Dein Gefühl des Ausgestoßenseins aus der familiären Gemeinschaft kann ich gut verstehen. Ich versuche mal, einen Grund dafür zu suchen, ob ich damit richtig liege, weiß ich nicht. Glaube auch nicht, dass es am Adoptionsstatus liegt, denn wahrscheinlich war auch Deine Mutter glücklich, als Du zu ihnen kamst, genau wie wir glücklich über unseren Sohn waren und sind. Wenn ich so überlege, was die Ursache für die Distanz sein kann, könnte es vielleicht Deine Krankheit sein, die Du einmal kurz erwähntest? Eventuell kann sie damit nicht umgehen und distanziert sich, weiß nicht, wie sich sich verhalten soll.
Ein Versuch wäre vielleicht, ein Gespräch mit ihr zu führen, ihr zu erklären, dass sie ja Deine Mama ist und Du bei der Therapie unbedingt auch auf ihren Beistand, neben der Hilfe der Angehörigen Deiner eigenen Familie, angewiesen bist. Weil Du unbedingt alles dransetzen möchtest, wieder gesund zu werden und das kann bei Deinem Krankheitsbild am ehesten mit emotionaler Zuwendung aller Dir ganz Nahestehender geschehen.
Welche Beziehung hast Du zu Deinem Adoptiv-Bruder, der ja auch schon erwachsen sein müßte? Vielleicht kannst Du ihn auch mit einbeziehen. Besteht der Kontakt zu Deinem Halbbruder noch? Wie ist Euer Verhältnis?
wenn ihr als Adoptierte: 1. Nie erfahren hättet, dass ihr adoptiert seid? 2. Nie nach euren Wurzeln gesucht hättet? 3. Nie ein Kontakt zur Herkunftsfamilie zustande gekommen wäre?
zu 1. Mir wäre es besser ergangen, wenn man mir von Anfang gesagt hätte: Du bist adoptiert. Ständig waren Bilder in meinem Kopf, Bilder vom Heim, Bilder vom Tag der Abholung. Das alles wurde als Schwachsinn bezeichnet. Ich wurde von meinen A-Eltern nach strich und Faden belogen. Sie tischten mir dann folgende Story auf: Meine A-Mutter musste ins Krankenhaus und mein A-Vater konnte sich nicht frei nehmen, also kam ich für 6 Wochen ins Heim, da sich niemand um mich kümmern konnte. Erst als ich zwölf war rückte mein A-Vater mit der Sprache raus, aber auch nur im Zorn mit den Worten : Wenn du dich nicht endlich anständig benimmst bringen wir dich dahin zurück wo du herkommst ! Bis dahin wurde ich meinen Selbstzweifeln überlassen, dieser inneren Gewissheit nicht hier her zu gehören. Gefühl und Verstand waren ständig in Zwietracht. Kann man noch grausamer sein? zu 2. Da meine Suche erfolglos war und ich nur geblockt wurde, machte sich in mir Hoffnungslosigkeit breit. Ich gabs auf. zu 3. Ich weiß noch nicht wie dieser junge Kontakt sich entwickeln wird. Im Moment liegt mein Universum in Scherben, da ich glaubhaft erzählt bekam, ich sei als Vollwaise adoptiert worden.
Hallo liebe Martina! Vielen Dank für Deine netten Zeilen. Mein Herz sagt nimm wieder Kontakt zu deiner ado mama auf und mein verstand sagt nein.Sie wohnt nur 10 min. zu Fuß von mir entfernt.Ich bin der Meinung ,daß mein nicht leibl. bruder den kontakt nicht möchte.Mir kommt es so vor als wenn er seine Mutter für sich alleine möchte.mein halbbruder wohnt in westdeutschland.wir sehen uns 2 mal im jahr.der ist sehr nett und freut sich ,daß wir uns gefunden haben .erst wußte er ja gar nicht das es mich gibt.hat er von mir erfahren.doch er ist nicht so behütet aufgewachsen ,wie ich. deshalb hat er zu vielen sachen eine andere einstellung.er sagt ,wenn deine mutter nicht will,dann lasse sie doch in ruh.und da trennen uns welten.denn ich liebe meine mutter.doch sie könnte doch auch mal vorbei kommen.warum immer ich?daran sieht man doch ,das sie auch kein intersse an mir hat. den kontakt zu meinen kindern hat sie auch abgebrochen.es tut eben alles so weh und ist so schwer zu verstehen.wieder ein zweites mal verst0ßen.aber deine worte regen mich zum nachdenken an.MfG.Annett.
