Wie war denn bei euch das Verständnis von Außenstehenden als ihr mit der Suche begonnen habt? Ich habe immer noch den Eindruck dass es für manche Menschen ein Tabu ist "über sowas" offen zu reden.
Da ich schon immer offen damit umgegangen bin und es bei uns nie ein Geheimnis war, finde ich das merkwürdig.
überwiegend kann ich aus meinen Erfahrungen auch sagen das darüber offen zu sprechen fast tabu ist. Ich bin noch relativ jung ( 17 ) und Freunde von mir zB die haben mich auch noch nie darüber was gefragt oder sonst was. Es wissen nicht alle aus meiner Klasse aber meine Freunde wissen es. Wenn ich etwas erzählt habe da wurde nie nachgefragt oder wirkliches Interesse gezeigt. Das hat mich am Anfang sehr verletzt aber ich sehe das jetzt einfach als Unwissenheit und Angst sozusagen, Angst etwas falsches zu sagen weil man zB nicht genug darüber weiß oder sonst was...
Als ich mit meiner Herkunftssuche begann, hab ich zu niemandem auch nur ein einziges Wort gesagt. Aber nicht, weil ich dachte, man würde mich nicht verstehen, sondern, weil ich mich nicht indirekt unter Druck setzen wollte. Wenn man gleich herumerzählt, dass man bald vorhat, nach den Wurzeln zu suchen, kommen nach einer Weile ganz automatisch Fragen wie "Und? Hat sich schon was ergeben?" oder "Warst du schon beim Jugendamt?". Und da ich aber alles in meinem eigenen Tempo (das meist eher langsam ist) angehen wollte, hab ich erstmals geschwiegen. Sobald ich dann zum ersten Mal beim Jugendamt war, hab ich offener darüber gesprochen mit ein paar Freunden. Meine Eltern habe ich erst Monate später eingeweiht, als ich schon Email-Kontakt mit meiner LM hatte. Es haben eigentlich alle Menschen, die über meiner Herkunftssuche erfahren haben, sehr offen und neugierig reagiert. Sie waren alle gespannt, wie's weitergehen würde und was ich so alles herausfinden würde. Ich habe zum Teil sogar eine gewisse Bewunderung bzw. Respekt erfahren, weil ich diesen großen Schritt der Herkunftssuche gemacht habe. Auch meine Eltern haben es BESTENS aufgefasst und gerade meine Mama redet gern mit mir drüber.
Ich bin nun schon ein paar Jahre in diesem Forum angemeldet und kann mich an keinen Fall erinnern, bei dem alles so gut geklappt hat wie bei mir. Das finde ich sehr traurig, ich wünschte, mehr Menschen dürften solch positive Erfahrungen bei der Herkunftssuche machen wie ich.
Hallo! Komisch, bei mir war es ein wenig anders, bzw. ist es ein wenig anders. Meine Adoptivmutter hat mir lange bevor ich angefangen habe zu suchen prophezeit, dass ich eines Tages diesen Schritt unternehmen würde. Wir waren immer sehr offen, sie hat mir alles erzählt, was sie über meine leibliche Mutter wusste und hat versucht die Fragen, die ich hatte, so gut wie möglich zu beantworten. Da man mir öfters sagte, ich sähe irgendwie ausländisch aus, beschloss ich schließlich tatsächlich, mich auf die Suche zu machen. Jedoch vornehmlich erst einmal, um näheres über meine geografische Herkunft zu erfahren. Seltsamerweise bestand meine Adoptivmutter von Anfang an darauf, dass ich meine leibliche Mutter schließlich auch mal treffen wollte/sollte. Dann habe ich ihr einen Brief geschrieben, ihn vor drei Monaten ans Jugendamt geschickt und bis jetzt hat sich noch nicht sonderlich viel ergeben. Aber nächsten Montag haben meine Adoptivmutter und ich einen Termin beim Jugendamt und bekommen Akteneinsicht. Noch fünfmal schlafen!
Meine Freunden, denen ich das im Verlauf der ganzen Sache erzählte, die nicht wussten, dass ich adoptiert war, machten natürlich erst einmal große Augen, manche sagten gar, es täte ihnen leid, worauf ich sie natürlich sofort aufklären müsste, dass es da nichts gäbe, weswegen es ihnen leid tun könnte. Wie auch immer. Die meisten waren recht interessiert. Fand ich super. Meine Lehrerin hat durch Zufall davon erfahren. Sie geht, so habe ich das Gefühl, jetzt ebenfalls anders mit mir um, vorsichtiger irgendwie, mitfühlender. Ich habe das eher positiv erlebt.