ich finde es nur richtig, wenn man im vorfeld der A. seine Lage einschätzen kann. Ich finde es nicht gut, wenn man überrumpelt wird - und keine Gelegenheit mehr hat, sich im Vorfeld damit anzufreunden.
Behinderung ist auch nicht gleich Behinderung. Eine leichte Behinderung (laufen etc.) wäre beispielsweise noch okay gewesen, aber was ist, wenn erheblich mehr Hilfe gebraucht wird. Da hätte ich Bammel, weil ich von Medizin etc. keinen blassen Schimmer habe.
Wenn sich die Behinderung erst später rausstellt, nun dann ist es eben so, und dann geht es auch weiter, man lernt damit umzugehen, sich Hilfe zu holen und wächst daran.
Das mit den Lernschwierigkeiten kenne ich auch gut. Es tut schon weh, zu sehen, daß die Kinder in der nächsten Umgebung/Verwandtschaft alle tolle Noten mitheimbringen, Klassen überspringen und man selbst mit seinem Nachwuchs ein nachmittagfüllendes Übungsprogramm durchexerziert - bei Null-Erfolg. Wenn man sieht, daß teuere Fördermaßnahmen nicht anschlagen - und auf der anderen Seite das Kind so toll Geige vor vollem Saal spielt oder im Sport brillante Leistungen hinlegt (da wird Mutter schon ganz neidisch).
Trotzdem kann ich das Kind nicht abservieren, da muß ich durch und überlegen, was kann ich tun, und ich bin sicher, auch da wird sich ein Weg finden, trotz Enttäuschung etc., und es wird sicher der richtige, selbst wenn wir ihn noch nicht mal ansatzweise sehen (unserer liegt noch in einiger Ferne, im Dunklen, ist von Gestrüpp verdeckt).
Meine Kinder werden immer meine Kinder bleiben, egal was kommt.
Vor einigen Jahren habe ich einen Artikel gelesen, da hat ein nichtbehindertes Ehepaar 2 Kinder mit Down-Syndrom adoptiert, sie wurden bemitleidet, sie sind von Pontius zu Pilatus gerannt, um die Kinder in einer Regelschule anzumelden, was letzten Endes funktioniert hat! Die Kinder sind gut integriert, es läuft zu aller Zufriedenheit, und man sieht ihnen die Behinderung nicht an - sie sind halt das Wagnis eingegangen.
Aber ein Kind weg. Behinderung abzutreiben finde ich nicht richtig, das ist in meinen Augen Mord, hat denn ein Kind mit Behinderung kein Recht zu leben? Die Kinder, die behindert auf die Welt kommen, entscheiden ohnehin, ob sich der Kraftaufwand lohnt zu leben oder nicht und wenn nicht, dann sterben sie. Das ist zwar hart, aber man hat dann nicht selbst über Leben und Tod entschieden.
Also ,das finde ich nun gar nicht !!! Wieso Angriff auf Adoptionsbewerber ??? Ich bin der Meinung alle Adobewerber setzen sich mit dem Problem früher oder später(meist beim ausfüllen der Fragebögen) auch mit diesem Thema auseinander. Zumindest haben wir das auch getan und wir haben auch mit anderen Adobewerbern darüber gesprochen. Warum kann man das nicht mal hier in den Raum stellen ? Ich versteh dein Problem nicht! Und finde deine Reaktion mehr als überzogen, es ist sehr traurig, dass sich "fast" alle hier erst überlegen ob sie schreiben oder nicht, aus Angst nieder gemacht zu werden und das war nicht Ziel dieses Forums!
Lasst uns nun versuchen jede Meinung zwar diskutieren aber auch akzeptieren!
ZitatIch bewundere dich, dass du das so toll mit deinem Sohn geschafft hast und das du es als eine Bereicherung ansiehst kann ich gut nachvollziehen. Ich möchte mein Enkelkind nicht missen, ich liebe ihn sehr. Trotzdem bin ich der Meinung, dass eben nicht alle Adoptiveltern so stark sind und nicht schlecht sind, nur weil sie offen zugeben, dass sie sich dem nicht gewachsen fühlen.
habe erst heute Deinen Beitrag an mich gelesen. Vielen Dank.
