Ich weiß garnicht so recht wo ich anfangen soll .. Ich bin 22, männlich und wie viele andere hier wohl auch gleich zwei Tage später nach der Geburt adoptiert worden. Ich hab hier auch schonmal kurz meine Geschichte in einem anderen Thread erzählt. Ich fasse trotzdem nochmal kurz zusammen...
Mich hat es eigentlich nie interessiert ob ich nun adoptiert bin oder nicht. Ich habe meine Adotpiveltern immer als meine richtigen Eltern anerkannt. Die haben immer zu mir gesagt "Das einzigste was bei uns anders ist als bei anderen Familien ist das du nur vom Storch gebracht wurdest. Und der mochte dich ziemlich arg, da er extra den weiten Weg auf sich genommen hat und dich extra hier her zu uns gebracht hat".. Eigentlich ja nett umschrieben . Jedenfalls hat es mich bis zu meinem 17. nie wirklich interessiert.
Als sich dann meine Adoptiveltern trennten und mich meine "Mutter" für das auch verantwortlich gemacht hat, bekam ich immer dieses Gefühl, was wäre wenn ich nicht hier her gekommen wäre !? Diese Zweifel sind mittlerweile aber ausgeräumt, da mittlerweile jeder erkennt das sie in einer ziemlichen MidlifeCrises sich befindet. Es tat dann mittlerweile auch nicht mehr so weh weil ich eh nie so wirklich den Bezug zu ihr hatte.. Wenn ich wirklich ma was mit ihr zu bereden hatte, lief nebenbei der Fernseher und ich war halt nur so ihre MultiTaskinbeschäftigung....
Auf jeden Fall fand ich irgendwann mal mein Babypass, auch mit meinem eigentlichen Nachnamen. Klar wird man dann neugierig. ICh hab dann ein bissl rechachiert und bin schließlich auch fündig geworden.
Zu der Zeit war meine Adoptivmutter schon weg. Dabei hat mir doch irgendwie ne Mum gefehlt.. Wenn ich ehrlich bin ich hatte nie so wirklich das Gefühl wie es is, so dieses Mutter Sohn Verhältnis.. Ich hatte irgendwie schon mit 9 das Gefühl ich bin doch eher ne Last.. Das zeigte sich dann auch bei mir in der Schule.. wenn ich mal dort war, dann ohne wirklichen Sinn und Zweck.. Ich hab zwei Ehrenrunden gedreht.
Um wieder zum Thema zu kommen, bin ich nun also durchs ganze Bundesland gefahren, da meine leibliche Mutter mehrmals mit meinem leiblichen Bruder umgezogen ist.
Da stand ichnun vor dem Haus in dem meine Mutter und mein Bruder wohnten. Doch irgendwie konnte ich das nicht. Also gings wieder ins 100km entfernte "Zuhause". Da ich wirklich sagen muss das ich tolle Freunde habe denen noch am selben Abend aufgefallen ist das was nicht stimmt, haben die mich nun also doch dazu bewogen noch am selben Abend dort hin zu fahrn. Gesagt getan.
Die Fahrt dorthin war die Hölle. Als wir dort ankamen hatten wir auch Erfolg und sie machte die Türe auf. Meine Freunde erklärten die Situation, da ich wirklich kein Wort rausbekam.
Sie reagierte gefasst nahm meine hand und erkundigte sich wies mir denn so geht. Nach ein bisschen smalltalk hab ich sie nach meinem leiblichen vaater und meinem bruder gefragt. sie erklärte mir das mein bruder von mir nichts weiß und sie ihn in jedem fall darauf vorbereiten werde. von meinem vater sagte sie nur das es ein schlechter mensch wäre und nicht wüsste was er nun wohl macht, er jedoch sehr vermögend sei und er auch nicht weiß das es mich gibt. sie versprach mir das sie meinem bruder alles erklären werde, er jedoch grad im abitur steckt und ihn grad nicht mit sowas belasten möchte. ich soll ihr noch ein paar wochen zeit geben, sie meldet sich bei mir.
nach 10 wochen kam immer noch nichts, wir sind darauf wieder hochgefahren. dieses mal machte er auf und er wusste immer noch nichts. meine freunde klärten ihn dann auf. sie kam dazu und beschimpfte mich "was mir denn einfalle" und und und... dabei wollte ich noch so sehr wissen wer mein vater ist... sie ging auf konfrontation, ich ebenfalls. unser nächstes treffen fand bei einem anwalt statt...
