Nachdem meine Neugier nicht mehr auszuhalten war, bin ich das Telefonbuch durchgegangen und habe meine leibliche Oma dort gefunden. Mit ihr habe ich dann den Kontakt aufgenommen.
Um ehrlich zu sein, hätte ich gar nicht gewusst, wohin ich mich hätte wenden können. Das Jugendamt ist mir überhaupt nicht mehr in den Sinn gekommen, da ich von denen (meiner Ansicht nach) sowieso bereits alles erfahren habe.
Meine Suche begann im Juni 2006 - ich war gerade 25 geworden. Ich habe mir meine Abstammungsurkunde schicken lassen, da ich bis dato den Namen meiner leibl. Mutter nicht kannte. Dass ich adoptiert bin, wusste ich schon seit meinem 4. oder 5. Lebensjahr.
Dass ich nicht schon vorher gesucht habe, hatte vor allem den Grund, dass ich stets das Gefühl hatte, meine A-Eltern damit zu verletzen. Im Laufe der Zeit überwog mein Bedürfnis, meine Herkunft zu ergründen aber dieses Gefühl.
Nach einigen Tagen Schriftverkehr mit verscheidenen Ämtern, wurde mir mitgeteilt, dass meine Mutter 1997 verstorben war.
Das hat mich sehr enttäuscht und das tut es nach wie vor. Es ist ein sehr deprimierendes Gefühl, wenn man sich aufmacht, um die eigene Mutter endlich kennenzulernen und dann findet man sich einige Wochen später auf einem Friedhof wieder und liest dort ihren Namen.
Ich habe inzwischen Kontakt zur Schwester meiner Mutter aufgenommen und mich einmal mit ihr getroffen. Sie hat mir Bilder meiner Mutter gezeigt und mir ein wenig von ihr erzählt. Allerdings hat mich dieses Treffen eher befremdet. Die Erzählungen über meine leibl. Mutetr waren sehr oberflächlich und konnten mir kein rechtes Bild vermitteln.
Inzwischen ist der Kontakt zur Schwester meiner Mutter eingeschlafen, obwohl ich ihr einen Brief geschrieben und sie zweimal angerufen habe, meldet sie sich nicht mehr. Ich möchte ihr aber auch nicht hinterherlaufen, wenn sie keinen Kontakt möchte.
Glücklicherweise hatte die Schwester meiner Mutter in unserem Gespräch einen Verdacht geäußert, wer mein Vater sein könnte. Ich habe die Telefonnummer dieses Mannes herausgesucht, ihn angerufen und mich unter einem Vorwand mit ihm getroffen, um mit ihm allein (er hat inzwischen Familie) sprechen zu können. Wir waren uns sofort sympathisch und ich habe ihn sachte mit meinem Verdacht konfrontiert.
Wir haben uns nach einiger Bedenkzeit zu einem Test entschlossen. Und es stellte sich heraus, dass er wirklich mein Vater ist. Meine Mutter hatte ihm nicht erzählt, dass sie schwanger war, als sie sich trennten, vielleicht wusste sie es zum Zeitpunkt der Trennung aber auch noch nicht.
Heute ruft er alle zwei bis drei Wochen an und wir unterhalten uns. Wenn ich in der Nähe bin, besuche ich ihn zu Hause. Seine Familie hat diese Neuigkeit nach anfänglichem Schock sehr gut aufgenommen und seine heutige Frau, (die er zum Zeitpunkt meiner Zeugung noch gar nicht kannte) ist mir gegenüber sehr aufgeschlossen und freundlich!
Darüber bin ich sehr froh. Auch von ihm kann ich leider aber nicht besonders viel über meine Mutter erfahren, da die beiden keine besonders lange Beziehung miteinander hatten.
Hallo Studentin, es tut mir sehr leid, daß Du Deine Mutter nicht mehr kennen lernen konntest, und auch sonst nur so wenig über sie in Erfahrung bringen konntest. Hast Du denn ein Foto von ihr gesehen?
Den Abschnitt mit Deinem Vater finde ich aber richtig klasse!!! Das er den Vaterschaftstest gemacht hat, rechne ich ihm hoch an!
Zitat von BibiBlocksteinHallo Studentin, es tut mir sehr leid, daß Du Deine Mutter nicht mehr kennen lernen konntest, und auch sonst nur so wenig über sie in Erfahrung bringen konntest. Hast Du denn ein Foto von ihr gesehen?
Den Abschnitt mit Deinem Vater finde ich aber richtig klasse!!! Das er den Vaterschaftstest gemacht hat, rechne ich ihm hoch an!