Ja, die eine Seite ist, dass die Kinder glücklich und zufrieden aufwachsen, die andere, nicht zu vernachlässigende Seite ist aber auch, dass man selbst Erfahrungen sammelt, die einem bei einem unproblematischen Kind gar nicht zugänglich wären. So schwierig, kräfteraubend und zeitaufwendig eine solche Erziehungsarbeit auch ist, wenn man sie erfolgreich durchstanden hat, war es die schönste Zeit im Leben.
Wir waren am Wochenende zu einem Brunch eingeladen. Da lernten wir eine Familie kennen. Neben ihren beiden leiblichen Söhnen wuschelte da auch ein kleiner, zweijähriger Junge herum. Offensichtlich behindert. Dennoch ein kleiner Strahlemann. Er ist extrem übergewichtig, hat große motorische Probleme, spricht kein Wort, trägt eine Brille mit extrem dicken Gläsern, kann kaum hören.... Dieser kleine Junge machte sich immer auf den Weg zum Buffett und suchte nach Leckereien. Viele Erwachsene - so auch ich - halfen ihm daraufhin, an Schokolade etc. heranzukommen. Seine Eltern kommentierten das mit: "Endlich hat er keine Angst mehr vor Erwachsenen!" und freuten sich. Und sie erzählten, dass es ihr Pflegesohn sei. Er kam im Alter von einem halben Jahr zu ihnen. Damals schwerstbehindert, fast taub und fast blind, keine Anzeichen für eine Vertrauensbildung. Er war in seiner Herkunftsfamilie misshandelt worden. Ich war beeindruckt. Da ich von mir selbst nichts preisgeben wollte, hab ich mich in dem Gespräch zurückgehalten. Am Ende hab ich aber eine Frage gestellt: "Was hat Euch bewogen, ein behindertes Kind aufzunehmen?" Die Mutter - eine äußerst attraktive, gebildete junge Frau - meinte wie selbstveständlich: "Niemand hat ein Recht auf ein gesundes Kind. Wir haben schon zwei. Und Platz im Haus und im Herzen für ein weiteres. Ein niedliches, gesundes Baby möchte jeder adoptieren. Und was ist mit den Behinderten? Sollen die im Heim vor sich hin vegitieren? Schau ihn dir mal an: Er kann inzwischen laufen, er kann etwas sehen und er freut sich seines Lebens! Er ist eine Herausforderung und wir haben sie angenommen. Jeder kann ein gesundes Kind aufnehmen. Dann passiert ein Unfall und es ist genauso behindert wie er hier. Dann gibt man es doch auch nicht wieder zurück oder??? Für uns hat sich diese Frage nie gestellt."
Diese Einstellung hat mich sehr bewegt.
Vielleicht ist das eine Antwort auf deine Frage???
Schöne Geschichte! Über so etwas sollte man viel öfter berichten, als immer nur die negativen Seiten darzustellen, denn so wächst der Mut, sich auch einmal mit Problemen auseinander zu setzen.
Zuerst und aus dem Gefühl heraus möchte man antworten: "Kind ist Kind, immer her damit, es wird geliebt, wie es ist." Aber Adoptiveltern sind eben nicht nur "Gefühlseltern", sondern auch "Kopfeltern". Oberste Prämisse bei einer Adoption ist ja, dass ein stabiles Eltern-Kind-Verhältnis entstehen kann. Es DARF einfach in keinem Fall passieren, dass das Kind ein zweites Mal die elementare Bindung seines Lebens verliert. Insofern sind wir es unseren Adoptivkindern schuldig, keine reine Gefühls-, sondern eine tragbare Kopfentscheidung zu treffen. Mit welcher Behinderung des Kindes können wir aller Voraussicht nach leben? Mit welcher eben nicht?
Wir (persönlich) mussten uns deutlich von unserer ersten Gefühlsantwort verabschieden. Wir haben für uns herausgefunden, dass wir für ein Kind Eltern sein können, das als erwachsener Mensch ein weitgehend eigenständiges Leben führen kann. Das können beispielsweise eine Blinde und ein Rollifahrer, das kann beispielsweise ein schwer FAS-betroffener Mensch nicht. Aufgrund dieser Maxime haben wir dann entschieden.
Ich finde, es ist ein völlig anderer Gedanke, dass unser Adoptivkind einen Unfall haben und schwerbehindert werden könnte. Das hat mit der Grundentscheidung für uns absolut nichts zu tun.