heute wie versprochen etwas mehr zu den Abläufen*, die wir als Adoptionsbewerber durchlaufen müssen:
Es beginnt mit Informationsabenden beim Jugendamt (JA), wir haben erst den Abend für Inlandsadoptionen, dann den für Auslandadoptionen besucht. Diese sind Pflicht für jeden ernsthaften Bewerber, für uns waren diese beiden Abende vor Allem sehr, sehr interessant und die JA-Mitarbeiterinnen waren offen und engagiert. Es wird auf viele Probleme hingewiesen und gewünscht sind eigentlich nur Eltern, die sich eine möglichst offene Adoption vorstellen können.
Da bei Inlandsado´s die Wartezeit gar nicht eingeschätzt werden kann und auch die Anzahl der Bewerber viel höher ist als die zur Adoption freigegebenen Kinder, haben wir uns fürs Ausland entschieden. Bei Kolumbien fanden wir die Abläufe sehr gut und verständlich. Die Vermittlungsstelle hat uns im ersten Gespräch intensiv befragt, alle Adoptionen müssen über Vermittlungsstellen gemacht werden, sonst sind sie illegeal. Man kann sich nur für ein Land anmelden, manchmal darf man parallel in Deutschland für eine Adoption gemeldet sein und wenn das JA + die Herkunftsmutter uns für geeignet hält, bekommen wir einen Kindervorschlag aus München.(das ist aber sehr unwahrscheinlich, oder kann Jahrebis Jahrzehnte dauern)
Wir müssen für die Vermittlungsstelle diese Termine absolvieren/ Unterlagen abgeben: Psych. Gutachten, 3 notar. beglaubigte Empfehlungen von Bekannten, Sozialbericht, Fotos von uns, Familie, Freunden und der Umgebung. Diese Unterlagen werden übersetzt und ca. 6-9 Monate später hoffentlich in Kolumbien anerkannt, diese Behörden geben dann eine Empfehlung zur Alterstufe des Kindes ab. Bis ein Kindervorschlag kommt dauert es im Moment ca. 2 Jahre, wird aber bis wir nächstes Jahr soweit sind bestimmt noch länger dauern. Wichtigstes Kriterium ist, dass wir für das Kind geeignet sind und nicht umgekehrt. Und natürlich eine positiv-verständnisvolle Einstellung zur Herkunft und zur leiblichen Mutter.
Fürs JA bzw. den Sozialbericht: einen Lebensbericht, Gesundheitsatteste, mehrere Fragebögen (über allgemeine Themen und speziell zu ausländischen Kindern sowie Probleme, die mit der Herkunft/Hautfarbe und Adoption entstehen könnten), 4-6 Termine, darunter 1-2 Hausbesuche, viele offizielle Unterlagen, Geburtsurkunde, Heiratsurkunde, Führungszeugnis und alles mehrfach gegenbestätigt/beglaubigt.
Nach dem Kindervorschlag, reisen wir für 4-6 Wochen nach Kolumbien um vor Ort von den Behörden begutachtet zu werden, das Kind bei der Pflegefamilie abzuholen und die offiziellen Gerichtstermine abzuwarten.
Wir sind da noch ganz am Anfang, aber wir versuchen aber viel zu dem Thema Adoption herauszufinden, damit wenn wir wirklich gute Eltern werden. Sicherlich werden wir ganz offen mit unserem Kind sprechen und je nach Alter eine verständliche Erklärung zu seinen Wurzeln finden. Unsere beiden Familien stehen dem Ganzen sehr offen und positiv gegenüber, glücklicherweise. Etliche Aspekte konnte ich jetzt hier nicht aufschreiben, aber ich hoffe ihr habt so einen kleine Einblick wie es für uns läuft.
Es ist auf jeden Fall ganz toll, dass ihr alle hier in diesem Forum so offen über eure Geschichte und den daraus entstandenen Problemen schreibt und wir so versuchen können vieles besser zu machen.
Liebe Grüße
Do.
