Mich beschäftig seit einiger Zeit eine Frage: ist es normal, dass ich eifersüchtig auf meine leiblichen Geschwister bin?
Ich ertappe mich dabei, wenn ich mit meiner leiblichen Mutter telefoniere und sie von "ihren" Kindern erzählt (die "Kinder" sind auch schon 50, 48 und 45 ), sie spricht in den höchsten Tönen von ihnen, was sie alles tolles gemacht haben usw. (wie ihr vielleicht wisst, will ja ein Bruder nichts von mir wissen ). Ich sage mir dann immer, dass das total albern von mír ist, ich bin schließlich 56 Jahre ohne sie ausgekommen, aber.....
tja, ist es Eifersucht? Ich weiß es nicht. Ich bemerke nur an mir so ein kindliches Verhalten, ich will, dass sie mich toll findet - ich kann das selber nicht verstehen-, sie hat es mir aber noch nie gesagt. Ich habe sie ja erst 2 x getroffen in den 1 1/2 Jahren seit wir uns gefunden haben. Wir telefonieren sehr häufig, sie erzählt sehr viel von sich, fragt eigentlich nicht wirklich nach meinem Leben. Sie ist mir sehr vertraut, ich hätte nie gedacht, dass das so ist.
Sie sagt nicht "meine Kinder", das war eine Ausdrucksweise, die ich gebraucht habe. Aber ich habe schon das Gefühl, nicht richtig dazuzugehören, schon aufgrund der Tatsache, dass ein Bruder mich nicht kennenlernen will und ich deshalb auch nicht zu Geburtstagen etc. eingeladen werde. Sie nimmt ihn in Schutz und sagt, er ist halt sensibel, und ich wünsche mir, dass sie sich mal für mich einsetzt. Ich weiß nicht, wie ich das Gefühl beschreiben soll, dass ich im Moment habe. Ich hoffe, es ist nicht zu wirr, was ich gerade geschrieben habe.
Nein, es nicht wirr. Ich denke, ich verstehe, was Du meinst. Da ist Deine leibliche Mutter natürlich in einer Zwickmühle. kennst Du denn die genauen Hintergründe warum Dein Bruder Dich nicht kennen lernen will? Können die anderen Geschwister vielleicht vermitteln? Oder hast Du mal überlegt selbst die Initiative zu ergreifen?
deine leibliche Mutter weiß vielleicht auch nicht, ob Dir Fragen unangenehm sein könnten. Erzähl doch einfach von Dir aus. Man muß ja nicht immer warten, bis jemand fragt. Bestimmt findet sie Dich toll! Das zeigt ja Eure Vertrautheit. Aber wann sagt man das seinem Gegenüber? Ist es nicht so, dass man sowas eher jemand anderen erzählt? Meistens erfährt man ja nur durch andere, dass jemand einen toll findet. Und umgekehrt. Viele lästern ja auch lieber bei anderen als dem Betreffenden es ins Gesicht zu sagen.
Wenn ihr so ein gutes Verhältnis habt, würde ich auch solche Themen einfach mal ansprechen. Weiß sie, dass es Dir weh tut nicht zu den Geburtstagen eingeladen zu werden?
eigentlich wehre ich mich gegen so Klischees wie: die Adoptierten sind so und so, aber manchmal denke ich, das "wir Adoptierten" immer Angst haben, nicht geliebt zu werden oder verlassen zu werden.
Ich habe eine Nichte, die Tochter einer leiblichen Schwester, die leider vor 5 Jahren verstorben ist, die mich auch gefunden hat und zu der ich ein sehr enges Verhältnis habe. Die hat schon mal mit meiner leiblichen Mutter, also ihrer Oma, über mich gesprochen und das sie doch noch mal mit meinem Bruder reden soll. Aber sie weigert sich, sie sagt, dann dreht er sich um und geht, er hätte wohl nur gesagt: was soll das jetzt noch, warum kommt sie jetzt? Ich bin mittlerweile so weit, dass ich denke, ich muss ihm nicht hinterherlaufen. Ich hatte auch erst den Gedanken, ihm einen Brief zu schreibe, aber ehrlich gesagt, habe ich Angst vor seiner Reaktion, ich könnte es nicht ertragen, wenn der Brief z.B. ungeöffnet zurückkommt oder so. Ach, es ist doch alles nicht so einfach.
