Hallo! Mein Mann (30) und ich (29) möchten nach 6 Jahren Kinderwunsch nun den Schritt der Adoption angehen und haben noch so viele Fragen vor unserem ersten Beratungsgespräch. Wir haben seit über 6 Jahren sehnlichsten Kinderwunsch, mehrere künstl. Befruchtungen und Fehlgeburten hinter uns und denken schon seit mehrerern Jahren über eine Adoption nach. Nun möchten wir einen ersten Beratungstermin vereinbaren, sind aber etwas verunsichert und haben noch einige Fragen. Noch ein bisschen zu uns: Wir hätten genug Wohnraum, gesichertes Einkommen, akademische Ausbildung und sind beide gesund. Hat jemand von Euch Erfahrung damit, eine Adoption zu beantragen bzw. die ersten Gespräche etc. zu führen, wenn man noch künstl. Befruchtungen wg. eigenem Kinderwunsch macht? Muss der eigene Kinderwunsch für eine Adoption komplett abgeschlossen sein? Könnte es ein Problem darstellen, wenn man selbst aus "zerrütteten Familienverältnissen" kommt, und keinen Kontakt mit seinen Eltern hat? Ich würde die Frage gerne beim Beratungsgespräch stellen, habe aber Angst das sich dies schon negativ auswirken könnte. Bei uns steht berufswegen in ca. 6-12 Monaten ein Umzug in eine ca.600km entfernte Stadt an, in der wir dann aber dauerhaft wohnen bleiben. Macht es überhaupt Sinn für uns in unserer jetzigen Stadt noch das Adoptionsverfahren anzufangen, kann man in dieser Zeit umziehen oder würde das ein Problem darstellen? Wir werden das natürlich im Beratungsgespräch fragen, möchten einfach nur mal Fragen ob jemand von Euch damit Erfahrung damit gemacht hat. Wie alt sollte man denn höchstens sein, wenn man die Adoption von einem Säugling/Kleinkind beantragen möchte? Hätten wir überhaupt noch Chancen, wenn wir in 2-4 Jahren damit anfangen würden?
Vielen Dank für Eure Antworten, Liebe Grüße, Simone
Liebe Simone, erstmal herzlich willkommen im Forum. Als Herkunftsmutter habe ich zwangsläufig nicht so viel Ahnung von der anderen Seite des Adoptionsverfahrens, obwohl man mit der Zeit durch dies Forum vieles erfährt. Eure Ängste, bestimmet Themen, wie z.B. die eigene zerüttete Herkunftsfamilie anzusprechen, kann ich nachvollziehen. Ich tendiere dazu, mit offenen Karten zu spielen. Letztendlich spielt sicher mehr eine Rolle, wer ihr aktuell seid und wie ihr jetzt lebt, als die Familienvergangenheit. Was euren Umzug angeht, habe ich spontan den Gedanken, dass 600 km irre weit weg von der Herkunftsfamilie des Kindes wären, sofern ihr eine Inlandadoption anstrebt. Habt ihr euch gedanken darüber gemacht, dass ein adoptiertes Kind euch zwar als Eltern ansehen wird und rechtlich euer Kind wird, aber eben von einer andereb Mutter geboren wurde und entweder von Anfang ein Kontakt zur leiblichen Mutter bestehen könnte (offene Adoption) oder es später nach seinen Wurzeln suchen wird? liebe Grüße pino
Zitat von simoneaugsburg...eine Adoption zu beantragen bzw. die ersten Gespräche etc. zu führen, wenn man noch künstl. Befruchtungen wg. eigenem Kinderwunsch macht? Muss der eigene Kinderwunsch für eine Adoption komplett abgeschlossen sein?
Grundsätzlich halte ich es für wichtig, wenn man mit dem leiblichen Kindewunsch abgeschlossen hat. Als wir in der ähnlichen Situation waren wie ihr, habe ich das auch noch nicht verstanden. Aber es macht in jedem Fall Sinn und ich meine, dass die Vermittlungsstellen dies auch verlangen. Man soll sich eben auch komplett auf das Thema Adoption einlassen und nicht nur als Mittel der Familienplanung betrachten. Also für die Adoption würde ich mich noch nicht bewerben - informieren geht aber.
Zitat von simoneaugsburgKönnte es ein Problem darstellen, wenn man selbst aus "zerrütteten Familienverältnissen" kommt, und keinen Kontakt mit seinen Eltern hat? Ich würde die Frage gerne beim Beratungsgespräch stellen, habe aber Angst das sich dies schon negativ auswirken könnte.
