meine Frau und ich stehen noch ganz, ganz am Anfang der Thema Adoption. Ich habe gefühlte 1000 Fragen und möchte nun anfangen, mich Stück für Stück ins Thema einzuarbeiten, um dann die richtige Entscheidung zu treffen.
Ich erkläre am besten erstmal unsere Situation. Ich bin 38, meine Frau 43 und kommt aus Thailand. Wir können auf biologische Art und Weise keine Kinder bekommen. Die Adaption eines fremden Kindes steht für meine Frau außer Frage (für mich wäre das denkbar). Meine Frau hat nun die Idee aufgebracht, ihre Nichte aus Thailand zu adoptieren. Sie hat bereits mit den Eltern des Kindes als auch mit der Kleinen selbst gesprochen. Alle scheinen einverstanden zu sein. Ehrlich gesagt, ich stelle mir das nicht so einfach vor, das eigene Kind einfach wegzugeben und die Kleine weiß sicher auch noch nicht, was sie in Deutschland erwartet. Mangels Sprachkenntnissen, kann ich hier allerdings nicht mitreden und muss mich erstmal auf das verlassen was meine Frau berichtet. Erstmal - später kann ich ja noch einen Dolmetscher hinzuziehen, es ist ja noch gar nichts entschieden.
Nehmen wir der Einfachheit halber einfach an, es sei wirklich so leicht für alle Beteiligten. Die sicherlich vorhandenen rechtlichen Hürden, möchte ich auch erstmal hinten anstellen. Um beides kümmere ich mich in einem zweiten Schritt.
Was mich viel mehr sorgt ist, dass die Kleine bereits 11 Jahre alt ist. Darin sehe ich zwei wirklich schwerwiegende Probleme:
1) Bis der ganze Adoptions-Prozess durch ist vergeht sicher ein Jahr. Bis sie Deutsch spricht ein weiteres. D.h. sie würde hier erst mit 13 zur Schule gehen, ich schätze das ist 7. Klasse. Das kann ich mir einfach nicht vorstellen. Thailändische Schulbildung ist sicher *anders* (nicht besser/schlechter) als die deutsche. In der 7. Klasse haben deutsche Schüler schon 2 Jahre Englisch gehabt. Ich halte so einen Quereinstieg für unmöglich oder zumindest extrem schwierig.
2) Nach zwei Jahren hätten wir bereits einen pubertierenden Teenager im Haus, ohne die Chance gehabt zu haben, diesen in unserem Sinne zu erziehen oder eine richtige Eltern/Kind-Beziehung aufzubauen. Mal ganz abgesehen davon, dass ich als Vater meinem Kind natürlich gerne Dinge beibringen möchte. Das kann ich mir bei einem Teenager nur schwer vorstellen.
Das sind erstmal die zwei wichtigsten Themen, die mir im Kopf rumgehen. Ich weiß, im Detail wird es noch viel mehr Probleme geben.
Wie schätzt ihr meine beiden Punkte ein? Wer hat ähnliche Erfahrungen gemacht? Ich suche entweder Zuspruch oder Bestätigung meiner Sorgen.
Ich habe mir überlegt, die Kleine erstmal im Januar nach Deutschland einzuladen, damit sie sieht wie es bei uns ist und wir uns näher kennenlernen können (kenne sie ja nur vom Urlaub).
wie die Adoptions-Prozedur bei Euch laufen würde, kann ich natürlich nicht beurteilen. Vor einigen Jahren brachte eine Thailänderin aus unserem Ort, verwitwet, in Lebensgemeinschaft mit einem Deutschen lebend, gemeinsam mit ihm aus dem Thai-Urlaub ebenfalls ihre Nichte mit, um sie vom deutschen Lebensgefährten adoptieren zu lassen. Das Mädchen war auch so 11 oder 12 Jahre alt. Mit der Schule, in die sie sofort eingeschult wurde, klappte es nicht so gut. Das Jugendamt verweigerte die Zustimmung zur Adoption und nahm das Mädchen in Obhut (vermutlich von der Schule eingefädelt). Nach einigen Wochen Aufenthalt in einem Jugendheim wurde es wieder nach Thailand abgeschoben. Der Lebensgefährte berichtete, vom Jugendamt aus hätte die Adoption evtl. gelingen können, wenn das Mädchen die Tochter der Thailänderin oder elternlos gewesen wäre. Zudem hätte auch das Alter des Kindes eine Rolle gespielt. Vermutlich wollte das Jugendamt die sprachliche Eingliederung in Deutschland nicht finanzieren.
Vielleicht entscheiden ja die Jugendämter in verschiedenen Orten unterschiedlich, aber so lief das bei uns im Ort.
danke für deine Antwort. Ich nehme das Jugendamt auf in meine Liste der Behörden mit denen ich vorher sprechen will. Bisher hatte ich nur an die Schulbehörde gedacht...
Was du berichtest klingt ja fürchterlich und bestätigt mich nur darin, dass es nicht so einfach ist, wie meine Frau sich das vorstellt...
ich teile Deine Gedanken. Ich halte es für unverantwortlich, ein 11-jähriges Mädchen aus seiner Heimat zu reißen. Ganz ehrlich - warum wollen die Eltern es weggeben? Haben sie nicht genug Geld? Könntet Ihr das Mädel bzw. die Familie nicht von Deutschland aus unterstützen? Z. B. dass sie in Thailand eine gute Schulbildung bekommt und die Möglichkeit hat, später zu studieren....
Was die Schule und die Sprachprobleme betrifft, gebe ich Dir Recht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieses Kind hier glücklich wird. Warum auch? Es hat doch Eltern. Warum soll es jetzt nochmal Eltern bekommen? In einem fremden Land mit einer fremden Sprache und fremden Menschen. Ne - wenn Ihr das Kind nicht unglücklich machen wollt, denkt diesen Gedanken gar nicht weiter.
Nachtrag: ich vergaß noch zu erwähnen, dass die Tante an den Kosten für die Heimunterbringung und die Rückführung beteiligt wurde. Allerdings weiß ich nicht, ob sie voll oder nur teilweise herangezogen wurde.
ich teile Deine Gedanken. Ich halte es für unverantwortlich, ein 11-jähriges Mädchen aus seiner Heimat zu reißen. Ganz ehrlich - warum wollen die Eltern es weggeben? Haben sie nicht genug Geld? Könntet Ihr das Mädel bzw. die Familie nicht von Deutschland aus unterstützen? Z. B. dass sie in Thailand eine gute Schulbildung bekommt und die Möglichkeit hat, später zu studieren....
Was die Schule und die Sprachprobleme betrifft, gebe ich Dir Recht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieses Kind hier glücklich wird. Warum auch? Es hat doch Eltern. Warum soll es jetzt nochmal Eltern bekommen? In einem fremden Land mit einer fremden Sprache und fremden Menschen. Ne - wenn Ihr das Kind nicht unglücklich machen wollt, denkt diesen Gedanken gar nicht weiter.
LG Marleen
Das sehe ich genauso, dem ist nichts hinzuzufügen.