mich rührt Deine Lebensgeschichte sehr an und ich fühle Deinen Schmerz und Deinen Frust über die vielen verpaßten Zuwendungen und die bedingungslose Betreuung , auf die ausnahmslos jedes Kind, so auch Du einen Anspruch hat und hattest. Meiner Ansicht hat dieses Unvermögen Deiner A-Eltern nichts mit Deinem Status als Adoptiveltern zu tun, sondern eher mit persönlichen Merkmalen, verknüpft mit mannigfaltigen Eheproblemen. Im Bekanntenkreis kenne ich auch diese Konstellationen mit leiblichen Kindern, die aus diesen Gründen total am Rande agierten und den Begriff Zuwendung absolut nicht kannten und kennen. Heute, selbst Eltern, erweisen sie sich als bindungsunfähig und die Mutter spricht immer von den Macken ihrer Kinder, die aber zum größten Teil auf das Konto ihres Exmannes gingen. Wenn man mal ihre Kindheit beleuchtet, erfährt man von großen Zuwendungsdefiziten während dieser Zeit, in der sich ausschließlich die Haushälterin ein klein wenig um sie kümmerte, wo sie Bindung an irgendeine Person auch nicht lernen konnte. Leider pflanzen sich solche Schicksale fort.
Das soll aber nicht heißen, dass Eltern, gleichgültig ob H- oder A-Eltern, sich nicht bemühen müssen, ihren Kindern optimale Bedingungen für ein gedeihliches Heranwanchsen zu schaffen; nicht unbedingt wirtschaftlich, sondern viel wichtiger, emotional. Es tut mir immer leid, wenn Menschen ihr ganzes Leben lang leiden müssen, wenn sie diese Lebensgrundlagen als Kind nicht hatten, so wie Du. Ist es Dir möglich, das bislang Vermißte und Verpaßte wenigstens ein klein wenig beim Großziehen Deines Kindes aufzuholen? Natürlich können die vorhandenen Löcher nicht gänzlich gestopft werden, aber ein klein wenig Balsam von eigenen Kindern darübergestrichen, tut doch unendlich gut.
Das Verhalten Deines Vaters Dir gegenüber ist natürlich mehr als Vernachlässigung eines Schutzbefohlenen. Dass solche Menschen mit einer derartigen Gefühlskälte nicht von schlechtem Gewissen geplagt werden, will mir nicht in den Kopf. Dazu dann noch die Auseinandersetzung mit seinen Ex-Angehörigen, die gelinde ausgedrückt eine Unverschämtheit ist. Irgendwie sind solche Menschen egoistisch bis zum Gehtnichtmehr und gehen im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen. Ich hoffe nur, Du hast den Prozess gewonnen und brauchst nicht zu zahlen.
ZitatDu schreibst: Meine Mutter hat den Weg einen Therapeuten hinzuzuziehen nie gewählt, wahrscheinlich weil sie sich die Tatsache das unser Verhältnis anders ist als bei leibl. Eltern-Kind Verhältnissen nicht eingestehen wollte, oder weil sie einfach kapituliert hat und darauf wartete das ich erwachsen werde und mein eigenes Leben leben kann. Meine A-Mutter fragt noch heute nicht nach meinem Leben und sagt immer nur das sie das nichts angeht. Ich glaub nicht das sie das aus Böswilligkeit macht,
Es muß nicht sein, dass Ado-Eltern-Kind-Verhältnisse anders sind als zu leiblichen Kindern. Mein Verhältnis zu meinem Sohn war und ist von jeher sehr eng - von ihm ausgehend -, was mir trotz seiner ausgeprägt rebellischen Art doch sehr viel Kummer und Sorgen ersparte. So wandte er sich als Kind und Jugendlicher von Spielkameraden ab, die Dummheiten anstellten oder anfingen in größeren Mengen Alkohol zu trinken, auch wenn er zuvor Tag und Nacht mit ihnen zusammen war. Unser mehrfaches Angebot, ihm bei der Suche nach seiner Herkunft behilflich zu sein, lehnt er bis heute mit der Bemerkung ab, "er hätte Eltern und brauche keine weiteren". Mein Gefühl ihm gegenüber könnte bei einem leiblichen Kind nicht herzlicher sein, obwohl wir absolut nicht immer einer Meinung sind und er vor einer Annäherung unserer Standpunkte auch heute noch erst einmal von der Decke herunterkommen muß.
