ich bin neu hier und hoffe auf spannende Diskussionen mit Euch. ich bin 38 und adopiert. Ich habe seit August Kontakt mit meinen leiblichen Eltern und komme nicht damit zurecht, ständig zwischen Adoptiv und l. Eltern zu stehen. Kann mir jemand sagen, wie ich das machen soll, dass ich nicht jedes Mal in ein Loch falle, wenn ich mit meiner leiblichen Mutter telefonierte? Mein schlechtes Gewissen frisst mich momentan auf, mich nicht allen Elternteile gleich viel zu widmen. Es fühlt sich grad an wie eine Verpflichtung mit meinen leiblichen Eltern in Kontakt zu bleiben. Mal sehen ich mich total nach ihnen und dann bin ich wieder so sehr distanziert mental, dass ich sie aml liebsten wegschieben möchte. Weil es Teile sind von mir geht das leider nicht. Ich leide sehr unter der Situation. Habe deswegen jetzt Panikanfälle und mich selber verletzt, weil mir die Kontakte über den Kopf gewachsen sind. Psychologen raten mir, ich soll versuchen, beide Eltern gerne zu haben. Aber das geht leider nicht so einfach.
erst einmal herzlich willkommen hier im Forum. Du wirst mit Sicherheit einige Antworten, vielleicht auch unterschiedlicher Aussagen, bekommen und kannst Dir die Ratschläge, die Dir am meisten zusagen, heraussuchen.
Du schreibst:
ZitatMein schlechtes Gewissen frisst mich momentan auf, mich nicht allen Elternteile gleich viel zu widmen. Es fühlt sich grad an wie eine Verpflichtung mit meinen leiblichen Eltern in Kontakt zu bleiben.
Wer stellt denn diese Ansprüche, dass Du Dich allen Elternteilen gleich viel widmen musst? Das kann keiner verlangen. Die Hauptperson bist Du und Du solltest nur das tun und zulassen, was Dir gut tut. Eine Überforderung ist niemals gut und bringt keinem etwas. Wenn Du mehr Kontakt zu einer Deiner 2 Familie wünscht, weil es Deinem Bedürfnis entspricht, ist es gut und dann solltest Du es so handhaben und mit der anderen Familie einen loseren Umgang pflegen, gerade, wie es Deine Kräfte zulassen und ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen. Jetzt bist Du Diejenige, die die Kontakte bestimmt. Als kleines Kind haben andere über Dich bestimmt, ohne dass Du Einfluss nehmen konntest. Jetzt hast Du das Steuer in der Hand und solltest alleine nach Deinen Bedürfnissen steuern, ohne Dich von anderen beeinflussen zu lassen. Kein Mensch hat etwas von Dir, wenn Du durch die Anforderungen anderer oder Deines Gewissens krank wirst.
Hallo Martina, Deine Worte habe ich schon viele Mal von Therapeuten und Ärtze gehört. Meine Adoptivmutter möchte ich nicht immer wieder verletzen. Obwohl sie mir neuerdings erlaubt, mit den leiblichen Eltern Kontakt zu haben, habe ich immer Schuldgefühle, wenn ich auf die "andere" Seite gehe. Meine l. Mutter möchte mich gerne wieder zurück und meine damalige Weggabe wieder gut machen. Mit solchen Aussagen habe ich grosse Mühe, jedoch grosse Angst, ihr das genau so zu sagen. ihre Nähe macht mir Angst und gleichzeitig würde ich sie gerne umarmen. Zwei Mal habe ich meine l.Mutter bisher getroffen und jedes mal wurde es danach für mich zum Desaster. Die Anforderungen und Verpflichtungen stelle ich mir selber und mir ist sehr bewusst, dass das weder mir noch den Eltern noch meinem ganzen Umfeld was bringt. Aber mein Herz wird hin und her gerissen. In meinem Buch welches ich am schreiben bin, versuche ich alles durchlebte zu verarbeiten.