Nee, hinterherlaufen würde ich auch nicht. Aber vielleicht würde so ein Brief ja helfen, dass er Deine Hintergründe versteht. Seine Reaktion (er hätte wohl nur gesagt: was soll das jetzt noch, warum kommt sie jetzt?) zeigt doch, dass er es einfach nicht versteht. Man muß sich ja auch erst mal mit den Thema auseinander setzen um zu verstehen. Ich stelle mir grade meinen Bruder vor. Der würde es sicherlich auch nicht verstehen. Er ist ein Mensch der nicht auf die Idee kommen würde seine Vergangenheit zu reflektieren. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass er sich auf die Suche nach Leuten aus der Vergangenheit machen würde. Er lebt einzig im hier und jetzt. Mit Gefühlen hat er es auch nicht so. Und für solche Menschen sind dann solche Schritte schwer nachvollziehbar. Das ist ja noch nicht mal böse Absicht. Hat Deine Nichte keinen Kontakt zu Deinem Bruder?
das gefühl ausgegrenzt und verborgen zu werden, kam auch bei mir häufig hoch, ich hab dazu so einen bruder! eifersucht auf geschwister war das nicht, eher: 'warum ausgerechnet ich', 'warum stehen sie nicht wenigstens heute zu mir'. durch deinen kontakt zu ihr und geschwister ist es dann doch wieder kein ausklammern.
die abgabe war allein entscheidung deiner mutter/eltern, nicht die der geschwister. von daher erwartet man vielleicht, daß eltern vermitteln. junge geschwister lassen sich da wohl einfacher 'zusammenbekommen', einfluß auf ältere nimmt eher ab.
deine mutter hätte zumindest längst mal versuchen können, dich über familienfeste dem bruder näher zu bringen, ein bißchen schicksal zu spielen. vielleicht fürchtet sie sich dann doch mehr vor einer eskalation (mit ihrem sohn) vor versammelter mannschaft. ich möchte dir nicht zu nahe treten, solltest du und dein bruder nicht den gleichen vater haben, könnte seine ablehnung loyalität zum vater sein. oder enttäuschung, von der mutter nie über deine existenz erfahren zu haben, und verpaßtes nicht mehr nachholen zu können. da würd ich wirklich gerne mal in ihre köpfe gucken.
vielleicht solltest Du Deinem Bruder doch einen Brief schreiben und Deine ganzes Leid, Deine ganzen Gefühle über Deine Weggabe und die Trauer, nicht in der Herkunfts-Familie aufwachsen zu sein, mitteilen und ihm klarmachen, dass es nicht Deine Schuld ist. Vielleicht weiß er es nicht, denkt, Du hast das bessere Lebens-Los gezogen, bist wohlhabender aufgewachsen oder hast materielle Erwartungen an die gemeinsame Mutter. Unterbreite ihm, wie wichtig die tatsächlichen Wurzeln für einen Adoptierten sind, ja, für einen jeden Menschen. Vielleicht bietest Du ihm ein Treffen zum Kennenlernen außerhalb der Verwandtschaft an, bei dem Du Dir gerne die Vorbehalte anhören möchtest, die ihn zu dieser ablehnenden Haltung bringen.
Mein Sohn findet sich mit der Ablehnung durch die H-Familie auch nicht ab, bohrt hin und wieder (was ich wahrscheinlich nicht machen würde, aber ich halte mich zurück) und hat schon einen kleinen Erfolg in Form einer Antwort-SMS zu verzeichnen. Daher sehe ich, man darf nur nicht aufgeben.
Zitatvielleicht solltest Du Deinem Bruder doch einen Brief schreiben und Deine ganzes Leid, Deine ganzen Gefühle über Deine Weggabe und die Trauer, nicht in der Herkunfts-Familie aufwachsen zu sein, mitteilen und ihm klarmachen, dass es nicht Deine Schuld ist. Vielleicht weiß er es nicht, denkt, Du hast das bessere Lebens-Los gezogen, bist wohlhabender aufgewachsen oder hast materielle Erwartungen an die gemeinsame Mutter. Unterbreite ihm, wie wichtig die tatsächlichen Wurzeln für einen Adoptierten sind, ja, für einen jeden Menschen. Vielleicht bietest Du ihm ein Treffen zum Kennenlernen außerhalb der Verwandtschaft an, bei dem Du Dir gerne die Vorbehalte anhören möchtest, die ihn zu dieser ablehnenden Haltung bringen.
würde ich nicht machen brigitte, weil es so wirkt, als habe er sich aus welchen gründen auch immer bereits festgelegt. vielleicht sieht er sich für briefe ebenfalls nicht als passenden ansprechpartner an, wenn du darin dann noch dein innerstes nach außen krempelst, fühlt er sich am ende wie ein seelischer abladeplatz, weil ihr euch nicht mal persönlich kennt.
wenn schon brief, würde ich sowas alles herauszuhalten, auch wenn es danach schreit. eher ein foto, etwas persönliches, und freude darüber einen bruder zu haben durchscheinen lassen, um zugang zu finden. wenn überhaupt etwas daraus wird, kann alles das immer noch thema werden. er könnte sich ansonsten bedrängt fühlen, denn die tatsache, eine unbekannte schwester zu haben, scheint für ihn ja offensichtlich allein 'elternsache' zu sein.