*sind glaube ich je nach Bundesland/Herkunftsland etwas verschieden
Hallo Do, ich habe mal Deinen Bericht hierher kopiert, hoffe das ist OK!? Danke, für den Einblick in Abläufe! Das ist sicher sehr hilfreich für andere Adoptionsbewerber, die vielleicht, hoffendlich, dieses Forum noch finden.
Darf ich fragen, über welche Vermittlungsstelle ihr adoptieret? Und kannst Du schon was zu den Unkosten sagen, die bei einer Adoption aus Kolumbien auf Euch zukommen?
Habe gehört, daß der Sozialbericht für eine Inlandsadoption mittlerweile auch schon was kostet. Weißt Du ob das stimmt?
Ich finde es gut, daß Du die Beiträge der anderen Betroffenen hier liest. Adoptierte haben doch mehr Probleme, als von der Allgemeinheit angenommen. Um so schöner ist es zu lesen, daß sich heutige Adobewerber intensiv mit dem Thema auseinander setzen!
Das die Kinder anonym abgelegt werden ist in Kolumbien, meines Wissens nicht so häufig, zum Glück. In Kolumbien ist die "typische Adoptionsgeschichte" meist wie folgt: junges Mädchen, wird ungewollt schwanger, ist überfordert, keine Unterstützung aus der Familie, sie bekommt das Kind, lässt es viel allein, das Kind verwahrlost. Wenn das von Nachbarn bemerkt wird, wird das kolum. JA eingeschaltet, das gibt das Kind in eine Pflegefamilie und versucht mit der Mutter einen Plan zu machen, wie sie ihr Leben in den Griff bekommt. Sie darf ihr Kind immer wieder besuchen und sollte sich um Arbeit/ Wohnung und ihr Leben mit Kind bemühen. Manchmal kommt sie noch zum ersten Termin, beim zweiten zu spät und zum dritten gar nicht mehr. Oft ist sie dann nicht mehr aufzufinden. Es wird in der Presse ein Aufruf veröffentlicht, in dem nach der Mutter oder etwaigen Verwandten gesucht wird, die sich um das Kind kümmern könnten. Es wird auch eine bestimmte Frist (ich glaube 6 Mon.) genannt, ab der das Kind als "Verlassen" deklariert wird. Erst dann wird das Kind zur Adoption freigegeben. Der Name der Mutter und die Vorgeschichte sind bekannt, wenn die Mutter irgendwann wissen will was mit dem Kind passiert ist, kann sie sich beim kol. JA erkundigen, die von den A-Eltern "Nachsorgeberichte" mit Fotos vorliegen haben.
Seit neuestem bietet unsere Vermittlungsstelle (AdA) an, wenn von Kindesseite Interesse besteht, die Mutter zu suchen, vorsichtigen Kontakt aufzunehmen und vom Kind zu erzählen, bzw. umgekehrt, sogenannte "Wurzelsuche" Ich glaube das ist aber erst möglich wenn das Kind 6 Jahr alt ist.
Wir werden den 4-6 wöchigen Aufenthalt beim Abholen nutzen, ganz viel von Land und Kultur zu erfahren, viele Fotos machen, damit unser Kind eine Herkunft hat. Wir werden ihm sagen, wie sehr seine H-Mutter es liebt, es ausgetragen und geboren hat.
Bianca: Zu deiner Frage mit den Kosten, ohne Reise sind es ca. 5-7.000€ an die AdA. Der Sozialbericht für Inlandsado´s kostet, wie auch fürs Ausland ca. 1.200€.
Ich bin auch komlett gegen Incognito Adoptionen, es hilft allen Beteiligten, wenn ein Kontakt zur H-Mutter möglich ist.
Hallo Do, ich kann es einfach nicht fassen, daß ein Sozialbericht, so teuer ist! Eigentlich soolte er kostenlos sein. Schließlich wird er doch von Mitarbeitern des Jugendamtes gemacht. Und die bekommen doch so oder so ihr Gehalt! Um zum Wohle des Kindes muß ein Sozialbericht her. Was ich durchaus verstehen kann. Aber warum müssen die Adobewerber für eine Leiszung des Jugendamtes etwas bezahlen, was dem Wohl des Kindes dient?
