wie ihr ja aus meinem Vorstellungsthread sehen könnt, habe ich gerade dieser Tage meine leibliche Mutter über das JA Mchn ausfindig machen können, habe aus der Akte auch schon viel Neues über sie & mich erfahren , und nun würde ich sie gerne wiedersehen.
Frage ist, wie ich die Kontaktaufnahme am Besten handhaben sollte und dazu frage ich hier vor allem auch Adoptierte und Herkunftseltern um ganz konkrete Erfahrungsberichte (auch schlechte Erfahrungen)
Grundsätzlich schwanke ich mit meinen "Paten"(Freunde, die mich bei diesem Prozess unterstützen) derzeit, was am Besten & Schönsten wäre. - Das JA bietet an, die Kontaktanbahnung zu übernehmen, wobei ich jederzeit bestimmen würde was läuft - Ich könnte erst einmal einen Brief schreiben - Ich könnte meine Mama überraschend besuchen - ...
Ich werde das natürlich letztlich ganz allein entscheiden, aber eure Erfahrung und Wissen würden mir sehr helfen, eine Meinung zu bilden, danke!
Ich habe damals einen Brief geschrieben. Hab ihr gesagt,wer ich bin. Hab auch ganz klar betont,dass ich sie einfach nur kennenlernen will und wissen will,woher ich komme. Hab ihr meine Telefonnummer gegeben und gesagt,dass ich mich freuen würde,wenn sie sich meldet. Hat sie dann auch getan. Achja,hab ihr geschrieben,dass ich ihr keine Vorwürfe oder so machen will. Hab ich auch nicht getan. Wenn ich damals allerdings schon gewusst hätte,was das für eine Frau ist,hätte ich es bei einem Kontakt belassen und hätte es nicht immer wieder versucht.
nach den Erfahrungen, die ich hier mitbekommen habe, würde ich das Jugendamt bitten, die erste Kontaktaufnahme zu starten. Sie handeln aus Erfahrung verdeckt, geben sich nicht zu erkennen und sondieren erst einmal die Familiensituation. Die Situation Deiner Mutter könnte ja sein (muss allerdings nicht): Sie hat eine Familie gegründet, der gegenüber sie sich bislang noch nicht als Herkunftsmutter geoutet hat (kam hier schon des öfteren zur Sprache). Dann läuft man mit direkter Interaktion Gefahr, zumindest Unruhe in die Familie zu bringen. Die Anfrage eines Bediensteten des Jugendamtes gäbe ihr dann noch Zeit und Gelegenheit, die Angehörigen ihrer Familie selber einzuweihen.
Sicher bin ich, dass sich Deine Mutter über ihr wiedergefundenes Kind grenzenlos freuen wird, nur wenn man die Strukturen nicht kennt, sollte man ganz vorsichtig und sensibel an die Sache herangehen. Unvermutet vor der Tür stehen, halte ich persönlich für die nachteiligste aller Aktionen, weil das Schockpotential sehr hoch ist.
So wie ich Dich kennengelernt habe, wirst Du Deine Entscheidungen - welche auch immer - mit Bedacht treffen und Dir und Deiner Mutter steht eine wunderschöne gemeinsame Zeit in Aussicht.
Ich habe damals, vor Jahren, meiner Tochter einen langen, ausfuehrlichen Brief geschrieben, mit den Gruenden warum wir sie hatten einst adoptieren lassen, damit sie nicht denke, sie sei fuer uns nicht "gut genug" gewesen. Ich schrieb von der damaligen Situation, von ihrer Mama (meiner Frau) , damit sie einiges nachempfinde und verstehen kann. Diesen Brief bat ich das Jugendamt an meine Tochter wieter zu reichen. Sie war damals bereits an die 30 Jahre alt! (die frueheren versuche wurden alle vom Jugendamt blockiert).
Das Jugendamt hat diesen Brief n i c h t weiter befoerdert!
Es hat die anscheinend nicht das geringste interessiert wie das mit adoptierten "Kindern" weiter geht. Uberhaupt hundsmirreable Erfahrungen mit solchen Aemtern gemacht.
Der Kontakt kam so zustande, dass ich ploetzlich ein Mail bekam, mit der Frage, ob ich der soundso sei, sie habe persoenliche Fragen, ich moege mich bitte melden. (sie hatte mich gesucht und ueber viele Ecken eines meiner Mailadressen ausfindig machen koennen!) Ich habe durch iher Andeutungen sofort gewusst dass es meine Tochter ist und bin fast vom Stuhl gefallen. Einige Tage lang durcheinander (bei ihr auch).
Na ja, also ich denke, zu schreiben waere erst mal das beste, damit sich der andere Part auf die Tatsache innerlich einstellen kann.
