ich bin ganz neu hier im forum und mir schwirrt eine frage im kopf herum, die mich seit unserem letzten gespräch mit dem jugendamt einfach nicht mehr loslässt...
wir fragten unsere ansprechpartnerin beim hausbesuch, nach welchen kriterien denn eigentlich bewerberpaare für ein adoptivkind ausgewählt werden?? ob es vielleicht eine punkteliste oder etwas wie eine kriterienliste gibt, nach der die paare bewertet werden und wodurch sie auf eine gewisse stelle in der warteliste rücken?
die frau antwortete, dass es am ende der bewerbungsphase nur ein "geeignet" oder ein "nicht geeignet" geben wird und dass man durch gewisse voraussetzungen, wie z.b. wohnverhältnisse, arbeitsstelle oder alter nicht auf einen guten oder weniger guten platz rutschen könnte. es zähle alleine die dauer, wie lange man bereits als bewerber gelistet sei. dabei spiele es keine rolle, wie alt wir sind, wie wir leben oder in welchen familienverhältnissen wir leben - denn es sei schwierig, die verschiedenen bewerberpaare nach einem punktesystem zu benoten und oftmals auch ungerecht.
die antwort verunsicherte uns ein wenig, weil es doch immer heißt, die adoptionsvermittlungsstelle hätte die aufgabe, die am besten geeigneten eltern für ein kind auszuwählen?! aber die "am besten geeigneten eltern" sind doch nicht zwangsläufig die, die von der zeitlichen rangordnung her als nächstes dran wären. oder?
könnt ihr mir sagen, ob es wirklich keine wirklichen auswahlkriterien gibt und ob tatsächlich nur die dauer der bewerbungszeit ausschlaggebend ist?? aber wie kann es dann sein, dass manche adoptiveltern bereits nach 6 monaten ein kindlein bekommen und andere erst nach 6 jahren?
vielleicht habe ich ja auch einfach nur etwas falsch verstanden... ich freue mich auf eure antworten!
genau weil es das geeignete Bewerberpaar für ein Kind sein soll, geht es ja nicht nach einem Punktesystem. Es geht auch auf keinen Fall nach der Wartezeit! Das habt ihr bestimmt falsch verstanden. Uns wurde es so erklärt, dass nur dann, wenn zwei Bewerberpaare als gleich geeignet angesehen werden, die Wartezeit entscheidet.
Ich habe den Eindruck, es geht ein bisschen nach dem Typ des Kindes (hatte ich zumindest bei mehreren Adoptionstreffen den Eindruck, wenn ich mir die A-Eltern und die dazugehörigen A-Kinder angeschaut habe), manchmal auch nach Wünschen der Herkunftsmütter (wurde uns so gesagt) etc. Mein Eindruck ist aber auch, dass Leute aus sozialen oder pädagogischen Berufen recht schnell berücksichtigt werden. Das ist aber eher ein persönlicher Eindruck und nicht "empirisch belegt". Zunächst geht es mal danach, was sich die Bewerberpaare zugetraut haben (oder was das Jugendamt für sie für geeignet hält).
Hallo, ich bin da am zweifeln,ob es wirkliche Faktoren gibt,nach denen man auswählt. Ist es nicht doch so das ganz viel Sympathie und Antiphatie entscheiden.Sicherlich spielen manche Dinge eine Rolle,wir z.B. haben nie eine Einschätzung in "geeignet" oder "ungeeignet" erhalten,wir erhielten eine Urkunde,dass wir die Seminare erfolgreich absolviert hatten und das erhielten alle Bewerber (auch solche von denen alle anderen wußten die bkommen nie ein Kind). Es kann schon sein,dass Adobewerber mit päd.oder soz. Hintergrund bevorzugt werden (bin auch Erzieherin!), fest stehen solche Aspekte aber sicherlich nicht und ich bin der meinung,dass solche Dinge von JA zu JA unterschiedlich sind und auch von Mitarbeiterin zu Mitarbeiterin. Es gibt eben nicht für alles eine logische Erklärung ! Viel Erfolg und eine nicht so lange Wartezeit für euch !
