Ich bin völlig durcheinander! Ich bin 56 Jahre alt und wurde im Alter von 5 Monaten adoptiert. In meiner Familie war es immer ein Tabuthema, dass ich adoptiert bin, habe ich im Alter von 15 Jahren von einem Besoffenen erfahren. Meine Eltern mussten sich dann ja kurz dazu äussern, dass ich adoptiert bin und dann wurde nie wieder davon gesprochen. Jetzt habe ich vor ca. 4 Monaten eine Mail von der Tochter meiner leiblichen Schwester (die leider verstorben ist) bekommen. Sie haben schon immer von mir gewusst (woher sie es wussten ist eine etwas längere, unglaubliche Geschichte). Um es kurz zu machen: wir haben uns schon gesehen, sie hat noch eine Schwester, und haben uns auf Anhieb gut verstanden. Ich habe auch schon ein Telefonat mit meiner leiblichen Mutter, die ja die Oma der beiden ist, geführt. So, und jetzt mein Problem: von meinen Adoptiveltern lebt nur noch meine AMutter, sie aber schon 87 Jahre alt und darf das alles nicht wissen, sie würde das nicht verstehen. Was soll ich bloß machen. Für Eure Hilfe wäre ich sehr dankbar.
ich bin auch adoptiert worden - ich war auch erst ein paar Wochen alt...
Hab hier im Forum schon geschrieben, wie alles war, falls Du es lesen möchtest.
Ich würde Deiner A-Mutter nichts davon erzählen. Meine A-Eltern haben es bis heute nicht verstanden damit umzugehen, dass ich meine Herkunftsfamilie gesucht habe und auch gefunden habe. Nun hab ich seid zwei Jahren keinen Kontakt mehr zu meinen A-Eltern (beide fast 70 Jahre alt).
Für mich war es auch so eine heikle Situation, ich musste es einfach sagen, dass ich die Unwahrheiten nicht mehr weiter ertragen kann. Ich musste meine Erfahrung mit der Herkunftsfamilie selber machen. Auch wenn dieses sich zurzeit ziemlich schwierig mit meiner leiblichen Mutter gestaltet. Ein auf und ab halt.
Erstmal herzlich Willkommen hier. Ich bin auch als Baby adoptiert worden und habe meine Herkunftsfamilie im Laufe der letzten vier Jahre kennengelernt. Meine A-Familie gibt zwar vor da "cool" mit umzugehen...meinen Papa haben sie auch schon live kennengelernt, aber so richtig happy sind sie da auch nicht mit.
In Deinem Fall spielt natürlich auch das Alter Deiner A-Mutter eine große Rolle...ich denke es ist eine moralische Frage ob man eine Frau in dem Alter, die offensichtlich ein Problem mit Deiner Adoption hat damit "belasten" soll, obwohl sie ja eigentlich seit Deiner Adoption wusste, auf was sie sich einlässt. Ist sie geistig noch fit? Und hälst Du sie generell noch für belastbar? Denn wenn sie das ertragen könnte, dann würde ich persönlich sie das auch er"tragen" lassen...mittragen lassen, denn sie steckt mit Dir im selben Boot...in dem Boot in das SIE Dich eingeladen hat.
Aber bei all dem finde ich ist das Wichtigste wie es DIR dabei geht. Denn DU solltest in dem ganzen Szenario die Hauptperson sein. Schlimm genug, dass Du als Kind nicht adequat mit Deinen Wurzeln umgehen durftest, so denke ich ist es sehr wichtig jetzt, da Du die einmalige Chance bekommst, alles dafür zu tun, damit Du wieder geerdet wirst. Wenn es DIR also gut tut Deine leibliche Mutter zu treffen, dann tue es. Du bist ein erwachsener, eigenständiger Mensch und auf keinen Fall Eigentum Deiner A-Familie...mache Dich nicht abhängig von Ihnen und ihren moralischen Wertvorstellungen.
Ich wünsche Dir ganz viel Glück in der kommenden Zeit und hoffe, dass sich für Dich alles zu einem wunderbaren Ganzen zusammenfügt.
Liebe Susanne, ich teile voll und ganz die Meinung von Born, ich schrieb einmal in einem anderen Thread
Zitatdass die Meinung der Adoptiveltern in dieser Hinsicht absolut keine Rolle soielen sollte, Du bist sicherlich schon volljährig, also kannst selbst entscheiden. Für mich würde eine Ablehnung durch die A-Familie keine Rolle spielen. Ein Einmischen der A-Eltern bei der Kontaktaufnahme und dem Halten des Kontaktes ist egoistisch und schlecht. Ich habe es am eigenen Leib erfahren müssen, wie meine Tochter von ihren A-Eltern beeinflusst wird, um den Kontakt mit mir abzubrechen. Du solltest selbst entscheiden wollen und können, ob Du den Kontakt zu Deinem Bruder wieder aufnehmen möchtest oder nicht. Da haben Deine A-Eltern absolut kein Mitspracherecht. Denn es sind trotz allem Deine leiblichen Verwandten.
und bei dieser Meinung wäre ich auch bei Dir. Du bist für Deine Entscheidungen selbst verantwortlich, auch wenn Deine A-Mutter schon so alt ist, würde das für mich keine Rolle spielen, denn sie hat es ja vorher gewusst.
