Ich finde es gut, dass Eure SozA ehrlich war und sich noch etwas Zeit läßt, Deinen Mann einzuschätzen. Vielleicht hätte sie das Abschlussgespräch noch ein bisschen aufschieben sollen, bis sie sich ein besseres Bild gemacht hat, dann würdet Ihr Euch vielleicht nicht so fühlen, als ob Ihr "noch keinen Schritt weiter seid". Hat sie Deinem Mann denn Orientierungspunkte gegeben, hinsichtlich einem weiteren Gespräch?
"Alle anderen wollen auch ein Kleinkind" - diese Anmerkung verstehe ich nicht ganz.
na das würde mich aber auch interessieren wie es weitergeht. was sollte ein zukünftiger Vater denn mitbringen oder wie sollte er denn sein? Hat eure SA den Eindruck, dass du adoptieren möchtest und dein mann dir nur einen Gefallen tun will? Ihr habt doch alle Gespräche hinter euch und bestimmt zig Formulare ausgefüllt. Ziemlich unverständlich was eure SA mit euch macht. Habt ihr denn noch mal nachgehakt`?
wir standen ab dem Tag des Abschlussgesprächs auf der Liste als potenzielle Kandidaten. Vier Monate sind eine verdammt lange Zeit und erwecken bei mir den Eindruck, dass sie massiv daran zweifeln, dass dein Mann die Adoption wirklich will. Vielleicht kannst du ja telefonisch noch einmal nachhaken? Vielleicht erklärt sie dir ja, wie sie zu dem Eindruck kommt? Nur so kannst du das mit deinem Mann besprechen. Mit solchen Andeutungen kommt man ja nicht weiter.
Uns hatte man das auch gesagt und gleich getröstet, dass es zu einer Rückführung doch in den seltensten Fällen komme und es da auch Wege gäbe. Man habe mit der Zeit auch Rechte erworben.... Mit all dem, GENAU dem möchten mein Mann und ich aber nichts zu tun haben. So ein Kampf ums Kind ist übel und was ist dann für das Kind das Beste? Gibt man das Kind zurück, kann es einem Vorwürfe machen und wenn nicht, auch.
Zitat von HelenaMit all dem, GENAU dem möchten mein Mann und ich aber nichts zu tun haben. So ein Kampf ums Kind ist übel und was ist dann für das Kind das Beste?
Zu einem Kampf kann es nur kommen, wenn die Wunscheltern nicht Loslassen können (siehe hierzu den verheerenden Fall DeBoer in den USA).
Du musst das einmal so sehen:
Früher kamen die Kinder, bei denen bereits bei der Geburt feststand, dass sie höchstwahrscheinlich zur Adoption kommen, erst einmal in eine dreimonatige Bereitschaftspflege. Dort konnten sie sowohl von den bio-Eltern als auch den potentiellen Ado-Eltern besucht werden. Diese Frist war die Mindestbedenkzeit für eine endgültige Freigabeentscheidung bio-Eltern! Eine Frist, die so wichtig für das weitere Leben der Kinder und ihrer biologischen Eltern ist. Meiner Meinung nach war das die vernünftigste Lösung, denn hier waren die Folgeschäden auf alle Schultern gleich verteilt.
Später wurde die Frist auf acht Wochen reduziert. Das Argument für die "neue" Vorgehensweise war, dass das Kind größte psychische Schäden erleiden würde, wenn man es hin-und-her zerren würde; es brauche ja unbedingt sofort feste und vor allem die "richtigen" Bezugspersonen. Auch das ist schon lange umstritten und nicht wenige Fachleute wünschten heute, es wäre nie so weit gekommen.
