht halten will oder halten kann. Das hat logischerweise zur Konsequenz, dass derjenige, der zurückgewiesen wird oder verzweifelt auf eine Nachricht / eine Antwort / ein Lebenszeichen wartet, verletzt ist. Da kommt doch alles zusammen: Wut, Trauer, Ohnmacht, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit.
Ich frage mich, ob der einzige Ausweg aus diesem Dilemma das "Verzeihen" ist. Wenn ich der anderen Seite aus tiefstem Herzen verzeihe, dann befreie ich mich doch auch selbst. Denn tue ich das nicht, stecke ich in einem Teufelskreis aus Schuldzuweisungen und schleppe Tag für Tag, Stunde für Stunde diese Last mit mir herum. Kann man jemandem verzeihen, zu dem man keinen Kontakt hat?
ich bin nicht selber vom Suchen und Finden betroffen (und wenn, dann eher vom Nicht-finden).
Aber rein theoretisch könnte ich mir denken, daß das geht. Und zwar dann, wenn man sich mit "Adoption/Weggabe" als solche beschäftigt, warum geben Frauen ihre Kinder weg? Wie stand/steht die Umgebung damals / heute zu unehelichen Kindern, minderjährigen Schwangeren etc. Unterstützung für ledige Mütter,...
ich denke, man müßte da richtig einsteigen, mit ein paar Büchern wird es nicht getan sein, das ist eine jahrelange Beschäftigung. Aber ich könnte mir vorstellen, daß man mit dem Wissen "wächst" und sicher eines Tages damit anders umgeht als ein "Greenhorn".
Insofern könnte ich mir schon vorstellen, daß man damit seinen Frieden schließen kann, aber eben wahrscheinlich eher "global" als individuell, denn jeden, der einen solchen Schritt geht, treibt vielleicht noch anderes an, insofern denke ich, zum Teil ja, aber zum Teil eben auch nicht.
Ich denke, die Adoptierten hier können da praktisch eher etwas dazu beisteuern.
ZitatKann man jemandem verzeihen, zu dem man keinen Kontakt hat?
für mich kommt es darauf an, WAS ich weiß. Jemand, über den ich überhaupt nichts weiß, und von dem ich auch keine Gelegenheit bekomme, etwas über ihn zu erfahren ( denn das ist es für mich- nicht nur erfahren über mich, sondern auch über, in meinem Fall, ja, meine Mutter und meinen Vater ), dann kann ich daran nicht "arbeiten", und wie soll ich dann verzeihen. Beziehungsweise, was soll man denn dann verzeihen ? Man kann ja nicht sagen : Ich verzeihe Dir, was immer Du getan/gedacht/gefühlt hast. Mag sein, das andere Menschen das anders empfinden. Ich persönlich bin auf Verzeihen nicht so aus, wenn ich das mal so sagen darf. Für mich hat nun alles, was geschehen ist, seinen Sinn. Ich weiß ja jetzt, das es keinen Zweck gehabt hat damals, genau, wie es heute keinen Zweck hatte, mit Ihnen klar zu kommen. Für sie gibt es ja nichts, was ich Ihnen verzeihen könnte, sie hielten ihr Handeln ja immer für gut. Also bemühe ich mich nur darum, einen Weg zu finden ( und ich bin auf dem besten Weg *lach* ), so zu leben, das nichts mich mehr einschränkt, weder Wut, noch Unverständnis, oder sogar Angst. Und die von Dir aufgeführten Emotionen.
Theoretisch müsste ich Ihnen verzeihen, was eventuell falsch gelaufen ist, was sie aktiv hätten verhindern oder lindern können. Und umgekehrt müssten Sie sich auch damit beschäftigen ( und mir das ebenfalls eventuell nachsehen ), das es Situationen in meinem Leben gab, die nicht schön waren, und ich das alles nicht rosarot malen kann. Wie aber, wenn man das alles nicht weiß ?
Hm, ich weiß denoch nicht genau, ob es da Wege der Verarbeitung gibt, aber Du hast mich zum Nachdenken angestossen
ich bin jetzt zwar nur HM, aber ich glaube auch wenn man sich noch so bemüht, die Weggabe wird immer zwischen einem stehen.