Auch mit dem Satz
ZitatWenn es DIR also gut tut Deine leibliche Mutter zu treffen, dann tue es. Du bist ein erwachsener, eigenständiger Mensch und auf keinen Fall Eigentum Deiner A-Familie...mache Dich nicht abhängig von Ihnen und ihren moralischen Wertvorstellungen.
hashi, einer frau, die es bis zu ihrem 87. lebensjahr nicht schaffte, sich in deine lage zu versetzen, die offenbar in ihrer eigenen welt lebt, bist du, meiner auffassung nach, nicht verpflichtet sie darüber zu informieren. es ist dein leben!
Hallo Susanne, was bringt Dich durcheinander? Warum fragst Du Dich, ob Deine A-Mutter es verkraften würde, von Deinen Kontakten zur Herkunftsfamilie zu wissen? Ist es eher Dein Bedürfnis, mit ihr darüber zu sprechen, oder möchtest Du nicht darüber mit ihr reden, hast aber dann irgendwie eine Art schlechtes Gewissen?? Alle Antworten, die Du bekommem hast, sind objektiv völlig richtig. Aber was subjektiv, für Dich persönlich das Richtige und das Wichtigste ist, kannst nur Du selber beurteilen. Vielleicht hilft es Dir, wenn Du Dir vorstellst, wie ein Gespräch mit deiner Adoptivmutter ablaufen könnte, wie Du Dich dabei fühlen würdest usw. Ich wünsch Dir einen klaren Kopf und ein sicheres gefühl Pino
Hallo ihr Lieben, vielen, vielen Dank für eure tollen Antworten, die mir Mut machen, "weiter zu machen", d.h. ich werde mich wahrscheinlich im September mit meiner leiblichen Mutter treffen. Ich habe von meiner Nichte auch schon ein Bild von ihr bekommen und ich kann es selber nicht verstehen, aber ich träume jede Nacht von ihr und sehe immer ihr Bild vor mir. Ausserdem haben meine Nichten und deren Familien mir gesagt, dass ich eine unglaubliche Ähnlichkeit mit meiner leiblichen Mutter, ihrer Oma, habe. Und zwar nicht nur, was das Äussere betrifft, sondern wohl auch in meinem ganzen Verhalten. Ich finde das sehr faszinierend, weil wir uns ja noch gar nicht kennen, ich also Verhaltensweisen gar nicht übernehmen konnte. Was meine A-Mutter betrifft, so war sie immer eine gute Mutter, sie konnte aber noch nie Gefühle zeigen und ist jetzt im Alter sehr hart und egoistisch geworden und tut sich selber nur leid, weil sie alleine ist und ich natürlich auch nicht jede Woche kommen kann (sie wohnt 100 km entfernt, ich arbeite ganztags). Sie ist aber noch ganz fit für ihr Alter und kann noch alles selber machen. Aber sie hat mich schon immer wie ihr Eigentum behandelt und gibt mir das Gefühl, immer dankbar sein zu müssen. Ich habe natürlich ein schlechtes Gewissen, weil ich es ihr nicht erzähle, aber ich weiss auch ihre Reaktion darauf. Aber ich habe für mich entschieden, dass ich meine leibliche Mutter kennenlernen möchte, das Verlangen danach wird jeden Tag mehr. Liebe Grüße Susanne
Zitat von Hashimoto... Aber sie hat mich schon immer wie ihr Eigentum behandelt und gibt mir das Gefühl, immer dankbar sein zu müssen.
Ich habe am eigenen Leib erlebt, was eine derartige Abhängigkeit bedeutet, aber am Ende zahlt sie sich nur selten für den aus, der einst am berühmten "längeren Hebel" saß, denn irgendwann hält das selbst die gutmütigste Seele nicht aus und sie wendet sich ab! Ich finde es höchst bedauerlich, dass ausgerechnet Adoptierte, die am allerwenigsten für ihren Status können, diese Schuldgefühle entwickeln. Da scheint irgendwie doch nicht alles zum Wohle der Adoptierten zu laufen
ZitatIch habe natürlich ein schlechtes Gewissen, weil ich es ihr nicht erzähle, aber ich weiss auch ihre Reaktion darauf.
"Natürlich" ist das überhaupt nicht, denn es ist anerzogen. Das mit dem schlechten Gewissen kann man sich aber wegtrainieren. Übung macht auch hier den Meister Immer mal wieder einen kleinen Schritt nach vorne gehen ...
ZitatAber ich habe für mich entschieden, dass ich meine leibliche Mutter kennenlernen möchte, das Verlangen danach wird jeden Tag mehr.
Gratuliere zu dem Mut! Versuche aber trotzdem erst einmal möglichst "neutral" zu bleiben und nicht alles an Hoffnung zu verpulvern, was Du im Fundus hast Ich hatte mich auch so sehr auf ein Wiedersehen mit meiner Tochter gefreut, aber zu diesem Wiedersehen ist es dann doch nie gekommen. Lieber wenig erwarten und viel bekommen, als umgekehrt!