Ganz schwieriges Thema, da hier keiner einen internen Einblick in die Vermittlung bekommen hat. Generell ist ja jede Vermittlungsstelle auf sich alleine gestellt und wählt i.d.R. im Team aus. Sollte Eure (Willi) Vermittlungsstelle wirklich rein nach Wartezeit auswählen, läuft es mir schon jetzt den Rücken kalt hinuntern. Ich kann es mir aber eigentlich nicht vorstellen. Das widerspricht allem, was ich bisher gehört habe. Fragt beim nächsten Mal einfach nach. Wenn es so ist, wird man Euch anhand der Anzahl der vor Euch Wartenden und der durchschnittlich jährlichen Adoptionsrate eine "Estimated time of arrival" veranschlagen können. Wie gesagt. Ich halte das für Quatsch. Wir haben übrigends schon einige Monate nach dem Beenden der Bewerbungsphase Nachwuchs bekommen. Also bei uns kann es definitiv nicht nach der Reihe gegangen sein.
Aber wonach wir ausgewählt? Es spielt viel eine Rolle. Sympathie, die individuelle Einstellung, vermutlich sogar die Kindheitserfahrungen der Vermittler. Ich glaube, dass einige Paare nicht berücksichtigt werden, da man zwar offiziell keinen direkten Grund hat ihnen die Befähigung abzusprechen, man aber der Meinug ist, dass diese Paare einfach ungeeignet sind. Es ist einfacher sie offiziell in die Kartei zu nehmen und nicht zu berücksichtigen als sie direkt abzulehen. Hier ist wohl ein Eselsohr in der Akte. Nicht ganz fair, aber verständlich. Als nächstes kommen die individuellen Vorstellungen der Paare und im Vergleich dazu das Kind. Da werden sicherlich einige wieder herausfallen. Dann noch die evt. Wünsche der Herkunftseltern gepaart mit der Einschätzung der Adoptionsvermittler ergibt dann maximal noch 2 Bewerber aus dem ganzen Pool. Und da mag man sicher die veschiedenartigen Vor- und Nachteile gegeneinader abwägen, so dass man zu einer Wahl kommt.
Englandfan:" Ich habe den Eindruck, es geht ein bisschen nach dem Typ des Kindes (hatte ich zumindest bei mehreren Adoptionstreffen den Eindruck, wenn ich mir die A-Eltern und die dazugehörigen A-Kinder angeschaut habe)"
Das Gefühl habe ich auch. Bei unseren Adoptionstreffen finde ich immer, dass die Kinder zu den Eltern passen. Meistens sogar optisch, aber auch vom Wesen. Irgendwie zu 100%.
Hallo Willi28, es gibt ja keine gesetzlichen Grundlagen dafür, wer "dran" ist. Vielleicht wird bei eurem JA wirklich so verfahren, dass die "geeigneten" Ado-Bewerber in der chronologischen Folge des Bewerbungszeitpunktes sozusagen "abgearbeitet" werden. Obwohl das, soweit ich informiert bin, schon ungewöhnlich wäre. Ich denke auch, wie Petra schon schrieb, dass es ganz viel mit Sympathie und Antipathie zwischen JA-SB und Bewerberpaar zu tun hat. Denn gerade bei Säuglingen, bei denen keine besonderen Auffälligkeiten erkennbar sind, ist es sicherlich schwierig, da festzustellen, welches Bewerberpaar am besten passt. Anders ist es sicherlich bei Kindern, die Behinderungen oder anderes mitbringen oder auch bei älteren Kindern, wo vielleicht Bewerberpaare schon ausgeschlossen haben, sich das Leben mit einem betroffenen Kind vorzustellen. Bei uns war es z.B. so, dass wir unsere beiden Kinder vermittelt bekommen haben, weil wir uns sowohl Dauerpflege, als auch Adoption vorstellen konnten. Beide Kinder waren erst Dauerpflegekinder. Beim Großen war es so, dass er erst ein paar Monate in Bereitschaftspflege war und dass die LMutter sich dann noch unschlüssig war, ob sie ihn in Dauerpflege