bei diesem treffen wirkte sie so verwirrt (sie ist mittlerweile schon 65), das auch mein anwalt mir rat, von weiteren handlungen abzusehen.. sie sagte sie wisse nicht mehr wer er war, er war ein "one night stand". trotz beweisen (briefe, in denen sie von ihm sprach) hab ich davon abgesehen, weiter gegen sie vorzugehen.. vielleicht wars auch einfach nur die angst, von ihm genauso enttäuscht zu werden wie von ihr und meinem bruder (der sich ebenfalls nicht mehr gemeldet hat)
ich hatte mich mit allem soweit abgefunden.. mein adoptivvater, meine adoptivschwester und ich haben uns mittlerweile ein haus gekauft, haben nochmals von vorne angefangen. ich hab hatte meine ausbildung erfolgreich beendet und bin danach übernommen worden.. nicht mal ein halbes jahr später bin ich sogar beruflich aufgestiegen. ich will jetzt nicht arrogant und eingebildet klingen, aber es ging beruflich soweit rauf, das ich vielen meiner freunden ziemlich überlegen war... ich war so stolz...
und dann eines abends, ich und meine freunde sind wie desöfteren am wochenende unterwegs gewesen, ich mag es ja total viel rumzukommen, zu reisen einfach unterwegs zu sein.. an dem wochenende stand eben die stadt auf dem plan, in der die beiden auch wohnen.. klar war mir das bewusst, aber ich hatte mittlerweile soweit damit abgeschlossen, das ich mit sowas klarkomme..
wie der zufall es so wollte (ich glaube ja nicht an schicksal).. wir kommen in der disco an - wer steht an der gaderobe !? ich konnt es nicht glauben.. ES WAR SO UNREAL !!! ich mein die stadt war nicht gerade klein und es gibt dort mehrere discos.. Es kam jedoch noch besser.. einer der türsteher meinte "ihr seit zum ersten mal hier oder ?!" da sagte sie knallhart "klar ich kann mir jedes gesicht merken" SIE HAT MICH NICHT MAL MEHR ERKANNT !!!!!!
Das war schon ziemlich hart.. Ich hatte mit der sache nach ein paar wochen abgeschlossen.. hab mein leben weitergelebt..
gearbeitet gearbeitet gearbeitet.. durch den job viele freunde vernachlässigt.. viel rumgekommen ..
und jetzt !? mittlerweile steht der scheidungstermin meiner adoptiveltern an .. ich hab mein job geschmissen .. keiner kommt mehr an mich ran .. gestern stand die polizei vor der tür, weil ichmich um so ne kack kleinigkeit nicht gekümmert habe..
ich denke nicht das es mit dem allem zutun hat, jedoch irgendwas muss doch der grund sein .. vllt steckt es doch irgendwie im unterbewusstsein ..
ich kann mich an keine frau mehr fest binden weil ich so ein schlechtes bild von frauen hab .. ich bin total gefühlskalt geworden, hab wenn ich selber ehrlich zu mir bin vor freunden verwandten bekannten ne fassade vor mir, kann nicht sein wer ich wirklich bin..
selbst das hier jetzt alles zu schreiben war für mich jetzt nicht schwer sondern eher "warum soll ich das jetzt machen, eigentlich ists mir egal"
ich hätte eigentlich so nen tolles leben haben können mit 22. ich war erfolgreich im job, hab hier mti dem haus jetzt meine eigene wohnung, hätte wie gesagt auch schon ne feste freundin haben können wenn ich nicht immer alles abblocken würde..
ich steh mir einfach selbst im weg, habe das gefühl ich werd so wie meine mütter, leb mein leben jetzt halt bis es zu ende is...
ich reiß menschen an mich und die müssen dann bei MIR sein es darf niemand anderes mit ihnen kommunizieren, ggf manipulier ich sie auch .. ICH kenn mich so einfach nicht, ich war eigentlich mal so zufrieden mit mir, hatte konkrete pläne ...
irgendwie nehm ich alle eigenschaften von meiner leiblichen mum an, die ich von ihr kennengelernt hab.. verachtung, ungerechtigkeit und gleichgültigkeit.. ich fühl mich mit der jetzigen situation für mein alter irgendwie ziemlich überfordert..
hmm .. viele leute die ich in meinem leben treff, manche kennen meine geschichte manche nicht, auch das is so nen punkt bei dem ich nicht weiß wie ich damit umgehen soll.. da ich aus ner recht großen bekannten family hier in der umgebung komm, is echt so das ich leute grüß und manchmal frag "wissen dies jetz oder nicht !?"
manchmal is es ganz gut wie ich jetzt gerade merke, das hier auch alles ma aufzuschreiben, man macht sich dann gedanken über alles und analysiert besser ..
eigentlich wollt ich garnicht so viel schreiben aber grad kamen noch so viele gedanken dazu UNGLAUBLICH was so nen bissl schreiben mit einem machen kann joaaa das is so meine grobe geschichteeee ...
Ich kann verstehen, dass Dich diese Zusammentreffen scherzen, aufwühlen und durcheinanderbringen.
