las kürzlich einen Bericht über süchtige Eltern und die Einstellung der Jugendämter dazu. Man geht heute immer mehr dazu über, Kinder bei diesen Eltern zu lassen, wenn sie nicht gerade einen verwahrlosten Eindruck machen (Kostengründe???). Wie man vermuten könnte, erfordert die Beschaffung von Suchtstoffen doch einen erheblichen Zeitaufwand und sind die Eltern unmittelbar nach dem Konsum überhaupt in der Lage, für ihre Kinder zu sorgen?
Diese Einstellung der JÄ finde ich den Kindern gegenüber total unverantwortlich. Man stellte bei einer nicht geringen Anzahl solcher Kinder in Blut- und Haarproben ebenfalls die von den Eltern konsumierten Stoffe fest und zieht sich auf die Meinung zurück, das könnten von den Eltern weitergegebene Verunreinigungen sein.
Was soll aus diesen Kindern einmal werden? Wie sollen sie ihr Leben später fristen, wenn sie in einem suchtorientierten Umfeld aufwachsen? Ich fasse es nicht und bin total frustiert, obwohl ich die Kinder nicht kenne. Aber sie sind die wehrlosesten Geschöpfe in diesem schlimmen Spiel. Martina
Hierbei wäre ein Statistik hilfreich, die etwas darüber aussagt, wer in unserer Bevölkerung überhaupt wonach süchtig ist. Die Alk-und Kippen-Pest ist offenbar von 10 bis 90 vertreten, harte Drogen dagene eher bei den Jüngeren vertreten. Ich habe jedenfalls das Gefühl, dass das erheblich mehr Kids und Jugendliche sind, als Erwachsene. Wenn es drogensüchtige Eltern sind, sind sie in der Regel unter dreißig und haben ihre Suchtkarriere bereits als Jugendliche begonnen. Wenn ich mich alleine an unserem Bahnhof umsehe (MM hat 42.000 EW), da lungern die (deutschen!) Jugendlichen scharenweise schon morgens um 7 Uhr mit Kippe und Bierflasche in der Hand herum.
Eine Entfernung der Kinder macht für mich nur Sinn, wenn diese unter 16 und wirklich gefährdet sind. Ansonsten, wo will man hier eine Grenze ziehen? Wenn man jedem nicht ganz fähigen Elternpaar die Kinder wegnimmt, kommen wir wieder da hin, wo unsere eine Userin ist, der man alleine wegen ihrer Epilepsie ihr Kind weggenommen hat. Das finde ich eine Schweinerei und das war immerhin nicht vor 30 Jahren.
Unsere Familienministerin sollte sich endlich mal Gedanken darüber machen, warum denn so viele Kids unbeaufsichtigt auf der Strasse herumhängen. Ich habe neulich eine Schule von innen und außen gesehen, in die würde ich höchstens eine Horde Tiere treiben. Welcher Jugendlicher fühlt sich von so einer Umgebung angezogen? Wenn die Politiker nicht endlich kapieren, dass man Schulen attraktiv machen muss, haben wir bald nur noch Eliteschüler in Privatschulen, der Rest mutiert zum Süchtigen oder sackt sonst wie ab.
Liebe Martina, ich verstehe deinen Frust sehr gut, aber ich sehe es auch wie Mausi, dass man differenzieren muss. Für mich persönlich gehören Nikotin und Alkohol eindeutig schon zu den Suchtstoffen. Wo willst du den Hebel ansetzen? Ich habe eine Familie erlebt, da hat der Vater regelmäßig Haschisch konsumiert. Ein Kind ging mit 15 freiwillig ins Heim. Den anderen, jüngeren Geschwistern ging es aber nicht so schlecht, dass man sie aus der Familie hätte reißen sollen. Und das wurde auch nicht getan.
In einer anderen Familie waren beide Eltern im Methadonprogramm. Die Kinder waren verhaltensauffällig, zwischen aggressiv und extrem Angstbeladen, hingen beide total an der Mutter. Sie blieben in der Familie und ich hab mich oft gefragt ob der größere Sohn nicht irgendwann psychopathische Tendenzen zeigen würde (kein Scherz).