Dieses Zerrissenheitsgefühl begleitet mich schon mein Lebenlang und hat mich nun zur "Bordelinerin" gemacht und habe grosse Schmerzen welche mich zur Rentnerin genmacht haben. Käme ich mit allem klar, würde ich noch heute als krankenpflegerin arbeiten können. Es fühlt sich an, als ich hätte ich mein ganzes Leben verbockt.
Deine Worte klingen so einfach. Seit vielen Jahren versuche ich mich daran zu halten. Es klappt leider nicht.
Hallo Momeli, auch von mir erst einmal ein herzliches Willkommen! Ich bin eine Herkunftsmutter, eine von denen, die immer sagte, dass sie ihren Sohn am liebsten wieder zurück hätte. Aber nur weil dass mein Gefühl sagt, bedeutet es nicht, dass dies wirklich passiert, passieren soll. Klar stehen meinem Sohn hier alle Türen offen. Wenn er von sich aus kommen würde, wäre hier immer ein Platz. Aber ich will ihm doch nicht seine Eltern nehmen. Wollen Mütter nicht immer, dass ihre Kinder glücklich sind? Du solltest versuchen das Gespräch zu suchen und beiden erzählen, wie es Dir grade geht. Sie sind keine Konkurrenten. Man liebt oder mag verschiedene Personen gleichzeitig. Jeden auf seine Art. Sie gehören zu Deinem Leben, wie viele andere Menschen auch. Manche Menschen bekommt man unter einen Hut. Mit anderen trifft man sich, ohne die einen. Du mußt Dich nicht zerreizen und verbiegen und ein schlechtes Gewissen haben.
ich hätte eine Frage, du schreibst, dass deine H-Mutter dich "zurück"haben möchte. Du bist ja schon 38, also kann es ja nicht darum gehen, dass du bei ihr einziehst, oder? Du bist ja kein Teenager mehr, wo man sich für die eine und gegen die andere Mutter entscheiden muss. Du hast doch dein eigenes Leben, nehme ich an und könntest zu beiden "Seiten" Kontakt haben, ohne dass du dich entscheiden musst? Dass es emotional nicht einfach ist, kann ich verstehen. Kannst du denn mit deiner Adoptivmutter gut reden? Vielleicht würde ja ein Gespräch mit ihr helfen, dass du zumindest auf dieser Seite keine Schuldgefühle mehr haben musst. Ich bin auch Adoptivmutter und ich hoffe, dass ich mein Kind später in einer solchen Phase unterstützen darf und sie mich nicht als zusätzliches Problem sieht.
erstmal bist du erwachsen, und als erwachsene voll geschäftsfähige person kannst du bestimmen, mit wem du kontakt haben willst oder nicht. # ich würde es mir mit beiden eltern nicht verscherzen, kontakt zu den a- und h-eltern pflegen, aber ich würde auch manchmal direkt sagen, was los ist, denn nur so können die anderen dich verstehen. und ich würde mir fachliche hilfe - therapie (oder gute freundin - oder beides zusammen) holen, das hilft, wenn man sich den frust von der seele reden kann.
ich selber kann mir nicht vorstellen, daß deine l-mjutter dich komplett wieder bei sich haben will, sie will, wie ich das sehe, einfach etwas versäumtes nachholen.
und bei der a-mutter hätte ich auch kein schlechtes gewissen, denn die jahre, die ihr miteinander hattet, die kann euch keiner mehr nehmen, die gehören euch, und da sind auch gewiß wunderschöne erinnerungen dabei. auch das würde ich ihr sagen, und - wenn du diese beiden frauen nebeneinander stellst, meinst du nicht, daß sie sich kennenlernen sollten? von angesicht zu angesicht kann man vielleicht auch die fronten abstecken, zhumindest weiß jeder vom anderen, hat ein gesicht, und wenn ihr glück habt, werdet ihr eine familie, aber das braucht zeit.