Auch wenn ich jetzt weiß das sich viele Adoptierte wirklich bemühen der LM keine Vorwürfe zu machen, man kann das Geschehene nicht rückgängig machen. Man kann 25 oder 30 Jahre die dazwischen liegen nicht nachholen, man kann aber auch nicht in der Zukunft das alles ausblenden. Genauso ist es das LM und auch adoptierte in der Zwischenzeit selber oft Familien gegründet haben, wie soll das funktionieren?
Der Adoptierte kann nicht hin und herschalten weil da einfach auch zu viele Personen es nicht verstehen können und auch nicht wollen das ein guter und "normaler" freundschaftlicher Kontakt aufgebaut wird. Auch wenn sie es nicht sagen, ich glaube das da viel von den anderen bewusst oder unbewusst versucht wird das der Kontakt wieder abreißt. Auch die AE glaube ich nicht das sie wirklich wollen das es in der Zukunft zu viel mit der Lm gemacht wird. Sie machen meistens gute Miene zum bösen Spiel, auch glaube ich doch das von noch Geschwister in der AdoF vorhanden sind, sei es leibliche oder nochmals Adoptierte das es einfach schon aus Eifersucht versucht wird den Kontakt nicht zu intersivieren zu lassen. Immer wieder lese ich in Ratgebern für Adoeltern, lassen sie den Kontakt zu, damit erreichen sie das sich der Adoptierte wieder mehr zu ihnen hingezogen fühlt. Also wird da schon wieder die LM eigentlich schon wieder etwas mißbraucht um seine Stellung als AE wieder zu verbessern. Egal ob der Adoptierte das merkt oder nicht er wird sich immer für die Adof. entscheiden. Ich kann mir gut vorstellen das da sehr mit der emotionalen Schiene gearbeitet wird. Bloß ich bin der Meinung wenn man nach so vielen Jahren den Kontakt zur LM aufnimmt, das man sich schon im klaren sein sollte das man auch in der Familie Unruhe reinbringt, die Halbgeschwister egal ob sie was von einem wussten oder nicht sich vielleicht auch freuen und dann nur wissen zu wollen wem man ähnelt oder welche Krankheiten es gibt und das dann nur telefonisch also man nicht mal einen Brief vorher zu schreiben das man sich dann nicht zu wundern braucht wenn es nicht so läuft. Wie würdet ihr AD reagieren wenn eure LM Mutter einfach bei euch anrufen würde, ohne Vorwarnung ohne alles und sich dann wenn sie weiß was sie wissen wollte sich einfach nicht mehr meldet? Ihr eure Familie darauf vorbereitet und auch sagt das sie vielleicht euch kennenlernen will und das dann gar nicht so ist? Also ich bin dafür das man wenn man schon aus welchen Gründen auch immer Kontakt aufnehmen will es per Brief machen sollte und nicht unverbereitet telefonisch und dann auch klar sagen sollte was man will oder nicht. Ich habe meiner Familie gesagt das sie immer kommen kann wenn sie will ,aber jetzt bin ich der Meinung das man es einfach lassen sollte. Es gibt nur zu viel Unruhe bei beiden Seiten und eine Seite wird sich immer wieder zurückziehen. Jeder sollte sein Leben leben, es ist wie es ist und ich glaube das ein Kontakt eben das alles gewesene nicht wirklich vergessen lassen kann. Der Stachel ist da und wird immer bleiben. Deshalb glaube ich funktionierte auch kein Kontakt auf Dauer. Mir ist dann lieber ich weiß nichts und denk an sie ohne irgendwelchen Groll was ich jetzt teilweise habe. Sollte ich nochmal umziehen würde ich beim Einwohnermeldeamt einen Sperrvermerk eintragen lassen damit ich erst gefragt werden muss ob ich den Kontakt zulasse oder nicht damit ich nicht wieder unvorbereitet angerufen werde und ich würde auch meine Telefonnummer nicht mehr öffentlich machen. Das ist es was sie jetzt erreicht hat und was ich eigentlich nie wollte.
ich gebe dir recht das mit dem was du am Anfang schreibst, das nehme ich ja für mich auch gar nicht in Anspruch und will es auch gar nicht. Bloß wenn 2 Jahre "einseitig" kämpfen eben nichts bringt dann muss und sollte man es akzeptieren. Ich erwarte ja nicht das wir uns täglich sehen oder hören das geht ja allein schon von 400km Entfernung nicht. Also ist die Kontaktaufnahme persönlich ja eh schon eingeschränkt, aber wenn dann nicht mal per Mail geschweige den telefonisch der Kontakt "etwas " aufrechterhalten wird sondern nur von einer Seite dann funktioniert es eben nicht. Man kann doch einfach nur mal kurz antworten oder einfach mal fragen wie geht es, aber wenn einfach nichts kommt innerhalb von 2 Jahren dann muss man es eben so nehmen. Was würdest du an meiner Stelle tun? Sie bombadieren mit Mails, sich nicht mehr melden. Genau das meine ich wie man es macht kann es verkehrt sein wenn man von der anderen Seite gar nichts weiß was sie will.