In einer anderen Familie war die alleinerziehende Mutter Heroinabhängig und die beiden Kinder wurden verwahrlost aus der Wohnung geholt. Die Oma kämpfte um die Kinder und durfte sie aufnehmen. Die Mutter hat noch einige Jahre mit der Droge gekämpft, fand dann einen liebevollen suchtfreien Mann und bekam noch zwei Kinder. Der Faden zur Mutter und zur Herkunftsfamilie wurde zum Glück nie durchgeschnitten.
In einem anderen Fall war der Vater Alkoholiker und die Mutter blind und an MS erkrankt. Der kleinen Tochter ging es mies, trotz einer sozialpädagogischen Familienhilfe. Dann starb der Vater und die Mutter ließ das 6jährige Kind Arbeiten im Haushalt erledigen. Das Kind verwahrloste, war viel auf der Straße, klaute bereits mit sieben Jahren in Geschäften und wurde in eine Übergangspflege gegeben. Sie passte wunderbar in diese Familie, sogar äußerlich konnte man sie für ein leibliches Kind halten. Die Familie stellte einen Antrag auf Langzeitpflege, der soziale Dienst befürwortete das und setzte sich dafür ein. Der Familienrichter entschied, dass das Kind zurück gehen sollte zur Mutter.
In einem anderen Fall hat der Vater ab und zu Haschisch konsumiert und die Mutter war Heroinabhängig. Beide haben sich sehr gut um die Kinder gekümmert, ja auch die Mutter. Sie lebten getrennt in zwei Wohnungen in einem Haus. Die Kinder hatten beide Eltern, ihr Leben war natürlich trotzdem nicht ganz leicht. Irgendwann zog die Mutter aus und die Kinder blieben beim Vater. Der Kontakt zur Mutter bleib bestehen, bis sie mit 35 an einer Überdosis starb. Die Kinder sind inzwischen erwachsen und ganz normale junge Menschen.
Ich kannte auch eine alleinerziehende, gut situierte Psychologin, die einen stark verhaltensauffälligen Sohn hatte, der unter dem ewigen analysiert werden und "lass uns drüber reden" seiner Mutter litt. Im Grunde war sie nie wirklich für ihn da, aber er hatte alles.
Wie soll man da entscheiden? Ich finde das sehr sehr schwer.
Die Welt: 14.10.10 Süchtige Eltern in Bremen geben Kindern DrogenBehörde holt fünf Jungen und Mädchen aus Familien - Fälle durch Haarproben entdeckt
Bremen - In mindestens fünf Fällen haben rauschgiftsüchtige Eltern in Bremen ihren Kindern harte Drogen gegeben. Dies sagte die Sprecherin des Sozialressorts, Petra Kodré, am Mittwoch. "Das Ressort kann nicht tatenlos zusehen, wie schon Babys in den Kontakt mit schweren Drogen kommen. Dies ist eine Lehre, die aus dem Fall Kevin gezogen werden muss", sagte die stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Rita Mohr-Lüllmann. Es sind fünf Kinder aus vier Familien im Alter bis zu elf Jahren betroffen, die vermutlich ruhig gestellt werden sollten. Die harten Drogen wie Heroin wurden durch Haarproben nachgewiesen.
@Burkhard, das ist wirklich zum en. In solchen Fällen sollten Kinder wirklich nicht in der Familie bleiben, sondern in Langzeitpflege. Doch selbst hier frage ich mich ob es Adoption sein muss. Wir hatten das Thema ja schon mal, dass die Langzeitpflege überarbeitungsbedürftig ist, damit mehr kinderlose Paare sich das vorstellen könnten.
Langzeitpflege ist angebracht! Es gibt auch "herkunftseltern" , die clean werden und "sauber" werden.. Und alles zutiefst bereuen , was sie taten .. Mhh schwere Frage..... schwere Angelegenheit..