Übrigens, die inzwischen verstorbene leibliche Mutter meiner Freundin sagte zu ihren Töchtern zeitlebens: "Kommt mir ja nicht mit Euren Problemen an, die behaltet für Euch, schöne Erlebnisse könnt ihr mir jederzeit erzählen". Aber Anteil an ihrem Leben nahm sie doch mittels Zuwendung für die Enkelkinder.
Dieses ist die zweite Ausfertigung meines Beitrags, der erste verschwand spurlos nach dem Absenden. Nun ist er doch wieder sehr lang geworden, aber nicht so ausführlich wie der erste.
Wünsche Dir eine schöne, harmonische Woche und alles Gute
Ich dachte dass das Forum da ist um sich gegenseitig zu unterstützen und von einander zu lernen, wie man mit seiner Situation am besten umgehen kann?! Gegenseitige Vorwürfe und Anfeindungen finde ich hier ziemlich unpassend. Eine Beziehung zwischen Eltern und Kindern ist immer ein Geben und Nehmen. Wenn ich Liebe und Sicherheit gebe und dafür von meinem Kind geliebt werde, dann ist das durch aus Balsam für mich, dann weiß ich, dass ich eine gute Mutter bin und alle Selbstzweifel sind zumindest für einen kurzen Moment vergessen. Diese Bestätigung braucht glaub ich jede Mutter egal ob leiblich- oder Adoptiv-. Wichtig ist doch nur das man offen zu seinen Kindern ist und sie auf der Suche nach ihrem Weg unterstützt und nicht unterdrückt bzw. erdrückt. Auch wenn ich selbst viel Pech mit meiner A- Familie hatte und das Ziel der Adoption mehr als fraglich war, so glaub ich das im Vordergrund für eine Entscheidung zur Adoption immer der eigene Wunsch nach einem Kind und der Traum von einer eigenen Familie steht, der in den meisten Fällen nicht realisierbar ist. Wenn man ehrlich ist, so sind alle Eltern die sich ein Kind wünschen Egoisten. Von Zwangsadoptionen mal abgesehen, so sind doch die leibl. Eltern die ihr Kind weggeben die wahren Egoisten. Die Aussage das Adop Eltern nur für das Wohl ihrer Adop. Kinder da sein sollten, ohne eigene Wünsche und Bedürfnisse mit in die Erziehung einzubringen, finde ich unrealistisch. Wir sind doch alle nur Menschen und wie sollten Adop Eltern die Fehler die die leibl. Eltern begannen haben damit ungeschehen machen können!
Zitat von Freya Ich dachte dass das Forum da ist um sich gegenseitig zu unterstützen und von einander zu lernen, wie man mit seiner Situation am besten umgehen kann?! Gegenseitige Vorwürfe und Anfeindungen finde ich hier ziemlich unpassend. Eine Beziehung zwischen Eltern und Kindern ist immer ein Geben und Nehmen. Wenn ich Liebe und Sicherheit gebe und dafür von meinem Kind geliebt werde, dann ist das durch aus Balsam für mich, dann weiß ich, dass ich eine gute Mutter bin und alle Selbstzweifel sind zumindest für einen kurzen Moment vergessen. Diese Bestätigung braucht glaub ich jede Mutter egal ob leiblich- oder Adoptiv-. Wichtig ist doch nur das man offen zu seinen Kindern ist und sie auf der Suche nach ihrem Weg unterstützt und nicht unterdrückt bzw. erdrückt.