Ich hab in den letzten Jahren immer weniger an meine H-Mutter gedacht, hatte mich irgendwie auch schon damit abgefunden sie niemals kennen zu lernen. Aber nun bin ich selbst seid 9 Monaten Mutter und irgendwie ist nun alles anders.
Schon während meiner Schwangerschaft musste ich viel an meine Mutter denken. Auch ich bin ungeplant schwanger geworden, stehe ohne Kindsvater da und wäre allein finanziell nicht in der Lage das Kind groß zu ziehen. Bei jeder Bewegung meiner Tochter in meinem Bauch habe ich mich gefragt was meine Mutter damals gefühlt und gedacht hat. Hatte sie genauso Angst wie ich? War sie genauso unsicher? Oder hat sie das ein oder andere Mal auch positive Gefühle für mich empfunden?
Seit der Geburt meiner Tochter geht mir meine eigene Vergangenheit nicht mehr aus dem Kopf. Ich schaue meiner Tochter in die Augen und weiß, dass meine Mutter das bei mir nie getan hat. Wie muss es für sie nach der Geburt gewesen sein, als alle anderen Mütter auf der Station ihre Kinder bei sich hatten, nur sie nicht. Ich habe noch nie so intensiv an meine Mutter gedacht wie in den letzten paar Monaten. Sie ist mir auf einmal so Nahe.. Außerdem kommen natürlich immer mehr Fragen auf. Welche Gene habe ich meiner Tochter mitgegeben? Woher hat sie die hellen Haare wo doch ihr Vater und ich dunkel sind. .... Mehr als einmal kam der Gedanke auf, meiner Mutter einen Brief zu schreiben und ihr zu erzählen das sie nun Oma ist und ihr auch einige Fragen zu stellen. Aber ich weiß nicht ob es der richtige Weg wäre. Sie hat vor vielen Jahren übers Jugendamt deutlich gemacht, dass sie keinen Kontakt haben möchte, ich jedoch Fragen jederzeit übers Jugendamt an sie stellen könnte.
Früher wollte ich Kontakt, ich wollte ihn für mich...schwer zu erklären. Heute will ich ihn auch, aber nicht nur um Meinetwillen, sondern auch um ihr sagen zu können "Ich kann verstehen wieso du damals so gehandelt hast, ich kenne deine Situation, du hast dich richtig entschieden und ich danke dir dafür". Als ich die ersten Kontaktversuche gestartet habe, war ich ein Kind/Jugendliche. Heute bin ich Mutter, genau wie sie heute mit ihrer zweiten Tochter Alleinerziehend.
Ich liebe meine Tochter und doch macht mich ihr Anblick manchmal traurig. Weil sie mich so sehr an mich erinnert, an meine Mutter... Meine Tochter wird ohne Vater aufwachsen, jedoch kann ich ihr erklären warum. Ich stelle mir diese Frage bei meinem leiblichen Vater noch immer... Ich habe einfach so viele Fragen an meine Mutter und möchte ihr gern so vieles sagen..
Hallo Leanna, ich bin zwar auch noch neu hier aber ich wollte dir trotzden mal antworten. Wahrscheinlich würde ich mit allen meinen Fragen/Ängsten und Sorgen einen Brief verfassen und versuchen ihn über das JA zu übermitteln. Dann bekommst du hoffentlich ein paar Antworten. Lg
Mariella hat ganz Recht. Ich wuerde all das, was du so frei hier gesagt hast, deiner eigenen leiblichen Mutter schreiben und anvertrauen Und wenn es irgendwie machbar waere, wuerde ich an deiner Stelle den Bief sogar durch Freunde, Bekannte, uebergeben, damit es sicher ist dass er ankommt.
Zitat von Leanadas wird sie niemals machen. Bislang besitze ich einen einzigen Brief von ihr und der macht mir ziemlich deutlich, dass sie keinen Kontakt möchte.
Von wann ist der Brief? Weißt du, warum sie keinen Kontakt möchte, also was sie konkret davon abhält?
Worum geht es dir? Möchtest du ein paar fragen gerne stellen oder wünschst du dir weitergehenden Kontakt? Je nachdem könntest du noch ein mal einen Brief schreiben und deine Absicht kundtun, dann siehst du ja, ob und wie sie reagieren wird. Schreibe ihr doch von deinem Verständnis für ihre Situation usw....das ist ja schon mal ein guter Anfang. Schreib ihr doch das, was du ihr so gerne sagen möchtest, dann ist sie dran, etwas daraus zu machen.
Die Dinge ändern sich manchmal ja auch, in deinem wie in ihrem leben. Evtl. Denkt sie heute anders über einen Kontakt zu dir (würde aber evtl. Von sich aus nichts tun) - oder aber sie bleibt bei ihrer Haltung. Aber dann hast du, auch wenn das bitter ist, Klarheit gewonnen und verstrickst dich nicht weiter in Gedanken was, wie, wohl wäre. Gehst du einen Schritt auf sie zu, solltest du aber auch damit rechnen, dass sie bei ihrer Haltung bleibt und dass musst du aushalten können!
Letztlich kann dir hier denke ich niemand einen konkreten Rat geben. Ich finde, es hängt einfach davon ab, wie sehr das Thema dich beschäftigt und ob du so wie es jetzt ist, damit umgehen kannst bzw. Damit evtl. Auch abschließen - ohne dich zu fragen, ob du es nochmal versuchen hättest sollen.
Egal wie du dich entscheidest wünsche ich Dir dafür Viel Mut und Kraft!
Zitat von Leanaich bin mir da sehr unsicher. Möchte man als H-Mutter überhaupt wissen das man Oma geworden ist, oder reißt das alte Wunden wieder auf ?
Wenn wir immer nur danach fragen, wie wir moeglichst perfekt jeglichen Schmerz im anderen Menschen vermeiden, muessen wir uns tot stellen. Das Leben besteht aus Gefuehl, schoene wie weniger schoene. Ich denke moralisch hast du das Recht ihr das mitzuteilen.
auch ich möchte dir raten, auf jeden Fall zu versuchen, Kontakt aufzunehmen. Das Risiko, dass deine Mutter keinen Kontakt willl steht 50:50. Ich habe viel zu lange gewartet, es kann auch irgendwann zu spät sein und du musst dann dein ganzes Leben mit der Ungewissheit leben. Aber letztendlich musst du das natürlich ganz allein entscheiden, das kann dir leider keiner abnehmen.
Kleiner Nachtrag: selbst wenn deine Mutter den Kontakt verweigert, kannst du dann abschließen, auch wenn es schmerzhaft ist; dass weiß ich aus eigener Erfahrung, nichts ist so schlimm wie die Ungewissheit.