Was ein Jugendamt betrifft. Meiner Ansicht nach soll man es aussen vor lassen. Warum?
Ein Kind wurde gezeugt, ganz ohne Jugendamt. Der seelische Ablauf in den betreffenden Personen hat nichts mit Jugend- oder anderen Aemtern zu tun. Es ist also eien grundlegende Angelegenheit nur zwischen dir udn deiner Mutter.
So ein Amt wuerde ich hochstens, wie bei mir, als Transporteur einschalten, aber niemals als Vermittler. Denn nur du allein weisst was du deiner leiblichen Mama sagen willst. Nur du allein triffst den Ton. Also schreibe ihr, lege ein Bild dazu damit es nicht anonym ist, schreibe deine Telefonnummr dazu, sei ihr gegenueber so offen wie moeglich und zeige ihr damit, dass du ganz frei und mit guten Gefuehlen an sie heran trittst. Und schreibe ihr dazu, das was du hier gesagt hast. Du moechtest wissen wie es ihr geht -und so weiter.
dessen, dass sich deine bio-Mutter grenzenlos über deine Anfrage freuen wird, solltest Du Dir keinesfalls sicher sein. Oft ist genau das Gegenteil der Fall, was aber völlig unterschiedliche Ursachen haben kann. Manche freuen sich im Stillen, lehnen den Kontak aber trotzdem ab. Sicher ist nur, dass für alle von uns abgebenden Eltern das Leben nach der Weggabe des eigenen Kindes weiter ging. Wie das ging, steht meistens in direktem Zusammenhang mit der Haltung zu einer Kontaktanfrage.
An deiner Stelle würde ich auf gar keinen Fall einfach dort auftauchen, was man in vielen anderen zwischenmenschlichen Situationen ja auch nicht machen würde. Wir haben hier zwar schon mehrfach gehört, dass so etwas gut gegangen ist, aber das Risko eines Scheiterns wäre mir zu hoch. Wenn jemand so positiv eingestellt, dass er/sie einen Überfall freudig wegsteckt, wird sich diese Person über einen ersten Brief genau so ehrlich freuen
Ansonsten sehe ich es so wie meine Vorredner:
- offen und ehrlich sein, - sagen, dass man das Tempo erst einmal selbst bestimmen will, - vielleicht ein Kinderbild mitschicken, - ein bisschen von sich, den Interessen u.ä. erzählen, - etc.
Das JA würde ich auch nur als Boten einbinden. Als Mediator sind leider nicht alle geeignet. Im Gegenteil, denn einige dieser "Bediensteten" sehen sich immer noch eher den Adoptiveltern verpflichtet, selbst dann noch, wenn die betroffenen Adoptierten selbst schon längst Eltern sind und durchaus mündig wären selbst über ihr Leben zu bestimmen.
Wenn Du einen guten Draht zu den zuständigen JA-Mitarbeitern hast, sieht das natürlich ganz anders aus. Zum Glück gibt es heute auch Ämter, die den Zug der Zeit nicht verpasst haben und viel kooperativer mit Suchenden umgehen.
hi arkanaut, jetzt schreibe ich doch nochmal weil es mir wichtig scheint : wenn mein sohn eines tages vor meiner tür gestanden wäre, hätte ich wahrscheinlich vor lauter freude einen herzinfarkt bekommen. ich war emotional total durch den wind als er signalisierte, dass er sich über post von mir freuen würde. poc á poc ist m.e. besser für beide. ich wünsche dir von herzen die richtige entscheidung. (mehr in meinem faden)
Ich habe meiner leibl. Mutter damals über das JA einen Brief geschickt. Ich schrieb auch meine Mailadresse in den Brief, damit meine leibl. Mutter mich kontaktieren kann. Das JA bot an, dass das erste persönliche Treffen bei ihnen stattfinden kann...mit Anwesenheit und Unterstützung meiner Sozialarbeiterin, die wirklich toll und verständnisvoll war. Wir haben das Angebot des JAs dann zwar schlussendlich nicht angenommen, aber generell finde ich es keine schlechte Idee.
An deiner Stelle würde ich trotzdem für den Anfang mal einen Brief schreiben. Ich denke, damit kann man einfach nichts falsch machen. Ein überraschender Besuch könnte sich für deine leibl. Mutter halt doch eher wie eine Überrumpelung anfühlen.
Ich war damals sehr dankbar über die Hilfe und Mitarbeit des JA. Meine Mutter und ich snd an eine sehr hilfsbereite, freundliche und sehr engagierte Mitarbeiterin des JAs "geraten. Und das ganz im Ernst.