Was ist schon zerüttet? Hängt vom Einzefall ab.Ich würde das mal aus 2 Perspektiven sehen. 1) Wenn Ihr ein Kind aufnehmen solltet, so wäre familiärer Rückhalt bzw. Hilfe von Freunden wichtig, damit Ihr auch in schwierigen Situationen Unterstützung habt. Den Rückhalt könnt ihr aber vielleicht auch durch die Familie Deines Mannes oder gute Freunde kompensieren (Da ist der Umzug natürlich blöd). 2) Welche Auswirkung hat Deine "zerüttete Famile" auf Deine Kompetenz als Adoptivmutter. Das hängt natürlich von der Geschichte ab. Wenn Du Probleme gelöst und verarbeitest hast, bist Du vielleicht gestärkt aus der Situation herausgekommen. Das könnte sich sogar positiv auswirken. Ich würde es im ersten Gespräch in jedem Fall ansprechen. Zeigt auch, das Ihr ehrlich seid.
Zitat von simoneaugsburgBei uns steht berufswegen in ca. 6-12 Monaten ein Umzug in eine ca.600km entfernte Stadt an,
In diesem Fall würde ich vorschlagen, dass Ihr Euch zu einem ersten Info-Gespräch bei Eurem Jugendamt meldet und Eure dringendsten Fragen beantwortet läßt. Eine Adoptionsbewerbung in Eurem jetzigen Wohnort macht absolut keinen Sinn. Die Bewerbungsphase kann bis zu einem Jahr dauern und Ihr müsstet abbrechen. Selbst wenn Ihr die Bewerbung abschließen würdet und Euer Sozialbericht an das neue Jugendamt weitergeleitet wird, so wäre es trotzdem besser, wenn die Mitarbeiter des JA des neuen Wohnortes Euch intensiv kennelernen würden. Das geht am besten während der Bewerbungsphase. Also am besten direkt am neuen Wohnort bewerben.
Zitat von simoneaugsburgWie alt sollte man denn höchstens sein, wenn man die Adoption von einem Säugling/Kleinkind beantragen möchte? Hätten wir überhaupt noch Chancen, wenn wir in 2-4 Jahren damit anfangen würden?
Der maximale Altersabstand zwischen Adoptivkind und Adoptiveltern sollte 40 Jahre nicht überschreiten. Das ist eine Empfehlung und kein Gesetz. Bei einem Säugling könnt ihr also bis zu 40 Jahre alt sein. Ihr habt also noch viel Zeit - nehmt sie Euch auch.
Ich hoffe das hat schon mal etwas geholfen. Fragt, wenn etwas unklar oder noch offen ist, gerne auch als PN.
ZitatHat jemand von Euch Erfahrung damit, eine Adoption zu beantragen bzw. die ersten Gespräche etc. zu führen, wenn man noch künstl. Befruchtungen wg. eigenem Kinderwunsch macht?
Meiner Information nach haben die Jugendämter die Auflage, nur Ado-Bewerber in ihre Liste aufzunehmen, deren Kinderwunsch-Behandlung ganz abgeschlossen ist. Das ist meiner Ansicht nach auch gut, denn was nützen den JÄ unsichere Bewerber, die später wieder abspringen.
ZitatMuss der eigene Kinderwunsch für eine Adoption komplett abgeschlossen sein?
Unbedingt! Ansonsten kann man sich in der Regel nicht total - ohne Vorbehalt - auf ein "fremdes" Kind einlassen, wie das unbedingt erforderlich ist. Kein Kind hat es verdient, als Ersatz oder 2. Wahl angesehen zu werden.
ZitatKönnte es ein Problem darstellen, wenn man selbst aus "zerrütteten Familienverältnissen" kommt, und keinen Kontakt mit seinen Eltern hat?
Diese Tatsache wird wahrscheinlich vom Jugendamt ein wenig intensiver hinterfragt, ist aber m. A. nach kein Ausschlußkriterium von vornherein. Es kommt ja schließlich auf Eure Einstellung zum Kind an, nicht auf Eure Haltung zur Familie.
ZitatIch würde die Frage gerne beim Beratungsgespräch stellen, habe aber Angst das sich dies schon negativ auswirken könnte.
Diese Frage wäre eine gute Basis für weitere Gespräche, ansonsten s. o.
ZitatBei uns steht berufswegen in ca. 6-12 Monaten ein Umzug in eine ca.600km entfernte Stadt an, in der wir dann aber dauerhaft wohnen bleiben. Macht es überhaupt Sinn für uns in unserer jetzigen Stadt noch das Adoptionsverfahren anzufangen, kann man in dieser Zeit umziehen oder würde das ein Problem darstellen?
An und für sich wäre das kein Problem, da der vom Eingangsjugendamt ausgestellt Sozialbericht von allen Jugendämtern in der BRD ankzeptiert und übersandt wird. Aber da sowieso erst einmal die ersten beiden o. a. Punkte abgearbeitet oder geklärt sein müssten, würde ich an Eurer Stelle erst nach dem Umzug auf das neue Jugendamt zugehen.
Viel Erfolg bei Eurer Familienplanung, wie immer sie sich auch gestaltet.
