Mein Anliegen ist etwas ungewöhnlich und hat nur am Rand mit Adoptionen zu tun, ich hoffe aber der ein oder andere von euch nimmt sich trotzdem die Zeit, meine Nachricht zu lesen.
Ich studiere momentan an der Hochschule der Medien in Stuttgart Medienwirtschaft. Diese Semester habe ich ein Projekt, dass sich Convergent Media Center nennt und ist eine Art „Lehrredaktion“ für Studierende. Unsere Aufgabe innerhalb des Projektes ist es, Artikel, aber auch Audio- und Videobeiträge zu einem bestimmten Thema zu verfassen.
Für das Dosier für April haben wir uns für das Thema "Castingshowgesellschaft“ entschieden. Es soll im Rahmen dieses Dossiers auf der einen Seite um den Bereich der Castingshows an sich gehen, auf der anderen Seite aber auch den Einfluss dieses Castingbegriffs auf die Gesellschaft abbilden. Ob im Job (Assessmentcenter) oder auch im privaten Bereich (Speeddating, WG-Castings) – heutzutage geht es mehr und mehr darum, sich in „Castings“ beweisen zu müssen.
Als Thema in unserer letzen Brainstormingrunde ist uns aufgefallen, dass ein Adoptionsprozess ja auch in gewisser Weise ein Casting ist. Menschen, die adoptieren wollen, müssen oft jahrelang warten und bestimmte Kriterien erfüllen, was für die "Eltern" ja nervenaufreibend und frustrierend ist. Dieses Thema habe ich zugeteilt bekommen. Nun kann ich natürlich die Texte abschreiben, die ich auf der Seite der Jugendämter finde, ich fände es aber wesentlich spannender, wenn ich einen Erfahrungsbericht in meinen Artikel einbauen könnte.
Ich würde mich daher sehr freuen, wenn der ein oder andere von euch mir zum Thema Adoption etwas berichten könnte, welche Schritte ihr gehen musstet, welche "Catings" ihr alles durchlaufen musstet usw. Ich werde alle Angaben natürlich vertraulich verwenden und alles selbstverständlich anonym in meinen Artikel mit aufnehmen.
Falls ihr also eine Studentin bei ihrem Projekt unterstützen wollt, würde ich mich sehr freuen.
Irgendwie interessant Euer Gedankengang. Ernsthaft wäre ich nicht auf die Idee gekommen, das ganze Auswahlprozedere als Casting zu sehen. Insbesondere da ich persönlich den Begriff Casting inzwischen als negativ besetzt sehe. Bei den persönlichen Gesprächen und auch in dem üblichen Seminar geht es vor allem darum, dass die Adoptionsvermittler die Bewerber gut kennenlernen um so für ein zu vermittelndes Kind die geeigneten Eltern auszusuchen. Auch muss ermittelt werden, was die Eltern sich zu trauen und was sie sich vorstellen können.
Unterschied zu den Castings ist wohl, dass man die Bewerber möglichst umfassend interviewt, obwohl noch nicht feststeht, was man genau will und braucht (das gibt das kurzfristig zur Adoption freigegebene Kind und die Herkunfsteltern vor).
GGf. wäre ich bereit mich von Dir telefonisch befragen zu lassen.
Da musste ich jetzt mal einen Moment nachdenken, auf die Idee bin ich noch nicht gekommen. Ich finde der Vergleich zu einem Casting hinkt ziemlich: 1. Bei einem Casting wird eine bestimmte Person für eine bestimmte Rolle gesucht. Die Gespräche bei der Adoption dienen dazu, dass sich die Mitarbeiter ein Bild von den Bewerbern machen. Sie suchen dann nicht aus und sagen: "Du bist weiter", sondern sie nehmen die meisten in ihre Kartei auf und suchen dann, wenn es ein Kind zu vermitteln gilt, wer am besten passt. Nach dieser Vorstellung müsste es für jedes Kind eine extra Bewerberrunde geben, was ja nicht der Fall ist. 2. Bei einem Casting muss man das "vormachen", was für die Rolle gefragt ist. Schauspieler müssen eine Probe ihres Könnens geben, Sänger vorsingen und Bewerber auf einen Job probearbeiten. Wir wurden aber nicht zwei Tage mit Kindern "eingesperrt", um zu zeigen, dass wir mit Kindern umgehen können. 3. Bei einem Casting "verkauft" man sich so gut wie möglich und alles, was mit dem Job nichts zu tun hat, interessiert nicht. Bei Bewerbergesprächen ist die Gesamtpersönlichkeit entscheidend und es gibt kein gut oder schlecht, was zu dem einen Kind passt, passt zu dem anderen gar nicht.
