Wie schon häufig erwähnt, hatte ich es immer gut bei meinen Adoeltern. Na gut, meine Adomutter war schon immer schwierig, aber nie schlecht zu mir und ich konnte über ihre Fehler immer hinwegsehen. Hin und wieder aber packt es mich und es entsteht richtiger Hass auf sie, obwohl sie immer und immer nur darauf bedacht ist, mir alles recht zu machen.
Kennt jemand von euch Adoptierten das? Diese unbegründete Wut auf die Adoptivmutter aus heiterem Himmel? Und weiß jemand, wie ich daran arbeiten kann bzw. wo ich ansetzen muss?
ich glaube, hier interpretierst Du etwas in Adoption hinein, was nicht dazu gehört.
Die von Dir genannten Probleme sind absolut nicht adoptionsspezifisch, sondern betreffen alle "Kinder", denn sie ergeben sich zwangsläufig, wenn zwei Generationen miteinander auskommen müssen. Als leibliches Kind habe ich z. B. größte Schwierigkeiten mit meiner Mutter und je älter ich werde, umso schlimmer wird das, aber das ist sicher nicht immer so. In der Regel dürften sich die Differenzen mit den Jahren eher abschwächen.
Mir geht es oft ganz ähnlich, da meine Mutti überbesorgt ist und sich um jeden und alles einen Kopf macht. Ich finde es oft sehr nervend und ich gerate mit ihr aneinander. Es gehört aber für mich dazu, es ist aber kein Hass, ich liebe sie. Und wenn ich das Verhältnis von meinem Mann zu seiner Mutter sehe (ist das L-Kind), ist es nicht viel anders, die haben auch öfters mal Differenzen. Und wer weiß wie wir mal werden. Viele haben mir schon gesagt, dass ich ganz ähnlich (für mich nicht bewusst/ungewollt)mit meinen Kindern umgehe, wie meine Mutti mit mir. Bei ihr rege ich mich auf und selber fange ich auch schon so an
Du hast es doch richtig erkannt, sie meint es gut mit dir. Das zeigt doch auch die Liebe zu dir. Du musst in dem Punkt wohl etwas ruhiger rangehen und nichts überbewerten.
Und man hört doch oft, dass Menschen, um so älter sie werden, schwierig werden. Ich sehe das als normale Entwicklung.
so ganz unspezifisch für eine Adoption finde ich das nicht. Das immer alles recht machen wollen, kommt sicher auch bei leiblichen Müttern vor, aber es ist ganz klar auch oft eine Folge der Unsicherheit einer Adoptivmutter. Sie kann sich nie so sicher sein wie eine leibliche Mutter, was die Gefühle und die Bindung angeht. Mich würde es wahnsinnig machen, wenn jemand immer versucht, mir alles Recht zu machen. ich möchte sinnvolle Grenzen. Ich möchte spüren, dass der andere keine Schaumstofffigur ist.
Wenn du dir sicher bist, dass keine vergrabenen verletzungen aus der Adoption an dir nagen und du dir auch sicher bist, dass du deine A-Mutter liebst ohne wenn und aber, dann solltest du vielleicht ganz offen mit ihr über deine Gefühle sprechen, auch darüber, dass sie keine Unsicherheit haben muss. Ist nur so ne Idee. LG Pino
Ich habe in meinem Umfeld einige Mütter und Jugendliche, die alle dieses "Problem" haben! Von Adoption ist mir in keinem Fall etwas bekannt.
Klar ist, dass so ein Verhalten daraus resultiert, dass man/frau Angst davor hat, "es" nicht richtig zu machen, aber diese Angst ist ganz gewiss nicht auf A-Eltern beschränkt. Eher könnte es sein, dass Adoptierte denken: "Wenn ich nicht funktioniere, muss ich wieder weg ...", denn sie haben diese Erfahrung ja bereits gemacht.
@Mausi ich hab wenig Erfahrungen mit A Eltern, ausser den mageren Kontaktmomenten mit den Aeltern meiner Tochter. Da fand ich den Mann recht sicher und die Frau genau in dieser Art und Weise unsicher, wie ich es geschrieben habe, nur dass sie eine andere Methode gewählt hat, als alles recht machen zu wollen.
aber, klar, ich kenne das auch von leiblichen Müttern
Nee, nee, ich glaube schon, dass es was mit dem Thema Adoption zu tun hat. Ich wollte erst einmal hören, ob mir jemand ähnliches berichten kann und nichts vorweg nehmen. Aber zum einen habe ich das Gefühl, die Wut steigt proportional mit dem Besserwerden der Beziehung zu meiner leiblichen Mutter. Außerdem war es schon mal so, nachdem ich selbst Mutter wurde und jetzt gerade bin ich wieder schwanger und ich habe eine extreme Abneigung gegen sie und finde sie einfach nur schrecklich.