Frau E. (die JA-Mitarbeiterin) hat alle meine Angehörigen, deren Adresse sie ausfindig machen konnte (1 ältere Halbschwester, Vater und beim Vater lebende 3 (Halb-)Geschwister, meinen älteren Vollbruder und auch meinen Zwillingsbruder). Ich habe zu allen Kontakt.
Leider erfuhr ich dabei auch, dass meine leibliche Mutter drei Monate vor Beginn meiner Suche (Anfang 1996) gestorben war. Leider verlor sich so auch die Spur meiner sechs weiteren jüngeren Halbgeschwister. Ich habe sie bis heute noch nicht gefunden.
Der Erstkontakt erfolgte immer telefonisch. Frau E. teilte allen meine Telefonnummer mit, mit der Bitte, sich bei Kontaktwusch bei mir zu melden. Am schnellsten meldete sich mein Zwillingsbruder (der damals auch 15 war). Seine Eltern waren von Frau E. angeschrieben worden. Sie baten meinen Zwillingsbruder sich zu setzen. Dass er adoptiert war wusste auch er von frühester Kindheit an. Seine Adoptiveltern wussten, genauso wie meine, dass wir Zwillinge waren/sind. Sie waren sich in der Kinderklinik mehrmals begegnet. Nicht ganz im Sinne des Rates des Kreises... Er erfuhr gegen spätnachmittags von mir, rannte mit meiner Telefonnummer zum Telefon und wir haben an diesem Abend stundenlang telefoniert.
Meinen Vater, von dem meine Adoptivmutter von anfang an wusste, das er mein Vater ist (die Welt ist klein), habe ich auf seiner Arbeitsstelle besucht (ein einsames Dorf-Bahnhöfchen). Ich hab ihn öfter besucht, meistens wenn er Spät- oder Nachtschicht hatte und wir haben geredet. Er nahm sich 2006 das Leben, er war schwer herzkrank.
Meinen großen Bruder habe ich nur einmal getroffen. Ebenso meine ältere Halbschwester. Da war es mehr Interesse von beiden Seiten, sich einfach mal kennenzulernen.
also ich würde auch erstmal einen Brief schreiben. Mit dem überraschenden Besuch ist das so eine heikle Sache. Da könnte der Schock wirklich gross sein. Es ist besser wenn man sich auf so einen Besuch vorbereiten kann. Bei mir war die erste Kontaktaufnahme mit meiner H-Mutter über meine Halbschwester per e-mail. Ich wollte auch zuerst nur Kontakt zu meinen Geschwistern haben. Meine H-Mutter hat mich ihr ganzes Leben lang verleugnet. Bis eine meiner Halbschwestern mich gefunden hat. Ich war diejenige, die erstmal total geschockt war, weil ich meine ganzes Leben lang alles verdrängt habe. Dann hat meine H-Mutter mal geäussert, dass sie mich gern mal kennenlernen wollte. Ich habe mich dann langsam mit dem Gedanken angefreundet und ich habe sie besucht. Das war erstmal emotionslos, vielleicht weil wir beide vorsichtig waren. Jetzt habe ich sie schon öfter gesehen und bin froh, dass ich den Kontakt jetzt zu ihr habe. Ihrerseits ist sie jetzt glaube ich auf genauso froh, dass alles rausgekommen ist.
Ich wünsche dir, dass alles zu deiner Zufriedenheit ausgeht. Es hilft auf jeden Fall sehr, seine Mutter kennenzulernen, weil man dann erst alles richtig verarbeiten kann.
Ich habe einen Brief geschrieben, den das Jugendamt weitergeleitet hat. Ich habe ihr in den Brief meine Adresse bei gelegt und nach eineigen Briefen meine Telefonnummer. Ich wollte nicht das das Amt die Briefe dann für immer übermittelt den die haben da sehr viel urlaub. Ich bin ein ungeduldiger mensch Ein Foto hat sie nie von mir bekommen. Wir haben uns dann im Januar glaube ich war es getroffen, und sehen uns seit dem ab und zu. Wir verstehen uns gut, und telefonieren auch gelegentlich.
Ich wünsche dir alles gute, auch das deine hm Kontakt zu dir haben möchte. Und du genau so viel "Glück" mit ihr hast wie ich. Ein Brief zu schreiben finde ich am besten, ein video auf einer dvd wäre sicherlich auch eine tolle Idee. Man überfordert in beiden fällen niemandem und gibt dem anderen Raum zu verarbeiten und sich nach gegebener zeit zu melden. einen spontan besuch finde ich auch kritisch.
Ganz vielen Dank nur schon einmal an dieser Stelle für alle Beiträge, ihr habt mir wirklich sehr weitergeholfen. Auch so "nebenbei" nochmal von ganz vielen erfolgreichen Wiederbegegnungen zu hören, tut mächtig gut.