Ihr Lieben, ich denke seit Tagen darüber nach und würde mich über einen Gedankenaustausch besonders mit Adoptiveltern/bewerbern freuen.
Vor der Adoption müßt/mußtet ihr Euch ja Gedanken machen, ob ihr auch ein Kind mit Behinderungen aufnehmen würdet. Ich finde das eine sehr schwere Entscheidung und würde gerne wissen welche Gedanken ihr dazu habt.
Das Thema ist vor allem schwer, da mit dem Begriff Behinderung leichte und schwere Fälle gemeint sein können. Hinzu kommt noch der Begriff "lernbehindert".
Obwohl auch hier keine klare Grenze gezogen werden kann haben wir das Thema in 2 gedankliche Bereiche aufgeteilt: 1) Wenn bei einem Kind eindeutig klar ist, wie und wie schwer es behindert ist, welche Behinderungen würden wir uns zutrauen.
Da muss man sich erst einmal klar drüber werden. Man spielt gedanklich verschieden Fälle durch und versucht eine Linie zu ziehen.
2) Nicht alle Behinderungen sind am Anfang klar ersichtlich. Für uns galt aber immer, wenn wir ein Kind aufnehmen und es stellt sich eine Behinderung heraus, so bleibt es unser Kind. Deswegen beschäftigt man sich auch damit, was z.B. bei einem Säugling getestet und erkannt werden kann. Das Daun-Syndrom ist ja eindeutig zu prüfen und auch bestimmte Krankheiten lassen sich schon früh ausschließen. Ich weiß nicht mehr, ob es HIV oder Hepatitis C war. Irgendetwas läßt sich erst nach Monaten mit einer Blutprobe überprüfen -> Risiko bleibt. Es hängt ja auch davon ab, wie die Geburt war (Sauerstoffmangel): Thema Babyklappe! Wer gibt das Kind ab? Alkohol bei der Mutter ist auch ein Thema. Das ganze Thema wird von der Vermittlungsstelle schon bei der Vorbereitung genau beleuchtet, damit man später im Abschlussgespräch festhalten kann, was in Frage kommt und was nicht. Ich glaube man schaut auch ganz genau hin, was man den einzelnen Paaren wirklich zutraut.
Das ist so in etwas was mir spontan dazu einfällt.
Zitat von FlipperDas ganze Thema wird von der Vermittlungsstelle schon bei der Vorbereitung genau beleuchtet, damit man später im Abschlussgespräch festhalten kann, was in Frage kommt und was nicht. Ich glaube man schaut auch ganz genau hin, was man den einzelnen Paaren wirklich zutraut.
Das ist ein Aspekt. Wie sieht es aber mit der "Anamnese" bei den H-Eltern aus? Wenn ich an den Fall von Paulinas Töchterchen denke, kann ich mir einfach nicht vostellen, dass die vom JA vom Alkoholismus der Mutter nichts wussten. Es ist sogar anzunehmen, dass dieser in direktem Zusammenhang mit der Adoption steht. Ich habe jedenfalls erhebliche Zweifel daran, dass man das nicht wusste. Vielleicht hätte dem kleinen Mädchen viel früher medizinisch geholfen werden können, hätte man es sofort als Risikokind identifiziert. Wenn da wirklich etwas versäumt oder verschwiegen wurde, wäre das in meinen Augen Körperverletzung. Ich finde, auch H-Mütter sollten vor der Freigabe physisch und psychisch ähnlich durch den Wolf gedreht werden wie A-Bewerber. Das hätte erstens den Effekt, dass mehr in den Akten stünde und zweitens, dass manche dann vielleicht etwas intensiver über eine Freigabe nachdenken. LG, Mausi
meine eltern wurden damals (vor 25 jahren) gefragt, ob sie auch ein kind mit behinderung adoptieren würden, was sie bejahten. sie waren eher überrascht, dass ich dann doch "normal" war, zumal ich in einem heim war, welches fast nur behinderte kinder betreute.
