Die Vorstellung von CatS warf bei mir eine Frage auf, die mir schon öfter bei ähnlichen Geschichten in den Sinn kam. Da ich im Vorstellungsthread von CatS nicht eine Diskussion anstoßen will, die mit ihr persönlich nichts zu tun hat, eröffne ich hier dazu ein Thema:
Was mir immer wieder auffällt, sind Geschichten, dass inkognito vermittelt wird, aber das Kind am Wohnort oder sehr nahe beim Wohnort der Herkunftsfamilie verbleibt bzw. Geschwister getrennt und inkognito aber am gleichen Wohnort vermittelt werden. So kann es zu Situationen kommen wie: - Nachbarn der Adoptivfamilie kennen die Herkunftsfamilie des Kindes. - Herkunftsmutter findet sehr leicht den Aufenthaltsort ihres Kindes heraus und sucht das Haus der Adoptivfamilie auf, um zu sehen, wo ihr Kind lebt. - Adoptivgroßeltern und Herkunftsgroßeltern kennen sich, wie sich nach der Adoption herausstellt. - Adoptivkind im Teenageralter wird von einer fremden Frau angesprochen: Du könntest die Tochter meiner Schwester sein, du siehst ihr so ähnlich. - In zwei verschiedenen Adoptivfamilien lebende Geschwister, die nicht wissen, dass sie Geschwister sind, gehen in die gleiche Schule (oder Sportverein oder ...) - Freundin eines Adoptivkindes kennt zufällig auch die Herkunftsfamilie Das sind alles keine erfundenen oder konstruierten Geschichten, sondern Situationen, die ich aus dem Bekanntenkreis gehört habe. In einem Adoptionsforum habe ich sogar mal eine Geschichte gelesen, da wohnten Adoptivfamilie und Herkunftsmutter jahrelang in unmittelbarer Nachbarschaft.
Da frage ich mich: Wenn auf das Inkognito so viel Wert gelegt wurde, warum hat man dann nicht überregional vermittelt, um solche Konstellationen zu vermeiden, bzw. zumindest deutlich unwahrscheinlicher zu machen?
Das ist eine berechtigte Frage und ich kann dazu nur spekulieren, dass man sich da überhaupt nicht drum schert. Ich war auch entsetzt, als ich von meiner Tochter hörte, dass sie damals genau in den Ort vermittelt wurde, in den mich meine Mutter nach der Geburt verbannt hatte, damit ich möglichst weit weg von meiner Tochter bin! Da das Jugendamt zum Zeitpunkt der Freigabe wusste wo ich wohne, fand ich das im Nachhinein unmöglich mir gegenüber, da der Ort eine Kleinstadt war, in der fast jeder Jeden kennt.
Zu meinem großen Glück habe ich davon damals aber nichts gewußt und nach sieben Jahren bin ich auch weggezogen. Für mich ist es unvorstellbar, hätte ich davon Wind bekommen, als ich dort gelebt habe.
Und vorallem in der heutigen Zeit des Internets, findet man sich doch eher wieder ( Verwandte). Darum ist das Inkognito sowieso nutzlos. Ich frage mich sowieso wem oder was das Inkognito etwas bringen soll???
Von meiner Heimatstadt - einer kleineren Stadt - weiß ich, dass die zur Adoption freigegebenen Kinder (damals) mit Jugendämtern ausgetauscht wurden, die ca. 50 - 100 km voneinander entfernt liegen, damit solche Pannen normalerweise nicht passieren können. Natürlich kann es auch dann bei Umzug, Schulbesuch, Berufsausbildung, Berufstätigkeit, Heirat usw. zu Begegnungen bzw. Wohnen in unmittelbarer Nähe des A-Kindes oder der H-Familie kommen. Im Leben gibt es eben nichts, was es nicht gibt.
Übrigens, mein Sohn wurde auch in der Stadt geboren, in der wir damals wohnten (Großstadt). Unter diesen Voraussetzungen finde ich eine Vermittlung im gleichen Ort nicht so tragisch.
Ich wurde in der gleichen Stadt vermittelt (300.000 Einwohner). Nachdem ich meinen Dad jetzt kennengelernt habe haben wir festgestellt, dass wir gemeinsame Bekannte haben und sich unsere Wege einige Male gekreuzt haben.
Als ich damals meine Unterlagen gefunden habe und gesehen habe dass meine Mutter auch aus der Stadt kommt...da war ich so 14...habe ich eine ganze Zeit echt Probleme gehabt durch die Stadt zu gehen weil ich immer geguckt habe ob mir jemand ähnlich sieht etc.
Ich habe auch Jahrelang in der gleichen Stadt gewohnt wie meine HMutter. Unverständlicht. Auf der einen Seite kann man ja niemanden dazu zwingen wegzuziehen, auf der andere Seite, dass glorifizierte Inkognito...
