Zitat von mausi51ich glaube, genau hierin liegt die Krux, denn die Konstellation Adoptivfamilie ist nun mal nicht "normal", weil es da noch ein anderes, meist total unbekanntes Nest der Kinder gibt. Auch wenn man das bewußt gar nicht will, wird es sicher nicht leicht sein, diese Tatsache immer vor Augen sehen zu wollen.
Das "normale Leben" verstehe ich hauptsächlich auf das äußere Umfeld. In der Schule sind die Kinder eigentlich doch alle gleich. Dann sollten auch alle gleich "normal" behandelt werden. Zumindest wünscht man sich das auch. In der Famile und näheren Umkreis darf das Kind auch gerne nicht "normal" sein. Denn wie Du sagtest, gibt es da ja auch eine wichtige Komponente, die nicht üblich ist (Adoption bzw. Herkunftsfamilie). Das Thema Adoption ist aber auch Privatsache. Das geht erst einmal keinen Lehrer was an. Jedes Kind sollte möglichst selber entscheiden, wieviel es erzählt. Wenn dann aus der Privatsache eine mehr öffentliche Sache wird, dann ist das ja auch nicht schlimm. Ich glaube, dass es den meisten Adoptiveltern kein Problem ist, das Thems "anderes Nest" immer vor Augen zu haben. Man möchhte nur, dass es dem Kind gut geht. Daher der Wunsch etwas Normalität ins Leben zu bekommen. Eltern von behinderten oder auffälligen Kindern wünschen sich ja auch, das das Kind in der Gemeinschaft möglichst "normal" aufgenommen wird.
Meine Meinung: Wenn man dem Kind die Entscheidung, sich selbst "zu outen", überläßt, gibt man ihm ein Stück Selbstbehauptung in die Hand, die ihn stärkt und seinen Status als etwas Besonderes erscheinen läßt, was sich auch auf das weitere Leben auswirken kann. Damit kann bereits das teilweise vorhandene Negativimmage - jedenfalls bei Kindern - nicht so schnell aufkommen, als wenn es den Betreuern von den Eltern des Kindes hinter vorgehaltener Hand ganz vertraulich mitgeteilt wird.
Ich denke auch, es ist gut, wenn das Kind selbst entscheidet, wer was über es wissen soll.
In manchen Situationen ist es sicher unerlässlich, Kindergarten/Schule zu informieren. Aber normalerweise spielen zumindest für kleine Kinder ja ohnehin ganz andere Themen die Hauptrolle (Bagger, verkleiden, Freunde...). Was nicht heißen soll, dass die Herkunft NIE eine Rolle spielt für Kleinkinder, das Thema wird aber meistens erst in der Jugend so richtig aktuell.
Na, und zur "normalen" Familie: Was ist schon normal? Ich schätze, die "normale" (Papa, Mama, Bruder, Schwester) Familie kann ein ziemlich neurotisches Konstrukt sein...
Hängt euch nich an dem Wort "normal" auf, den ja "Petram72" in den Ring geworfen hat - ohne Gänsefüßchen. Wenn ich dieses Adjektiv in diesem Zusammenhang verwende, dann nur bezüglich der Familienkonstellation, und hier ist "normal" eben die biologische Familie. Ich selbst bin mit sieben zum hart umkämpften Scheidungskind geworden, und alleine dieser Umstand hat mir in der Schule (wir lebten nach der Familientrennung auf einem Dorf) große Probleme gemacht. Kinder sind nicht immer nett und nur darauf habe ich hingewiesen. Im Prinzip bin ich auch dafür, dass Kinder so viel wie möglich selbst entscheiden sollen, aber wie sollen sie etwas einschätzen, von dem sie nichts wissen oder gar verstehen? Es ist doch immer das Umfeld, das irgendwann als Störfaktor ins Spiel kommt und hier wird es mitunter richtig gemein. Das habe ich in der Volksschule zur Genüge von einer erzkatholischen Klassenkameradin erfahren, für deren Familie Scheidung "igitt" war. Solche Schmähungen prägen für das ganze Leben und selbst die kleinsten Gemeinheiten vergisst so ein Kind oft nie mehr. Aber wie schon mehrfach gesagt worden ist, kommt das ganz entscheiden auf den Einzelfall an. jede Schule, jede Klasse und jedes Dorf ist anders. Mausi
dann kann man nicht das Kind fragen und entscheiden lassen
nein andere Kinder sind nicht nett, Erwachsene auch nicht
aber auf der anderen Seite prägen sich auch die wenigen positiven Kontakte mit anderen dann besonders tief ein, ist ja nicht so, dass "alles" schlecht ist
Da meine Eltern Lehrer sind und wir, mein Bruder und ich, als wir aus Brasilien geholt wqurde, für mächtig Aufmerksamkeit gesorgt haben, hat sich das informieren wohl erledigt. Mein Bruder und ich sind beide auf die Schule, an der mein Vater arbeitet, gegangen. Aber, mal abgesehen, dass man mir ansieht, dass ich adoptiert bin, sehe ich nicht wirklich einen Grund, die Lehrer zu informieren. Meine Mama als Grundschullehrerin und AM erfährt von den Eltern lediglich, wenn ein Kind eine wirklich einschränkende Erkrankung hat =)
Wenn man offen mit der Adoption umgeht und das in aller erste Linie in Beziehung mit dem eigenen Kind, dann wird es von der Adoption, wenn es möchte oder es überhaupt erheblich ist, selbst erzählen. Ich wusste zB von Anfangan, dass ich adoptiert bin. Meine Mama ist da mit Kinderbücher herangegangen, (ich erinner mich an eins von einer Fuchsmama, die ein anderes Tierbaby gefunden hat und es aufgenommen hat und es behandelt hat, wie die anderen). Ich habe es selber gerne erzählt, dass ich adoptiert bin.