Für die Wunscheltern hat das eigentlich mehr Nachteile als Vorteile gebracht, denn nun können sie "ihr" Kind oft bereits aus dem Wochenbett mitnehmen, haben aber täglich Angst, dass das Telefon klingelt. Der psychische Stress, der dadurch nun entsteht, muss unerträglich sein, denn mit jedem neuen Tag wächst das Kind mehr in die Familie hinein. Ein Kind, das noch nicht einmal freigeben ist!! So kommen dann so abenteuerliche Gedanken zustande, dass man bio-Eltern in Foren beschimpft, wenn sie ihr Kind doch nicht freigeben wollen. Da wird schnell mal davon geredet, dass das egoistisch sei und man könne nicht wie Kühlschränke behandeln, für die man sich mal entscheidet oder auch nicht. Hier die Größe zu haben, das lieb gewonnene Baby wieder ziehen zu lassen, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, aber ich wette, dazu sind noch nicht einmal 5 Prozent der Wunscheltern in der Lage. Die Gründe dürften jedem klar sein.
Durch die Hintertür wurde mit der neuen Vorgehensweise zweierlei erreicht:
1. Eine echte Entscheidungszeit für die bio-Seite erheblich erschwert - z. B. dadurch, dass nun die Hemmschwelle, sein Kind sehen zu wollen, fast unüberbrückbar wurde. Den neutralen Boden gibt es nicht mehr.
2. Wenn die Freigabeentscheidung doch länger dauert, als zunächst erwartet, wird nicht selten nun das Argument, dass sich das Kind ja inzwischen so an die neuen Eltern gewöhnt hätten, aus der Trickkiste geholt! Hier sind sich manche Familiengerichte nicht zu schade, dem Missbrauch Vorschub zu leisten. Da werden bis heute Kinder voreilig und vorsätzlich ihren bio-Eltern entfremdet.
Ist das Zufall oder hat man das nicht bedacht? Nein, ganz bestimmt nicht!
ZitatGibt man das Kind zurück, kann es einem Vorwürfe machen und wenn nicht, auch.
Das ist ein ganz perfides und sehr beliebtes Märchen, das nur von Igoranten am Leben erhalten wird. Auch hier möge man sich mit dem Fall DeBoer beschäftigen, der geradezu ein Paradebeispiel:
Hier wurde der fatale Fehler gemacht, dass man einem kinderlosen Paar ein Kind zu früh ins Haus gab, dessen leiblicher Vater von der Mutter falsch angeben wurde. Als sie gleich danach das Gewissen plagte, ging sie sofort zu den Behörden, sagte, dass sie sich geirrt hat und machte die Freigabeentscheidung rückgängig. Das Kind wurde von den Behörden wieder eingefordert, damit erst einmal seine wahre Herkunft geklärt werden kann. Das wollten die potentiellen Ado-Eltern aber nicht haben, denn ihnen war klar, dass sie das Kind höchstwahrscheinlich wieder abgeben müssen. Mit den windigsten Mitteln (z. B. eine Blutabnahme wäre für ein so kleines Kind ein Gesundheitsrisiko!!) und diversen Anwälten haben sie jahrelang die Herausgabe verhindert. Am Ende haben sie doch verloren. Was das noch mit Liebe zum Kind zu tun haben soll, ist mir schleierhaft. Für mich ist das höchstgradig krankhaft.
Helena, woher hast Du denn all diese Ansichten, die man so häufig in Deinen Beiträgen finden kann? Das meine ich wirklich ernst. Es sind teilweise Totschlagargumente, die einzig dem Zweck dienen, sich und anderen Adoption schön zu malen.
ich möchte dir da widersprechen, da ich im Moment einige Adoptionen hautnah erlebe, inklusive unserer eigenen und daher die Sache etwas anders sehe. 1. Es gibt immer noch Jugendämter, die nach dem von dir beschriebenen Verfahren vorgehen und die Kinder erst von Pflegefamilien betreuen lassen. Andere, wie unseres, geben die Kinder direkt in die potentiellen A-Familien, aber mit dem klaren Hinweis, dass es eine Rückführung geben kann. Ich finde letzteres Verfahren für die Kinder wesentlich besser. 2. In den Fällen, die ich hier bei uns mitbekommen habe, wollten die H-Mütter die Kinder überhaupt nicht sehen. Gegen den ausdrücklichen Wunsch der A-Eltern wollten sie keinerlei Kontakt zu dem Kind, was ich auch nachvollziehen kann, wenn jemand so eine Entscheidung getroffen hat. Sie waren psychisch dazu gar nicht in der Lage. 3. In den Fällen, in denen nicht klar ist, ob die Mutter das Kind auf lange Sicht behalten möchte und es nur im Moment nicht kann oder es zur Adoption freigeben will, werden die Kinder in Pflegefamilien untergebracht.
