hier wurde ja an verschiedenen Stellen schon festgestellt, dass die Adoptierten hier im Forum großteils diejenigen sind, die ein Problem mit ihrem Leben und ihrem Status des Adoptiertseins oder schlechte Erfahrungen gemacht haben und daher den Austausch mit Gleichgesinnten suchen. Hier finden sich daher viele, die sich (zum Teil erfolglos) auf die Suche gemacht haben. Schon länger beschäftigt mich die Frage, ob es nicht unnatürlich ist, sich überhaupt nicht für die Herkunft zu interessieren. Man hört ja häufig von Adoptiveltern: Mein Sohn/meine Tochter weiß, dass er oder sie adoptiert ist, interessiert sich aber nicht für seine H-Mutter und möchte sich auch nicht auf die Suche begeben. Martina hat sich ja auch so geäußert, aber so, wie sie die Geschichte ihres Sohnes jetzt beschreibt, hat sich mein Verdacht weiter verstärkt, dass es eher ein "Nicht-Zulassen" als ein "Nicht-Wollen" ist, aus welchen Gründen auch immer. Angst sich damit auseinanderzusetzen, Angst vor Enttäuschung, Angst die A-Eltern zu verletzen, etc. Wenn es ein Verdrängen ist, dann würde es ja bedeuten, es ist nicht gut, wenn man sich nicht damit auseinandersetzt... Lebt man dann wirklich ein unbeschwertes Leben oder gärt das doch im Unterbewusstsein immer weiter? Kann man das wirklich komplett ausblenden?
Einfach mal so meine Gedanken, die mir gerade durch den Kopf gehen. Gruß englandfan
bei mir war es am Anfang ähnlich. Ich habe ja durch Zufall mit knapp 30 Jahren erfahren, dass ich adoptiert bin. Die ersten Monate war ich gar nicht in der Lage, zu suchen oder mich für meine Herkunft zu interessieren. Dafür sass der Schock zu tief.
Und ich muss auch gestehen, dass der anfängliche Antrieb zu suchen nicht aus mir herauskam (ich hätte zu dem Zeitpunkt immer noch sehr gern einfach alles verdrängt), sondern eher von einer Freundin von mir ausging, die immer gesagt hat: "Mach was jetzt - setz Dich damit auseinander und komm aus dieser Starre raus."
Ich kann natürlich nicht beurteilen, wie Kinder, die von klein auf von ihrer Adoption wissen, damit umgehen, bzw. da die Verdrängung auch vordergründig ist - aber bei mir war und ist es so. Ich brauche auch bei meiner derzeitigen Suche immer wieder "Motivation", um weiterzumachen, weil ich eigentlich gerne alles in eine Kiste packen würde und gut ists. Andererseits will ich natürlich auch wissen, woher, warum usw. Natürlich schwingt da jede Menge Angst vor Ablehnung, Enttäuschung usw. mit - ein weiterer Grund vielleicht, warum viele gar nicht erst anfangen, zu suchen.
ganz lieben Dank für eure ausführlichen Antworten. Ich wünsche euch ganz viel Kraft und vor allem auch schöne Momente auf der "Reise" - wo sie auch immer für euch hingehen mag. Eure Berichte helfen mir hoffentlich später, mein Kind besser verstehen zu können, wenn sie sich auf den Weg macht oder eben nicht.
hier gibts einen interessanten Vortrag von Frau Wiemann zum Thema "Identität" - vielleicht kannst Du da was für Dich rausziehen. Ist ein PDF - also nicht wundern beim anklicken *G*
ZitatWenn es ein Verdrängen ist, dann würde es ja bedeuten, es ist nicht gut, wenn man sich nicht damit auseinandersetzt... Lebt man dann wirklich ein unbeschwertes Leben oder gärt das doch im Unterbewusstsein immer weiter? Kann man das wirklich komplett ausblenden?
Hallo Englandfan, eine richtige Verdrängung ist ja grade das, was überhaupt erst ein unbeschwertes Leben ermöglicht, wenn man sich mit etwas nicht auseinander setzen will. Es ist zwar nicht gut, weil das Verdrängte jeder Zeit hoch kommen kann (wie Puste beschrieb) und man dann eventuell in ein tiefes Loch fällt. Aber in der Zeit der Verdrängung ist normaler Alltag. Man blendet das Thema wirklich komplett aus. In den Momenten, in denen man innerlich grübelt, verdrängt man ja nicht.
mit Sicherheit hat sich mein Sohn nicht auf die Suche begeben, weil er Angst hatte, uns damit weh zu tun. Als sich seine Schwester bei ihm meldete, berichtete er uns alles bis ins Kleinste. Das hätte er mit Angst um unser Befinden mit Sicherheit nicht getan. Seit einigen Wochen bin ich fest der Meinung, Adoptierte sollen nicht gefunden werden, sondern selber suchen. Begeben sie sich auf diese Reise, ist es für sie der richtige Moment, alles hat im Leben eines Menschen seinen Zeitpunkt und der liegt für jeden Menschen anders.