du kannst nur selbst einschätzen, wie massiv deine Ablehnung ist und welche Wurzeln sie haben könnte. Du kannst abschätzen, ob es Sinn macht, mit ihr zu sprechen. Hast du schon einmal eine Therapie gemacht? ich selber habe damit gute Erfahrungen gemacht. Auch bei herkunftsmüttern kann einiges hoch kommen. Als solche freue ich mich übrigens sehr, dass du so einen guten kontakt zu deiner leiblichen Mutter finden konntest Aber das heisst ja nicht zwangsläufig, dass die A-Mutter auf der Strecke bleiben muss. alles Liebe pino
Das tut mir sehr leid, denn gerade jetzt wäre doch eine so schöne Zeit, in der Harmonie angesagt wäre
Verrenne Dich aber nicht in diese Gedanken, sondern versuche lieber alle in ein Boot zu bringen - zu Deinem eigenen Nutzen! Es wäre doch schön, wenn wenigstens im Erwachsenenalter alle an einem Strang ziehen würden ...
Es tut mir immer unendlich leid, wenn ich derartige Nöte Adoptierter höre, denn sie können doch überhaupt nichts für ihren Status
Ich kenne dieses "Phänomen" sehr gut und kann bestätigen, dass es durchaus was mit Adoption zu tun haben kann. Es ist richtig, dass es völlig normal ist (auch bei leiblichen Kindern), eben auch andere Gefühle als Liebe oder Dankbarkeit einer Mutter gegenüber zu empfinden. Aber es ist auch so, dass es sich bei A-Kindern anders anfühlen kann.
Mir wurde es aus psychologischer Sicht mit einer "unbewussten Projektion" erklärt. Es kann demnach passieren - so man den Experten glaubt -, dass ein A-Kind die Enttäuschung, Wut und Traurig, die es eigentlich der Herkunftsmutter anlastet, auf die A-Mutter überträgt. Das bedeutet, dass die A-Mutter zur Zielscheibe wird, obwohl sie das eigentlich das falsche Objekt ist. Das läuft NICHT bewusst ab. Ist aber in der Wissenschaft ein belegtes Phänomen.
Könnte es sein, dass du das meinst? Wie gesagt: Ich kenne das auch.
Ich kann diese Gefühle nur zu gut verstehen. Und mir kann keiner sagen, dass dies nicht mit der Ado zu tun hat. Wir Ados haben schon ein Bündel mehr zu tragen.
Ich kann es nur aus meiner Sicht sagen: Dir wird der Boden unter den Füßen schon weggezogen. Mir z.B. fehlt der Halt, das Grundfundament, den Eltern einem geben sollte. Dieses was man so selbstverständlich sieht: Das sind meine Wurzeln, die sind bei mir nicht da. Wo gehöre ich hin???? Diese Selbstzweifel.... Im Unterbewußtsein hat man irgendwie den Gedanken, das sind nicht meine Eltern, was erzählen die mir da, es ist eine ähnliche Situation wie bei einem Stiefvater. Und dass man es der A-Mutter anlastet, ist aus meiner Sicht verständlich, denn die H-Mutter ist meistens nicht greifbar. Dadurch projeziert man schon seinen eigenen Hass in sich drin auf die A-Mutter. Auch wenn man bei den A-Eltern keine schöne Kindheit gehabt hat (so wie ich), sind die Gedanken da, bei meinen H-Eltern wäre es mir nicht so ergangen. Mir fehlt was....
Vielen Dank für eure vielen Antworten. Sie haben mir schon ein wenig auf die Sprünge geholfen.
Also, was Pino von der Unsicherheit der A-Mütter schreibt, stimmt bei mir 100%ig. Sie hat immer Angst, etwas falsch zu machen - was mich auch total wahnsinnig macht.
Ich glaube aber nicht, dass ich Wut auf meine H-Mutter auf sie übertrage. Für mich fühlt es sich eher so an, als hätte meine A-Mutter mich meiner H-Mutter weggenommen und ich deswegen wütend auf sie bin. Mein Kopf weiß natürlich, dass das totaler Quatsch ist, so war es einfach nicht. Aber mein Bauch fühlt eben so... (hm, komisch, sonst gewinnt mein Kopf immer, in diesem Fall wohl nicht). Es geht sogar soweit, - oh Gott, es finde es schon schrecklich sowas zu denken, jetzt schreibe ich es sogar - dass ich denke, es wäre alles viel einfacher, wenn es meine A-Mutter nicht gäbe...