Wir haben unser Kind direkt aus dem Krankenhaus abgeholt und ich bin sehr dankbar dafür, auch wenn die Unsicherheit natürlich quälend ist. Als Ado-Mutter muss ich da eben durch, denn ich bin der festen Überzeugung, dass die ersten Wochen und Monate sehr wichtig für die Bindung eines Kindes ist und dass das nicht ohne Not geopfert werden sollte, indem es in eine Familie kommt, die das Kind auf keinen Fall behält. Die Ungewissheit muss ich als Ado-Mutter aushalten und das wird auch im Vorfeld in den Seminaren thematisiert.
Die Frauen, die sich für eine Adoption entschieden haben und die dann ihr Kind in den ersten Wochen ständig besuchen, um ihre Entscheidung zu überdenken, die gab es in den Fällen, die ich hier beobachte, nicht.
Die ersten Monate sind für die Bindung eines Kindes sehr entscheidend, da scheint sich die Forschung recht einig zu sein und was passiert, wenn ein Kind gar keine Bindung hat - weder an die A-, noch an die H-Familie kann man in diesem Forum ja bei sehr vielen Adoptierten lesen. Dagegen diejenigen, die eine gute Bindung an die A-Familie haben, dort Geborgenheit erfahren, können wesentlich freier auf die H-Suche gehen, da sie dort nicht die Bindung suchen, die ihnen die A-Familie nicht geben konnte.
Das Argument, dass sich H-Eltern nicht trauen, Kontakt zu dem Kind zu halten, weil es schon bei seinen A-Eltern lebt, halte ich für nicht überzeugend oder zumindest nicht stark genug, um den Nachteil aufzuwiegen, dass das Kind zu einem erneuten Abbruch gezwungen wird, nämlich den Bruch von den Pflegeeltern. Davon abgesehen habe diese H-Eltern vermutlich dann auch genauso wenig die Stärke, das Kind bei Pflegeeltern zu besuchen.
Bei den H-Müttern hier, denen früher die Kinder regelrecht abeschwätzt wurden, kann ich den Standpunkt verstehen, aber er passt meiner Ansicht nicht zur heutigen Adoptionspraxis. Wie mir ein Bekannter sagte, der im Jugendamt arbeitet: Die Mütter, die sich heute beraten lassen, behalten sehr häufig ihr Kind, bei denen, die es zur Adoption freigeben, gibt es gute Gründe dafür.
Zitat von HelenaMit all dem, GENAU dem möchten mein Mann und ich aber nichts zu tun haben. So ein Kampf ums Kind ist übel und was ist dann für das Kind das Beste?
Zu einem Kampf kann es nur kommen, wenn die Wunscheltern nicht Loslassen können .
Auch ich verstehe deine Ausführungen nicht so ganz, Helena hat doch ihre Ausführungen auf die Dauerpflege bezogen und nicht auf Adoptionen. Und ich kann ihre Empörung verstehen, wenn das Jugendamt einem Paar das sich für eine Adoption entschieden hat versucht eine Pflegeschaft schmackhaft zu machen. Und natürlich kann das Kind ja zurückgeführt werden - das ist ja ein erwünschtes Ziel der Pflege. Die Pflege erfordert ja auch professionelles Handel. Und der Wunsch eine Familie zu gründen und professionell zu handeln (Vertragsfamilie) ist, wenn überhaupt, sehr sehr schwer zu realisieren. Grüße Bilyboy
aber letztendich läuft es doch auf das Gleiche hinaus:
Das Kind wird offenbar nicht um seiner selbst Willen aufgenommen und (möglicherweise nur vorübergehend) gehegt, sondern nur unter der Prämisse, dass es endgültig in die eigene Obhut übergeht. Herausreden tut man sich mit dem Argument, dass es einem sonst das Herz breche. Das ist natürlich auch eine Aussage, oder mit krasseren Worten ausgedrückt: soll es lieber irgendwo bleiben wo es nicht so optimal versorgt ist, als dass wir leiden müssten.
