ich werde euch erstmal kurz meine Situation schildern. Ich bin in Russland geboren worden, meinen Erzeuger kenne ich nicht. Meine Mutter war damals seine Affäre und als ich auf dem Weg war, war sie abgeschrieben. Als ich noch ein Baby war, lernte sie meinen "Vater" kennen, also den Mann der mich letzten Endes großzog, und für mich daher mein "Vater" ist. Sie kamen zusammen, heirateten und dann zogen wir alle nach Deutschland, damals war ich 3-4 Jahre alt. Er war sehr selten zu Hause, da er oft lange im Außendienst gearbeitet hat und immer auf Dienstreisen war. Als ich 10 Jahre alt war ließen sich die beiden scheiden und ich wuchs bei meiner Mutter auf. Mit 14 erfuhr ich (in einem Streit mit meiner Mutter), dass er gar nicht mein richtiger Vater war. Viel verändert hat sich zu diesem Zeitpunkt nicht. Ich habe auch nie das Interesse daran gehabt, meinen Erzeuger kennen zulernen, da er für mich trotzdem mein vollwertiger Vater ist, auch wenn er seit der Scheidung bei mir mehr die Rolle des guten Freundes eingenommen hat. Er hat neu geheiratet, hat nun auch einige kleine Patenkinder, aber er hat keine eigenen Kinder (was auch logische Gründe hat), denn adoptiert hat er mich nie. Ich bin ihm dafür auch nicht böse, aber inzwischen überlege ich wirklich, ob ich ihn nicht fragen sollte, ob er mich nicht doch noch adoptieren würde. Nachteile hat es doch nicht, oder? Ich wäre gern ein richtiger Teil seiner Familie, auch auf dem Papier. Er hätte dann jemanden, der sich im Alter rechtlich um ihn kümmern könnte, falls etwas passiert und niemand anderes mehr da ist. Das Erbe wäre geklärt. Und ich wäre dann eben auch auf dem Papier seine Tochter. Eben seine Einzige.
Nun weiß ich allerdings nicht, was das für Prozess ist, durch den wir dann durch müssten. Sicherlich muss ich ihn erstmal fragen. Ich erwarte ja auch keinen Unterhalt oder sowas, dafür fühle ich mich mit meinen inzwischen 20 Jahren schon zu alt. Was müssten wir also tun, wenn eine Adoption wirklich in Frage käme? Wo müssten wir uns da melden? Gibt es Vor- und Nachteile einer noch so späten Adoption? Ich habe von dem Thema nämlich wirklich keine Ahnung. Ich danke euch schon mal im Voraus für eure Antworten.
Da Du Dich allerdings bisher weder rechtskundig gemacht noch Deinen Stiefvater überhaupt nach seinem Einverständnis gefragt hast, solltest Du erst einmal einen Fachanwalt für Familienrecht konsultieren, der Dich über die Vor- und Nachteile aufklärt. Bei der Annahme eines erwachsenen Stiefkindes gibt es normalerweise die Wahlmöglichkeit zwischen schwacher und starker Adoption. Wegen der Scheidung könnte es aber sein, dass die starke Variante nicht mehr in Betracht kommt.
Voraussetzung für eine Adoption ist, dass sie sittlich gerechtfertigt ist, d.h. nicht irgendwelche unzulässigen Hintergedanken bei diesem Vorhaben eine Rolle spielen. Dies beinhaltet unter anderem, dass es Dir nicht nur ums Erbe und ihm nicht nur ums Versorgtsein im Alter gehen darf, denn beides ließe sich auch ohne Adoption testamentarisch regeln.
Nach Eingang des Adoptionsantrages muss das Gericht hauptsächlich überprüfen, inwiefern ein Vater-Kind-Verhältnis bereits besteht oder zu erwarten ist. Eventuell musst Du dafür etwas Geduld mitbringen, denn ein Anwalt behauptete mir gegenüber einmal, das könne sich bis zu fünf Jahren hinziehen. Letztere Auskunft ist meinerseits unter Vorbehalt, da derselbe Anwalt auch eine Menge Blech redete.