geben oder zur Ado freigeben wollte. Bei der Kleinen war es so, dass die LEltern zunächst unbekannt waren und auch einige Umstände, den Gesundheitszustand der Kleinen und den Verlauf der Schwangerschaft betreffend, noch völlig unklar waren. Es war auch unklar, ob es sich um eine Bereitschaftspflege, Dauerpflege (evtl. mit Rückführung) oder Adoption handeln würde. Unsere beiden brachten also jeweils schon besondere Begleitumstände - obwohl sie ja noch ein Baby bzw. Neugeborenes waren - mit, die nicht jeder Ado-Bewerber für sich akzeptieren kann bzw. sich zutraut. Im Fall des Großen hat die LMutter auch ein bisschen Mitbestimmungsrecht gehabt. Sie durfte sich natürlich nicht alle AdoBewerbermappen durchsehen, aber sie durfte sich für oder gegen uns entscheiden, nach einem Kennenlernentreffen. Insgesamt ist das Auswahlverfahren aber glaube ich wirklich sehr undurchsichtig und teilweise nicht nachvollziehbar und die/der jeweilige JA-SB lässt sich auch ganz viel von ihren/seinen Gefühlen leiten. Viele Grüße Lena
genau weil es das geeignete Bewerberpaar für ein Kind sein soll, geht es ja nicht nach einem Punktesystem.
dieser satz scheint mir logisch! ...denn es stimmt, jedes kind hat andere bedürfnisse und so wie ihr alle schreibt, werden die eltern sicher passend für genau dieses spezielle kind ausgewählt, ohne dass die bewerberpaare zuvor mit einem punktesystem bewertet wurden. weil dann müsste ja jedes paar für jedes kind neu bewertet werden... ein einfacher satz, aber viel bedeutung. danke englandfan!
herzlichen dank euch allen, dass ihr mich an euren erfahrungen teilhaben lässt! es ist schön mit menschen sprechen zu können, die das ganze verfahren bereits durchgemacht haben und davon berichten können.
ich weiß nicht warum, aber irgendwie habe ich ein total positives gefühl in mir, was unser ganzes bewerbungsverfahren angeht.... ich kann es nicht beschreiben, aber alles fühlt sich einfach nur richtig und wundervoll an! mein bauchgefühl sagt mir, dass wir bald am ziel unserer reise angekommen sind und dass unser kindlein bereits irgendwo auf den moment wartet, uns kennen zu lernen! die gespräche mit dem jugendamt verliefen so harmonisch, so offen, so unbefangen - es war eher wie ein gemütliches gespräch mit freunden als ein offizielles bewerbungsgespräch.
wir werden den weg einfach weitergehen und uns weiterhin so zeigen wie wir sind. und ich werde versuchen, auf mein bauchgefühl zu vertrauen, denn bisher konnte ich mich immer ganz gut darauf verlassen.
ich freue mich auf jeden schritt, den es weiter nach vorne geht und auf weitere gespräche mit euch hier im forum.
[quote="willi28 ich weiß nicht warum, aber irgendwie habe ich ein total positives gefühl in mir, was unser ganzes bewerbungsverfahren angeht.... ich kann es nicht beschreiben, aber alles fühlt sich einfach nur richtig und wundervoll an! [/quote]
Du, das ging mir auch immer so, und auch jetzt ist diese gute Gefühl geblieben.
unser Ja meinte, als wir Ado-Verfahren-Gesrpäche führten, dass es auf jedem Fall für das Kind passende Eltern gesucht werden, und da spielt es keine Rolle, wie lange wir auf der Liste sind. Wir haben dann im Verlauf des Verfahrens sowohl eine haloffene/offene Adoption, als auch sichere Dauerpflege mit mittlefristiger Option eine Adoption gut vorstellen können. Auch das Kind bis zu 2 Jahre alt, können wir uns gut vorstellen. Und das kann und möchte auch nicht jeder.