Einige Adoptierte äußerten hier schon das Gefühl, ein zweitesmal abgegeben worden zu sein, wenn die Herkunftsseite irgendwie mauerte - und das ist eben der Schmerz, der die Adoptierten dann befällt. Die Herkunftsfamilie ist ja nicht irgendwer, Nachbar oder Freunde, die man bei Interesselosigkeit einfach links liegen läßt und seiner Wege geht. Es ist ja die eigentliche Familie, in die die Adoptierten ursprünglich gehören. Dieses Wissen ist etwas Lebens-Elementares, man merkt, dass die Sehnsucht, zu dieser Familie zu gehören quasi ein Urinstinkt ist, auch wenn die Ado-Eltern ein sicherer Hafen bleiben. Gestaltet sich die Beziehung nicht so optimal, wie die Suche der Herkunftsfamilie verspricht, ist Enttäuschung vorprogrammiert. Sucht der Adoptierte selbst, kalkuliert er meist Ernüchterung mit ein und die Ausgangsbasis ist doch etwas anders, wenn die Beziehung problematischer wird.. (Diese Gedanken schweifen natürlich vom eigentlichen Thema ab, das ist mir auch bewußt, nur sie kamen mir beim Nachdenken so in den Sinn).
ich glaube es ist schwierig die abgabe nüchtern betrachten zu können. das ist ja nicht nur die komplette trennung, die das ganze leben incl. identität völlig umgekrempelt und verändert, bestimmt hat.
zum zeitpunkt der suche: abgesehen von der angst davor, schwankte das bei mir (schon als kind hatte ich diese sehnsucht) jahrzehnte zwischen diesem ungeklärten WARUM, und dem unbändigen wunsch nach normalität... (illusion), und der furcht, es könne niemand mehr zum kennenlernen und nachfragen existieren. von daher gab es für mich nie den richtigen zeitpunkt für die suche. die erste löste z.b. damals lediglich die gelegenheit aus, in den ort mitgenommen werden zu können, die ich von jetzt auf gleich ergriff... ein passender zeitpunkt war das bestimmt nicht, wenn es je einen gab - erst recht in der h-familie. das resultat meiner ersten suche (mit 24) war dermaßen niederschmetternd, so daß ich die zweite nur mit enormer überwindung angehen konnte, es läßt ja doch nie in ruhe. u.a. noch mit dem gefühl, durch adoption zum verwalteten menschen der JÄ, AG, vermittlungsstelle, div. staatliche behörden geworden zu sein, an denen ich dann mühselig um jedes puzzleteilchen der eigenen h-geschichte ringen mußte, und das meist vergeblich. mir lag schon vor dem kontakt daran, eine (mehrere?) akte dazu einsehen zu können, um mich je nach lage für oder gegen kontakt entscheiden zu können. meiner h-familie wäre so mit sicherheit, da ihrerseits ja kein interesse bestand, die konfrontation mit der vergangenheit erspart geblieben. das scheiterte dann daran, daß JÄ und SkF (münster, lippstadt) mir diesbezüglich steine über steine in den weg legten, meine anfragen aussaßen.
je später die suche, um so unwahrscheinlicher (abgabe nach der geburt, was ich nicht geklärt bekomme) scheint mir, so kommt mir es mir vor, wird sich noch jemand in der familie an ein kind erinnern, zu dem keinerlei bindung aufgebaut werden konnte, oder nie eine bestand und später wohl kaum vermissen wird. das ist ernüchternd, scheint mir dennoch plausibel. anders kann ich mir die gleichgültigkeit meiner h-familie nicht erklären. nun ja, natürlich auch weiterhin 'schandfleck' der familie. freude wird so ein finden dann garantiert nicht auslösen.
