Hallo, mein Sohn erfuhr jetzt über mehrere Ecken von Adoptions-Freigaben in seiner Herkunftsfamilie bereits in der vorhergehenden Generation (das wurde ihm von der Familie bislang nicht berichtet). Auch in seiner Generation soll er nicht das einzige weggegebene Kind sein. Wie er dabei erfuhr, waren die Familienverhältnisse von jeher katastrophal, für ein gedeihliches Aufwachsen von Kindern absolut nicht geeignet. Obwohl es mich nichts angeht, haut mich das um.
Wie kommt es dazu, dass manche Familien über Generationen hinweg nicht über ihren Schatten in ein einigermaßen geordnetes Leben finden, trotz z. B. Wirtschaftswunder, an dem so gut wie jeder teilhaben konnte? Fragen über Fragen.
Darauf eine Antwort zu finden, dürfte sehr schwer sein, besonders, wenn man eigentlich nichts weiß. Ich denke aber, dass das nichts mit "Wirtschaftswunder" etc. zu tun hat, wenn es generationsübergreifend stattfindet. Es gibt einfach Menschen die keinen Bezug zu (ihren) Kindern haben. Meistens stimmt es dann aber in der ganzen (Groß-)Familie nicht. Früher wurden die meisten (inländischen) Kinder wegen "Schande" oder sitzen gelassenen Müttern zur Adoption gegeben; heute scheinen wirtschaftliche und andere soziale Gründe im Vordergrund zu stehen.
Ich glaube auch, dass es ein kann, dass eine nachfolgende Generation ein Kind weggibt, wenn sie vorher diese Art der Problemlösung einer ungeplanten Schwangerschaft vorgemacht bekommt. Allerdings kommt da zum Glück noch die charakterliche Anlage eines jeden menschen dazu und die bewirkt dann u. U., dass "man es garantiert nie so machen würde".
Heute habe ich zufällig in der Sauna in einer Illustrierten (Bunte? Stern?) ein Interview mit dem Vater von Anders Breivik gelesen. Als ich manche Sätze des Vaters über seinen Sohn las, lief es mir eiskalt den Rücken hinunter. Der Vater hält sich für mit schuld. Nach dem, was ich da gelesen habe, halte ich beide Eltern für mit schuldig. Wie kann man sein eigenes Kind nur so außen vor lassen?