die Herkunftseltern haben erst einmal ein Ausforschungsverbot. Sie dürfen also nicht auf eigen Faust suchen. Dann bleibt nur noch der Weg zum Jugendamt. Das fällt vielen vielleicht auch schwer.
Zitat von Flipperdie Herkunftseltern haben erst einmal ein Ausforschungsverbot. Sie dürfen also nicht auf eigen Faust suchen.
So ist es zumindest früher gewesen. Ich selbst leide sehr unter dieser restriktiven Vorgehensweise.
ZitatDann bleibt nur noch der Weg zum Jugendamt. Das fällt vielen vielleicht auch schwer.
Das fällt nicht nur schwer, sondern es ist der blanke Horror, wenn einem genau diese Herrschaften Jahre zuvor "verboten" haben, genau das zu tun. Meine Tochter hat mir bereits in ihrem ersten Brief gesagt, dass sie sich "über meinen plötzlichen Wissensdrang doch sehr wundert". Plötzlich!!! Jahrelang hatte ich mit mir gekämpft, ob ich es wagen können, dieses Verbot zu mißachten! Obwohl ich ihr mehfach berichtet habe, wie mir diese "Wissen wollen" ausgetrieben wurde, hat sie mir offenbar nie geglaubt und diese Behördenangst als Desinteresse ausgelegt. Ich denke, wenn man selbst frei und fern ab von gesellschaftlichen Zwängen aufgewachsen ist, knn man sich (zum Glück!) nicht vortsellen, wie es ist, wenn man unterdrückt wird.
Das hätte ich übrigens vor einem Jahr nie für möglich gehalten. Jetzt aber weiß ich, dass so ist. Entsetzlich, was manche selbsternannten Vermittlungsbürokraten für einen Schaden anrichten können.
(1) Tatsachen, die geeignet sind, die Annahme und ihre Umstände aufzudecken, dürfen ohne Zustimmung des Annehmenden und des Kindes nicht offenbart oder ausgeforscht werden, es sei denn, dass besondere Gründe des öffentlichen Interesses dies erfordern.
Dieser Paragraph des BGB ist weiterhin uneingeschränkt in Kraft. Einer eventuellen Kontaktaufnahme müssen sowohl die Annehmenden als auch das Kind ihre Zustimmung erteilen. Eine Altersbeschränkung für das Zustimmungsrecht der Annehmenden ist nicht gegeben. Von der Rechtslage her haben wir H-Eltern nur das Recht beim Jugendamt nachzufragen, ob das adoptierte Kind einen Kontaktwunsch geäussert hat. Kein Jugendamt ist von Amtswegen verpflichtet einen Brief der H-Eltern an das adoptierte Kind weiterzuleiten. Und die Einwilligung der Adoptiveltern ist vom Gesetz her auf jeden Fall erforderlich. Auch iich musste in einem langen Gespräch begründen, weshalb ich den Kontakt zu meiner Tochter suche. Übrigens habe ich auch heute, mehr als drei Jahre danach, noch keine Antwort erhalten.
So wie ich es hier in diesem Forum gelernt habe ,schämen sie sich zutiefst,und können dem Kind nicht in die Augen sehen,und empfinden selbst einen tiefen Schmerz über diese Weggabe/ Wegnahme. Das führt zu traumatischen Verhaltensweisen,die man nicht einfach so abstellen kann,wie eine Uhr ,wo man die Batterien nur rausnehmen muss.Es ist eine Art antrainierte Zwangshandlung,weil sich viele Jahrzehntelang verstecken mussten. Keine Ahnung ,aber so hab ich das nach reiflicher Überlegung gelesen von den Hmüttern/damals wie heute.
wenn ich deine Frage richtig verstanden habe, weiß ich genau, was du meinst und kann dir sagen, was das Problem ist - zumindest bei meiner leiblichen Mutter. Es sind die furchtbaren Schuldgefühle, die sie ständig plagen. Sie sind es, die sie daran hindern, einfach nur mal zu fragen, ob ich auf einen Kaffee vorbeikomme, obwohl wir einen guten Kontakt haben (solange ich ihn pflege). Es sind die Schuldgefühle, die dazu führen, dass sie in Depressionen verfällt und sich sofort völlig zurückzieht, wenn ich in irgendeiner, wenn auch noch so geringer Weise, Kritik an ihr übe. Es sind die Schuldgefühle, die sie dazu bringen, sich vorher telefonisch 10 x zu entschuldigen und nicht mal ganz meine Wohnung zu betreten, wenn sie mir irgendwas vorbeibringen möchte, weil sie befürchtet, sie könnte mich stören...
Sie weiß vom Kopf her, dass das alles total blöd ist, weil wir auch schon häufiger drüber gesprochen haben, aber sie hat einfach viel zu große Angst davor, ich könnte sie ablehnen. Sie ist fest davon überzeugt, dass ich es ihr tief in meinem Herzen doch übel nehme, dass sie mich weggegeben hat.