Das so meine Gedanken zu dem Thema. Trotzdem viel Erfolg, vielleicht verstehe ich auch den Begriff "Casting" zu eng. Gruß englandfan
als selbst von Adoption Betroffenen, wenn auch auf der "bösen" Seite, ist mir der Gedanke an ein Casting mehr als zuwieder. Wie meine Vorrednerin schon anmerkte, geht es bei der Bewerbung um ein Adoptivkind nicht um einen Wettbewerb, bei dem möglichst nur der Beste, Klügste, Wohlhabenste oder einfach nur Cleverste gewinnen kann. Diese Denkart halte ich für ebenso unmoralisch wie die ehemalige Show mit den Schönheitsoperatione etc. (The Swan).
Mich würde einmal interessieren, ob auch nur ein(e) von Adoption Betroffene(r) bei diesem Brainstorming dabei war.
Auch wenn ich Begriff Casting für Anerkennungsprozess nicht verwenden würde, im Grunde fühlte ich mich persönlich schon in s.g. Wettbewerb, unter 20 Bewerberpaaren im unserem Landkreis, die auch sehr gerne eine Kind adoptieren würden. Ich denke alle diese Paare waren mehr oder weniger geeignet, alle sind mehr oder weniger in Problematik einer Adoption drin, alle haben mehr oder weniger seelische, zeitlich und finanzielle Resourcen, dem Kind das besten bieten zu können............ schlussendlich entscheidend wird aber, ob das für das Kind, das die ganz individuelle Bedürfnisse, ganz individiuelle Herkunft und Problematiken mit sich bringt, aus dieser Menge an geeignenten Paaren, das beste ausgewählt wird....... Somit ist es nicht von Bedeutung, was man als Adobewerber macht/mitbringt, es ist nur wichtig ob es zusammenpasst.........Hm......... Und schlussendlich - so meine Erfahrung- entscheidet doch die subjektiveSympatie/Zuneigung der Sachbearbeiterin im Jugendamt ob man für den Kindervorschlag als 1.berücksichtigt wird..................
Zitat von Gingko Und schlussendlich - so meine Erfahrung- entscheidet doch die subjektiveSympatie/Zuneigung der Sachbearbeiterin im Jugendamt ob man für den Kindervorschlag als 1.berücksichtigt wird..................
So ist es vom Gesetzgeber ja auch vorgesehen. Deswegen ist es besonders wichtig, dass diese Leute gut ausgebildet sind.
Außerdem finde ich es kontraproduktiv, den sowieso bei Bewerbern offenbar mehr oder weniger unterschwellig vorhandenen Gedanken an einen "Wettbewerb", durch eine derartige Sichtweise ("casting") auch noch zu fördern.
danke für eure Antworten und Beiträge. Ich versuche mal unsere Gedankengänge ein bisschen darzulegen: 1) @mausi51: Nein, es war keiner dabei, der von Adoption selbst betroffen ist, auch ich habe in der Hinsicht keine Berührungspunkte. 2) "Casting" interpretieren wir sehr weit. Wir sollen zum Thema in der Gruppe etwa 40 bis 50 Beiträge verfassen und ich finde es extrem schwer aus dem Thema "Casting(show)gesellschaft" so viel rauszuholen. Da müssen wir automatisch in die Breite gehen. 3) Unserer Überlegung nach geht es beim Thema Casting eben nicht nur darum, in einem Gebiet möglichst gut zu sein (sowas kann natürlich auch mal vorkommen), aber in gewisser Weise geht es immer darum, was derjenige, der castet, haben will. In gewisser Weise kann man sich bestimmt positiv präsentieren, z.B. um einen Job zu bekommen. Im Grunde weiß man aber auch nicht, was das Unternehmen haben will. Kommt es auf Praxiserfahrung an, muss man Auslandserfahrung haben, erwartet der Personaler gute Noten oder sind die nur zweitrangig? Sollte man möglichst viel fragen oder will der Personaler eher jemand ruhigeren? Sollte man viele Hobbies haben, dann könnte der Personaler aber denken ich bin nie bereit zu Überstunden? Sollte ich wenig Hobbies haben, dann hält mich der Personaler für sozial inkompetent? Alles ist subjektive