Hallo Zusammen! Wir haben uns auch rein für die Adoption beworben. Für uns spielt hauptsächlich der Gedanke eine Rolle, dass wir uns emotional an ein Kind binden und wir es vielleicht wieder "verlieren". Ich persönlich stelle mir vor, dass es für Eltern, die bereits Kinder haben, emotional gesehen "einfacher" ist, die Verantwortung wieder abzugeben. Obwohl es mit Sicherheit für NIEMANDEN einfach ist!
Möchtet ihr ausschließlich nur ein Neugeborenes adoptieren?
Ich meine die Adoptionsdiktatur. Zu denken, man rette Kinder vor Armut, dabei gehöre ich hier auch zu der Unterschicht. Zu denken, man rette Kinder vor einem Heimaufenthalt, dabei war ich auch im Heim.
"Adoptionsdiktatur" - welch ein interessanter Begriff. Ich finde, es wird allgemein immer mit solch bedeutungsschwangeren Begriffen umhergeschmissen, deren Sinn bzw. Inhalt man sich eigentlich gar nicht bewusst ist. Soll heißen, Maus, du bist mir eine Erklärung schuldig.
Zu der Sache mit den Schichten (ob es jetzt von Vorteil ist, in Schichten zu denken, sei mal dahingestellt): Wie kommt es, dass du dich hierzulande, bist du doch adoptiert worden, zur Unterschicht zählst? Eigenes "Verschulden"? Oder war das der Status deiner Adoptiveltern? Von sowas habe ich bis jetzt noch nicht gehört. Meine Adoptiveltern und ich zählen uns zur Mittelschicht, sie sind beide Akademiker. Meine leiblichen Eltern höchstwahrscheinlich arbeitslos und ohne Ausbildung, bei ihnen hätte ich keine Perspektive gehabt. Ich glaube, ich befürchte, man kann sie zur Unterschicht zählen, obwohl meine leibliche Mutter aus gutem bürgerlichen Haus stammte. Tragisch.
Ich bin total gegen das Schichtendenken! Wieso sollte man keine Chancen haben, nur weil die Eltern arbeitslos sind? Daran liegt es nicht, sondern an den Problemen, die die menschen zermürben. Es gibt auch viele Studenten, deren Eltern geputzt haben oder am Fließband standen. Wer Geld hat, aber keinen Bock zu lernen, macht auch nicht den tollen Abschluss. Wenn wir von Schichten reden, stecken wir uns zu früh in Schubladen.
Da gebe ich dir recht, Helena. Wie gesagt, ob Schichtendenken nun sinnvoll sei, sei mal dahingestellt. Es ging mir vielmehr ums Prinzip. Ich denke, bei dem Begriff Unterschicht können wir uns alle etwas vorstellen. Wie gesagt, die Gründe bzw. was dazu geführt hat, mal unberücksichtigt. Leider, leider ist es in diesem Land nun meistens so, dass dieses Klischee, "der Apfel fällt nicht weit vom Stamm", zutrifft. Das hat gar nichts mit Genetik oder Biologie oder so zu tun, wie vielleicht ein gewisser Herr Sarrazin (kein Kommentar) argumentieren würde, um Gottes Willen, sondern vielmehr damit, dass die Kinder von Menschen mit geringerem Bildungsstand und geringerem Einkommen nach wie vor viel zu wenig Chancen haben bzw. schon als Kinder vernachlässigt werden. In einem solchen Milieu kann sich natürlich kein Kind vernünftig entwickeln. Aber ... mir fällt gerade auf, das ist eine ganz andere Debatte. Was ich jedoch oft erlebt habe: Kinder, die von ihren sozial benachteiligten Müttern als Säuglinge zur Adoption freigegeben wurden und bei mehr oder weniger wohlhabenden Adoptiveltern aufwuchsen, waren später im Leben, ganz im Gegenteil zu ihren, bei den leiblichen Eltern aufgewachsenen Geschwistern, beruflich und schulisch erfolgreicher und meistens auch die einzigen aus der Familie mit einem halbwegs vernünftigen Bildungsabschluss. Mag sein, es gibt immer wieder Ausnahmen. Das waren nur meine Gedanken zu dem Thema.
Da hast Du recht und da muss viel mehr getan werden um Eltern mit weniger Bildung aufzuklären und deren Kinder zu unterstützen, aber da ist der Staat gefragt!
Das ist richtig und meiner Meinung nach endlich mal ein respektabler Grund, auf Vater Staat einzudreschen! Ohne Rücksicht auf Verluste, sozusagen. Nein, ich mache nur Spaß. Aber das ist wirklich ein ernstes Thema! Und wer Adoption generell und in sämtlichen Fällen ablehnt, der hat da was verpasst. Natürlich gibt es Alternativen ... aber, ich bin mal so frei, zu verallgemeinern, und sage: In den allermeisten Fällen kann sozial benachteiligten Kindern, um die sich die Eltern temporär oder auch langfristig nicht kümmern können, bzgl. den Chancen was Bildung, Beruf etc. angeht, durch Adoption geholfen werden. Das soll jetzt kein Argument für Adoption sein, aber durchaus ein recht angenehmer Nebeneffekt.
Zitat von HelenaDas stimmt, das ist auch ein Grund, warum ein Kind nicht im Heim leben soll. Auch die persönliche Liebe braucht das Kind
Ich wundere mich, wie sehr meine Kinder uns wiederspiegeln, wie sie miteinander umgehen beim Vater-Mutter-Kind spielen. Wenn sie schimpfen, dann höre ich mich, die Betonung, die Körperhaltung, manchmal muß ich schlucken.
Aber wenn ich sehe, wie rührend sie sich um ihre Puppen kümmern, dann hoffe ich, daß unsere Liebe auch wirklich bei ihnen angekommen ist.
Heute hat sie ihre Puppe geboren, mal sehen, was das bedeutet.