wo bleibt eigentlich die gleichstellung mit leiblichen kindern wenn es um behinderte kinder geht? behinderungen sind teil des lebens, eines menschenwürdigen! das aussondieren (was traue ich mir zu?) von menschen wohl eher nicht!
leibliche eltern erfahren erst mit geburt oder wärend der schwangerschaft von der behinderung ihres kindes, haben also nur wenige monate o. wochen zeit, sich darauf einzustellen, lieben und nehmen es trotzdem an wie es ist. möglichkeiten der entlastung, um kraft zu tanken, lassen sich später immer finden. ich glaube einfach nicht, daß sie sich dann noch von ihm trennen könnten und auf eine neue schwangerschaft setzen würden.
a-bewerber mit langen wartezeiten sind in der glücklichen lage, sich schon im vorfeld umfassend über behinderte kinder zu informieren und gedanken darüber zu machen was auf sie zu kommt, welche hilfe sie von außen in anspruch nehmen können. gerade diese kinder brauchen sie am dringendsten!!
Was soll dieses Thema? Bewerber für eine Adoption werden sicherlich über deren Möglichkeiten und Vorstellungen befragt! Was soll das hier? Wer nähere Informationen darüber wünscht kann sich leicht bei http://www.rehakids.de oder http://www.rehatalk.de belesen. In diesem Forum hier ist ein derartiges "Ausschmücken" dieser verantwortungsvollen Aufgabe einfach unangebracht. So langsam bekommt man den Eindruck als würden die Besucher dieses Forums für dumm verkauft und hier existiert eine billige Philosofenschule. Sorry!
Haben Sie sich schon einmal intensiv mit behinderten Menschen beschäftigt und auseinander gesetzt? Wenn man im Internet etwas über Sie sucht findet man auch. Deshalb kann ich Ihnen nur an das Herz legen sich mit der Thematik intensiv zu beschäftigen. Tuen Sie das bevor Sie hier diese Fragen in den Raum werfen!
weder bei den Bewerbungsgesprächen mit den zuständigen JA-Mitarbeitern noch bei unseren Ado-Bewerber-Seminaren (vor über 30 Jahren) wurden wir mit Fragen über die Aufnahme eines behinderten Kindes konfrontiert. Wir bekamen dann ein Risiko-Kind mit der Auflage, zur Überwachung alle 2 Monate zunächst das Kinderkrankenhaus, später eine zwischenzeitlich eingerichtete sozialpädiatrische Einrichtung aufzusuchen. Als tatsächlich Probleme sichtbar wurden, standen die Damen und Herren dort (Ärzt(e)(innen) und Psycholog(en)(innen) hilflos davor und wußten nicht, wie sie damit umgehen sollten. Zwar mußte ich mit dem Kind weiter in Überwachung bleiben, jedoch hatte ich auf eigene Faust Informationen und Erkundigungen eingezogen, die dort stets abwinkend beschieden wurden.
Auch über die leibliche Mutter erhielten wir keine Auskunft. Nachdem sie etliche Monate nach Beginn der Ado-Pflege vom JA abgeholt und zum Notar gebracht wurde, bat ich diese Angestellte 2 Tage später bei einem JA-Termin nach einer Beschreibung dieser Frau. Ihre Antwort: "Ich kann mich nicht mehr erinnern". Später wurde mir klar, dass von ihr etwas vertuscht wurde; was, weiß ich heute noch nicht.
Durch das Aufziehen unseres Sohnes (was mich oftmals vor große Probleme stellte) habe ich unendlich viel gelernt, was ich heute nicht missen möchte. Der größte Gewinn ist die Gewißheit, es lohnt sich, auch oder gerade problembehaftete Kinder aufzuziehen, wenn man das als Lebensschule ansieht und akzeptiert!
ich habe auch lange überlegt, ob ich meine Meinung äußern soll.