Liebe Grüße, Bianka
Hi BibiBlockstein,
ja, ich konnte sogar Fotos von ihr mitnehmen (abfotografiert). Eine kleine Kopie davon trage ich (im Handy) auch ständig bei mir. Wir sehen uns wirklich ähnlich!
Das stimmt, ich rechne es meinem Vater auch sehr hoch an, dass er den Test gemacht hat und dass er jetzt so toll damit umgeht! Wir telefonieren und sehen uns ab und zu. Wir wohnen ziemlich weit entfernt voneinander, deshalb dauert es recht lang, bis sich unsere Beziehung fortentwickelt, aber gut Ding will nun mal Weile haben.
Ich bedaure es ein wenig, dass er mir nicht so besonders viel über meine Mutter erzählen kann, aber ich bin trozdem super froh, dass er mich nicht ablehnt, sondern total nett und offen ist. Auch von seiner Frau finde ich es eine total tolle Reaktion!
Ich bin sehr gespannt, wie sich die Beziehung zu ihm entwickeln wird. Ich fände es sehr schade, wenn es irgendwann einschlafen würde. Meinetwegen könnte es sich ruhig intensivieren, aber das ist schwierig - so lange ich zum Studium noch in der Ferne bin. Also abwarten.
ja, meine Adoptiveltern wissen von der Suche. Sie haben an der Nachricht vom Tod meiner leibl. Mutter auch Anteil genommen. Aber als ich meinen (lebenden) Vater gefunden hatte waren sie eher kurz angebunden. Ich habe ihnen ein Foto von ihm gezeigt, sie haben es sich angesehen und sind dann wieder zur Tagesordnung übergegangen.
Seit dem haben sie mich nicht mehr darauf angesprochen. Das hat mich ehrlich gesagt sehr enttäuscht. Vor allem mein Adoptivvater gibt mir das Gefühl, als wolle er von meiner Suche nicht wirklich etwas wissen. Ich habe immer den Anschein, es ist ihm unangenehm. Meine A-Mutter hingegen versucht manchmal das Thema anzusprechen, bislang leider nur in ungünstigen Situationen.
Ich habe vor, demnächst (in einem ruhigen Moment) mal mit beiden zu sprechen und ihnen zu sagen, dass ich die Haltung meines Vaters enttäuschend finde.
Mein leibl. Vater äußert manchmal, dass er meine Eltern gerne kennenlernen würde, aber nur wenn die das auch möchten.
Ich habe ihm schon gesagt, dass ich nicht glaube, dass sie dazu bereit wären. Ich könnte mir vorstellen, dass meine A-Mutter einem treffen sogar zustimmen würde. Mein A-Vater hingegen würde es - denke ich - strikt ablehnen.
Ich finde diese Haltung meines A-Vaters verletzend, denn er will sich mit einem existentiellen Teil meines Lebens nicht beschäftigen.
Liebe Studentin, kann es sein, daß Dein A.Vater eine Konkurenz in Deinem H.Vater sieht? Schließlich war er allein Jahrelang Dein Vater. Jetzt muß er Dich teilen. Ich stelle mir das schwer vor. Als ich die A.Eltern meines Sohnes kennenlernte, ging es dem A.Vater sichtlich schlecht, als ich sagte, daß ich den leiblichen Vater sehr wohl kenne (habe bei der Adoption angegeben "Vater unbekannt". Es schien ein Problem zu sein. Nicht nur für den A.Vater, sondern auch die SA und die A.Mutter waren ziemlich entsetzt, zu erfahren, daß ich den H.Vater doch kenne.
Eifersucht ist nicht die Angst jemanden zu verlieren, sondern die Angst jemanden teilen zu müssen!
Zitat von BibiBlocksteinHallo Luna, wie war es denn, als Du Deine Oma gefunden hast? Seid ihr Euch Sympatisch? Habt ihr noch Kontakt? Wie ging es dann weiter?
Liebe Grüße, Bianka
Meine Oma zu finden, war für mich eine Erleichterung. So konnte ich endlich einer Spur zu meiner Vergangenheit folgen und mehr über mich und meine leibliche Mutter erfahren.
Wir verstehen uns recht gut, obwohl uns zwei Generationen voneinander trennen. Ab und zu telefonieren wir miteinander und besuchen tue ich sie so 1 bis 2 mal im Jahr.
Es ist für mich belastend. Ich habe ständig das Gefühl, dass ich sie an ihre "Mausi" erinnere. Wir sehen uns ziemlich ähnlich. Das habe ich festgestellt, als sie mir ein Foto gezeigt hat, wo sie in meinem Alter war. Kein Zweifel: Sie war meine definitiv meine Mutter !!!