ich selber bin a-mutter, und das letzte, was ich tun würde, ist die kinder von ihren wurzeln trennen. denn die gehören dazu, und wenn der wunsch besteht, sie kennenzulernen, bin ich auf jeden fall dabei. auch wenn vielleicht manches für mich schmerzlich ist, aber ihr adoptierten seid nicht unser eigentum, ihr wurdet uns als 2.eltern anvertraut, damit wir euch gut gerüstet ins leben entlassen.
so kann ich dur nur raten, gestalte die kontakte so, wie du es für ricfhtig hältst, aber dich selber verstümmeln bringt's hinten und vorne nicht. vielmehr solltest du dir überlegen, was du deiner seele gutes tun kannst.
in diesem sinne, sei ganz lieb gegrüßt, von pingsdorf
Zitat von momeli Psychologen raten mir, ich soll versuchen, beide Eltern gerne zu haben. Aber das geht leider nicht so einfach.
Ein kleines [sekundär] Zitat was ich gerade gelesen habe [zwar in einem anderem Zusammenhang, aber ich denke es passt sehr gut] Aus Kant (1966). Mehtapyysik der Sitten. Darmstadt. S. 532f: "Liebe ist eine Sache der Empfindung, nicht des Wollens, und ich kann nicht lieben, weil ich will, noch weniger aber, weil ich soll ... mit hin ist eine Pflicht zu lieben ein Unding."
Ansonsten wurde mich den anderen Kommentaren anschließen. Alles wird gut. Bilyboy
Zitat von momeli Obwohl sie mir neuerdings erlaubt, mit den leiblichen Eltern Kontakt zu haben, habe ich immer Schuldgefühle, wenn ich auf die "andere" Seite gehe.
Hi Momeli,
Deine Ado-Mutter ERLAUBT Dir, Kontakt zu haben? Sorry, aber sie muss Dir gar nichts erlauben - es steht Dir zu, Kontakt zu haben. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie von manchen Ado-Eltern Druck aufgebaut wird, der meiner Meinung nach aus reiner Verlassens- bzw. Verlustangst resultiert.
Zitat von momeli Dieses Zerrissenheitsgefühl begleitet mich schon mein Lebenlang und hat mich nun zur "Bordelinerin" gemacht und habe grosse Schmerzen welche mich zur Rentnerin genmacht haben. Käme ich mit allem klar, würde ich noch heute als krankenpflegerin arbeiten können. Es fühlt sich an, als ich hätte ich mein ganzes Leben verbockt.
Nicht DU hast Dein Leben verbockt! Dessen solltest Du Dir bewusst sein. Du hast Dir diese Situation nicht ausgesucht. Deine innere Zerrissenheit kann ich total nachvollziehen. Man fühlt sich irgendwie nirgends so richtig dazugehörig.
Ich drück dir die Daumen, dass Du den Spagat zwischen leiblichen und Ado-Eltern hinbekommst. Lass Dich auf keinen Fall von irgendeiner Seite unter Druck setzen - mach das, was gut für Dich ist, und wenn Du keinen von beiden sehen willst, dann ist das ebenfalls Dein gutes Recht.
wenn ich mein (leibliches oder Ado-) Kind liebe, baue ich keinen Druck auf, sondern lasse es sein Leben nach eigenen Vorstellungen und Bedürfnissen leben; auch wenn ich mich zeitweise etwas ausgegrentzt fühle, weil andere noch 'mitspielen'. (Das ist bei uns nicht der Fall, aber ich würde es hinnehmen). Was hilft es mir, dem "Kind" ein schlechtes Gewissen einzureden, mit aufrichtigem Herzen kann es mir dann mit Sicherheit nicht mehr begegnen. Dann hat man bereits wiklich was verloren und das wäre doch schade!