Ich hatte in letzter Zeit eine Vorstellung gelsesen (weis nicht mehr von wem) das ihr zwillingsbruder mit ihr in eine Klass ging. Da frag ich mich doch 1. Warum!! trennt man Zwillinge 2. was wenn die sich verliebt hätten?? > Da besteht ja komischerweise vor Gesetz dann doch wieder ein verwandschaftsverhältnis... Unter dem Aspekt das Zwillinge oft wie Mgneten zueinander sind ist es ja nicht weit hergeholt das sie sich hätten verlieben können. Unglaublich.
Zitat von Maus Ich frage mich sowieso wem oder was das Inkognito etwas bringen soll???
Ich denke, dass es den Herkunftseltern hilft. Zumindest in der Anfangszeit. Sein Kind zu sehen oder von ihm zu hören, Bilder mit ihm und den neuen Eltern.. Da würde es mir auch nicht gut gehen! Immerhin will man ja selbst für sein Kind sorgen. Vielleicht ist das zu Beginn eine Hilfe, aber wenn man dann als Herkunftseltern wissen will, wie es dem Kind so geht, dann bereut man die Entscheidung sicherlich. Ober aber die Herkunftseltern wollen einfach nichts mit ihrem Kind zu tun haben. Gibt es ja auch. Dem Kind hilft es nicht.
Ich glaube das das in allererster Linie den adoptiveltern Hilft. Damit sie sich nicht verfolgt fühlen und sich sicher fühlen können. Herkunftselten die ihr kind wegeben müssen sich ja nicht zwangsläufig für selbiges interessieren, es zwingt sie niemand fotos anzuschauen noch das Kind zu treffen.
Ansonsten bringt inkognito nur Lügen, vertuschung, ausgeliefert sein irgendwelcher Jugendamts willkür und Hindernisse bei der suche nach seiner Herkunft.
Meine Tochter wurde in derselben Stadt (Großstadt) vermittelt, in der sie geboren ist und in der die ganze Familie lebt. Die Adoptiveltern wohnten sogar im selben Stadtteil wie meine Mutter wie ich heute weiß, aber sie sind dann in eine andere Stadt gezogen, vermutlich um keine zufälligen Zusammentreffen erleben zu müssen. Sie hatten sich für inkognito entschieden. ich wurde weder darüber aufgeklärt, noch gefragt.
Also von dem Jugendamt, was für unseren Landkreis zuständig ist, weiß ich, dass Kinder, die zum Beispiel in Ort A geboren wurden, in die andere Ecke des Landkreises adoptiert werden. So ist die Gefahr, dass es passiert, dass man sich kennt, ziemlich gering bis nicht vorhanden.
ich denke, das das was mit der Zustaendigkeit des JA zu tun hat. Das JA kennt beide Seiten gut (im besten Fall) und betreut dann auch entsprechend eng.
Ich habe die Erfahrung gemacht das jeder Umzug oder Wechsel immer Unruhe und Durcheinander bringt. Das ist wie stille Post.... Gift fuer evtl wichtige Infos oder Unterlagen, Geschehnisse und Zusammenhaenge.
Inkognito sollte meiner Meinung nach immer nur zum Schutze des Kindes sein und nicht der Eltern (egal ob Ado oder Herkunft).
Das Kind steht aber leider im seltesten Fall im Fokus.
Tatsache aus meiner eigenen Lebensgeschichte: Meine Mutter wusste (oder ahnte) von Beginn an, wer mein leiblicher Vater ist. Meine Mutter ist im Wohnort meiner Herkunftsfamilie aufgewachsen und meine (Adoptiv-)Oma lebte noch lange Zeit in diesem Ort. Als sie älter und gebrechlicher wurde zog sie nach Freiberg. Und jetzt ratet mal, wer der Nachmieter der Wohnung meiner (Adoptiv-)Oma war!?! Mein leiblicher Vater. Bis dato wusste das aber außer meiner Mutter niemand. Da wir Zwillinge waren und niemand daran dachte, dass der Rat des Kreises uns getrennt hatte, kochte die Gerüchteküche im Ort um 1981 natürlich... wir wären an ein Lehrerehepaar vermittelt, Ärzteehepaar usw Die Wahrheit kannte im Ort keiner außer meiner Mutter ;o) Und rückwirkend betrachtet wäre ein Vaterschaftstest unnötig gewesen, denn ich sehe meinem leiblichen Vater sehr ähnlich.
Für mich war die Inkognito-Adoption dennoch eine gute Lösung. Hätte man meine Herkunft in irgendeiner Form geahnt/gewusst/erraten wäre ich sicher stignatisiert worden.