Ich erblickte vor a. 25 Jahren das Licht der Welt. Mit nur 19 Tagen wurde ich adoptiert. Meine AMutter hatte zwei Eileiterschwangerschaften und konnte keine eigenen Kinder mehr bekommen. Meine Aeltern hatten vor mir schon drei Kinder in Pflege genommen, aber da haben die HMütter ihre Kinder wiederzurückgenommen.
Nach etwa anderthalb Jahren kam mein Bruder in die Familie, er ist auch adoptiert. Mit etwa sechs Jahren habe ich erfahren, dass ich adoptiert bin. Natürlich haben meine Aeltern das nicht einfach so formuliert, sondern kindgerecht. Ich bin mit dem Gedanken aufgewachsen, dass ich nicht aus dem Bauch meiner Amutter komme, sondern aus dem Bauch einer Frau, die nicht in der Lage war mich groß zu ziehen. Genaue Hintergründe wussten auch meine Aeltern nicht.
So mit 15 fing ich an mich intensiver mit der Thematik zu beschäftigen. Meine Amutter hat mir immer gesagt, dass wenn ich meine Hmutter bzw. Hfamilie suchen möchte, sie mich nach Kräften unterstützt. Für meinen Hvater gilt das Gleiche.
Im Herbst 2001 war es dann soweit, dass ich mich auf die Suche machen wollte. Ich habe von meinen Aeltern die Unterlagen bekommen, die sie über meine Ado hatten. Ich habe dann beim JA angerufen und schöner Weise war auch noch die Frau dort beschäftigt, die mich an meine AEltern vermittelt hat. Von ihr wurde ich über die Hintergründe meiner Ado aufgeklärt und sie sagte mir, dass sie meine Hmutter anschreiben würde und sich dann bei mir melden würde.
Es hat keine zwei Wochen gedauert und ein erster Kontakt kam zustande. Ich erfuhr, dass ich noch drei Halbgeschwister habe und dass meine Hmutter gerade frisch getrennt war. Etwa ein halbes Jahr nach dem ersten Kontakt kam es zu einem Treffen. Ich stellte viele Fragen und bekam viele Antworten. Zu meinem Hvater sagte sie, er sei Alkoholiker und hätte mich nicht gewollt. Er sei einfach abgehauen als sie schwanger war.
Ich lernte auch meine Halbgeschwister kennen. Ein Bruder, zwei Schwestern, alle drei jünger als ich. Mit der einen Schwester habe ich mich sofort verbunden gefühlt, denn als ich sie das erste Mal sah, dachte ich, ich steh vor mir selber. Wir haben auch noch sehr engen Kontakt.
Die erste Zeit verlief der Kontakt zu meiner Hmutter gut. Sie lernte meine Amutter kennen. Das war mir sehr wichtig, da meine Amutter für mich der wichtigste Mensch im Leben ist.
Dann kamen einige Komplikationen auf. Mein Halbbruder hatte sich über die Jahre an meinen Halbschwestern vergangen und es war durch Zufall herausgekommen. Meine Halbschwestern bekamen keinen Therapieplatz, mein Halbbruder eine Bewährungsstrafe. Er baute weiter Schweiße und landete im Knast. Meine älter Halbschwester (zu ihr habe ich noch den Kontakt) haute von zu Hause ab, damit sie endlich die Möglichkeit bekam in Therapie zu gehen. Dies ging nur, weil sich das JA einschaltet und sie in einem Heim unterbrachte. Ihr geht es dort übrigens deutlich besser als bei ihrer Familie. Die jüngere Halbschwester möchte gerne auch von zu Hause weg, ist aber erst 14 und meine Hmutter möchte nicht, dass sie in das Gleiche Heim kommt wie ihre Schwester, geschweige denn in ein Heim in der gleichen Stadt. Also lebt sie erstmal weiter zu Hause, weil auch das JA nicht in der Lage ist ein Machtwort zu sprechen.