wäre schon gut, wenn dieses gefühls- u. identitätschaos, die seelennöte und konflikte, orientierungslosigkeit, unbegreifliches und enttäuschendes im niemandsland familie, in das eine suche stürzt (stürzen kann), je nach lage, nicht völlig alleine ausgefochten o. durchgestanden werden muß, obwohl letztlich dann doch jeder alleine damit fertig werden muß, es dann trotzdem menschen gibt, die diesen familien-tsunami begreifen und daran teilnehmen, was innerlich dabei abläuft, etwas sicherheit und halt geben können
Zitat von bonnie wäre schon gut, wenn dieses gefühls- u. identitätschaos, die seelennöte und konflikte, orientierungslosigkeit, unbegreifliches und enttäuschendes im niemandsland familie, in das eine suche stürzt (stürzen kann), je nach lage, nicht völlig alleine ausgefochten o. durchgestanden werden muß, obwohl letztlich dann doch jeder alleine damit fertig werden muß, es dann trotzdem menschen gibt, die diesen familien-tsunami begreifen und daran teilnehmen, was innerlich dabei abläuft, etwas sicherheit und halt geben können
lg bonnie
Liebe Bonnie,
genau das ist es, was ich später erhoffe, dass ich das für meine Tochter sein kann...
Liebe Grüße und danke für eure Gedanken und Einblicke in euer Leben. englandfan
das wird sie in einem guten vertrauensverhältnis bestimmt, wenn nötig, annehmen. deine einstellung freut mich sehr und ist gleichzeitig beruhigend früher wäre sowas undenkbar gewesen. ich darf gar nicht daran denken, meine a-eltern, mehr a-vater (meine a-mutter litt zuvor schon an demenz) hätten mir die suche (wenn sie die noch erlebt hätten) sehr übel genommen und sich dann wie gehabt totgestellt und vor allem als undankbar ausgelegt. die zeiten ändern sich glücklicherweise, aber wir tun ja auch einiges dafür und bleiben dran
wäre schon gut, wenn dieses gefühls- u. identitätschaos, die seelennöte und konflikte, orientierungslosigkeit, unbegreifliches und enttäuschendes im niemandsland familie, in das eine suche stürzt (stürzen kann), je nach lage, nicht völlig alleine ausgefochten o. durchgestanden werden muß, obwohl letztlich dann doch jeder alleine damit fertig werden muß, es dann trotzdem menschen gibt, die diesen familien-tsunami begreifen und daran teilnehmen, was innerlich dabei abläuft, etwas sicherheit und halt geben können
lg bonnie
Da stimme ich dir total zu. Andere Menschen, zum Beispiel Freunde sehen das immer so anders. Bei mir ist es zB so dass ich seit kurzem Kontakt habe und eine Freundin gerne wenn ich mich mit meiner HM treffen würde mitkommen, "da man das ja so oft im TV sieht". Manche Freunde hören sich das an was ich erzähle aber verstehen können sie das denke ich mal einfach nicht. Wie sollten sie auch? Das ist denke ich mal auch schwer als Außenstehender das zu verstehen und zu begreifen. Oder ich habe eine andere Freundin die das auch weiß das ich seit kurzem Kontakt habe, der habe ich das dann gesagt und die hat dann gesagt schön, freut mich und das war es. Das war am Anfang irgendwie, nunja, wie soll man es sagen, irgendwie eine Art verletzend, wenn man das so nennen kann. Weil man sich einfach missverstanden gefühlt hat. An dem Tag an dem ich Kontakt mit meiner HM bekam war ich auch nicht ich selber und so... Einfach ein Gefühlschaos... Aber dann realisiert man das andere Leute das zum Teil garnicht verstehen können, das da garnicht ein Desinteresse an einem selber liegt sondern " einfach " eine Unwissenheit oder vielleicht sogar Angst etwas falsches sagen zu können. So denke ich mal...
Aber jetzt bin ich total vom Thema abgekommen Aber das sind irgendwie auch Gedanken die damit zu tun haben, irgendwie.
Ich selber habe mich auch auf die Suche gemacht, über lange Zeit, keine Antwort oder Reaktion , ein verletzendes und zum Teil sogar niederschmetterndes Gefühl - Desinteresse bei der Herkunftsseite ?!? - Läuft bei ihnen im Moment etwas falsch?!? - Haben sie Probleme?!? - Ist ihnen vielleicht sogar etwas zugestossen ?!? All diese und noch mehr Fragen schwirrten mir im Kopf. Und dann ganz plötzlich war es soweit, ich bekam mit ihr Kontakt. Gefühlschaos pur, Zum einen ein unbeschreibliches Glücksgefühl aber auch zum anderen eine Art "Schock", obwohl das Wort jetzt so schlimm klingt, das es jetzt endlich so weit ist! ENDLICH! Bei mir persönlich war es so dass es so mit 14/15 Jahren angefangen hat sich eine "Sehnsucht" zu entwickeln auf die Suche zu gehen, das hat sich dann immer weiter verstärkt. Bis dann der Kontakt übers JA versucht worde herzustellen, per Brief auch ein zweites mal. Es war und ist so ein großes Interesse in mir von meiner Herkunftsseite zu erfahren, vielleicht wenn dies von beiden Seiten möglich ist einen Lebenslangen Kontakt zu haben und wenn das irgendwie möglich ist sich auch zu treffen. Aber das ist wieder ein anderes Thema.