Für mich ist das einfach nur unlogisch, und Geldmacherei!!!
Daß die zukünftigen A.Eltern selbst die Kosten der Unterkunft im Ausland übernehmen müssen, ist für mich das einzige, was mir noch logisch erscheint!!!
Liebe Vulnona, sehe ich genauso! Der Mitarbeiter im Jugendamt hat ja die Gesetze nicht gemacht!!!
Do schrieb in einem anderen Tread, daß die Kosten im Ausland ja auch deshalb so hoch seien, damit die Mitarbeiter vor Ort genügend bezahlt werden können, und um so evtl. Bestechungen zu vermeiden. Hört sich ja erst mal logisch an.
Für mich klingt das aber doch eher fadenscheinig - was soll denn ein Mitarbeiter in Afrika, Kolumbien,... verdienen, daß er nicht mehr bestechlich von Bürgern der 1. Welt ist? Mir ist einfach noch nie zu Ohren gekommen, daß Arbeiter in der 3.Welt so gut verdienen.
Ich möchte nicht behaupten, daß A.Eltern die Kinder erkaufen!!! Ich denke aber, daß es da eine ganze Reihe Leute gibt, die sich an diesem Geld bereichern :-(
Zitat von BibiBlocksteinLiebe Vulnona, sehe ich genauso! Der Mitarbeiter im Jugendamt hat ja die Gesetze nicht gemacht!!!
Do schrieb in einem anderen Tread, daß die Kosten im Ausland ja auch deshalb so hoch seien, damit die Mitarbeiter vor Ort genügend bezahlt werden können, und um so evtl. Bestechungen zu vermeiden. Hört sich ja erst mal logisch an.
Für mich klingt das aber doch eher fadenscheinig - was soll denn ein Mitarbeiter in Afrika, Kolumbien,... verdienen, daß er nicht mehr bestechlich von Bürgern der 1. Welt ist? Mir ist einfach noch nie zu Ohren gekommen, daß Arbeiter in der 3.Welt so gut verdienen.
Ich möchte nicht behaupten, daß A.Eltern die Kinder erkaufen!!! Ich denke aber, daß es da eine ganze Reihe Leute gibt, die sich an diesem Geld bereichern :-(
in Kolumbien z.B. werden alle Adoptionen über ein Amt koordiniert, die Beteiligten werden immer wieder kontrolliert und wenn es Unregelmässigkeiten gibt würden die Adotionen sofort gestoppt. Die genauen Richtlinien sind im Haager Abkommen geregelt.
z.B. ICCO in Hamburg, da hat die Vermittlungsstelle scheinbar nicht korrekt gearbeitet und hat von heute auf morgen die Zulassung verloren. Die Dummen dabei waren die Adoptiveltern, die meist gar nichts von Bestechungen wussten und nach jahrlangem Warten wieder am Anfang standen.
Es gibt bestimmt gibt bestimmt immer wieder Schwachstellen in den Abläufen, aber es wird auch viel geprüft, kontrolliert und gegengecheckt. Die A-Eltern müssen dabei auch kritisch und aufmerksam sein!
Hallo Do, ja, da gebe ich Dir Recht! Als bei Icco aufgefallen ist, daß was nicht stimmt, waren sie weg vom Fenster. Klar, kann man nicht alles kontrolieren, und Schwachstellen wird es leider immer geben :-(
Für die Adobewerber von Icco muß das richtig schlimm gewesen sein. Grade für die, die schon im laufenden Verfahren waren! Nicht nur die Ungewissheit, was nun aus der geplanten Adoption wird, auch daß bereits gezahlte Geld war ja weg, und sie mußten wieder von vorne anfangen. Ich weiß gar nicht, in wie weit denn die Kinder noch vermittelt wurden ( in laufenden Verfahren), als Icco die Zulassung verloren hat?