ähnliches hab ich vor jahren versucht, den abgetauchten bruder allerdings ohne seelenschmerz angeschrieben, und selbst darauf keine reaktion erhalten, erfuhr aber immerhin (von meiner 'schwester'), wie unverständlich meine briefe (drei persönliche an sie) aufgenommen wurden, sie hat sie angeblich unter den geschwistern herumgereicht
ist ja schon schwer vorstellbar von außenstehenden verständnis zu erwarten, ihm dann ein treffen vorzuschlagen um ihm das alles persönlich zu unterbreiten, halte ich deshalb für keine so gute idee (kann mich natürlich auch irren, was versucht man nicht alles...), denn wenn er bisher gemauert hat, könnte ihn das erst recht abschrecken.
dann besser einen vorsichtigen brief und abwarten. wenn sich dann nichts tut, evtl. auf ein 'zufälliges' treffen (wenn das denn möglich ist) innerhalb der familie setzen zum 'beschnuppern'. aber egal wie man's macht, beziehungen können auch später wieder abbrechen, wenn sich zu wenig gemeinsamkeiten finden, trotzdem darin außenseiter bleibt, oder um den kontakt zu halten nur einer etwas dafür tut, dem anderen das zu mühsam, lästig o. egal ist.
da weiß man endlich irgendwann da ist noch wer, und nichts geht... ist schon enttäuschend
Liebe Hashimoto , ich kann dich so gut verstehen!! Auch ich bin eifersüchtig auf jeden und alles , der meiner Familie näher ist als ich . Sogar auf den Hund meines Vaters bin / war ich krankhaft eifersüchtig! Warum ? Weil wir uns nach "Nähe"Familie""sehnsucht" "Geborgenheit" sehnen , und dazugehören wollen , sobald wir das Feuer der Emotionen einmal gespürt haben! Das ist normal... und menschlich.... Komm mal her kuscheln.
Was du machen kannst ist deinem Bruder eine Email, oder Brief senden!! Erkläre ihm das genau ! Mal sehen was er dazu sagt!
Ich hatte ja eine schöne Kindheit mit Adoptiveltern, die alles für mich getan haben, bloß Gefühle konnte meine Adoptivmutter nie richtig zeigen. Sie ist ja jetzt schon 89 Jahre alt und weiß nicht, dass ich meine leibliche Mutter gefunden habe. Sie würde das niemals verkraften. Wenn ich an früher denke,dann gab sie mir schon immer das Gefühl, ihr Eigentum zu sein, sie mochte auch nie meine Freundinnen, ich sollte am liebsten nur sie mögen.
Als ich vor 1 1/2 Jahren eine L-Mutter getroffen habe, hat sich mich mit offenen Armen empfangen. Es war eine sehr liebevolle Athmosphäre. Sie zeigte mir alte Familienbilder (sie ist seit 50 Jahren verheiratet und hat mit ihre ihrem Mann 3 Kinder) und schon da dachte ich, da wäre ich gerne dabei gewesen. Ich habe mir immer Geschwister gewünscht. Ach ja, meine Halbschwester und ein Halbbruder waren auch dabei, wir haben uns gleich gut verstanden. Aber auch sie sind anscheinend nicht bereit, mit ihrem Bruder zu sprechen, als wenn alle Angst vor ihm haben
Ach ja, es kann nicht daran liegen, dass wir verschiedene Väter haben, ihr jetziger Mann ist ein unglaublich netter Mann, der mich sofort akzeptiert hat (er wußte wohl auch nicht von Anfang an von mir, sondern erst so seit 15 Jahren).
Wie gesagt, es ist sehr schwer auszudrücken, ich habe ja eine Familie, einen tollen Mann, 3 ganz tolle Kinder und Enkelkinder und trotzdem.....; es schleicht sich bei mir immer mehr das Gefühl ein, mal wieder nicht gewollt zu sein, jedenfalls nicht "richtig".
Ich habe sie gefunden und trotzdem gehöre ich nicht dazu, das ist ein Sch.....gefühl.