Sie ist einfach auch auf alles und jeden eifersüchtig, natürlich auch auf meine H-Mutter, würde es aber nie zugeben. Wir hatten mal ein gemeinschaftlich gutes Verhältnis. Irgendwann aber fing meine A-Mutter an, gegen meine L-Mutter zu sticheln, die ebenfalls sehr empfindlich und voller Schuldgefühle ist. Da habe ich das sofort unterbunden. Ich habe gesagt, ok, wenn ihr euch sehen wollt, bitte. Aber ohne mich. Ich stehe nur noch für jeden getrennt zur Verfügung.
Einen Satz von meiner A-Mutter den ich besonders hasse ist: "Du bist doch mein ganzes Glück!" Das will ich nicht sein!!! Ich will mein eigenes Glück sein und sie soll sich ihres woanders suchen!
So, für's erste genug ausgekotzt - danke für's "zuhören. Hatte ich schon erwähnt, dass ich obendrein irgendwie sowas wie Schwangerschaftsdepressionen habe?
also das find ich jetzt irgendwie süß, diesen kleinen Nachsatz mit der Schwangerschaftsdepression das verschlimmert natürlich alles. Auf mich wirkt es, als wärest du im Grunde wütend auf die Sache an sich, die Adoption, die dich ja deiner H-Mutter weg genommen hat. Egal wie die Geschichte damals gewesen sein mag, wenn es die Praxis der Adoption nicht gäbe, hätte es vielleicht eine Lösung gegeben, dass du bei deiner leiblichen Mutter hättest bleiben können. Wenn ich mir vorstelle, dass es die Möglichkeit einer Adoption nicht gegeben hätte. Hmmm, da fallen mir ganz andere Wege plötzlich ein. Dafür können natürlich die Adoptionswilligen Paare nichts. Es ist zwar einerseits schon so, dass es ohne Adoptionswillige keine Adoption gäbe, aber wer will Menschen verdenken, dass sie nach allem greifen, was ihnen verspricht, das ersehnte Kind zu bekommen, auch wenns nicht ein leibliches ist. das ist insgesamt ne ganz schön verfahrene Kiste. Ich denke, dass Adoption nur im Falle des Todes der leiblichen Eltern möglich sein sollte. ich glaube selbst im Falle von Misshandlung würde eine Pflege ausreichen. In Fällen, wo keine Aussicht auf eine Wiedereingliederung in die Herkunftsfamilie mehr möglich ist, könnte man über eine Einbenennung nachdenken, also dass ein Kind den Namen der Phlegeeltern bekommt, aber ohne Adoption. Die leibliche Mutter könnte unterschreiben, dass sie danit einverstanden ist und dass sie auch das Aufenthaltsbestimmungsrecht abtritt usw., aber es bleibt gesetzlich ihr Kind. ist nur ne unausgereifte Idee, aber mit entsprechenden gesetzlichen Änderungen und guter Überlegung ließe sich das bestehende System aufheben.
Aber ehrlich, die kinderlosen Paare sind im Prinzip auch irgendwie Opfer
Liebe Paula, verrätst Du uns den Geburtstermin? Pass gut auf Euch auf! Mit Depressionen ist nicht zu spaßen. Das wird schon wieder!!! Ich schließe mich Pino an. Es sind die Gesetze und das Systhem. Deine beiden Mütter sind da leider einfach reingeraten.
Liebe Pino, wieso denkst Du, dass Adoptionen bei Waisenkindern möglich sein sollte? Die haben doch in ihrer Herkunftsfamilie auch noch andere Verwandte. Die darf man doch auch nicht einfach auslöschen. Der Witz in diesem Systhem ist ja, dass Kinder, die misshandelt wurden, deren Eltern das Sorgerecht entzogen bekommen haben, in der Regel gar nicht zur Adoption stehen. Die bringt man in Pflegefamilien unter. Verkehrte Welt!!!
Zitat von BibiBlocksteinLiebe Paula, verrätst Du uns den Geburtstermin? Pass gut auf Euch auf! Mit Depressionen ist nicht zu spaßen. Das wird schon wieder!!! Ich schließe mich Pino an. Es sind die Gesetze und das Systhem. Deine beiden Mütter sind da leider einfach reingeraten.
Hallo Bibi,
na klar. 24. Januar ist Stichtag.
So richtige Depressionen sind es auch gar nicht. Ich bin einfach nur jaulig und ziemlich zart besaitet und das bin ich nicht gewohnt. In meiner ersten Schwangerschaft, die allerdings 10 Jahre her ist, ging es mir so wunderbar, die ganze Zeit und ich war fest davon überzeugt, es würde wieder so werden... Naja, gehört ja gar nicht hier her.