Fazit ist, wenn ich nicht diejenige wäre, die Treffen etc. initiiert, würden wir vielleicht nur noch hin und wieder telefonieren. Manchmal denke ich, nö, jetzt hab ich keinen Bock mehr, soll sie doch mal "hintern'm Ofen vor kommen". Dann aber wieder weiß ich, dass sie sich total freut, wenn ich einfach mal vorbeischaue oder sie frage, ob wir einen Stadtbummel zusammen machen und tu's...
Aber, ganz ehrlich - oft bin ich es leid, immer und immer wieder zu bestätigen, dass alles in Ordnung ist und sie einfach normal zu mir sein kann - ich finde, dass ist einfach nicht mein Job...
Ich glaube, wir können nichts tun. Sie müssen an sich, an ihrer Geschichte arbeiten. Nur, wenn sie mit sich im Reinen sind, können sie offen auf uns zu gehen.
Das Einzige, was ich manchmal überlege ist: Gebe ich ihr wirklich keine Schuld? Ist ihr Gefühl vielleicht richtig, und ich strahle aus, dass ich ihr nicht verziehen habe, obwohl mein Verstand sie und ihre damalige Situation begreift und ich bewusst keinen Groll hege?
EIN Gespräch würde im Fall meiner Mutter mit Sicherheit nicht helfen. Sie hat einfach zu viel durchgemacht - allem voran der Tod ihre Sohnes, den sie vor mir hatte, behalten hat und der später, nach meiner Adoption, starb. Sie hat schon einiges an Therapien hinter sich und mag einfach nicht mehr, weiß aber auch, dass es noch einiges zu tun gibt...
Warum denn das Lydia ?Ich dachte es liefe es wunderbar.sogar so schön ,dass du wieder rechtliche Tochter sein möchtest ? Gibt es aktuell Probleme,dass du eine Mu-Ki Therapie beginnen möchtest ?
Kein Jugendamt ist von Amtswegen verpflichtet einen Brief der H-Eltern an das adoptierte Kind weiterzuleiten.
Das ist wieder einmal dieser typische Humor von den Gesetzgebern... Es ist einfach eine Sauerei, dass wir Adoptierten, es nicht mehr wert sind, für uns wichtige Infos zu erhalten! Andere Menschen sind es ja anscheinend auch wert.
@ Maus Es hat zwar lange gedauert, aber ich habe den Sinn und Zweck von (Kinder-)Adoption inzwischen begriffen: ein Mensch wird endgültig und absichtlich von seiner Herkunft getrennt, mit der Absicht, die Ursprungsfamilie aus dem Bewußtsein zu löschen. Das jedenfalls, ist die Gesetzeslage.
Wenn man das einmal begriffen hat, wundert einen so manches nicht mehr.
Liebe Pusteblume, so wie es Adoptierte gibt, die die treibende Kraft zu einem guten Kontakt sind, gibt es auch herkunftseltern, die gerne einen Kontakt halten würden, wo dann die Adoptierten abblocken. Dafür gibt es keine Pauschalaussage. Ich z.B. würde so ziemlich alles tun um zu meinem Sohn Kontakt zu haben um ihn besser kennen zu lernen. Doch er blockt (nach einem guten Anfang) nun ab und sagt mir nicht einmal warum. Mir geht es da wie Dir. Ich weiß nicht warum er so reagiert. Ich kann nur phantasieren.
Jeder von euch hier war doch bestimmt schon mal verliebt in seinem Leben oder? Kennt ihr das Gefühl, wenn ihr nicht wisst, ob der andere eure Gefühle erwidern würde? Wie nah kann man kommen, ohne sich lächerlich zu machen. Wird man nicht vielleicht abgelehnt? So unähnlich ist das alles nicht mit dem Aufbau eines Kontaktes zwischen Adoptierten und Herkunftseltern. Von Schuldgefühlen würde ich nicht sprechen, aber von Unsicherheiten. Will der Andere echt unser Alltagsgesicht? ist es denn gut genug? kann man Alltag leben, wenn eine Adoption im Raum steht? Wie ist dieses Kind aufgewachsen? Was hat es über mich gehört? Wie sah es aus? Was liebe ich an ihm über die Blutsverwandschaft hinaus? Kann es mich überhaupt lieben, nachdem es in dieser gutsituierten Familie aufgewachsen ist, wo immer alles zu stimmen schien? Wird sie nicht ihren Adoptiveltern zuliebe den Kontakt zu mir einschränken? Alles Fragen, die nur ein gelebter Alltag beantworten kann, dem wir uns stellen können und zwar von beiden Seiten. Gerade euch Adoptierten hier im Forum danke ich für die ganze Bandbreite an Gedanken und gefühlen, die ihr hier äußert und die mir oft geholfen haben, zu verstehen und Geduld zu haben. Habt ihr die gleiche Geduld mit euren Eltern. Ich wünsch mir manchmal, dass die auch hier wären. pino