Hallo Cuddle Kid, ich muss dir danken für deinen Beitrag! Sehr sogar! Ich bin in deinem Alter (20 J.) und möchte seit Jahren nach meiner leiblichen Mutter suchen. Aber ich habe mich nie getraut.
So wie du es schilderst, wirkt es fast schon wie im Bilderbuch. Trotzdem wundert es mich auch, dass es so wenig Erfolgsberichte gibt. Das mit dem schlechten Gewissen den A-Eltern gegenüber kenne ich. Es ist zwar auch bei mir nicht nötig, dass ich mich schlecht fühle, aber man hat doch irgendwo das Gefühl, die Menschen, die einen aufgezogen haben und lieben, zu hintergehen.
Aber sag mal...ging es dir nie schlecht wegen deiner Adoption? Hat es dich nie innerlich zerrissen?
Nein, ich muss sagen, zerrissen hat es mich nie. Beschäftigt schon, man fragt sich natürlich wieso und warum und wie die leiblichen Eltern wohl sind und was dazu geführt hat. Aber für Zerrissenheit gab es bei mir nie einen Grund weil es mir immer gut ging, nicht nur zuhause sondern auch freundeskreismäßig und so. Ich habe mich nie irgendwo ausgeschlossen gefühlt so dass es zu so einem gefühl hätte kommen können. Ich glaube, dass dieses Gefühl nur aufkommt, wenn man sich nicht wirklich geliebt fühlt und nach jemandem sucht der einen liebt... könnte ich mir so erklären. Vielleicht wäre dieses Gefühl bei mir später gekommen wenn sie mich nicht hätte kennenlernen wollen...
Jedenfalls freue ich mich, dass der Beitrag dir Mut gemacht hat, und hoffe, dass du deine lbEltern findest und nicht enttäuscht wirst. Nur Mut, Ehrlichkeit und Offenheit!:)
P.S.: Meine Eltern haben mir auch immer gesagt, dass es meiner lbMutter hoch anzurechnen ist, dass sie mich abgegeben hat, da sie es zum Wohl des Kindes, also mir, getan hat und dass es sicher keine einfache entscheidung gewesen sei für sie. Deswegen hatte ich auch nie Wut auf sie, wenn ich mich dennoch gefragt habe warum.
so ähnlich schildert meine Tochter es auch, und trotzdem erzählt sie Dinge, aus denen klar zu sehen ist, dass sie ein Trauma hat. Das wurde nur nie so benannt, es hieß dann hochbegabt mit ADS Tendenz, autoagression, Agression, Bindungsproblem usw. usw.
ja, gibt bestimmt kinder denen das so ist... das kann es aber auch ohne adioption geben. bei mir hat bisher noch niemand gesagt, dass ich an irgendeiner störung leide- also ist adoption auch nicht zwangsweise mit störungen verbunden... naja wie schon 100 mal diskutiert, es hängt von jedem selbst ab- alle sind verschieden...
du schreibst von kinderlosen, die kinder 'brauchen' ... was ist mit den kindern, die NICHT 'gebraucht' werden? die schon vor der geburt unerwünscht waren, aus div. gründen nicht in das leben ihrer eltern paßten, ab geburt dennoch dringend jemand brauchten um überleben zu können? sollen sie irgendwo ausharren und warten, bis sich gesellschaft etwas getan hat, mütter in notlagen mehr hilfe erreicht? haben sie sich ausgesucht, zu diesem zeitpunkt geboren zu werden?
ok, ich hab selber oft genug den eindruck, daß adoption mehr und mehr mittel zur familienplanung geworden ist, sich nicht auf notlagen beschränkt .... andererseits den eindruck, adoption könne wie geburtenregelung genutzt werden... im ernstfall kann ein kind ja immer noch in adoption .... les dich mal durch beiträge in 'verhütungs'foren (pro familia usw.), was jugendliche über adoption denken ...
adoption ist lebenslänglich, das ist dann gelaufen ... hab es selber erst nach und nach, mitsamt niederschmetternden erfahrungen und auseinandersetzung, begreifen müssen. aber - bei mir wäre, MIT gesellschaftlicher unterstützung und akzeptanz, NICHTS anders verlaufen! für meine mutter gab es keine alternative, adoption war wohl der einzige ausweg ...
