Aus gegebenem Anlaß öffne ich hier einen neuen Thread zu dem Thema "Rache der Adoptierten", weil mir jetzt aus eigenem Erleben neue Erkenntnisse gekommen sind.
Hallo,
Pusteblume hat Recht! Die Zurückhaltung Adoptierter gegenüber ihrer Herkunftsfamilie sind überwiegend keine Rachegelüste, sondern die Schwierigkeit oder sogar das Unvermögen, mit 2 verschiedenen Familien, denen sie eigentlich angehören, klar zu kommen. Das erlebe ich jetzt bei meinem Sohn und das hätte ich so nicht erwartet. Vermutlich haben sie das Gefühl, sich körperlich und geistig teilen zu müssen, was sie aber nicht bewältigen können. Sie fühlen sich hin- und hergerissen, wenn ihnen nicht von Natur aus eine gewisse Überlegenheit oder ein gewisses Phlegma zu eigen ist. Mit Rache hat das alles nichts zu tun, sondern nur mit einem Schutzwall, den sie um sich herum aufbauen, um nicht in einen Strudel gerissen zu werden, der sie womöglich in eine Richtung mitreißt, die ihnen suspekt ist.
Manche hier postende Adoptierte liefen nach dem Finden oder Gefundenwerden mit wehenden Fahnen zu ihrer Herkunftsfamilie über, weil sie Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten entdeckten, die sie bei den A-Eltern nicht fanden. Manche dümpeln nach wie vor todunglücklich zwischen H- und A-Familie hin und her, ohne noch genau zu wissen, wohin sie gehören und haben den festen Boden unter ihren Füßen verloren. Andere wieder - wie bereits beschrieben - halten am Gewohnten fest und scheuen sich, sich auf etwas für sie Neues und Unbekanntes einzulassen, weil sie fürchten, diese Situation nicht bewältigen zu können.
Natürlich mögen es auch hin und wieder Rachegefühle sein, aber ich denke, in der Regel der Fälle ist schlicht und einfach Überforderung der Grund der Zurückhaltung.
Ich denke auch, dass es eher Überforderung als Rache ist. Eines habe ich in den letzten 3 Jahren gelernt: Es braucht Zeit! Magst Du erzählen, wie es bei Deinem Sohn jetzt ist? Wie macht sich seine Zerrissenheit bemerkbar?
Hallo, jetzt muss ich auch einmal meinen Senf dazugeben!!! Bei mir ist das Kennenlernen der HMutter zwar noch sehr frisch, aber ich kann jetzt schon sagen dass ich niemals irgendwelche Rachegelüste hegen werde. Es hatte alles seine Gründe und so wie ich groß geworden bin (AFamilie) war es GUT!!! Ich bin auch nicht hin- und hergerissen! Ich gehöre zu meiner AFamilie und habe nun noch einen Teil dazugewonnen der meine Familie ein Stückchen vergrößert!
Ich habe meine H-Mutter einmal gesehen und einmal mit ihr telefoniert. Rachegelüste habe ich keine, aber sowohl für sie als auch für mich stand fest, dass wir nichts miteinander zu tun haben wollen.
Sie hätte mich eh abgetrieben (O-Ton) wenn sie die Schwangerschaft rechtzeitig bemerkt hätte - zudem hat sie Kinder. Mich wollte sie nie. War mir dann ganz Recht. Sowas brauch ich nicht in meiner Nähe.
So eine(n) "Verwandte(n)" bräuchte ich auch nicht.
Ich bin sowieso der Meinung, dass man manchmal viel zu lange an Menschen festhält die einem eigentlich immer nur geschadet haben, nur weil man verwandt ist.
Naja kennen tu ich schon so hin und wieder jemanden , der / die so "tickt" , aber ich will es nicht Rachegelüste nennen , sondern verletzte Gefühle ...