Einschätzung, und man weiß nie wirklich, was gesucht oder gefragt ist. Casting hat in unserer Auffassung schon was damit zu tun, wie gut man in ein vorher definiertes Schema passt. Und das kann ja für jedes Adoptivkind unterschiedlich sein, je nachdem welches Raster ausgearbeitet wird oder wie die Bedürfnisse sind. So wie Gingko ja bereits gesagt hat. Zurück zum Thema Castingshows im Fernsehen: auch hier bezweifle ich, dass wirklich der gewinnt, der etwas am Besten kann (singen, modeln, kochen - was auch immer). Es geht zu einem großen Teil so möchte ich behaupten auch darum, dass man in ein Schema passt, dass einem der Sender aber nicht verrät. Da wird überlegt wer am Besten wie rüber kommt, Dinge so zusammengeschnitten, dass Spannung bei der Sendung entsteht, es geht um Quoten. Und der Gewinner sollte möglichst gut vermarktbar sein. Was der Sender aber genau will weiß nur der Sender... 4) Falls ich jemandem von euch mit unseren Überlegungen zum Thema Adoption und Casting geschockt haben sollte, dann tut mir das sehr leid. Natürlich ist ein bischen provokant zu behaupten, das ganze Leben sei heute ein Casting. Aber die Leser sollen sich ja auch Gedanken machen...
ich hatte versucht dieses Posting zu senden, bevor Dein Beitrag oben erschien, wollte aber nicht klappen. So ueberschneiden sich unsere Posting jetzt etwas.
Dass es von aussen auf den ersten Blick so aussieht, als ob es sich bei dem Adotions Bewerbungsvorgang um ein mit einem Job Assessment Centre vergleichbares Procedere handelt, kann ich nach einigem Nachdenken verstehen. Da hoeren dann die Gemeinsamkeiten aber auch schon auf. Im Assessment Centre kehrt man, meiner Erfahrung nach, nicht sein Innerstes nach Aussen, beleuchtet nicht die eigenen Schwaechen offen, spricht nicht im Detail ueber evtl. weniger "schoene" aber dennoch praegende Erfahrungen usw. Man praesentiert sich auf den Job zugeschnitten, lernt sich aber z.B. nicht selbst neu kennen - obwohl das u.U. ein stueckweit auch ein Beiprodukt eines Assessment Centres sein kann.
Im Adoptions Bewerbungs- und Vorbereitungprozess geht es meiner Erfahrung nach nicht darum, sich im Voraus mit einer relativ genau vorgegebenen Rolle vertraut zu machen und dann entsprechend zu praesentieren, zu funktionieren. Auch habe ich andere Adoptionsbewerber auf z.B. Seminaren, Treffen nicht als Konkurrenten gesehen, sondern als Austauschpartner.
Dass man von seiner/m SozA begutachtet und beurteilt wird, stimmt schon. Wenn also "Casting" dann auf jeden Fall ein "Casting der anderen Art".
nein, das hat mit schocken oder kränken nichts zu tun. Ein Stück weit kann ich diese Gedankengänge auch verstehen, aber sie entsprechen eben nicht der Absicht, die hinter dem Adoptionsverfahren stehen.
Bei einem Casting, welcher Art auch immer, geht es immer darum, dass sich die Kandidaten mit allen verfügbaren Mitteln ins rechte Licht stellen - ist ja auch Sinn und Zweck der Übung. Bei Adoptionsbewerbern ist es aber eher so, dass sich die Kandidaten so ehrlich und natürlich wie möglich geben sollen/wollen, denn sie wollen/sollen ja zu ihrem neuen Familienmitglied "passen", und das möglichst ein Leben lang und nicht nur für die nächsten paar Monate.
Was für mich auch gegen die Casting-Idee spricht ist die zeitliche Komponente. Bei einem Casting wird zu einem fixen Termin aus einem Bewerberkreis der oder die beste/passende ausgesucht. Am Ende des Castings weiß man, ob man erfolgreich mit der Bewerbung war oder nicht. Bei Ado-Verfahren startet das Ganze bei jedem individuell, manche bekommen nach 6 Jahren einen Vorschlag, manche noch vor Abschluss des Verfahrens und wieder andere nie.