Nachdem meine ältere Halbschwester von zu Hause weg war, erfuhr sie die Wahrheit über ihren Vater. Er war gar nicht so böse wie von meiner Hmutter behauptet. Und auch er wollte seine Kinder und hatte immer Kontakt zu ihnen gesucht. Es tauchten nämlich plötzlich Karten auf, die jedes Jahr zum Geburtstag, zu Ostern oder zu Weihnachten gekommen waren. Sie wurden von meiner Hmutter vorenthalten.
Jetzt aber wieder zu mir. Das war der Punkt, an dem ich mich fragte, ob sie mir über meinen Vater die Wahrheit gesagt hatte. Ich wendete mich wieder an die nette Sachbearbeiterin vom JA. Die ist echt klasse. Sie machte sich auf die Suche und nach sechs Wochen rief sie mich an und sagte mir, dass sie meinen Hvater gefunden hatte und dass er Kontakt zu mir wünscht.
Ich telefonierte die erste Zeit viel mit meinem Hvater, weil durch unsere Arbeit ein Treffen erstmal nicht möglich war(Schichtdienst). Er sagte, dass es stimme, dass er mich nicht haben wollte, aber er sei nicht abgehauen. Er fühlte sich damals noch nicht alt genug und war finanziell nicht in der Lage, die Verantwortung für ein Kind zu übernehmen. Er habe damals viel im Ausland gearbeitet und es wäre ihm nicht möglich gewesen, seine Frau während und nach der Schwangerschaft zu unterstützen. Er ließ meiner Hmutter die Entscheidung, ob Abtreibung oder Ado. Er selber plädierte aber für eine Ado. Er erzählte mir auch, dass er seiner neuen Frau gegenüber immer mit offenen Karten gespielt habe und dass er damit gerechnet habe, dass ich mich melde.
Ich sprach auch mit der Frau meines Hvaters. Sie bestätigte das was er gesagt hatte. Ich fragte sie, ob er Alkoholiker ist und sie sagte, dass er nicht mehr Alkohol trinken würde als der Durchschnittsmensch.
Bevor ich meinen Hvater persönlich kennenlernen konnte verstarb er leider dieses Jahr. Bei meiner älteren Halbschwester war es übrigens genauso.
Durch die Auskünfte meines Hvaters und seiner Frau weiß ich, dass meine Hmutter mir auf jeden Fall nicht die Wahrheit gesagt hat. Was gelogen war und was nicht, habe ich noch nicht herausgefunden.
Ich muss erstmal den Verlust meines Avaters (verstarb 05) und meines Hvaters verkraften. Aber ich werde auf jeden Fall das Gespräch zu meiner Hmutter suchen. Ich werde irgendwann hoffentlich die ganze Wahrheit wissen und meine Herkunft verstehen.
Ich kann nur für mich sprechen, aber ich bin froh und dankbar, dass ich bei meinen Aeltern aufwachsen durfte. Meine Aeltern werden immer meine Eltern sein. Meine Hmutter wird nie die Position meiner Amutter einnehmen können. Meine Amutter ist und bleibt meine Mutter. Ich weiß, dass es mit Sicherheit genug Ados gibt, die da ganz andere Erfahrungen gemacht haben, aber es gibt nicht nur schlecht Erfahrungen.
Ich glaube, dass reicht erstmal. Ich hab bestimmt einiges vergessen, aber irgendwann fangen die Buchstaben zu tanzen an.
Hallo Birthe, ich habe Deine Geschichte mit großem Interesse gelesen. Jetzt wird mir auch klar, warum Du denkst, Deine H.Mutter hätte Dich angelogen! Leider ist es oft so, daß Mütter nach einer Trennung den Kontakt zum Vater verhindern. Was ich absolut unfair finde!!! Es ist schön, daß Du Dich mit Deiner Schwester so gut verstehst! Ich hoffe, ihr könnt Euch gegenseitig etwas stützen!
Das schönste an Deiner Geschichte ist aber, daß Deine Adoeltern so aufgeschlossen sind. Das sie Dir bei Deiner Suche geholfen haben, und es sogar ein Treffen zwischen den Müttern gab.
Ich hoffe für Dich, daß es einmal ein klärendes Gespräch zwischen Dir und Deiner H.Mutter geben wird. Und ich hoffe, daß es bald einen Weg gibt, daß es Deiner kleinen Schwester auch gut ergehen wird!