ich glaube Deine Adoptiveltern wußten oder hatten immer das Gefühl, dass bei Deiner Freigabe zur Adoption irgendetwas nicht freiwillig passierte. Aus Angst Dich zu verlieren tischten sie Dir immer wildere Geschichten auf, um es möglichst lang zu verheimlichen. Als es raus war versuchten sie möglichst wenig von dem zu erzählen was sie wußten, damit ja kein Kontakt zu Deinen leiblichen Eltern entstehen würde. Ich würde mich noch mal an das Amt wenden und wenn die nichts herausgeben fand ich die Idee von Burkhart sehr gut mal den Datenschutzbeauftragten einzuschalten.
bin auf Deine Fragen gestossen. Erneut mache ich mir sehr viel Gedanken über meine Wurzeln, deshalb möchte ich versuchen Deine Fragen zu beantworten.
wenn ihr als Adoptierte: 1. Nie erfahren hättet, dass ihr adoptiert seid? Ja was wäre dann? Bei mir spielt sicher noch die Hautfarbe eine Rolle, den ich bin dunkelhäutig und meine Eltern sind weiss. Somit wäre diese Frage bezüglich der Haufarbe eh aufgekommen. Mein Sohn hat mich dazumal gefragt, weshalb ich eine andere Hautfarbe hätte als sein Grossmutter. Ich weis nicht ob ich glücklicher geworden wäre, wenn ich niemals erfahren hätte das ich adoptiert bin. Ich glaube nicht. Meine Persönlichkeit wäre nicht anders. Ich bin ich, egal mit welchen Wurzeln. All die Fragen was die Herkunft betrifft wären nicht da, all die unbeantworteten Fragen die einen beschäftigen, weshalb und warum... diese Fragen müsste ich dan nicht in meineem Herzen tragen.
2. Nie nach euren Wurzeln gesucht hättet?
Ich bin nach wie vor auf der Suche nach meinen Wurzeln. Während meinen Bemühungen habe ich mich immer wieder gefragt, was wenn ich meine Mutter finde? Lebt sie wohl noch? Denkt sie von Zeit zu Zeit an mich? Habe ich Geschwister? Wie wäre das Gefühl endlich vor der Person zu stehen die ich unbekannterweise in meinem Herzen trage? Was wenn sie mich nicht sehen will? Ich bereue es keine Minute, dass ich mich mit meiner Vergangenheit auseinander setze.
3. Nie ein Kontakt zur Herkunftsfamilie zustande gekommen wäre? Vielleicht habe ich irgendwann das Glück und kann Dir diese Frage beantworten.
Liebe Indio, und alle anderen danke für die offenen Beiträge. Das Thema hat mich sehr beschäftigt und beschäftigt mich immer noch. Vielleicht weil es so ist, wie einige von Euch geschrieben haben: Es ist ein schwieriger Prozess, der viele dunkle Phasen haben kann für alle Beteiligten. Schön, dass hier alle Seiten zusammen kommen. pino
Hallo, liebe Pino, ich habe jetzt erst deine Fragen gelesen. Also wie du ja vielleicht gelesen hast, hat sich bei mir im letzten Jahr einiges ereignet. Aber von Anfang an: Natürlich muss einem Adioptivkind gesagt werden, dass es adoptiert wurde und zwar so früh wie möglich und nicht auf eine blöde Art und Weise wie bei mir und erst mit 15! Ich habe 56 Jahre nicht gesucht, weil ich Angst hatte, was mich erwartet (mangels Aufklärung durch meine A-Eltern, die meine H-Mutter als schlechten Menschen dargestellt haben). Ich bin froh, dass man mich gefunden hat und ich sie endlich kennenlernen durfte. Wie du meiner Geschichte entnehmen kannst, ist das alles nicht so einfach, aber trotz allem Durcheinander, auch in meinem Inneren, geht es mir besser als vorher. Auch mir hilft dieses Forum sehr, es tut gut, wenn es Menschen gibt, die Verständnis für "uns" haben Ganz liebe Grüße Brigitte