Wie es weiter ging ??? Wir hatten circa 2 Jahre intensiven Kontakt. Mit regelmäßigen Besuchen und so weiter ... Das hat mich seelisch überfordert und ich habe die Chance genutzt nach der Beendigung meiner Lehre, die Stadt zu wechseln. Vier Jahre hat es gedauert, bis ich (meiner Meinung nach) wieder so stabil war, dass ich den Kontakt wieder aufnehmen konnte. Allerdings stand außerdem die Frage: Weiß sie eventuell etwas über meinen Erzeuger ???
Mittlerweile besteht, wie gesagt, dieser lose Kontakt. Mehr will ich aber auch gar nicht. Und mehr kann ich auch nicht.
Hi Brigitte, das ist gut möglich! Ich denke, auch das ist ein Thema, welches nach Aufklärung schreit. Ich habe damals ja nicht mal gesagt "Vater unbekannt". Ich habe gesagt, daß ich den Namen nicht nennen KANN. Und sie schrieben es so in die Akten. Ich erinnere mich, daß ich gefragt wurde, ob es auf Seiten des H.Vaters, und dessen Familie Erbkrankheiten gab. Worauf ich noch antwortete, daß die Mutter des H.Vaters Unterleibskrebs hatte. Leider weiß ich noch nicht, was in den Akten steht. :-(
Zitat von BibiBlocksteinLiebe Studentin, kann es sein, daß Dein A.Vater eine Konkurenz in Deinem H.Vater sieht? Schließlich war er allein Jahrelang Dein Vater. Jetzt muß er Dich teilen. Ich stelle mir das schwer vor. Als ich die A.Eltern meines Sohnes kennenlernte, ging es dem A.Vater sichtlich schlecht, als ich sagte, daß ich den leiblichen Vater sehr wohl kenne (habe bei der Adoption angegeben "Vater unbekannt". Es schien ein Problem zu sein. Nicht nur für den A.Vater, sondern auch die SA und die A.Mutter waren ziemlich entsetzt, zu erfahren, daß ich den H.Vater doch kenne.
Eifersucht ist nicht die Angst jemanden zu verlieren, sondern die Angst jemanden teilen zu müssen!
Liebe Grüße, Bianka
Hi BibiBlockstein,
ja, davon gehe ich auch aus. Ich denke, ich muss in einem klärenden Gespräch mit meinen A-Eltern mal deutlich machen, dass es keinen Grund zu solcher Eifersucht gibt und dass mich das trotzige Verhalten meines A-Vaters viel mehr von ihm entfernt! Ich halte das ehrlich gesagt für eine typisch chauvinistische Einstellung. Von meiner A-Mutter denke ich, dass sie meiner leibl. Mutter gegenüber offener gewesen wäre.
Ich habe in den letzten Wochen auch erfahren, dass meine A-Eltern nach meiner Adoption vor allem deshalb weggezogen sind, weil es ihnen vom JA geraten wurde und sie Angst hatten, ich würde eines Tages meiner Mutter mal auf der Straße begegnen und wir würden uns erkennen (ihre Angst war nicht ganz unbegründet, denn wie ich auf einem Foto meiner Mutter sehen konnte, auf dem sie ungefähr in meinem Alter ist - sehen/sahen wir uns wirklich sehr ähnlich - ähnlich wie bei Luna!)
Früher wurde mir dieser Umzug immer anders verkauft (es hätte vor allem mit dem Job meines A-Vaters zu tun gehabt, etc.).
Ich habe auch erst jetzt (nachdem ich meine Abstammungsurkunde erhalten hatte und meine Eltern mit dem Namen meiner leibl. Mutter konfrontiert habe) erfahren, dass meine Eltern den Namen kannten. Vorher hatte ich aus unseren Gesprächen immer den Einfruck sie wüssten den Namen nicht. Sie haben ihn nie von sich aus erwähnt und auch die Infos über die Lebensumstände meiner leibl. Mutter haben sie mir nie etwas erzählt, obwohl ich nun nach meiner Suche von meinen A-Eltern erfahren habe, dass sie einige Infos von der Sachbearbeiterin im JA bekommen haben. Die deckten sich dann auch alle mit den Infos, die ich mir mühsam zusammengesucht habe.
Auf meiner Suche habe ich einige sehr kooperative Menschen getroffen, die mir entgegen der üblichen Gepflogenheiten Auskünfte über die Lebens- und Todesumstände meiner Mutter gegeben haben.