Flipper und Martina haben ja schon einige Fragen beantwortet. Ich würde mich auf jeden Fall erst nach dem Umzug beim dortigen Jugendamt melden, denn es entsteht durch die Gespräche ein Vertrauensverhältnis zwischen Jugendamt und euch, denn sie müssen euch ja "blind" ein Kind von jetzt auf gleich anvertrauen. Mit dem Sozialbericht von einem anderen Jugendamt schmälert ihr , so glaube ich zumindest, eure Chancen, da die Leute im Jugendamt euch nicht oder kaum persönlich kennen. Bei uns stand auch zunächst ein Vorbereitungsseminar an, bevor wir zum ersten Gespräch zum Jugendamt "durften". Alles zusammen hat sich mehr als ein Jahr hingezogen, da zwischen den einzelnen Gesprächen beim Jugendamt auch (absichtlich) immer einige Wochen, teils sogar Monate lagen.
Was den eigenen Kinderwunsch angeht, stimme ich Flipper und Martina absolut zu, wenn ich auch weiß, dass viele es anders handhaben und zweigleisig fahren, ohne dem Jugendamt etwas davon zu sagen. Gut ist es nicht, da bin ich sicher.
Was die zerrütteten Verhältnisse angeht: Bei uns war ein Thema beim Jugendamt die Frage, wie man mit Krisen im Leben umgeht. Dabei wurde klar gesagt, dass eine Krise durchaus ein positiver Aspekt sein kann, da man Mechanismen entwickelt hat, Krisen zu meistern und auch bei dem Adoptivkind eventuell mit Krisen besser umgehen kann. Es hängt davon ab, wie du damit umgehst, denke ich.
Ein erstes Infogespräch bei eurem derzeitigen Jugendamt macht aus einem anderen Grund keinen Sinn: Die Verfahren laufen sehr unterschiedlich ab, je nach Jugendamt. Was für euer jetziges gilt, mag für das 600 km entfernte gar nicht zutreffen, macht also wenig Sinn.
Gruß und frage, wenn du noch fragen hast englandfan
damit ihr keine unnötige Zeit verliert, wäre es doch vielleicht überlegenswert, ein paar Tage Urlaub dort zu machen, und sich gleich dort beim JA zu melden. Macht vorher einen Termin aus, erklärt eure Vorgehensweise, nehmt diesen Termin wahr und beschäftigt euch dann 600 km weiter weg mit den Formularen. Selbst das polizeiliche Führungszeugnis und die ärztliche Bescheinigung können am alten Wohnort eingeholt werden ...
Vielen Dank für eure Antworten, das hat mir auf jeden Fall schon mal ganz arg weitergeholfen! Wir werden dann auf jeden Fall bis zum Umzug warten. Das kann ich sehr gut nachvollziehen, und finde das auch gut dass man gegenseitiges Vertrauen zum dortigen Jugendamt aufbaut, in dem die Adoption stattfindet. Wir haben vor einigen Monaten unsere Kinderwunschbehandlung abgeschlossen, es ist für mich im Moment aber immer noch nicht ganz leicht zu verstehen, dass man die Kinderwunschbehandlung komplett aufgeben "muss" , damit man für eine Adoption in Frage kommt. Das Adoptivkind sollte in unserem Fall z.B. ja kein Ersatz darstellen, wir würden auch sehr ein zweites Kind wünschen, falls wir doch noch ein eigenes Kind bekommen hätten. Wir wollten es damals einfach auch zuerst mal mit einer künstl.Befr. versuchen, solange man von Alter her noch die besseren Erfolgschancen hierfür hat. Das Thema Adoption und der Wunsch danach besteht schon genau so lange wie unser Kinderwunsch, wir haben uns schon viele Jahre damit auseinandergesetzt. Wir werden jetzt versuchen auf Infoabende zu gehen um uns noch intensiver darauf vorzubereiten, oder viell. auch Konktakt mit Adoptivfamilien aufnehmen, es ist bestimmt wichtig das aus anderer Sicht mal zu hören. Liebe Grüße, Simone
Wie ich in dem Forum ja schon erwähnt habe plane ich mit meinem Verlobten ja auch eine Adoption. Uns steht auch noch ein Umzug bevor und wir waren uns auch nicht sicher wann wir das mit der Adoption in Angriff nehmen sollen. Wir haben uns aber dazu entschieden, dass erst zu machen wenn wir dann umgezogen sind. Ich habe mich nämlich schon mal zum Thema Umzug im Internet auf diversen Seiten informiert und ein Umzug ist wirklich ein großer Aufwand und aus diesem Grund haben wir uns entschieden erstmal das zu machen und dann in der neuen Stadt erst mal richtig ankommen. Wenn wir das dann alles fertig haben, haben wir dann auch genug Kraft für ein Adoptionsverfahren.
bedenke auch, dass es wenig Sinn macht, den Antrag vor der Hochzeit zu stellen, da es dann eine Singleadoption wäre und damit fast keine Aussicht auf Erfolg hätte.