lieben dank für diese worte. die tun mir richtig gut. das ganze hat überhaupt gar nichts mit denken zu tun, es läuft alles im herzen ab. mit dem verstand kommt man nicht weiter. meine adomutter sieht langsam ein, dass sie mich hätte druckloser behandeln sollen. grade vorhin in einem ganz schönen gespärch mit ihr. auch dass sie mich immer wieder mit liebesentzug gedroht hat, wenn mein adobruder und ich nicht pariert haben. mein bruder hat es ihr letzthin auch gesagt, dass auch er immer darunter litt. langsam glätten sich die wogen. ich muss lernen loslassen und distanz bekommen zu diesem adoptionsthema, und drum beeile ich mich jetzt mein buch endlich zu ende zu schreiben. ich hoffe noch auf mein happy end, mich glücklicher und einmal im leben zufriedener fühlen zu dürfen.
...ich will noch dazu fügen... es war nicht meine adomutter die mir kontak mit den l. eltern erlaubte. sondern ich habe sie gefragt, ob es ihr was ausmache. ich musste es einfach von ihr hören, damit ich weniger schuldgefühle haben muss. ich weiss das diese völlig unnötig sind, aber eben ich erzähle nur, was ich fühle.
Mormele ich kann dich verstehen, aber Deine leibliche Mutter? Das ist die Frage aller Fragen. Wie kann man aus Rücksicht zu den Adoeltern, so lange warten. Ich bin auch ungewollte Herkunftsmutter. Und um so älter ich werde, um so sturrer werde ich. leider. Ich bin auch meiner tochter Jahre lang hinter her, wurde belogen, und betrogen, bekam Antworten, dass es mich echt vom Sessel warf. Heute bin ich so weit, fertig mit dem Versteckenspiel, seitens der Ämtermaschienerie! Bei mir läuft nichts mehr unter dieser Lügerei! Man hat bei mir keine Rücksicht genommen, immer schön kontroliert, Du wirst Buchstäblich in eine Schublade gelegt, bis auf weiteres.... So geht das nicht, das man auf diesen Frauen herunter trampelt, und ihnen den schwarzen Peter zu schiebt. Es fragt sich keiner von denen, wie fühlt du dich? Ich bin aus Verletztheit krank geworden, denn wenn es Deine Seele nicht verkraftet, geht es über dem Körper, Adoptierte können am wenigsten dafür!! Das möchte ich betonen! Aber an Frauen, die keine Kinder mehr bekommen; und sich mit dem Wunsch, an die Fabrikserzeuger (Jugendamt und Co)wenden, und nicht mal nach fragen, ob es dem Recht entspricht, das ist egoismus. das gleiche, ich kaufe mir ein auto, auch wenn ich kein geld habe. Zu den Kindern, das ist klar, das die Adoeltern automatisch, die Rolle übernehmen, aber was verbirgt sich hinter dem Geschehen, da sind 2 Familien belastet. Nicht nur die Eltern, beiderseits. Und die grösste Frechheit, das man in den armen Ländern auch noch die Kinder holt, ja weit weg, damit sie, die neuen !"Eltern" nicht belästigt werden! Echt ein Wahnsinn!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Solche Menschen fühlen sich noch als Samaritter! Jahrelang wird um den heissen Brei geredet, und nichts hat sich geändert, narrenfreiheit pur, und keiner schämt sich! Doch ich, das ich den Dreck noch auf schreibe! Sorry!
Du bist eine eigene Persönlichkeit, lass sie Dir nicht weg nehmen, Mormile
Zitat von AdoptionsgegnerinUnd die grösste Frechheit, das man in den armen Ländern auch noch die Kinder holt, ja weit weg, damit sie, die neuen !"Eltern" nicht belästigt werden! Echt ein Wahnsinn!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Solche Menschen fühlen sich noch als Samaritter!
Das funktioniert ja sogar bei Inlandsados - das ist ja das Schlimme. Da muss man nicht mal ein Kind von weit weg holen.