1.Kivo bekamen wir, als wir noch nicht anerkannt waren. Ich weiss nicht, aus welchem Grund unser JA uns den Kivo gemacht hat, weil es passte nicht. Das Kind hatte FAS und mehrere Behinderungen,und das haben wir ausdrücklich ausgeschlossen. Wir haben Kivo abgelehnt. Ich war am Anfang enttäuscht- einen Kivo abzulehnen war für mich sehr traumatische Erfahrung, aber ich konnte nicht anders. Ich weiss, dass ich an meine Grenzen stossen werde, wenn ich einen FAS-Kind aufnehme....
wir haben in der Zeit des Verfahrens übrigens auch absolut gutes Gefühl und die Gesrpäche waren sehr offen und nett. Um so mehr wird man dann enttäuscht, wenn es klar wird, dass das JA im Grunde die Profile der Bewerber nicht wirklich berücksichtigt, bzw. uns mehr zutraut, als wir selbst es tun
Ich wünsche Euch viel Glück! Wir haben nur ein Hausbesuch , und dann sind wir anerkannt
am Ende der Überprüfung wird man als "geeignet" oder "nicht geeignet" eingestuft.
Steht ein Kind zur Vermittlung an, macht sich der vermittelnde Sozialarbeiter/die vermittelnde Sozialarbeiterin Gedanken, welches Bewerberpaar die für dieses bestimmte Kind passenden Eltern sein könnten. Dabei geht es nicht "nach Warteliste", sondern nach dem "Profil" von Kind und Bewerbern.
Beispiele: Für ein dunkelhäutiges Kind wird die Sozialarbeiterin Bewerber ansprechen, die bekundet haben, dass sie ein dunkelhäutiges Kind gerne aufnehmen würden. Hat das Kind eine Behinderung oder ist aufgrund der Vorgeschichte mit möglichen Behinderungen zu rechnen, werden Bewerber angesprochen, die bereit sind, ein Kind mit der vorliegenden oder möglicherweise zu erwartenden Behinderung aufzunehmen.
Außerdem kann es sein, dass die abgebenden Eltern Wünsche bezüglich der Adoptivfamilie geäußert haben, die der vermittelnde Sozialarbeiter berücksichtigt. Z.B. Das Kind soll mit Geschwistern aufwachsen, das Kind soll in einer christlichen Familie aufwachsen ... Ich habe von einer Adoption gehört, da wünschte die abgebende Mutter ausdrücklich, dass das Kind bei einer alleinerziehenden Adoptivmutter aufwachsen soll - so wurde das Kind an eine alleinstehende Bewerberin vermittelt.
Ich kann mir gut vorstellen, dass auch persönliche Sympathie eine Rolle spielt. Ist ein Bewerberpaar nach den formalen Kriterien geeignet, aber der vermittelnden Sozialarbeiterin persönlich zutiefst unsympathisch, wird es ihr nicht als erstes in den Sinn kommen, wenn sie geeignete Eltern für ein bestimmtes Kind sucht...
Ein "Punktesystem" gibt es meines Wissens nicht, kann ich mir auch nicht vorstellen, dass man das sinnvoll machen kann. Dass (berufliche) Erfahrung im pädagogischen Bereich als "Pluspunkt" wird, was weiter oben jemand beschrieben hat den Eindruck habe ich schon auch.
Was ich hier schreibe, beruht auf meinem Wissensstand und meiner Erfahrung. Da die Jugendämter / Vermittlungsstellen aber möglicherweise unterschiedlich vorgehen, ist es schwierig, hier allgemeingültige Antworten zu geben.
ZitatDass (berufliche) Erfahrung im pädagogischen Bereich als "Pluspunkt" wird, was weiter oben jemand beschrieben hat den Eindruck habe ich schon auch.
Dass Akademiker (meist nicht aus dem pädagogischen Bereich) anderen Bewerbern unbedingt vorgezogen werden, habe ich persönlich miterlebt. Sie bekommen, wenn sie es darauf anlegen, jedes Jahr ein Kind, selbst wenn langjährige Bewerbungen noch nicht berücksichtigt wurden.