Das würde ich jetzt nicht sagen das es dann aus gewesen wäre oder ist wenn sie sich vielleicht später wieder meldet, bloß ich würde es nicht mehr auf die Art wie es jetzt war zulassen,sondern auch für mich etwas Selbstschutz einplanen. Das ist alles!
Lieber kleiner Kämpfer, für mich bedeutet verzeihen, dass ich mit jemanden Frieden schließe. Also kann ich auch jemanden verzeihen, mit dem ich keinen Kontakt habe. Wenn ich versuche mich in die Person hineinzuversetzen, mit der ich Frieden schließen will, muß ich Verständnis für die Situation bekommen, in der diese Person war. Wenn ich Verständnis dafür aufbringe, kann ich auch verzeihen. Ich habe fast allen Menschen verziehen, die sich mir gegenüber nicht gut verhalten haben. Das heißt, dass ich meinen inneren Frieden mit ihnen habe. Dennoch habe ich viele Kontakte abgebrochen. Denn nur weil ich ihnen verziehen habe, bedeutet dass nicht, dass alles einfach so weiter läuft wie bisher. Denn verzeihen ist nicht das Selbe wie vergessen. Ich bin auch schon gefragt worden, wieso man denn bitte dies oder jenes verzeihen kann. Das wäre doch unverzeihlich. Deshalb weiß ich, dass es menschen gibt, die nicht gut verzeihen können. Vielleicht weil sie sich nicht in die Lage der anderen Seite versetzen können. Vielleicht halten sie sich selbst auch für fehlerfrei? Wie Du schon selbst sagst: verzeihen bedeutet vor allem sich selbst zu befreien. Dem, dem verziehen wurde, ist es vielleicht sogar egal. Es ändert ja nichts an der Situation in der er sich befindet. Wenn jemand Mist gebaut hat, muß er selbst mit seiner Schuld zurecht kommen. Ob es demjenigen hilft, dass ihm verziehen wurde, weiß ich nicht. Mein Sohn schrieb mir mal, dass er meine Gründe verstehen würde und wenn er damals (als Baby) schon hätte sprechen können, hätte er mir gesagt, dass alles in Ordnung ist und es für ihn ok sei. Natürlich war ich froh, dass er das so sieht! Aber meine Schuld konnte er mir damit nicht nehmen. Es ist schön zu wissen, dass er mich nicht verurteilt. Aber das schwerste ist wohl sich selbst zu verzeihen.
Immer wieder ist hier zu lesen, dass eine Seite den Kontakt wünscht, die andere aber offensichtlich diesen Kontakt nicht halten will oder halten kann. Das hat logischerweise zur Konsequenz, dass derjenige, der zurückgewiesen wird oder verzweifelt auf eine Nachricht / eine Antwort / ein Lebenszeichen wartet, verletzt ist. Da kommt doch alles zusammen: Wut, Trauer, Ohnmacht, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit.
Ich frage mich, ob der einzige Ausweg aus diesem Dilemma das "Verzeihen" ist. Wenn ich der anderen Seite aus tiefstem Herzen verzeihe, dann befreie ich mich doch auch selbst. Denn tue ich das nicht, stecke ich in einem Teufelskreis aus Schuldzuweisungen und schleppe Tag für Tag, Stunde für Stunde diese Last mit mir herum. Kann man jemandem verzeihen, zu dem man keinen Kontakt hat?
kleiner kämpfer
Natürlich ist verzeihen gut, und befreiend, letzendlich aber gibt man selbst nach , und verliert sein Gesicht.
Besser ist , man hat mit dieser Person niemals mehr Kontakt, und dann "verzeiht" man, ohne diese Person jemals damit zu behelligen, oder ihr das jemals zu sagen.