Eigenartig ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass an anderer Stelle zwar Konsens darüber besteht, dass die Unterbringung in einer Pflegeeinrichtung Schaden bringt, hier offenbar aber nicht mehr relevant ist.
Soweit ich weiß, werden keine Kinder zu Ado-Anwärtern gegeben, wo die Wahrscheinlichkeit, dass sie bleiben können, nicht sehr hoch ist.
So pauschal kann man das nicht sehen. Wir haben ein Findelkind und haben es von Anfang an bei uns gehabt. Wir mussten also damit rechnen, dass die Mutter jeden Moment wieder kommt und das war für uns auch in Ordnung so. Die Mutter hat sich (leider) bis heute nicht gemeldet, aber auch wenn sie sich gemeldet hätte und wenn sie das Kind zurückbekommen hätte (was in den ersten Tagen sehr wahrscheinlich gewesen wäre und auch schon vorgekommen ist) dann wäre das für uns auch ok gewesen. Dann hätte es so sein sollen.
DU kannst das. Dir würde ich sogar zutrauen, dass Du, zwar sicher mit sehr schwerem Herzen, auch ein Kind beherbergt hättest, wo die Wahrscheinlichkeit der Rückführung auch sonst höher gewesen wäre, weil Du weißt, auch das ist ein gute Tat und wäre dem Kind sehr zu Gute gekommen
Wer eine Dauerpflege mit einer denkbaren Rückführung nicht ertragen kann, sollte dringend die Finger davon lassen. Es ist keine Schande und niemand hat das Recht, diese Menschen als Versager an den Pranger zu stellen.
Was hat das mit "Versagen" zu tun? Für mich sagt das nur etwas über die Bereitschaft aus, einem Kind helfen zu wollen. Wer das auch kann, selbst wenn das Kind nicht in die Familie übergeht, hat meine Hochachtung. Das ist eine Grundeinstellung und keine Eigenschaft oder Fähigkeit
Zitat von mausi51Für mich sagt das nur etwas über die Bereitschaft aus, einem Kind helfen zu wollen. Wer das auch kann, selbst wenn das Kind nicht in die Familie übergeht, hat meine Hochachtung. Das ist eine Grundeinstellung und keine Eigenschaft oder Fähigkeit
Es ist als Nicht-Betroffener leicht, eine derartige Leidensbereitschaft einzufordern. Die "Grundeinstellungen" helfen bei der hochemotionalen Angelegenheit einer Rückführung nur bedingt weiter. Was nützt es, wenn die Adoptiveltern in spe anschließend selbst beim Therapeuten sitzen? Besser gleich einschätzen, was man sich nicht zumuten kann. Verzicht auf Hochachtung inklusive.
So richtig kann man sich das wohl erst vorstellen, wie man bei einer Rückführung reagiert, wenn man die Situation erlebt hat, glaube ich. Meine Gedanken dazu waren immer: Wenn sich eine Mutter meldet, die in einer psychischen Ausnahmesituation war und sich deshalb nicht um ihr Kind kümmern konnte, die aber eigentlich eine liebevolle Mutter ist, dann hätte ich damit nicht so ein großes Problem gehabt, da es mich getröstet hätte, dass das Kind bei seiner Familie leben kann und es ihm gut geht. Unerträglich hätte ich es aber empfunden, wenn ich selbst die Situation der H-Familie sehr negativ erlebt hätte und das Gefühl gehabt hätte, ich schicke das Kind in ein Umfled, das ihm absolut nicht gut tut und kann nichts dagegen tun...