Aber was ich eigentlich sagen möchte, dass eine Adoption ja keine Sache ist, die wie eine Krankheit während des Unterrichts besondere Aufmerksamkeit des Lehrers bedarf. =)
meine Erfahrung ist, dass Kindergärtner/ Grundschullehrer viel einfühlsamer sind mit solchen themen wie Adoption, viel pädagogisch versierter und damit auch kompetenter
Kindergarten, Grundschule hatte ich nie Probleme mit Lehrern, die mich ablehnten
erst am Gymnasium
an der Uni übrigens auch nicht, denn da sind so viele ausländische Studierende und viel anonymer, da war das auch egal
was habt Ihr für Erfahrungen, auch einen Unterschied zwischen Kindergarten / Schule / Schulform?
ansonsten muss ich Viola zustimmen, Adption ist keine ansteckende Krankheit, die aus Sicherheitsgründen und zum Wohl der anderen gemeldet werden muss
Zitat von iPink(ich erinner mich an eins von einer Fuchsmama, die ein anderes Tierbaby gefunden hat und es aufgenommen hat und es behandelt hat, wie die anderen)
Der "Findefuchs" - schöne Geschichte. Ich finde nur Schade, dass die Mutter des Fuchses tot ist. Das passt eben nicht auf uns. Trotzdem mag mein Sohn die Geschichte. Wie hast Du den Findefuchs gesehen. Deine leiblichen Eltern waren vermutlich auch nicht gestorben. Würde mich einfach interessieren.
Zitat von FlipperDer "Findefuchs" - schöne Geschichte. Ich finde nur Schade, dass die Mutter des Fuchses tot ist. Das passt eben nicht auf uns. Trotzdem mag mein Sohn die Geschichte. Wie hast Du den Findefuchs gesehen. Deine leiblichen Eltern waren vermutlich auch nicht gestorben. Würde mich einfach interessieren.
Was ist an dieser Darstellung so ungewöhnlich? In fast allen Ado-KInderbüchern existieren die bio-Eltern nicht oder sind tot. Andere Bücher hätten früher überhaupt keine Chance gehabt, sich am Markt zu etablieren. Mir fällt spontan kein Buch ein, wo das anders wäre. Vermutlich ist das höchstens bei solchen der Fall, wo es um eine Auslandsado geht. Vielleicht kennt jemand eines. Diese Darstellung gehört(e) zu der gelebten Praxis, die Herkunft möglichst systematisch und wirkungsvoll in der Versenkung verschwinden zu lassen.
Zitat von mausi51 Diese Darstellung gehört(e) zu der gelebten Praxis, die Herkunft möglichst systematisch und wirkungsvoll in der Versenkung verschwinden zu lassen.
Und vermutlich dem Kind ein Gefühl der Dankbarkeit abzulocken, dass es jetzt kein Waise ist, sondern neue Eltern hat.
Völlig wertfrei - war nur mein erster Gedanke zu Deinem Satz
Zitat von iPink(ich erinner mich an eins von einer Fuchsmama, die ein anderes Tierbaby gefunden hat und es aufgenommen hat und es behandelt hat, wie die anderen)
Der "Findefuchs" - schöne Geschichte. Ich finde nur Schade, dass die Mutter des Fuchses tot ist. Das passt eben nicht auf uns. Trotzdem mag mein Sohn die Geschichte. Wie hast Du den Findefuchs gesehen. Deine leiblichen Eltern waren vermutlich auch nicht gestorben. Würde mich einfach interessieren.
Flipper
nicht gestorben, aber auch nicht wirklich erreichbar. und in dem Alter heißt weit weg, wirklich noch weit weg =) meine Mama sagt zumindest, dass ich das Buch sehr gerne immer wieder hören wollte. Der wichtigste Teil ist ja auch die neue Familie
Cornelia ... das stimmt doch nicht. Es gibt auch andere Bücher, wo die Eltern nicht tot sind. Wenn Du mit den etablierten Kinerbüchern nicht zufrieden bist, gibt es nur einen Ausweg .... dann mal ran ans Schreiben!
Zitat von FlipperCornelia ... das stimmt doch nicht. Es gibt auch andere Bücher, wo die Eltern nicht tot sind. Wenn Du mit den etablierten Kinerbüchern nicht zufrieden bist, gibt es nur einen Ausweg .... dann mal ran ans Schreiben!
Flipper
Ich habe die Ankunft meines A-Kindes in Form einer Geschichte über ein Bärenpaar, welches Mama und Papa wurden, geschrieben und illustriert.