Es ist schwer zu verzeihen, einfach mal so , einfach ganz locker! Es ist ein Akt der Kraft!
Du hast recht Pusteblume, aber es gibt zwei Ebenen des Verzeihens. Man kann ohne im Kontakt zu sein, sich selbst oder der Mutter verzeihen, je nachdem an welcher Stelle im Adoptionsdreieck man steht. Das ist hilfreich für den eigenen Frieden, den ich nicht unterschätzen möchte. Die zweite Ebene des Verzeihens findet im persönlichen Kontakt statt. Das geht tiefer und haut ganz schön rein (hab ich jedenfalls mit meiner Tochter so erlebt) Aber darin liegt eine wunderbare Chance, sich endlich wirklich zu begegnen und sich kennenzulernen, denn das verrückte ist doch, dass da einerseits das Gefühl ist, sich zu kennen und eine Vertrautheit, die sich aus der Blutsverwandtschaft ergibt und andererseits ist man sich fremd. Ich habe die beiden Ebenen hintereinander erlebt und bin sehr dankbar dafür. Pino
Naja , ich kann besser verzeihen , wenn ich diese Person niewieder sehen muss in meinem Leben. Bin da regelrecht besessen von von dieser Distanz.. Bei mr ist entweder, oder .., entweder man ist befreundet mit der Person, und diese hat zu 100 Prozent Stolz und Ehre in Leib , oder man verlässt sie, und sieht sich niemals mehr. So ein Zwischending fühlt sich hanebücherisch an, weil es verlogen erscheint.
Aber naja.. jeder hat seine Meinung , und sein Gefühlsimeperium dazu , und geht anders mit alle dem um , was einen so belastet. Aber es kann ja per se nicht sein, dass man Menschen verzeiht die einen fürchterliches angetan haben (Vergewaltigung, versuchter Mord Prügel, Gewalt ein für sich, familiäre Gewalt und Tyrrannei) Das kann man nie verzeihen.. NHur verdrängen und stellenweise verdrängen bis man selbst stirbt .
Manchmal ist ein Täter- Opfergespräch durchaus hilfreich , aber ist es in der letzten Instanz auch erfolgreich ?! Ich sehe das immer sehr sehr kritisch, wie alles auf der Welt , und denke dass es sicher geht "zu verzeihen" , aber um welchen Preis ?!
Den Preis, das der Täter sich freut und weiter vergewaltigt und mordet ? Der freut sich doch und juchzt, und fühlt sich schuldfrei oder eher, das man ihm die Schuld nahm durch verzeihen und vergeben!
Wie ist es dann für sich selbst ? Natürlich ist es so , das man sich gut fühlt, wenn man denn diese Vergebungsmasche in sich hat , aber auf Dauer wird es niemals klappen. Man kann keine Gefühle steuern wie ein Boot auf See.
Aber man kann es versuchen stellenweise zu versuchen.. Das man ein ruhigeres Leben führt, denn niemand verzeiht fürimmer.. Gefühle sind wie die hohe See . Entweder hoch, oder tief, oder neutral!
hallöchen. ich denke, es fällt einem leichter, wenn man mit der person reden konnte. jedoch hat man nicht immer die möglichkeit dazu.
ich habe vor einigen wochen die möglichkeit gehabt, mit meinem leibl. vater zu reden. ich war die ganzen jahre sauer auf ihn, weil er für mich der "schuldige" war. und ich muss ehrlich zugeben, noch habe ich ihm nicht verziehen. das braucht noch zeit.
wenn man jedoch gar keine möglichkeit hat, mit der person zu reden, sollte man für sich der person verzeihen. den grund zu verzeihen kennt man ja. wenn vlt auch nciht im detail. aber gerade wenn es einen immer wieder beschäftigt, sollte man versuchen abzuschließen und meiner meinung nach heißt das, dass man dem anderen verzeiht.
natürlich ist dies immer leichter gesagt als getan. aber man kann daran arbeiten. das heißt ja auch nicht, dass man die person vergisst. denn manchmal kann es auch danach geschehen, dass man die person doch noch trifft. aber da ist man dann ein schritt weiter und kann sagen "Du. ich fand das und das richtig sch... .Aber ich habe dir verziehen."
Es ist ein schwerer und oft langer Prozess. Aber man kann jemandem vergeben, auch wenn der andere das gar nicht weiß.