Ich finde es eigentlich besser, wenn Adoptionsbewerber, nachdem sie sich lange Gedanken gemacht haben und der Meinung sind, sie fühlen sich nicht stark genug für ein behindertes Kind, dieses auch ehrlich zugeben; das ist doch für das Kind am besten. Gerade Kinder mit Behinderungen, welcher Art auch immer, brauchen besonders viel Liebe und Verständnis.
Ich habe ein leicht behindertes Enkelkind, welches ich über alles liebe und das auch sehr viel Liebe zurück gibt (auf seine Weise). Aber ich weiss auch, das meine Schwiegertochter oft an ihre Grenzen kommt - ich bewundere sie sehr, wie sie es schafft.
Ich weiss, dass jetzt wieder böse Antworten kommen, aber dies ist nun mal meine Meinung.
Ich bewundere dich, dass du das so toll mit deinem Sohn geschafft hast und das du es als eine Bereicherung ansiehst kann ich gut nachvollziehen. Ich möchte mein Enkelkind nicht missen, ich liebe ihn sehr. Trotzdem bin ich der Meinung, dass eben nicht alle Adoptiveltern so stark sind und nicht schlecht sind, nur weil sie offen zugeben, dass sie sich dem nicht gewachsen fühlen.
Wenn man schwanger ist, kommt irgendwann der Zeitpunkt, wo man sich mit dem Thema pränatale Diagnostik auseinandersetzen muss. Zu diesem Zeitpunkt der Schwangerschaft kann man mittels vieler Untersuchungen feststellen, ob man wahrscheinlich ein gesundes oder ein behindertes, ich sage lieber besonderes, Kind bekommt. Als Eltern muss man im Falle einer "schlimmen" Diagnose spätestens an dieser Stelle in sich gehen und überprüfen: Schaffe ich das?? Kann ich ein besonderes Kind mit meinem Leben vereinbaren? Und: Wenn ich es nicht kann, kann ich damit leben das Kind abgetrieben zu haben, oder könnte ich damit leben es abzugeben?? Das alles sind sehr schwierige Fragen für werdende Eltern, und doch muss man sich mit ihnen auseinandersetzen. Auch sollte man sich, bevor man ein Kind bekommt fragen: Was ist, wenn mein Kind nicht nur einsen in der Schule schreibt, was ist wenn es Schulverweigerer wird, falsche Freunde hat, aus dem Ruder läuft, Drogen nimmt, etc.pp.? Komme ich mit solchen Schwierigkeiten klar? Und was ist, wenn mein Kind gesund zur Welt kommt, aber später schwer krank wird, durch einen Unfall, durch Krankheit?
Die gleichen Fragestellungen haben auch Adoptiveltern, mit dem einzigen Unterschied, dass ihr "nein" zu einem besonderen Kind, keine Abtreibung oder Abgabe nach sich zieht.
Ich möchte Euch aus meiner eigenen Erfahrung sagen, dass meine AEltern oftmals im Stillen mit ihrer Entscheidung ein Kind zu adoptieren gehadert haben. Ich war vergleichsweise noch "harmlos", aber mein ABruder hatte als Baby schon Neurodermitis und einen Verdacht auf Hydrocephalus (der sich später zum Glück nicht bestätigt hat). Er hat dann als Kleinkind erst schweres Asthma und später ADHS entwickelt. Hatte eine ausgeprägte Lernstörung und hat sich in der Schule sehr, sehr schwer getan. Ist dann später aufs Internat gekommen weil es zu Hause gar nicht mehr ging und auch da wieder geflogen. Zum Teil hatten meine Eltern Angst um ihr Leben. Mitlerweile ist er erwachsen und hat sich gefangen, lebt ein ganz normales Leben, hat eine Freundin, einen Beruf etc. Hätten meine Eltern damals gewusst was auf sie zukommt, dann hätten sie ihn damals nicht genommen. Sie hätten zeitgleich ein Mädchen haben können, aber weil ich schon da war, wollten sie lieber einen Jungen haben, und haben seine Neurodermitis dafür damals in Kauf genommen. Sie haben ihn immer geliebt, es war immer ihr Kind, und sie lieben ihn auch heute noch...dennoch sind sie/wir echt durch die Hölle gegangen und manch einer hätte das wohl nicht geschafft.