Ich denke mal in gewisser Maßen ist das nicht suchen eine Art verdrängen, wenn man das so nennen kann. Ich persönlich könnte mir es nicht vorstellen nicht auf die Suche gegangen zu sein... Aber ich denke mal das es bei jedem Menschen individuell ist. Vielleicht ist auch eine Angst vorhanden, die kann denke ich verschiedene Seiten haben, Angst enttäuscht zu werden, nicht angenommen zu werden oder irgendetwas anderes. Ich kann die Menschen, die nicht auf die Suche gehen in gewisser Maßen auch verstehen... Aber ich denke hier passt irgendwie wieder dieses Sprichwort " Wer nichts wagt, der nichts gewinnt". Aber ich weiß nicht ob das bei so einem Thema ist, das komplett zu verdrängen, ich denke jeder / jede Adoptierte/r wird auf jeden Fall einmal darüber nachgedacht haben, seien es Fragen nach dem Warum, Weshalb, Wieso oder wie sieht meine HM/HV aus, habe ich etwas mit ihnen gemeinsam? Oder vielleicht auch ganz andere Fragen. Das ist denke ich mal wieder total individuell...
die reaktionen u. hilflosigkeit anderer damit umzugehen, hab ich oft erlebt. wer es nicht selber erlebt, kann kaum bis nichts davon nachvollziehen. für die wenigen, die es wirklich interessierte, war es mit unzähligen erklärungen verbunden, ob sie deshalb besser verstanden sei dahingestellt. und für fremde macht man sich eher nicht die mühe. war allerdings auch mit unzähligen vorurteilen verbunden, nicht nur innerhalb der a-familie, was leibliche eltern u. ihre familie betraf, für nicht wenige war ich das fremde kind wahrscheinlich verabscheuungswürdiger menschen. vorurteile können ein regelrechter seelenkiller sein. mehrmaliges weglaufen von 'zuhause', weil ich als jugendliche (14/15/16 jahre) die verantwortung und last um meine alten, kranken, stark kriegs-traumatisierten a-eltern nicht mehr alleine tragen konnte, eine viel zu früh geschlossene ehe um diesem belastenden teufelskreis zu entrinnen war dann das resultat.
meine intensivste verdrängungsphase (kurve zum thema ) begann nach dem katastrophalen ausgang des ersten findens, zumindest vor meinen kindern, war also in den kindererziehungszeiten. sie hatten, wenn schon keine großeltern, tanten und onkel a-verwandschaftlicherseits, da auf jeden fall vorrang, für alles andere hätte mir die kraft gefehlt. familie war für sie eigentlich nur ich (und mein geschiedener ). für meine (ex)schwiegereltern waren uneheliche bastarde, gastarbeiter usw., eben auch adoptierte mit mysteriöser herkunft alle gesellschaftsuntaugliches rattenpack, also nichts an familie zu erwarten
eine der schmerzlichsten erfahrungen, vielmehr auswirkungen der suche waren diese innerfamiliären brüche, weil mich diese extrem-situationen (durch h-familie, ämter u. vermittlungsstelle) oft genug schachmatt setzten, die such-find-erfahrungen extrem heftig ausfielen, die mir innerhalb der familie dann übel genommen wurden ('die wollten dich doch nicht, laß das doch, du machst dich wegen ihnen nur kaputt'...), ein ihrer auffassung nach überflüssiges ('wieso, du hattest doch eltern'...) unterfangen, dazu familiär nicht mehr so zuverlässig und belastbar wie gewohnt funktionieren zu 'wollen' ('wenn wir dir egal sind'...) - nicht etwa zu können das alles genau zu dem zeitpunkt als bei mir schluß mit verdrängen war, das einfach nicht mehr ging. ich wollte nur noch meine geschichte klären und aufräumen, da allerdings noch mit der option h-kontakte möglichst zu halten. an der stelle wäre einiges vermeidbar gewesen, wenn eingefahrene Jugendämter- u. vermittlungs-maschinerien (vor einem guten jahrzehnt) adoptierten gegenüber etwas aufgeschlossener entgegenkommender gearbeitet hätten. klar, wer keine akte findet darf untätig bleiben...