Einige Standes- und Einwohnermeldeamtsmitabeiter und Pfarrer haben mir da echt sehr weitergeholfen. Und auch wenn man manchmal auf Leute trifft, die überhaupt kein Verständnis dafür haben, warum ein Adoptierter Infos über seine Herkunft haben möchte, lasst Euch nicht entmutigen, liebe Adoptierte!
Zitat von Luna Meine Oma zu finden, war für mich eine Erleichterung. So konnte ich endlich einer Spur zu meiner Vergangenheit folgen und mehr über mich und meine leibliche Mutter erfahren.
Wir verstehen uns recht gut, obwohl uns zwei Generationen voneinander trennen. Ab und zu telefonieren wir miteinander und besuchen tue ich sie so 1 bis 2 mal im Jahr.
Es ist für mich belastend. Ich habe ständig das Gefühl, dass ich sie an ihre "Mausi" erinnere. Wir sehen uns ziemlich ähnlich. Das habe ich festgestellt, als sie mir ein Foto gezeigt hat, wo sie in meinem Alter war. Kein Zweifel: Sie war meine definitiv meine Mutter !!!
Wie es weiter ging ??? Wir hatten circa 2 Jahre intensiven Kontakt. Mit regelmäßigen Besuchen und so weiter ... Das hat mich seelisch überfordert und ich habe die Chance genutzt nach der Beendigung meiner Lehre, die Stadt zu wechseln. Vier Jahre hat es gedauert, bis ich (meiner Meinung nach) wieder so stabil war, dass ich den Kontakt wieder aufnehmen konnte. Allerdings stand außerdem die Frage: Weiß sie eventuell etwas über meinen Erzeuger ???
Mittlerweile besteht, wie gesagt, dieser lose Kontakt. Mehr will ich aber auch gar nicht. Und mehr kann ich auch nicht.
Hi Luna,
mich würde interessieren, ob Deine Oma wusste, dass Du geboren und freigegeben wurdest. In der Familie meiner leibl. Mutter, die auch bereits verstorben ist, behauptet jeder (Stiefvater und Schwester meiner leibl. Mutter), sie hätten nichts von der Schwangerschaft und einer Adoption gemerkt und gewusst. Zwar lebte meine Mutter damals schon in einer eigenen Wohnung, doch empfinde ich der Schwester und dem Stiefvater meiner Mutter gegenüber da ein klein wenig Misstrauen, ob sie wirklich nichts wussten.
Die Schwester meiner leibl. Mutter hat mir erzählt, meine Mutter hätte ihr dann so ca. zwei/drei Jahre nach meiner Geburt davon erzählt, dass sie mich bekommen und zur Adoption freigegeben hätte. Nach erstem Erstaunen hätte sie dann nach mir gefragt, aber meine Mutter hätte darauf geantwortet, dass sie nicht darüber sprechen wolle. Das kommt mir alles irgendwie spanisch vor.
Daher würde es mich interessieren, ob in der Familie Deiner leibl. Mutter Deine Geburt bekannt war. Hoffe, das ist nicht zu indiskret.
Hi Studentin, die Frage war zwar an Luna gerichtet, aber ich würde als H.Mutter hir auch gerne erzählen wie es bei mir war/wäre.
Meine Schwangerschaft wurde von mir, und meiner Familie/Umfeld komplett verschwiegen. Alle machten sich vor, daß nicht sein kann, was nicht sein darf/soll. Wäre ich also gestorben, und mein Sohn hätte sich bei meiner Mutter gemeldet, gehe ich jede Wette ein, sie hätte auch behauptet nichts gewußt zu haben! Diese Verdrängungsmechanismen funktionieren gut!
Zitat von BibiBlocksteinHi Studentin, die Frage war zwar an Luna gerichtet, aber ich würde als H.Mutter hir auch gerne erzählen wie es bei mir war/wäre.
Meine Schwangerschaft wurde von mir, und meiner Familie/Umfeld komplett verschwiegen. Alle machten sich vor, daß nicht sein kann, was nicht sein darf/soll. Wäre ich also gestorben, und mein Sohn hätte sich bei meiner Mutter gemeldet, gehe ich jede Wette ein, sie hätte auch behauptet nichts gewußt zu haben! Diese Verdrängungsmechanismen funktionieren gut!
Hi BibiBlockstein,
ja, klar - alle sollen sich natürlich an der Diskussion beteiligen, die Frage sollte nicht ausschließlich an Luna gemeint sein. Danke für die Antwort.
Ich hab es aber leider nicht ganz verstanden, glaube ich: Also Du hattest Deiner Mutter damals erzählt, dass Du schwanger bist? Und hat sie mit Dir über Adoption gesprochen/Dich darauf gebracht?