Doch was macht man dann in so einem Fall? Gerade als Adoptiveltern bekommt man dann doch erstrecht einen reingewürgt a la: Du hättest doch kein Kind adoptieren müssen. Viele Adoptiveltern (so auch meine Eltern) haben auch Angst sich Hilfe zu suchen, weil sie Angst haben, dass man ihnen das Kind wieder weg nimmt. Und darin sehe ich eigentlich die größte Gefahr bei der Adoption besonderer Kinder: Dass man damit alleine ist. In einer Pflegefamilie wird die Betreuung durch das JA ja fortgesetzt.
So...jetzt habe ich mich hier genug um Kopf und Kragen geredet...ähh..geschrieben
@Hatzebutzi: Hier hat niemand etwas gegen behinderte Kinder gesagt. Die von Dir erwähnten Seiten sind mir sehr gut bekannt und ich ziehe meinen Hut vor den vielen, vielen Eltern die auf diesen Seiten schreiben. Doch ich denke in diesem Fall bist Du hier fehl am Platze. Es geht nicht darum zu diskutieren ob Behinderte ein Recht auf Leben haben oder nicht liebenswert sind etc. sondern hier geht es um Adoption/Annahme behinderter Kinder, und da hast Du, als nicht von Adoption Betroffener, wohl eher keinen genauen Einblick, oder??
ich finde überhaupt nicht, dass du dich um Kopf und Kragen geschrieben hast. Du hast das viel besser ausgedrückt, was ich sagen wollte und keiner hier zweifelt ja wohl an, das behinderte Kinder genauso ein Recht auf Leben haben wie "normale" Kinder. Wer das behauptet ist m.E. auf Krawall aus und nichts anderes.
Mein Mann und ich sind noch nicht so weit, als Ado-Bewerber, das wir schon ein Gespräch beim JA hatten. Also kann ich nur von uns sprechen, ohne das wir aufgeklärt wurden, wie sich Behinderungen oder sonstige Krankheiten auf die Kinder auswirken. Wir haben für uns beschlossen, kein schwerst behindertes Kind aufzunehmen. Das liegt zum einen an der beschaffenheit unserer Wohnung, als auch daran, das wir es uns nicht zutrauen. Es muß aber auch kein perfektes Kind sein, denn gewisse Dinge trauen wir uns sehr wohl zu. Ich denke nicht, das wir schlechte Menschen sind, wenn wir nicht jedes Kind aufnehmen können und wollen. Wir werden ja auch nicht als heilige angesehen, wenn wir ein krankes Kind aufnehmen. Wollen wir auch nicht.
Wenn wir nun ein Kind bekommen, welches zu Anfang keine großen Auffälligkeiten hat, aber im laufe der Jahre krank wird, bleibt es natürlich unser Kind und soweit wir helfen können, werden wir das tun.
Meine Freundin hat im Laufe der Schwangerschafft erfahren, das ihre Tochter schwer Herzkrank ist. Sie liebt das Kind sehr, aber sie hat auch schon gesagt, wenn sie vorher besser aufgeklärt worden wäre, dann gäbe es die kleine warscheinlich nicht. Die kleine ist jetzt ein Jahr und hat fast die hälfte davon im Krankenhaus verbracht. Sie müssen auch jetzt noch jede Zeit damit rechnen, das das Kind plötzlich nicht mehr atmet und das Herzchen nicht mehr schlägt und die kleine Tod ist.
Ich denke, das es besser ist, wenn man von einer schweren behinderung oder Krankheit weis, das man dann entscheiden kann, ob man sich solch eine Aufgabe zutraut oder nicht.
Ich seh kein Angriff auf Adobewerber! Und Bibi hat es gut geschrieben und verfasst.Da ist nix mit Diskriminirung am Start. Und sogar ich empfand es als ganz normale interessierte Frage an Adoberwerber.Also wirklich.