Ich will Dir kurz meine Gedanken beim Lesen Deines Beitrages schreiben;
Du fragst Dich, wenn Du jemanden triffst, ob derjenige es weiß, oder nicht. Das ist eine vollkommen unnötige Überlegung. Adoption ist kein Makel, nichts, was Du "verschuldet" hast, es ist nur eine Tatsache, die für Adoptierte zum eigenen Leben und der eigenen Biographie gehört. Ob es jemand weiß, kann und sollte Dir herzlich egal sein. Ebenso die (vermuteten) Vorurteile anderer. Aber Du bist noch Jung. Ich selbst muss sagen, je älter ich werde, desto gleichgültiger wird mir das Denken und die Vorurteile anderer, die man manchmal mehr spürt, als das sie geäußert werden. Die Frage, wer was weiß oder auch nicht, ist aber müßig, da es keine Rolle spielt. Adoptiert sein heißt nicht, dass man was verstecken muss, etwas zu verbergen hat.
Du schreibst, dass du gerade meinst, die (negativen) Eigenschaften deiner leiblichen Mutter zu übernehmen. Das halte ich ganz ehrlich gesagt für kompletten Unsinn. Man übernimmt nicht negative Eigenschaften von jemandem, den man kaum kennt. An die "Macht der Gene" glaube ich ohnehin nur bedingt. Es wäre auch ein wenig bequem, dein ganzes Verhalten darauf abzustellen, denn dann wärest Du ja gar nicht so ganz verantwortlich für alles, was passiert in Deinem Leben ;-)
Ich glaube vielmehr, dass dich das ganze mächtig durcheinandergewirbelt hat, mehr als du dir vielleicht bewußt machst, ebenso wie die Situation mit deiner Adoptivmutter. Und das ist ja auch kein Wunder. Wenn man plötzlich so eine, wie bei Dir, heftige Konfrontation mit der Herkunftsfamilie hat. Und letztlich fühlt sich ihr Verhalten evtl. Ja auch wie eine zweite Ablehnung Dir gegenüber an.
Ich glaube es ist eher an der Zeit, dass Du Dir Gedanken machst über Dich selbst, beispielsweise wie willst Du mit Deiner Herkunftsfamilie weitermachen? Ein klärendes Gespräch suchen oder das ganze (erstmal) abhaken? Welche Bedeutung hat deine Adoption im Moment in Deinem Leben und was hat das für Konsequenzen für Dich? Wenn man es schafft, mit sich im reinen zu sein, die Vergangenheit soweit aufzuarbeiten, dass sie einfach Teil des eigenen Lebens ist und die "Adoptionsgeschichte" ebenfalls gut ins eigene Leben zu integrieren, dann bin ich sicher, dass Du auch (auch beruflich) wieder Fuß fassen wirst.
Setz Dich damit auseinander aber nimm das nicht zum Anlass oder als Begründung, mit nichts mehr klar zu kommen. Wenn ich es richtig gelesen habe, hast du in deinem Adoptivvater und Deiner Schwester eine stabile, verlässliche Familie. Das ist eine gute Ausgangslage.
Ich will gar nicht sagen, dass ich selbst z. B. Immer gut damit zu recht kam. Aber inzwischen hab ich einen guten Weg gefunden, das Thema in mein Leben zu integrieren. Es spielt ja lebenslang eine Rolle, mal größer und mal kleiner. Aber es bleibt etwas, was einen selbst begleitet.
Die Frauen würd ich vielleicht mal ne Weile vernachlässigen :-) und erstmal schauen, dass Du beruflich wieder einen Job findest und mit Deiner Adoptionsgeschichte einen guten Umgang.
Ich habe gerade noch einen älteren Beitrag von dir gelesen, in welchem du schreibst, dein Bruder wisse erst jetzt von dir und melde sich nicht. Weiter schreibst du, damit sei euch die Chance auf eine Beziehung/ Bindung genommen.
Dein Bruder ist ja auch noch relativ Jung. Nicht jeder ist da schon so weit, einen Kontakt (auch gegen den Willen der eigenen Mutter) halten zu können. Ich selbst kenne jemanden, der fast dreißig ist und es nicht wagt, dem Willen der eigenen Eltern zuwiderzuhandeln. Ob man das nun verstehen kann oder nicht, so ist es einfach.
Und dass du keine Chance auf Bindung oder Beziehung mit ihm hast, dem ist nicht so. Ich selbst kenne meine leibl. Geschwister und durch unseren Kontakt (der derzeit aber nicht mehr besteht) habe ich sie kennengelernt und auch eine Bindung entwickelt. Ob und wie sich das ausbauen lässt, hängt an den beteiligten (Geschwistern), wenn diese es eben wollen oder können.
Nun hast du ja in deinem leben derzeit genug Baustellen, aber versuche deinem Bruder unvoreingenommen entgegenzutreten, wenn er nochmals einen Anfang zum kennenlernen Wagen sollte. Du hast nicht viel zu verlieren, durch die Unvoreingenommenheit.