Wie ich schon schrieb, habt ihr mir sehr viel Mut gemacht, meinen Weg weiterzugehen. Mein Mann und meine zwei Töchter stehen voll hinter mir, nur mein Sohn (mein 1. Kind) hat sehr viel Zweifel. Er sagte mir vor meinemTreffen mit meinen Nichten: "Was ist hinterher mit dir? ich habe Angst, dass du traurig bist, weil du ja nicht richtig zu dieser Familie dazu gehörst und dein Leben dann viel komplizierter wird". Mit dem komplizierter werden hat er Recht, ich habe das Gefühl, es ist wie ein Balanceakt zwischen zwei Welten. Mein Mann und meine Töchter sind auch sehr interessiert (mein Mann etwas distanzierter), mein Sohn sagte nur, als ihm Fotos von dem Treffen zeigte: Das sind fremde Leute für mich. Ich habe auch immer das Gefühl, die "neue Familie" verteidigen zu müssen. Also verteidigen ist nicht das richtige Wort, ich hoffe, ihr versteht, was ich meine: mein Mann und meine Kinder (die natürlich schon erwachsen sind und nicht mehr zu Hause leben) sollen sie genauso toll finden wie ich. Ich verteidige auch meine leibliche Mutter und deren Gründe, mich zur Adoption gegeben zu haben. Ich weiss ja nicht, wie es einigen von euch geht, aber es ist bei aller Freude doch sehr kompliziert geworden.
Jetzt ist es passiert!!! Ich habe vor lauter Aufregung meinen "richtigen" Namen geschriebe. Susanne ist der Name, den mir meine leibliche Mutter gegeben hat. Ich hoffe ihr seid mir nicht böse, ich wollte euch nicht anlügen, ich wollte mich ein wenig hinter dem Namen verstecken. Wenn es euch recht ist, würde ich gerne bei Susanne bleiben.
Zitat von HashimotoJetzt ist es passiert!!! Ich habe vor lauter Aufregung meinen "richtigen" Namen geschriebe. Susanne ist der Name, den mir meine leibliche Mutter gegeben hat. Ich hoffe ihr seid mir nicht böse, ich wollte euch nicht anlügen, ich wollte mich ein wenig hinter dem Namen verstecken. Wenn es euch recht ist, würde ich gerne bei Susanne bleiben. LG Susanne (Brigitte)
Hoi,
Hashimoto ist ein schöner Name, Susanne ist ein schöner Name, Brigitte ist ein schöner Name, bleib doch bei dem Name der Dir am meisten etwas gibt! Ich wüsste, welchen ich nehmen / nutzen würde...
genau das ist mir auch schon passiert und ich habe mich selber gefragt, warum es mir etwas ausmacht und bin letztendlich auf den Punkt gekommen, dass es sehr viel mit dem Adoptionstabu zu tun hat, das wir nur langsam lernen zu durchbrechen.
Wie Du schreibst, wird vieles erst mal komplizierter, aber irgendwie tut es auch gut, wenn es offener wird, ich fühle mich dadurch freier in gewisser Hinsicht. Auch für mich als Mutter ist es manchmal wie ein pendeln zwischen zwei Welten. Ich glaube, dass nicht nur ich Dich sehr gut verstehen kann. LG Pino
hallo pino, hallo darky und ein hallo an alle anderen,
mir gehts gar nicht gut. Am letzten Mittwoch war Freude da. Gestern, Dienstag hat meine leibl. Mutter angerufen. Ich sollte in mich hereinhorchen und mich auf meine A-Eltern konzentrieren. Sie könne es nun (auf einmal - letzte Woche waren ihre Gesundheitsergebnisse alle in Ordnung) physisch und psychisch nicht mit mir ein Treffen zu vereinbaren. Wir könnten ja ab und an mal kurz telefonieren. Meine A-Eltern haben die Beziehung, die noch ganz am Anfang war ich nenn es mal: zerstört! Sie glaubt meinen A-Eltern alles, weil sie diese ja schon 40 Jahre kennt. Heute morgen habe ich ihr einen Brief geschrieben, nachdem ich gestern nur noch ein "Tschüss" über die Lippen gebracht habe und aufgelegt habe. Gefühlsmäßig bin ich mal wieder ganz unten. Habe die ganze Nacht schlecht geschlafen und fast nur geweint. So spielt das Leben. Sorry, nur schlechte Nachrichten meinerseits.
ach mensch Maja was ist das für eine Sch..... wieso haben die seit 40 Jahren guten Kontakt OHNE Dich? Kannst Du Dich nicht einfach mit allen treffen und Dir jemanden zur Unterstützung mitnehmen? Oder einfach zu deiner leiblichen Mutter hinfahren und auf der Matte stehen? Fakten schaffen ist manchmal nicht schlecht. Hast Du jemanden, der Dich unterstützt und mit dem Du reden kannst? Lieben Gruß halt die Ohren steif Pino