ich versuch es deutlich zu machen:
vorab: mir ist weiterhin unklar, ob meine älteste schwester oder ihre mutter meine leibliche mutter ist, kann da kaum zusammenhänge noch lebensumstände, die mit mir zu tun haben, einordnen (was sicher zum besseren verständnis beitragen könnte ... aber darauf haben ungewollte kinder ja kein recht ..).
ist erstere (meine damals minderjährige schwester) meine leibliche mutter, wäre ihr jugend und zukunft mit kind gründlich verbaut worden - obwohl ich denke, sie war damals sowieso noch nicht reif genug dafür, und innerhalb der familie eben auch niemand der einsprang. für ihre schwangerschaft wird man sicherlich auch noch ihre mutter verantwortlich gemacht haben, die ihre kinder in abwesenheit des ehemannes vernachlässigt haben muß ...
ist ihre mutter meine leibliche, wird das für die bereits existierende familie (kinder, ehemann, von dem alle wirtschaftlich abhängig waren) ebenso katastrophal gewesen sein, dann wäre ich in der familie die wandelnde erinnerung an einen seitensprung gewesen ... und wer will schon dauerhaft daran erinnert werden in einer schein-kath. ehe? sich deshalb von der gesamten familie trennen? wäre für sie auch keine lösung gewesen. was für eine schöne kindheit hätte mich dort erwartet ...
die mit den a-eltern/ a-familie war anders, anders schrecklich, was m.m. zum teil sicherlich mit der 'kompetenz' der damaligen vermittlungsstelle zu tun hatte ... selbst wenn ich vom kopf her eine menge erklärungen finde, hebt das anders-aufgewachsen-sein nie die tatsache auf, von den eigenen eltern verlassen worden zu sein.
mein fazit: für eine abtreibung wird es damals zu spät gewesen sein. wäre ich in der familie geblieben, wäre wahrscheinlich diese (mitsamt ehemann, der selbstverständlich kein verständnis oder interesse für mich aufbringen konnte) daran zerbrochen. allein von anderen von meiner existenz zu erfahren (war da vermutlich schon weg), muß ihn schon sehr getroffen haben, sich auf das gesamte familienklima katastrophal ausgewirkt haben. also hat sie sich damals gegen mich, für die vorhandene familie entschieden.
was hätte sich bitte an diesem dilemma mit mehr gesellschaftliche akzeptanz und unterstützung geändert? abgabegründe in diese richtung sind bestimmt keine seltenheit.
für alleinerziehende kann ich mir da schon besser gesellschaftliche unterstützung und rechtzeitige hilfe vorstellen, um mütter/eltern und kindern eine adoption zu ersparen.
schlimm für mich ist: dieses 'verursacher-prinzip' scheinen meine geschwistern (oder was sie auch immer für mich sind) verinnerlicht zu haben, ich bin für sie weiterhin diejenige, die irgendwann den familienfrieden gefährdete. entweder sind sie da irgendwo stehen geblieben - oder sie überlassen die ganze geschichte aus gutem grund ihrer schwester ...
tjaaaaa :-(
Bonnie, das ist aber keine gute Lebensgrundlage, zu wissen, man ist der ungewollte Störenfried, der um Haaresbreite am familiären Unfrieden schuld gewesen wäre...
Ich vermute, daß Du das Wunschkind deiner A-Eltern warst - kann das eine das andere nicht ansatzweise aufwiegen, sozusagen die 2. Chance? Das frage ich mich eben immer.
so weit ist die A-forschung ja noch gar nicht gediehen, und die Normalsterblichen meinen, wenn man von traumatisierten Kindern redet, dann erzählt man einen vom Pferd.
Bis zur Pubertät sind Trennungen, Beziehungsabbrüche für Kinderseelen verheerend, und ganz unterschiedlich sind dann auch die gesundheitlichen folgen. Manche kann man in jahrelanger kleinarbeit in der Familie beheben, andere müssen von Fachleuten behandelt werden.
Vielleicht gibt es auch Kinder, die das alles problemlos weggesteckt haben? Das ganze ist für mich so komplex und unterschiedlich, wie es Kinder gibt, (jeder jeck ist anders).
Trotzdem cuddle kid, freut es mich, daß du so gut mit deinen 2 familien zurechtkommst ,daß die eine die andere akzeptiert und du dich in beiden so gut bewegen kannst. kein haß auf die gegenseite!! schön, ich wünsche dir ,daß das so bleibt, und deine a-mutter bewundere ich - sie hat dieselbe einstellung wie ich.