Hallo ihr lieben. Kann mir eventuell jemand von euch sagen ob man im vollgenden fall ein Recht hat auf die wahrheit?
Ich wurde adoptiert und möchte eben wissen wieso weshalb und wie die umstände damals waren. Die leibliche Familie blockt völlig ab. Kann man da im fall der fälle gebrauch von irgend gesetzen machen? Ich möchte nicht mein ganzes Leben unwissend bleiben.
da würde ich Annalis philosophisch unbedingt zustimmen wollen. Aber zunächst einmal, faktisch und rechtlich, lautet die Antwort eindeutig; Nein.
Du hast als Adoptierter einen Anspruch auf Zugang zu den amtlichen Informationen, das heißt der Staat darf nichts zurückhalten, was im Zuge des Adoptionsverfahrens dokumentiert und entschieden wurde, immerhin! - Aber gegen die individuellen Menschen, die ja auch mit ihrer Geschichte und ihrem Schmerz in das Geschehen verwickelt sind, hast du keinen Anspruch, kein Rechts- oder Zwangsmittel, um zu Antworten auf Deine Fragen zu gelangen. - Und ich wage mal zu fragen, ob es sich für dich nicht lohnen würde, dich zu fragen, ob die Antworten, die du wirklich suchst, auf einem solchen Wege überhaupt zu erlangen sind?
Man merkt deinem post ja eine große Wut an, sicherlich so etwas wie ein 'gerechter Zorn'. Ich bin selbst adoptiert und weiß, wie zornig Vieles daran einen machen kann. Auch bekommt man ja zumindest schon einen ersten Eindruck, um welche 'Wahrheit' es dir ungefähr geht, du bringst das gut zum Ausdruck.
Aber ich wage zu behaupten, dass deine leiblichen Eltern/Herkunftsfamilie auch keine 'Wahrheit' besitzen, die dich zufriedenstellen würde. Es gibt Fragen, die wir uns nur für uns selbst beantworten können.
Ich sage damit nicht per se, dass es nichts bringt, bei der Herkunftsfamilie zu suchen, wenn man als Adoptierter besser verstehen will, wer man ist; ich bemühe mich ja selbst gerade in diesen Tagen um einen Kontakt zu meiner Mutter. Aber es gibt auf diesem Weg, fürchte ich, kein 'Recht' oder 'Anspruch' oder 'Wahrheit'.
Was deine leibliche Familie angeht, kann es viele Gründe geben, warum eine Begegnung vermieden wird. Scham, Schuldgefühl, aber eben auch einfach Unbehagen/Unsicherheit. Viele Menschen verweigern einfach Konfrontationen, denen sie sich aus vielerlei Gründen nicht gewachsen fühlen, ohne sich dabei überhaupt groß Gedanken um Wahrheit, Schuld oder Anspruch zu machen.
Mein Tipp wäre, noch einmal zu überdenken, was du dir von der leiblichen Familie wirklich wünschst? Und was dich eigentlich an ihnen interessiert. Ob dir an der Beziehung zu diesen Menschen gelegen ist. Wenn ja, dann wirst du mit Ansprüchen und Forderungen nicht weit kommen, wie auch sonst im Leben. Und wenn nicht, dann wirst du auch keine Antworten bei ihnen finden, die dir wirlich weiterhelfen.
Ich verstehe "zudritt2012" voll und ganz. Oft genug haben adoptierte Kinder spaeter das Gefuehl, sie waren den leiblichen Eltern vielleicht nicht gut genug, oder sie haben was falsch gemacht ect., die Psychologie ist voller derartiger Leidensgeschichten. Ich selber hatte deshalb meinem Kind einen langen Bericht hinterlassen, in dem ich genau die Umstaend schilderte, wie die Situation damals war, was wir, meine Frau und ich, dachten und fuehlten, und weshalb wir es hatten adoptieren lassen, damit es, das Kind, diese quaelende Fragen nicht haben muss. Und natuerlich dass wir ganz offen und bereit sind und das Kind jegliches Recht auf Antworten hat.
Konkret: wenn die leiblichen Eltern abblocken, dann kann dahinter auch ihre Furcht, ihr schlechtes Gewissen, ihr Schmerz stehen, dem sie sich vielleicht nicht stellen wollen und vor dem sie all die Jahre gefluechtet sind.
Nun habe ich gerade deine Vorstellung gelesen und sehe, dass bei dir eventuell eine sog. Zwangsadoption durchgezogen wurde. Autsch. Das erschwert alles. Aber wenn der leibliche Vater und die Brueder abblocken, liegt der Verdacht schon nahe, da da etwas politisches lief. Dennoch wuerde ich an deiner Stelle es weiter versuchen. Vielleicht ueber Vertrauensleute, ueber einen Lehrer, einen Pastor, irgendjemanden, der zu dieser Familie Kontakt hat und den du finden kannst, um sie bewegen zu koennen. Die Reaktion von ihnen, wie du sie schilderst, deutet auf Angst hin. Das kann auch Angst vor gemachten Fehlern sein. Oder Angst vor einem Schmerz der auftauchen koennte wenn man sich dir stellt.
Warst du schon auf dem Adoptionsamt? Manchmal haben die auch Informationen in den Akten, warum Menschen ihr Kind weg geben oder weg geben mussten. Ich wuerde das auf alle Faelle versuchen.
Also schau mal ob das ein gangbarer Weg fuer dich ist. Man muss nicht "konkrete" Anliegen haben, um die Sehnsucht nach Erklaerung befriedigt zu bekommen. Trotz gegenteiler Aussagen hier halte ich die leiblichen Eltern, auch wenn sie juristisch Rechtlos sind, immer noch fuer moralisch Verantwortlich, und insofern finde ich durchaus dass du das -zumindest- moralische Recht auf Antworten hast und sie einfordern solltest. Wenn auch mit Bedacht vorgehen.
Zitat von HansTrotz gegenteiler Aussagen hier halte ich die leiblichen Eltern, auch wenn sie juristisch Rechtlos sind, immer noch fuer moralisch Verantwortlich, und insofern finde ich durchaus dass du das -zumindest- moralische Recht auf Antworten hast und sie einfordern solltest. Wenn auch mit Bedacht vorgehen.
Das sehe ich auch so. Das Gesetz zwingt uns zu nichts, da wir (gesetzlich gewollt) keine Rechtsbeziehung mehr zu unseren wegadoptierten Kindern haben, aber die moralische Verpflichtung sehe ich absolut gegeben und habe mich auch daran gehalten.
Leider wollte meine Tochter von mir fast nichts wissen und hat auch so gut wie keine Fragen gestellt. Deswegen habe ich ihr alles in den Briefen geschrieben, als wir noch Kontakt hatten. Nur ganz selten ging sie aber auf etwas ein, wie z. B. auf die Tatsache, dass sie mir sagte, sie sei genau in die Stadt adoptiert worden, in die man mich nach der Geburt in Verbannung geschickt hatte, um mich möglichst weit weg vom Ort des Geschehens zu wissen; welch Ironie des Schicksals! Ich hatte davon null Ahnung. Das hat sie und mich gleichermaßen geschockt.
Ich finde auch das man als adoptierter Mensch das Recht hat die Wahrheit zu erfahren. Leider gab und gibt es immer noch Personen, die entweder zu wenig, zu ungenau oder falsche Gründe in die Dokumenten schreiben.
Auslandsadoptionen sind sowieso destruktiv. Und in der Regel können die H- Eltern und der Adoptierte nicht mal miteinander reden! Brauchen noch weitere Personen, welche übersetzen. Nein, das ist echt nicht erstrebenswert!