Baer, Ingrid Als deutsche Kinder ins Ausland adoptiert wurden. In: Wacker, Bernd (Hrsg.): Die letzte Chance! Adoptionen aus der 3. Welt. Reinbek 1991 (Rowohlt), S. 65 ff
Nach dem zweiten Weltkrieg wurden auch viele deutsche Kinder ins Ausland adoptiert. Insbesondere wurde Deutschland durch die Besetzung der westlichen Siegermächte geschwächt. Viele Kinder der Kriegs- und Nachkriegszeit haben ihre Familie verloren, was dazu führte, dass über zehntausend deutsche Kinder zur Adoption ins Ausland freigegeben wurden. Auch die herrschende Armut und die Nahrungsknappheit veranlasste viele Frauen ihre Kinder wegzugeben. Erst durch den wirtschaftlichen Aufschwung in Westdeutschland verringerte sich die Zahl der Auslandsadoptionen aus Deutschland.
Hierzu zwei Jugendbücher: Helgrö: Junge nach Haiti gesucht! Eine Seefahrt mit Zwischenfällen. Freiburg, 1955 (Herder)
Hoberg, Marilies: Heiner und Elsie fahren nach Afrika. Freiburg, 1955 (Herder) Hoberg, Marilies: Heiner und Elsie auf Mallorca. Freiburg, 1960 (Herder),
"Die aus den afroamerikanisch-deutschen Beziehungen entstandenen etwa 4800 Kinder[2] waren in den Besatzungszonen und später in der jungen Bundesrepublik versteckten und offenen Diskriminierungen ausgesetzt − wie auch ihre Mütter, die häufig als „Neger-Hure“, „Ami-Flittchen“ oder Gefallenes Mädchen beschimpft wurden. Viele Deutsche waren noch von nationalsozialistischen Ideologien beeinflusst (siehe Rassismus, Herrenrasse, Rassentheorie, Mischehe). Sowohl bundesdeutsche als auch US-amerikanische Institutionen wirkten darauf hin, die als skandalös empfundenen Beziehungen aufzulösen. Die Soldaten der US-Armee wurden häufig an weit entfernte Orte versetzt und es wurden ihnen nahegelegt, ihre deutschen Partnerinnen und Kinder im Stich zu lassen. Die Mütter wurden von den Jugendämtern dazu gedrängt, ihre Kinder zur Adoption freizugeben, teilweise wurden die Mütter regelrecht unter Druck gesetzt. Als 1952 die ersten Kinder in das Alter der Einschulung kamen, wurde das „Problem der Negerkinder“ verstärkt in der Öffentlichkeit wahrgenommen: ..."
Zitat aus dem oben angeführten Artikel: Zum Beispiel in einer Bundestagsdebatte im Jahr 1952. «Eine besondere Gruppe unter den Besatzungskindern bilden die 3093 Negermischlinge, die ein menschliches und rassisches Problem besonderer Art darstellen.»
Der besondere Zynismus bei dem Projekt, schwarze Besatzungskinder wegzuadoptieren, liegt in der Tatsache, dass man sie ausgerechnet in die USA gegeben hat, wo damals der Rassismus noch besonders heftig blühte.
Man schämt sich noch heute dafür, dass all diese Dinge in unserem Land geschehen sind.
Ja, "man" schämt sich noch heute, gibt's ja auch Gründe für. Aber manchmal schlägt einem auch ein anderer Wind ins Gesicht. Und die Jugend zieht sich viele Schuhe nicht mehr an, im Vergleich zu meiner Generation. Sich zu schämen an sich bringt ja auch nichts, aus der Geschichte zu lernen, darin liegt der Schlüssel.