die erfahrungen, die marleen schon ansprach, später feststellen zu müssen, daß alle um einen herum bescheid wußten, nur sie nicht, traf auch auf mich zu.... diese vorstellung empfinde ich im nachhinein noch als unverzeihlichen vertrauensbruch. nicht nur die adoption selber, also auch suche und finden ergaben nochmals katastrophale 'veränderungen', und haben aus der perspektive tatsächlich gegenteiliges bewirkt, nicht das was eigentlich angedacht war, familie....
vermutlich hat damals mein finden der a-dokumente (als kind) einen regelrechten schock hinterlassen, der von meinen a-eltern rigoros ignoriert wurde. keine nachfrage, keine regung, nichts. ja doch, an bedeutungsvolle unergründliche blickwechsel meiner a-eltern kann ich mich noch erinnern. heute bin ich davon überzeugt, eltern bemerken sehr wohl, wenn sich ihr kind plötzlich verändert, zurückzieht, anders verhält oder bekümmert wirkt... wieviel zeit zwischen dem dokumente-auffinden und der 'aufklärung' lag, mir mein a-vater die adoption bestätigte, kann ich nicht mal sagen (geschätzte ein o. anderthalb jahre). viel mehr, außer daß sie mich adoptiert haben, erfuhr ich sowieso nicht. mit meinen nachfragen nach mutter, vater, geschwister, familie handelte ich mir ein paarmal abfällige verletzende bemerkungen ein... wer fragt da noch.
das gefühl, als würden mich meterdicke wattewände von der wirklichkeit trennen, kam nach dieser 'spektakulären aufklärung' immer mal wieder hoch. als kind hätte ich das kaum beschreiben können. auf jeden fall war es ein schock und verstörende gewissheit, nicht die zu sein, die ich ziemlich lange tatsächlich glaubte (ein paar jahre sind für ein kind eine ewigkeit) zu sein. heute weiß ich, ihr schweigen hat sehr dazu beigetragen, mich als kind gezwungenermaßen weit intensiver mit dem fakt, andere eltern (gehabt) zu haben, zu beschäftigen. familiengeheimnisse belasten - ein erbe, das oftmals systematisch (h-eltern > vermittlungsstellen > a-eltern > adoptierte) weitergereicht wird.....
nach dieser 'blitz-aufklärung' ging alles wie gehabt mit dieser lüge, mit dem so tun müssen als ob, mit der übergestülpten falschen identität, mit ausweichenden antworten in dieser unwirklichkeit weiter... ist komisch, aber war so: gerade weil man mich extra - um angenommen werden zu können - ummodeln mußte, dieser emotional/sozial/rechtliche komplettumbau, diese rundumerneuerung - weil ich nicht die sein/bleiben konnte die ich war - hat das bei mir (u.a.) das gefühl ausgelöst nicht wie ich bin angenommen werden zu können, so widersprüchlich wie das ist. mich selber annehmen gelingt mir heute noch nicht gut, viell. ist es auch mehr die unvollständige vergangenheit, biographie, in der ich mich ohne akten und fakten nicht wiederfinden kann, zu viele fragen offen geblieben sind
sorry sorry sorry, etwas vom thema ab wollte eigentlich nur ergänzen..
Zitat von bonnienach dieser 'blitz-aufklärung' ging alles wie gehabt mit dieser lüge, mit dem so tun müssen als ob, mit der übergestülpten falschen identität, mit ausweichenden antworten in dieser unwirklichkeit weiter... ist komisch, aber war so: gerade weil man mich extra - um angenommen werden zu können - ummodeln mußte, dieser emotional/sozial/rechtliche komplettumbau, diese rundumerneuerung - weil ich nicht die sein/bleiben konnte die ich war - hat das bei mir (u.a.) das gefühl ausgelöst nicht wie ich bin angenommen werden zu können, so widersprüchlich wie das ist. mich selber annehmen gelingt mir heute noch nicht gut, viell. ist es auch mehr die unvollständige vergangenheit, biographie, in der ich mich ohne akten und fakten nicht wiederfinden kann, zu viele fragen offen geblieben sind
Ich hätte es nicht treffender beschreiben können. Danke Bonnie!